Mittwoch - 57.2 - Zu Gast bei Mrs. Adkins

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Don't forget  -  it's fiction!

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„Tae, wir müssen in einer Viertelstunde los. Wie sieht denn der Tag für die anderen aus?"
Etwas Ablenkung kann jetzt sicher nicht schaden ...
Tae spult die Tagesinformationen runter.
„Namjoon und Yuiko dürfen gleich ran. Sie gehen mit Sung-Deuk ins Tanzstudio, da ist genug Platz, um eine Vorstellung zu bekommen, wie ihr den Song umsetzen könnt. Alle anderen stoßen zwei Stunden später dazu und proben an ihren Stücken für das Special. Vorher könnten ein paar Aufgaben von der ToDo-Liste abgearbeitet werden. Wir beide haben keine Vorstellung davon, wie lange wir bei Adele sein werden, eventuell stoßen wir auch noch wieder dazu. Yuiko kann im Studio zusehen, was so außer 'Umbrella' noch läuft. Je nachdem, wie flott ihr seid, könnt ihr beide euch vielleicht auch zu zweit abseilen und London erobern. Jedenfalls müssen wir um 18:00 bei BBC1 sein, uns mit Adele Roberts vorbereiten und um 19:00 auf Sendung gehen. Yuiko, du kannst dir aussuchen, ob du da auch zusehen willst, oder ob du einfach wieder früh ins Bett gehst. Du musst ja den Jetlag nicht innerhalb von nur einem Tag überwinden. Alles in allem ist heute ein Tag, wo wir viel umeinander rumlaufen. Aber das kriegen wir schon hin."

Yoongi nickt und schaut nochmal auf seine Uhr.
„Na dann – auf geht's, Nachtigall! Wir zwitschern ab. Vergiss deine Noten nicht!"
Tae hat sich ausgesucht ordentlich bis dezent angezogen. Er will einfach einen guten Eindruck machen. Gemeinsam fahren sie im Aufzug nach unten, wo ein Fahrer mit einer Limousine auf sie wartet.

Yoongi klappt im Auto sofort die Augen wieder zu. Aber Tae schaut zu, wie draußen erst die Innenstadt, dann die Vororte von London an ihnen vorüberziehen.
„Boah, wenn man mittendrin steckt, ist London sogar noch größer als aus der Luft."
Dann wechselt die Aussicht, und sie fahren über Land.
„Das fühlt sich echt schräg an, so auf der falschen Seite der Straße zu sitzen. Ich denke dauernd, dass gleich jemand in uns reinkracht."

Yoongi klappt ein Auge wieder auf.
„Wovon lenkst du dich eigentlich grade ab? Von Adele? Oder von Joonie und Yuiko?"
Tae lächelt sofort bei dem Gedanken an die beiden.
„Die zwei sind echt süß. Ich bin unglaublich froh, dass sie so viel Selbstbewusstsein und so viel Humor hat. Sonst würde sie an seinem Alltag kaputtgehen und bei uns schlicht untergehen. Ihre Reaktion vorhin war so cool! ... Eigentlich ist dieser Einstieg ziemlich brutal."

Yoongi klappt das zweite Auge auch noch auf und schüttelt den Kopf.
„Im Gegenteil! Sie hat eine Woche Zeit, um zu testen, ob sie es mit uns aushalten will. Ihr ist absolut klar, dass sie Joonie nicht ohne uns alle kriegt. Hier lernt sie uns alle kennen. Und seinen Alltag. Und ich gehe ganz fest davon aus, dass sie genau deshalb hier ist. Ich zweifle überhaupt nicht mehr daran, dass die beiden am Ende der Woche ein Paar sind."
Tae schaut zu ihm rüber.
„So sicher?"
Yoongi klappt beide Augen wieder zu.
„Die zwei Hübschen haben eben bei Kerzenschein, unter eine gemeinsame Decke gekuschelt, auf dem Balkon gesessen! Stundenlang ... Noch Fragen, Euer Ehren???"
Tae grinst.

Gegen 10:00 werden die beiden Musiker von ihrem Fahrer in East Grinstead vor einer schönen, gut abgeschirmten Villa rausgelassen. Sie sortieren sich nochmal, Yoongi klopft Tae wohlwollend auf die Schulter, und dann marschieren sie so selbstsicher wie möglich auf den gesicherten Zaun zu. Tae klingelt und antwortet in die Gegensprechanlage. Neugierig richtet sich außerdem das Auge einer Kamera auf sie. Die beiden nehmen es gelassen - bei ihnen zu Hause in Seoul ist das ja auch nicht anders. Sie werden hereingelassen, gehen auf das Haus zu, die Tür öffnet sich, und vor ihnen steht Adele. Plötzlich zeigt sich wieder, dass Tae derjenige von ihnen ist, der am besten Pokerface bewahren kann. Höflich verbeugt er sich vor ihrer berühmten Gastgeberin und stellt sich vor.
„Good morning. I'm Kim Taehyung. And I'm very honored, that I will sing with you."

