Kurzgeschichte "Wasser"

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Hallo liebe sweet_predator,

hier ist meine Kurzgeschichte zum Thema "Wasser". Los geht's

~•~

Des Meeres Forderung

Einst vor langer Zeit, lebten die Menschen noch im Einklang mit der Natur und nahmen nur das, was diese ihnen gab.
Doch eine lange Dürre brachte sie an den Rand der Verzweiflung. Ihre Seen trockneten aus, sodass sie auf den sandigen Grund blickten. Die Pflanzen, die sie einst mit Beeren und Blättern versorgte, verwelkten zusehends, sodass auch diese Nahrungsquelle versiegte.
Dadurch hatten die Tiere nichts zu fressen und es war nur eine Frage der Zeit, dass sie und auch die Menschen in der segenden Hitze sterben würden.

Deswegen wandten sich die Menschen dem Meer zu, von dem sie sich zuvor fernhielten.
Tosende Wellen, die sich wie Monster gen Himmel erheben und eine endlos erscheinende dunkle Tiefe.
Es war eine fremde Welt und sie machte ihnen Angst.

Doch durch das Sterben der Natur, die sich wie eine Mutter um sie gekümmert hatte, ihnen Essen und Schutz gab, blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich dem zu nähren, was sie so arg ängstigte.
All die Menschen versammelten sich am Strand, blickten auf das stürmische Meer hinaus und sie knieten vor ihm nieder.
Baten, flehten, sangen ihre Lieder und hofften auf Antwort aus der Fremde.
Sie erhielten sie.

Ein fischähnliches Wesen stieg aus den Wogen empor.
Es sprach zu ihnen, wenn es auch kaum durch die rasselnde Stimmlage zu verstehen war.
Es helfe ihnen, wenn sie fortan das Meer anbeteten, verehrten und ihm Geschenke machen würden.
Die Menschen stimmten dem zu und gaben dem Wesen ein Geschenk. Daraufhin beruhigte sich das stürmische Meer, erstreckte sich wie ein weitläufiges, glattes Land.
Im Gegenzug erhielten sie die Möglichkeit sich aus dem Meer zu ernähren.
Die Dürre ging vorüber, die Natur erholte sich und so lebten die Menschen lange Zeit von dem, was das Land, aber auch das Meer ihnen gab.

Das erzählte zumindest immer ihr Großvater, als Klara ein junges Mädchen war, das partout nicht schlafen wollte.
Einst fand sie das Meer faszinierend, heute machte es ihr Angst und jeder Blick hinterlässt einen bitteren Geschmack auf ihrer Zunge.

Nachdem Friedrich, ein Junge aus  ihrem Dorf, beim Spiel am Strand ihre Puppe Marianne in die Fluten warf und sie, als junges Mädchen, sie retten wollte, da spürte sie die Kraft des Meeres. Es riss an ihr, wirbelte sie umher, kaum war der Kopf oberhalb der Wasseroberfläche, da war er auch schon wieder darunter.
Hin und her, auf und ab, sie wusste weder wo unten und oben, noch wo vorne und hinten war. Ihr kleines Herz raste in ihrer Brust, während sie verzweifelt versuchte sich gegen diese Kraft zu wehren.
Erst Männer aus ihrem Dorf schafften es sie aus dem nassen Griff zu befreien, der sie gefangen hielt.

Dennoch, sitzt Klara nun im Alter von zarten 20 Jahren genau an diesem Strand, dessen Wellen sie damals nicht loslassen wollten und beobachtet ihre Freunde dabei, wie sie sich genau dieser Kraft stellen.
Lautes Gelächter und Rufe wehen zu ihr herüber, während sie ihre nackten Füße in den körnigen Sand schiebt und gedankenverloren an dem Saum ihres Ärmels zupft.
Ihre langen braunen Haare wehen im Wind, der an ihnen zieht, als wolle er Klara zum Spielen auffordern.

Eigentlich ist es viel zu kalt um im Meer zu schwimmen, doch das ist eine Tradition in ihrem Freundeskreis, die schon lange Bestand hat. Sobald sich die Blätter von Grün zu Rot, Gelb und Braun färben und der Herbst an die Stelle des Sommers tritt, gehen die Freunde schwimmen.

So gedenken sie den Menschen von damals, die sich durch die Dürre dem Meer zu wandten.
Ihre Freunde feiern dies und jedes Jahr aufs Neue sitzt Klara am Strand und sieht ihnen dabei zu.
Lässt den Wind ihr Gesicht streicheln, hört den Möwen bei ihren Gesprächen zu und blickt in den hellgrauen Himmel.

Sie seufzt und gräbt ihre Hände in den feuchten Sand.
Blickt aus ihren braunen Augen zu der Szenerie und kommt nicht umhin sich zu fragen, wann sie endlich fertig sind.
Langsam wird ihr kalt. Das dünne Shirt bietet kaum Schutz vor den kühlen Fingern des Windes und der feuchte Sand, der ihr Handtuch und ihre Shorts langsam, aber sicher durchnässt, trägt nicht dazu bei, dass sie noch länger an diesem Ort verweilen will.

