24 - Lila Wolken

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"Wollen mehr sein,

mehr sein als nur ein Moment."

(Marteria - Lila Wolken)

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Das Abendessen verlief normal, außer den Fakt, dass Robin mich öfters anschaute als sonst. Ich versuchte seine Blicke ein wenig zu ignorieren und nicht die ganze Zeit zu ihm zu schauen, da sich unser Essen sonst wahrscheinlich sehr in die Länge gezogen hätte. Wenn er nicht zu mir schaute, dann schweiften seine Blicke zu Jonas, der sich wie sonst auch viel mit den anderen unterhielt. Dachte er darüber nach, warum wir gerade eben zusammen aus der Kabine gekommen waren? Es gab keinen Grund dafür, aber ich an seiner Stelle würde da sicherlich auch darüber nachdenken und mir unnötigerweise den Kopf deswegen zerbrechen. Also nahm ich mir vor Robin nach dem Abendessen zu zeigen, dass er sich keine Sorgen machen musste. Das Gespräch mit Jonas hatte mir endlich Klarheit gegeben. Ich konnte meine Gefühle zulassen, denn alles was Jonas gesagt hatte, war vollkommen richtig. Es würde nicht klappen nur Freunde zu bleiben. Ich bezweifelte sogar, dass wir nach der Kreuzfahrt in Kontakt bleiben würden, weil ich immer wieder zu unsicher wäre, was denn nun zwischen uns war.

Manchmal würde ich gerne Gedanken lesen können. Gerade in diesem Moment und auf der gesamten Kreuzfahrt wäre es vermutlich einfacher gewesen, wenn ich wissen würde, was Robin gerade dachte. Würde er irgendwann auf mich zukommen oder musste ich den ersten Schritt machen? Ich hatte ihn mittlerweile schon mehrmals mehr oder weniger zurückgewiesen und ich wusste nicht ob er noch einmal versuchen würde mir näher zu kommen. Spätestens nachdem er seit gestern von mir irgendwo in die Friendzone gesteckt wurden ist, wäre es nachvollziehbar, wenn er versuchen würde sich etwas von mir zu distanzieren. Ich schaute zu ihm rüber. Seine Blicke lagen weiterhin auf mir und auch als er bemerkte, dass ich ihn nun auch zu ihm sah, schaute er nicht weg. Für einen kurzen Moment schenkte ich ihm ein kleines Lächeln, welches er erwiderte, dann schaute ich wieder auf meine Spaghetti Napoli hinunter und aß weiter bevor mein Essen noch kalt werden würde. Ich war mir so gut wie im Klaren darüber, dass ich den ersten Schritt machen musste. Auch wenn ich kaum Zweifel daran hatte, dass er die Gefühle nicht erwiderte oder mich abweisen würde, so flogen die Gedanken trotzdem in meinem Kopf herum und meine Schüchternheit würde es nicht besser machen. Grundsätzlich war ich ja gar nicht so schüchtern, aber in so Situationen dann eben doch. 

Als wir unser Abendessen aufgegessen hatten, beschlossen wir den Abend auf der Bar an Deck ausklingen zu lassen. Die Sonne schien noch fast mit voller Kraft und auch wenn es nicht sonderlich warm war, so war es doch ganz angenehm, zumindest mit dickem Pullover und einem Shirt darunter. Wir verbrachten einige Zeit an der Bar, tranken den einen oder anderen Cocktail und redeten im hellen Schein der Abendsonne, die sich auf der Meeresoberfläche spiegelte. Bis auf einen Pina Colada verzichtete ich heute auf Alkohol und trank dann nur noch alkoholfreie Cocktails. Morgen früh war wieder ein Landtag und ich hatte aus dem Abend in der Bar gelernt. Tatsächlich blieb der Alkohol heute Abend aber allgemein in Maßen und wir genossen einfach die schönen Momente an Deck, nachdem das Wetter die letzten Tage nicht so mitgespielt hatte. Das Zeitgefühl verlor ich mal wieder komplett, da auch die Sonne dem Horizont nicht näher zu kommen schien.