Aber Taes Züge werden sofort wieder weich, denn hinter Adeles Beinen schaut ein kleiner, schüchterner und trotzdem neugieriger Junge mit langen blonden Locken hervor, der Adele seeeeehr ähnlich sieht. Intuitiv geht Tae in die Hocke und strahlt den kleinen Mann an.
„Hi! I'm TaeTae. And who are you?"
Das kleine Gesicht verschwindet sofort wieder hinter den Beinen der Mutter. Tae kann trotzdem das gemurmelte „Angelo" verstehen.

Auch Yoongi stellt sich nun vor und verbeugt sich.
„Ah, get in, guys. Please, let's not be too formal. I am Adele, and I am very excited about our sweet music project."
Die beiden betreten den Flur, hängen ihre Mäntel an die Garderobe und lassen sich in ein edel eingerichtetes, geräumiges Musikzimmer führen, in dessen Mitte ein großer schwarzer Flügel steht. Der etwa fünfjährige Junge klemmt dabei die ganze Zeit hinter seiner Mutter und schaut die fremden Männer mit großen Augen an.

„Ich habe uns was zu trinken und zu knabbern hingestellt. Und ihr seid sicher ein bisschen aufgeregt. Bitte denkt dran – ich bin keine Göttin, einfach eine Frau, die singen kann. Und die Lust hat auf eure freche und wunderbare Überraschung. Ich habe zum Beispiel noch nie auf so einer riesigen Bühne gestanden wie die, die ihr normalerweise bespielt. Und die Vorstellung, ich müsste beim Singen auch noch tanzen, treibt mir auf der Stelle den Schweiß auf die Stirn. Ich bin nicht besser oder wichtiger als ihr. Einfach anders. O.K.? Ich arbeite nicht viel zur Zeit, weil mir die Familie und mein Studium wichtiger sind. Aber genau deshalb habe ich jetzt Zeit, um so spontan mit euch dieses verrückte Ding durchzuziehen."

Tae und Yoongi können nur nicken. Den ganzen Vormittag auf Englisch zu bestreiten, ist eine zusätzliche Herausforderung, und sie müssen sich sehr konzentrieren.
„Ich bin tatsächlich ein bisschen aufgeregt, weil ich deine Musik sehr liebe. Und ich kann singen, aber im Improvisieren bin ich ungeübt."
Adele lächelt Tae an und beruhigt ihn.

„Deshalb üben wir ja jetzt, ohne dass uns irgend jemand zukuckt. Zunächst mal die Frage an dich, Yoongi, bist du mit den Noten klar gekommen? Denn ich denke, es ist tatsächlich am schönsten, das sparsam zu instrumentieren. Sprich: du spielst Klavier, wie Tae es gewohnt ist. Dann kommen unsere Stimmen am besten raus."
Erleichtert schiebt sich Yoongi auf den Stuhl vor dem wunderschönen Flügel.
„Ja, das war kein Problem. Und das ist auch unsere liebste Variante. Wir haben für eine andere Nummer sowieso einen kleinen Flügel hinter der Bühne. Der wird dann für unseren Song einfach nochmal hochgefahren. Ich muss nur ein Gefühl dafür entwickeln, wie die Improvisationen sich entwickeln werden, damit ich mich anpassen kann."

Yoongi stellt seine Noten aufs Klavier, und Adele gibt Taehyung einen Notenständer, damit er auch seine Noten ablegen und entspannt stehen und singen kann. Aber so ganz sind die Hemmungen noch nicht verschwunden, und darum spricht Adele einfach weiter.
„Ach, sagt mal – wie heißt denn eigentlich diese eure Freundin, für die wir hier grade üben?"
Tae und Yoongi schauen sich an.
„Du oder ich?"
Yoongi übernimmt die Antwort.

„Das ist Tina. Sie hat einen Mann, zwei fast erwachsene Kinder und ein riiiiiiiiiiesengroßes Herz. Wir sollten ja eigentlich schon vor über acht Wochen in London auftreten. Aber der Nebel hier hat uns nach Frankfurt vertrieben, die Reporter dort haben uns aus dem Flughafen getrieben und unsere Flucht hat uns direkt vor ihre Haustür geführt. Wir sind über Nacht geblieben, und als am nächsten Morgen die Sirenen losgingen – wegen dieser Atomkraftwerk-Geschichte, das hast du sicher auch mitgekriegt – da waren wir dort plötzlich gefangen in dieser deutschen Kleinstadt. Jeder andere hätte uns sofort rauskomplimentiert. Dann hätten wir echt nicht mehr weiter gewusst und wären in irgendeiner Massen-Notunterkunft gelandet. Sie aber hat darauf bestanden, dass wir bleiben. Daraus wurden dann zehn Tage. Und deshalb bekommt sie am Samstag ihr Privatkonzert."