Sie seufzt erneut, schüttelt den Kopf und steht auf. Nachdem sie den Sand von ihrer Hose klopfte, geht sie auf das Wasser und ihre Freunde zu, die bis zur Hüfte in dem kühlen Nass stehen. Ihr Sandkastenfreund Tobias und sein Freund Michel tauchen sich gerade laut lachend unter.
Mit jedem Schritt, der sie näher heranführt, spürt sie wie ihr Herz stärker schlägt und sich ihr Magen schwer anfühlt.
Es fällt ihr selbst heute noch schwer sich dem Meer zu nähren.

In einigem Abstand bleibt sie stehen, legt ihre Hände trichterförmig an ihren Mund, während sie genau darauf achtet, dass ihre Füße nicht das Wasser der Wellen berühren.
"Wie sieht es aus?", ruft sie gegen den Wind, "Seid ihr endlich fertig? Mir wird langsam kalt!"
Alexandra, Klaras beste Freundin, eine langbeinige Schönheit mit kurzen roten Haaren dreht sich um und winkt ausschwenkend.
Sie distanziert sich von der Gruppe und kommt auf Klara zu.

"Hui, hier ist es viel kälter", sagt sie überrascht, als sie vor ihrer Freundin stehen bleibt und sich fröstelnd über die Arme reibt.
"Deswegen sollten wir gehen", antwortet Klara.
"Du willst gehen?", echot Alexandra.
Klara seufzt und fährt sich durchs Gesicht.
"Du hast es doch eben selbst gesagt. Es ist kalt, mir ist kalt."
Alexandra beginnt zu lächeln, "Du solltest mit ins Wasser kommen. Glaub mir, da spürst du die Kälte kaum und..."
"Oh, ich bin sicher, dass ich die Kälte dort auch spüre", unterbricht Klara missmutig.
"Und", wiederholt Alexandra, als habe sie Klaras Einwurf nicht gehört, "Ich finde es wird allmählich Zeit, dass du deine Angst los wird. Es sind so viele Jahre vergangen. Du bist 20 und kannst noch nicht mal schwimmen."
Sie sieht die Braunharrige freundlich, aber auch bestimmt an.
"Danke für deine Bemühungen. Sollte ich jemals das Bedürfnis verspüren, werde ich mich melden", erwidert Klara und spürt ganz langsam wie sich ihre Geduld in Luft auflöst.

Eigentlich war es auch eine Tradition, dass sie nach dem Schwimmen ins Café gehen und dort heiße Schokolade zusammen trinken. Doch Klara ist nun kurz davor, einfach nach Hause zu gehen. Sollen sie doch weiter in der Kälte herumspielen.

"Ach komm, dir passiert nichts. Das Meer ist nicht böse, wirklich und selbst wenn, ich passe auf dich auf und werde zu deinem Schutzschild, versprochen. Komm schon", fleht Alexandra nun förmlich, doch Klara schüttelt nur den Kopf und will sich gerade abwenden, als ein Ruf sie innehalten lässt.
"Was ist los?"

Sie sieht zum Meer und erblickt Friedrich, der in seiner schwarzen Badehose auf sie zugelaufen kommt.
Er und Alexandra sind seit einem Jahr zusammen, sehr zu dem Bedauern von Klara, da sie ihn bis heute nicht leiden kann und zwar nicht, weil er ihre Puppe wegwarf und sie dadurch beinahe gestorben wäre.
Nein, er hat etwas an sich, bei dem Klara sich regelmäßig das Würgen verkneifen muss. Nicht nur, dass er ein Besserwisser ist und jede Gelegenheit nutzt, um Alexandra zu belehren, er hat dabei noch etwas recht schleimiges an sich.

"Was ist los?", fragt er erneut, als er bei den Frauen ankommt und sich durch die nassen, blonden Haare fährt, und Klara ist sich sicher, dass er dabei bewusst seine Muskeln anspannt.
Ein Angeber war er also auch noch.

"Nichts", antwortet sie ihm kurz angebunden, blickt daraufhin Alexandra entschuldigend in die Augen und wendet sich ab.
Während sie auf ihr Handtuch zu geht, hört sie die beiden in ihren Rücken miteinander reden und gerade, als sie sich herunter beugt, sieht sie aus dem Augenwinkel wie etwas auf sie zugelaufen kommt oder besser gesagt, jemand.

Sie richtet sich auf und erblickt Friedrich, der sie mit dem gleichen hinterhältigen Grinsen betrachtet wie damals, als er ihre Puppe ins Meer warf.
Klara weicht zurück, hebt sie Hände, so als könne sie ihn dadurch aufhalten näher zu kommen.
Mit wenig Erfolg, anstatt anzuhalten, greift er nach diesen und zieht sie mit einem Ruck zu sich.
Klara stolpert erschrocken quitschend nach vorne und im nächsten Moment verliert sie auch schon den Boden unter den Füßen.