„Schaut mal, die Wolke sieht aus wie eine Schnecke!" Ennie zeigte hoch zu einer der kleinen weißen Wolken, die nahe am Horizont am Himmel vorbeizog. „Du hast eindeutig zu viel getrunken." Aaron lachte und wuschelte seiner Freundin durch die Haare, aber Ennie ließ das nicht auf sich sitzen und konterte zurück. „Oder du bist einfach ein Spaßverderber." „Ich hätte jetzt nicht an eine Schnecke gedacht, aber ich war auch gerade am Überlegen was das sein könnte." Finja lächelte und Ennie hielt ihr die Hand hin in die Finja dann einschlug. „Ich bin dafür, dass wir zum Sonnendeck gehen, uns dort auf eine Liege legen und Wolken beobachten." Ennie schaute erwartungsvoll in die Runde, woraufhin Aaron nur mit den Schultern zuckte. Und tatsächlich setzte sich Ennies Vorschlag durch. Wir tranken unsere Getränke aus und gingen dann an der Arena vorbei um zu den Sonnenliegen zu kommen. Angesichts der kalten Temperaturen und der späten Uhrzeit war kein einziger anderer Gast hier und wir hatten alle Liegen für uns. Ennie ließ sich auf eine gelbe Liege fallen und legte sich auf den Rücken um in den Himmel zu schauen. Ich legte mich neben sie auf eine blaue Liege. Zwar war sie nicht total bequem, aber schon recht angenehm um eine Weile darauf zu liegen. Bei Kreuzfahrten in warmen Gebieten ließ sich hier bestimmt ein schöner Tag verbringen, bei dem die Sonne einen bräunen und wärmen konnte. Dazu würde es heute aber nicht kommen, denn ich blieb im warmen Pullover versteckt um nicht zu frieren. Auch wenn es jetzt nicht der optimale Zeitpunkt war um auf den Sonnenliegen zu liegen so gefiel mir die Idee doch wirklich gut, da sie einfach etwas außergewöhnlich war. Wer außer uns legte sich am späten Abend bei maximal fünfzehn Grad auf die Sonnenliegen und schaute ihn die Wolken?

„Darf ich mich neben dich legen?" Robins Stimme weckte mich aus den Gedanken und ich drehte mich zu ihm um, denn bis gerade eben hatte ich mich zu Ennie gedreht und nicht wie sie, auf dem Rücken gelegen. „Äh, ja, natürlich." Es wunderte mich, dass Robin nachfragte, ob er sich neben mich legen konnte, aber ich freute mich darüber, dass er sich zu mir legen wollte. Scheinbar hatte ihn die Situation heute Abend doch nicht ganz abgeschreckt. „Und was siehst du in der Wolke da?" Ich deutete auf eine der Wolken, die aussah wie ein Blatt eines Baumes. Die Wolke zog fast genau über unseren Köpfen entlang und glänzte im Schein der Sonne. Robin schien zu überlegen mit was er die Wolke vergleichen wollte. „Wie ein Herz?" Robins Antwort überraschte mich und daher brauchte ich ein paar Momente um eine passende Antwort zu finden. Nicht die Antwort an sich verwunderte mich, sondern wieder der Kontext. War es Absicht, dass er das Herz nannte oder interpretierte nun ich zu viel in seine Aussage hinein? Während es ein paar Momente still zwischen uns war, hörte ich wie Ennie und Finja sich im Hintergrund unterhielten. Jedoch konnte ich so nebenbei nicht ganz raushören, worüber sie redeten. Also schaute ich nochmal zur Wolke hoch und überlegte. Robin hatte schon Recht, sie sah auch aus wie ein Herz. So unterschiedlich sehen Herzen und Blätter immerhin auch in echt nicht aus. „Ja, stimmt auch." Ich drehte mich zu ihm um und abermals trafen sich unsere Blicke. „Schon, oder?" Ich nickte.

