Kapitel 1

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Grummelnd schlurfte ich die Orwellstraße entlang. »Strafarbeit in Mathe, eine Seite Englischhausaufgaben, ein Bild fertig malen und Lateinvokabeln lernen...«, zählte ich mürrisch die Hausaufgaben von Heute auf. Nur den Deutsch Abschreibtext ließ ich aus. Nicht das es freiwillig wäre, oder so, nein, es machte mir einfach einen riesen Spaß den Text abzuschreiben. Noch besser war, es ging um mein Lieblingsbuch, nämlich: Flora - Für ihr Herz!

Ja, ich heiße auch Flora, und gerade deswegen mag ich das Buch besonders.

Beinahe hätte ich die Abbiegung verpasst. In letzter Sekunde wich ich einem gelben VW-Bus aus.
jetzt war ich wieder komplett Realität angekommen und schaute mich im Oskar-Wilde-Weg  um, als würde ich das erste mal - was natürlich nicht stimmte, es war gefühlt das tausendste Mal - entlanggehen. Der Herbst war nun in voller Pracht da. Ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht, als die bunten Blätter sachte von den Bäumen herab schwebten. »Rot, braun, gelb, beige, grün, violett...«, zählte ich die Farben auf, die mir auffielen. Ja, auch ein rot-violettes Blatt landete direkt vor meinen Füßen. Bei dem wunderbaren Anblick war ich stehengeblieben, sonst wäre ich womöglich noch gegen einen Mülleimer gelaufen. Von den grauen Dingern standen hier, nahe am Oskar-Wilde-Park, viele herum. Langsam hob ich das Blatt auf.

»He Schwester, aus der Bahn - Marzipan!«, schrie in dem Moment eine mir nur zu bekannte Stimme. Refleksartig drückte ich das Blatt an meinen Körper. Mein Bruder zischte in Höchstgeschwindigkeit auf seinem Roller an mir vorbei. Direkt hinter ihm fuhr sein bester Freund Neo, neben dem wiederum Noah flitzte. Wenn die ›drei Ganoven‹ oder auch ›L.N.N.‹ - so nannten sie sich - nicht gerade durch die Nachbarschaft sausten, waren sie eigentlich ganz okay. Vor allem Noah hatte ich ins Herz geschlossen. »He Luka!«, rief ich jetzt meinem Bruder(-herz) hinterher, »du hast was vergessen.« »Träum weiter.«, kam es nicht sehr freundlich zurück, »Alter Trick!« »Na, dann nicht«, murmelte ich und hob seine Sporttasche vom Boden auf und ging auch noch mit einem ›Polizei-Sportbeutel‹ nach Hause.

Auf dem Weg kam ich auch noch am Michael-Ende-Waldfriedhof vorbei. Ich mochte es um die Gräber zu laufen und mir die Namen anzuschauen. Heute fiel mir ein Grab besonders auf. »Nolan Flerue...«, enzifferte ich die von Moos überwachsene und verwitterte Schrift. »Ah!«, erschrocken taumelte ich zurück. Ich hieß Flora Flerue. Als ich auf den Geburtstagsdatum schaute sackte ich auf die Knie. Nolan war im gleichen Jahr, im gleichen Monat und am gleichen Tag wie ich geboren. Dem Datum nach hatte er auf den Tag genau vier Jahre gelebt. Genau die Zeit, an die ich mich nicht erinnern konnte. Ich keuchte auf. War dies mein Zwillingsbruder? Und wenn ja, warum hatte ich keine Erinnerungen an ihn?

»Alles okay, junge Dame?«, fragte in dem Moment eine raue, aber freundliche Männerstimme. Erschrocken drehte ich mich um. Ein älterer Mann, so um die siebzig, stand auf seinen Stock gestützt vor mir und betrachtete mich aus seinen erdbraunen Augen, die durch die große Brille noch größer wirkten, als sie es schon waren. »Äh,...ja, alles okay,...ich...nur...«, stotterte ich, stand mühsam auf und klopfte mir die Erdkrümel von der Hose. »Ich glaub, ich muss jetzt gehen...«, fasste ich einen halbwegs guten Satz zusammen, schnappte mir meine Schultasche, meinen Sportbeutel und - nicht zu vergessen - den von meinem Dusselbruder Luka. »Tschüss!«

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