„Und ich darf ein Teil davon sein, das ist wunderbar!"
Adele hat ein vergnügtes Blitzen in den Augen und lacht laut. Dann wechselt sie das Thema.
„Wie singst du dich normalerweise ein, Taehyung?"
Der lächelt nervös.
„Das ist ein bisschen verrückt. Wir haben ja alle vor dem Debut Gesangsunterricht bekommen, so wie Pop-Singen in Korea eben üblich ist. Und wir haben nach wie vor Coaches. Aber noch nie hat sich einer von uns so richtig eingesungen. Das kannten wir nicht. Und jetzt ganz frisch hat eben diese Tina, für die wir den ganzen Aufwand machen, uns ihre Chorleiterin auf den Hals 'gehetzt'. Die hat uns Einsingen beigebracht. Das war ein absolutes Aha-Erlebnis für uns, und eigentlich bei allen von uns hat sich die Stimme dabei deutlich verändert. Ich bin nur noch nicht so sicher darin, weil es so neu ist. Kannst du uns einsingen?"

Adele macht große Augen.
„Nicht eingesungen??? Dann hat deine Stimme von Natur aus diese Fülle und diesen Rauch im Klang? Dann pass gut auf deine wundervolle Stimme auf! - O.K., ich singe uns ein."
Tae schluckt und strahlt bei diesem Kompliment. Gemeinsam wärmen sie ihre Stimmen auf, und Tae ist heimlich unglaublich froh, dass er wenigstens zweimal mit Heike hat singen dürfen. So fällt es ihm nicht schwer, sich auf Adeles Vorgaben einzulassen. Auf einer zweiten Spur im Hinterkopf hört er die Bilder und Anweisungen von Heike, und er ist ein bisschen stolz, weil er das beides nämlich relativ mühelos miteinander verbinden kann. Ab und zu gibt Yoongi einen Ton auf dem Flügel an und wartet ansonsten einfach ab.

Je länger sie ihre Stimmen aufwärmen, desto hörbarer wird, dass Taes Singstimme deutlich gereift ist seit seiner Aufnahme damals. Da er selbst hört, dass Adeles Stimme viel klarer ist als seine, probiert er, in wieweit er den Hauch aus seiner Stimme bekommt, ohne sich selbst zu verfälschen. Daran hatte Heike bei ihm ja besonders gearbeitet. So mischen sich die Töne dann tatsächlich besser. Und das wiederum fällt auch Adele auf.
„Was machst du da grade mit deiner Stimme? Die hat sich in den letzten zehn Minuten ständig verändert, und jetzt scheinst du zu einem Ergebnis gekommen zu sein."

Allmählich fühlt er sich etwas sicherer. Wenn sie das gehört hat, werden sie wunderbar harmonieren.
„Ich hab ja gesagt, dass ich das mit dem Einsingen noch kaum gewohnt bin. Aber während du unsre Stimmen grade angewärmt hast, habe ich einfach die wenigen Übungen dieser Lehrerin dazugedacht. Sie hat ja mit jedem von uns nur eine Viertelstunde individuell gearbeitet. Bei mir hat sie genau an dem Hauch und an der Klangfarbe geübt. Ich wollte eben einfach rausfinden, wie ich singen muss, damit sich unsere Stimmen gut mischen."

„Na, das ist dir absolut gelungen. Das wurde von Minute zu Minute immer schöner und stimmiger."
Adele kommt richtig ins Schwärmen.
„Und ich würde dann mal sagen, du hörst auf, dein Licht unter den Scheffel zu stellen. Das war und ist nämlich fantastisch. Du hast echt was drauf!"
Tae glüht im Gesicht, so stolz ist er auf dieses Lob.

Und dann kann es los gehen.
„Ach, Adele. Ich weiß, dass mein Englisch eher kreatives Ameri-Konglish ist. Könntest du bitte auf meine Aussprache achten? Es ist mir immer wichtig, möglichst deutlich und verständlich zu singen."
Adele nickt und lächelt.
Ameri-Konglish trifft es ziemlich gut ...

„O.K. Klar mach ich das. Also: Euer Vorschlag war, dass Du den ganzen ersten Teil singst, den du gecovert hast, und ich improvisiere mich so klammheimlich immer deutlicher dazu. Dann übernehme ich, und Du gehst in den Hintergrund."
Tae und Yoongi nicken.
„Ich denke, wir probieren erstmal an dieser Variante rum, versuchen dann aber noch andere Mischungen. Klar ist ja, dass du alleine anfangen wirst für den Überraschungseffekt."

Und so singen, improvisieren, probieren sie miteinander rum – ab wann Adele einsteigt, wann sie gemeinsam singen, wo der Flügel eine tragende Rolle übernimmt, ob und wann sie alleine singt. Sie spielen mit Lautstärken und Überblendungen, mit Tonhöhen und Tempi. Yoongi ist aufmerksamer Beobachter und Begleiter dieses Prozesses. Ab und zu feilt Adele an Taes Aussprache, bis der sich damit ganz sicher fühlt. Konzentrierte Arbeitsatmosphäre nimmt sie bald gefangen, und jede Scheu ist verschwunden. Zu dritt tauchen sie ein in den spannenden kreativen Prozess, der aus dem alten Song etwas wunderbares Neues wachsen lässt.

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24.4.2019    -    25.6.2019    -    20.11.2019
13.5.2020

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