„Darf ich dich was fragen?" Robin schaute mit einem Blick zu mir, den ich nicht wirklich deuten konnte. Jedoch wirkte er ziemlich ernst und ein wenig verunsichert auf mich. „Ja klar." „Ich will nicht irgendwie aufdringlich sein oder so. Ist ja alles deine Entscheidung, aber warum warst du mit Jonas vorhin alleine in der Kabine?" Ich hatte fast damit gerechnet, dass er mich früher oder später auf das Thema ansprechen würde und ich musste mir irgendetwas ausdenken. Immerhin konnte ich ja schlecht erzählen, dass wir uns stundenlang über ihn und meine Gefühle für ihn unterhalten hatten. „Du musst es mir nicht sagen, wie gesagt, mir soll es egal sein, was zwischen euch ist, aber ich hatte mich nur etwas gewundert." Ich schüttelte den Kopf und da ich merkte, dass es ihm doch nicht so egal war, wie er gerade behauptete, antwortete ich ihm dann bevor er noch etwas hinzufügen konnte. „Aaron und Ennie hatten gefragt ob die beide was machen können und wir wussten nicht was wir tun sollten, also haben wir uns einfach etwas unterhalten. Nichts besonders." Eigentlich log ich nicht, ich ließ nur ein paar Details weg. Ich wollte ihn auch gar nicht anlügen, aber ich konnte ihm nicht die Wahrheit sagen. „Gut."

Ich schaute ihn fragend an, aber er bestätigte erneut, dass es ihm nicht egal war. Sonst hätte er gar nicht danach gefragt. „Gut?" Robin zuckte mit den Schultern. „Ich meine, es ist ja deine Sache was du machst, aber ja, keine Ahnung. Egal." Ich merkte wie unangenehm ihm die Situation war und darum setzte ich jetzt meinen Vorsatz um, ein bisschen auf ihn zuzukommen. „Du weißt, wie viel du mir bedeutest?" Ich zitierte bewusst seinen Satz von dem Abend, als wir zusammen im Whirlpool saßen und er schien es zu bemerken, denn er sagte exakt das, was ich geantwortet hatte. „Ich denke schon." Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus und auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Für einen Moment dachte ich an den Abend im Whirlpool zurück und ich wünschte mir, er würde mich berühren und wir würden uns näherkommen, wie an jenem Abend Im Hintergrund näherte sich mittlerweile tatsächlich die Sonne doch dem Horizont und verfärbte den Himmel rot-rosa. Auch die Wasseroberfläche wurde langsam farbenfroher, genau wie die kleinen Wolken, die vorhin unser Gesprächsthema waren. Nun waren sie lila und rosafarben und nicht mehr so strahlend weiß wie vorhin.

„Sieht schön aus, oder?" Ich nickte Robin zu. Er wusste, dass ich Sonnenaufgänge und Untergänge liebte. Als wir zusammen waren, hatten wir uns so oft zusammen nach draußen gesetzt und einfach den Sonnenuntergang beobachtet. Sein Zimmer war mit einer kleinen Dachterrasse verbunden, auf der eine Hollywoodschaukel stand und wir hatten viele Abende gemeinsam dort verbracht. Ich wusste nicht warum ich gerade daran zurückdachte, ich hatte schon lange nicht mehr daran erinnert, aber gerade kamen mir die Bilder wieder in den Sinn. Ich würde am liebsten wieder zu einem dieser Momente zurückspringen, wenn wir dort saßen, er seinen Arm um mich gelegt hatte und mir dann einen sanften Kuss auf die Stirn gab. „Freust du dich auf morgen?" Ich wendete meinen Blick wieder vom Horizont ab und schaute Robin an, der mir gerade die Frage gestellt hatte. „Ja, ich freue mich auf den Landausflug. Ich bin zwar total gerne hier an Deck, aber ich liebe es jeden Tag eine neue Stadt zu sehen und zu erkunden." Robin nickte mir zustimmend zu. „Sehe ich ganz genauso. Ich würde total gerne nochmal eine Kreuzfahrt machen irgendwann." „Ja, genau. Wohin soll es gehen?" Robin zuckte mit den Schultern. „Mit den richtigen Menschen wird jeder Urlaub toll, egal wo die Reise hingeht." Dann zwinkerte er mir zu.