"Was soll das?", fragt sie überrascht und versucht sich aus seinen Armen zu befreien, "Lass mich runter! Sofort!"
"Die beste Art seine Angst loszuwerden ist die Schocktherapie. Das habe ich letztens gelesen", antwortet er ihr ungerührt und läuft aufs Wasser zu.
"Mag sein, aber du bist kein Psychologe! Lass mich runter, verdammt nochmal!", flucht Klara und beginnt zu zappeln, während ihre Stimmlage lauter wird.

Nicht nur, dass er sie immer näher ans Meer heran heranbringt, ist er auch noch einer der wenigen, von dem sie nicht mal an der Hand berührt werden will. Da dürfte sie noch eher der Postbote tragen, als er.

"Ich bin indirekt für deine Angst verantwortlich. Also helfe ich dir sie loszuwerden", schwört er feierlich, während Klara ihn beginnt zu schlagen, doch das scheint ihm wenig auszumachen.
"Lass mich runter! Lass mich runter!"
Ihre Stimme wird schriller.

"Lass sie runter!", ruft Alexandra aufgebracht, als sie mit ihr auf einer Höhe sind, "Es reicht!"
"Alex", schluchzt Klara, deren laute Stimme sich in ein Piepsen verwandelt, als Friedrichs Füße das Wasser berühren. Alexandra greift nach der Schulter ihres Freundes, versucht ihn daran zu hindern weiter zu laufen, doch dieser schüttelt ihre Hände einfach ab, während er das Tempo anzieht.
Tränen sammeln sich in Klaras Augen, während ihr Herz Saltos in ihrer Brust schlägt und sie sieht wie Alexandra ihnen nachsetzt.

"Bitte Friedrich, bitte, bitte nicht."
Sie kann es nicht verhindern. Ihr Stolz hat sich ab dem Zeitpunkt verabschiedet, als er das Meer betrat.

Sie sind nun knietief drin und es dauert nicht mehr lange, da wird sie die nasse Berührung wieder spüren.
"Bitte, bitte, bring mich zurück", fleht sie atemlos, während der Kloß in ihrem Hals immer größer zu werden scheint. Stockend entkommt ihrer Kehle der Atem.
"Es ist alles gut", sagt er, während er mit ihr weiter geht. Sie spürt nichts von alledem.

"Bring sie zurück! Friedrich, verdammt!", keift Alexandra hinter ihnen. Durch ihre Rufe werden nun auch die letzten ihrer Gruppe auf sie aufmerksam.
"Was machst du denn?", fragt Michel gedehnt, der mit verschränkten Armen dem Treiben teilnahmslos zusieht. "Hey, was soll das? Spinnst du?", ruft Tobias fassungslos und watet auf Friedrich zu.
Doch bevor er ihn und Klara erreichen kann, wirft Friedrich  sie ohne Vorwarnung ins Wasser.

Laut platschend landet ihr Körper auf der Wasseroberfläche und taucht darin ein, ihr Schrei wird direkt verschluckt.
Die plötzliche Kälte fühlt sich wie zig Nadelstiche an und Erinnerungen fluten Klaras Kopf, während die Fluten des Meeres ihn unter Wasser drücken.

Da war sie wieder. Diese Kraft.
Wie können ihre Freunde nur gegen sie bestehen? Sie fühlt sich schwach, wie die 6 Jährige, die sie damals war und dieses Mal kann sie nicht gegen das Meer ankämpfen, versucht es auch nicht mal.

Lange verbarg sie sich vor ihm, versteckte sich, hielt sich fern.
Wollte seinen rasselnden Worten keinen Glauben schenken, als er sagte, dass er sie irgendwann mit in sein Reich nehme.

Nun ist sie hier, im Meer, 14 Jahre später, während sie Friedrichs Beine betrachtet und Hände an ihr vorbei greifen.
Eine Hand erreicht sie allerdings, doch diese kommt nicht von oben, sondern aus der Weite des Meeres.
Sie spürt seinen nassen Griff und dieses Mal wird sie niemand aus ihm befreien.

Er ist schneller, klüger, lernte aus der Vergangenheit.
Lange hielt er sich im Verborgenen. Die Menschen vergaßen ihn und das was er einst tat, ist nur noch eine Legende. Doch nun ist der Zeitpunkt gekommen. Er nimmt sich das, was ihm zusteht.
Er versprach es diesem Mädchen vor 14 Jahren, als zig Hände sie aus seinem Griff befreiten.
Nun kann er sein Versprechen erfüllen und so zieht er sie in die dunkle Tiefe hinab, sowie es vor langer Zeit Gang und Gäbe war.

Zurück bleiben vier junge Menschen, die verzweifelt nach ihrer Freundin suchen, in einem Meer, das sich beruhigt hat und sich wie ein weitläufiges, glattes Land erstreckt.

- Ende -





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