War sein Zwinkern eine Andeutung? Die letzten beiden Reisen die ich gemacht hatte, waren bisher die besten, aber auch die kompliziertesten und beides hatte etwas mit Robin zu tun. Aber ich war keines Wegs abgeneigt mit ihm nochmal in den Urlaub zufahren und eigentlich hoffte ich, dass diese Kreuzfahrt nicht der letzte Urlaub mit ihm war. Noch immer sah ich Robin an und nachdem er kurz seinen Blick durch die Gegend schweifen lassen hatte, trafen sich unsere Blicke wieder. Im gefärbten Licht des Sonnenuntergangs glitzerten seine Augen und jedes Mal wenn ich ihn so ansah verstand ich, warum ich mich immer wieder in seinen Augen verlor. Vom ersten Moment an waren seine Augen das gewesen, was mir an ihm aufgefallen war. Seine Augen strahlten so viel Wärme und Freude aus und irgendwie fühlte ich mich gleich viel wohler, wenn ich ihn so ansah. Ich fand es oft unangenehm lange Blickkontakt zu halten, aber diesen Gedanken hatte ich noch nie, wenn ich in Robins Augen schaute. Und das war nur eine Kleinigkeit, die ihn für mich so besonders machten. Einen kurzen Moment lang schweiften meine Blicke zu seinen Lippen ab und ich hielt für einen Augenblick inne. Nach dem Gespräch mit Jonas hatten sich meine Gefühle so manifestiert und ich war mir so sicher geworden, dass ich ihn gerade am liebsten küssen wollte. Aber gerade war nicht der richtige Zeitpunkt, wenn ich mich das trauen würde, dann wenn wir alleine waren und die anderen nicht um uns herum auf den Liegen lagen. Zwar hatte ich die anderen um uns herum komplett ausgeblendet in den letzten Momenten, aber trotzdem schien mir das nicht passend.

Ich war ziemlich verblüfft wie viel intensiver meine Gefühle seit heute Nachmittag waren. Ich wollte sie nicht mehr unterdrücken, wie ich es die Tage zuvor gemacht hatte. Jonas hatte mir irgendwie die Augen geöffnet und jetzt musste ich nur noch einen guten Zeitpunkt finden, um Robin nach und nach wieder näher zu kommen. Vielleicht würde auch er merken, dass er doch nicht in der Friendzone steckt und wir würden wieder zueinander finden. Das hoffte ich zumindest, denn spätestens seit dem Gespräch heute Nachmittag merkte ich wie wichtig er mir eigentlich war. Gefühlt alles was ich Monate lang versucht hatte zu unterdrücken, kam nun nach und nach wieder auf und ich musste zugeben, dass es sich tatsächlich besser anfühlte als gedacht, seinen Gedanken, Wünschen und Hoffnungen freien Lauf zu lassen. Außerdem war ich glücklich darüber, dass Robin noch immer versuchte meine Nähe zu suchen und immer wieder kleine Andeutungen aussprach, wenn ich nun nicht zu viel in die Situation interpretierte. Scheinbar hatte er uns noch immer nicht aufgegeben und das nach all dem was zwischen uns passiert war. Jonas muss richtig gelegen haben, als er mir erklärt hatte, wie viel ich Robin bedeutete.

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