Don't forget - it's fiction!

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„Wir sollten uns erstmal mit den Räumlichkeiten vertraut machen, bevor wir irgendwelche Betten belegen."
Namjoons Hirn steht selbst im Fahrstuhl nicht still.
„Warum?"
Die anderen sind neugierig.
„Naja - Yuiko soll die ganze Woche einfach bei uns dabei sein können, aber auch ihren Bereich für sich haben als einziges Mädel. Dann soll sie am Samstag nicht aus Versehen mit Tina zusammentreffen. Und die acht Leute aus Deutschland müssen auch irgendwie sinnvoll auf die Zimmer verteilt werden.
„Ach ja."
Jin nickt zur Bestätigung.
„Dann gehen wir am besten gleich einmal zusammen durch, zählen Betten und entscheiden gemeinsam."

Gesagt, getan. Ihre Koffer werden später vom Staff gebracht, ihr Handgepäck stellen sie einfach zum Sofa, sobald sie in der Suite eingetroffen sind, und dann machen sie einen Rundgang mit allen Schlüsseln, die sie bekommen haben. Es ist ein großes, altes, sehr nobles Hotel, und sie haben sozusagen die ganze oberste Etage für sich. Einen Großteil der Etage nimmt die geräumige Suite ein, die aus einem zentralen Wohnraum, vier Schlafräumen mit jeweils eigenem Bad, einer Küche und einem Büro besteht. Rechts und links des Flures, der zur Suite hin führt, sind einige weitere Hotelzimmer. Und das Spannende ist, dass die beiden Zimmer direkt vor der Suite auch eine Tür IN die Suite haben. So kann das Hotel praktisch die Größe der Suite variieren. Also beschließen sie, dass Yuiko das außen liegende Einzelzimmer bekommt, das auf der Seite der Schlafzimmer der Jungs liegt. Und Tina wird das angebundene  Doppelzimmer auf der anderen Flurseite bekommen. Die Zimmer am Flur sind eigentlich leicht einzuteilen. Kwon wird mit Chris und Simon ein Dreierzimmer teilen. Maja und ihre Freundin kriegen ein Doppelzimmer. Dann kommt Markus zu Tina ins Doppelzimmer, und Nora kriegt das letzte Einzelzimmer. Damit das so klappt, bieten Sung-Deuk und PD an, sich ein Doppelzimmer zu teilen. Dann kommen auch schon ihre Koffer, und sie beziehen die Räume, die sie nun sechs Tage lang bewohnen werden. Ausnahmsweise bekommt Namjoon mal das Einzelzimmer, gleich vorne bei der Tür zu Yuiko. Die anderen sind daneben in Zweierzimmern untergebracht.

Namjoon muss etwas schmunzeln, als er feststellt, dass alle Räume rund um die Etage ihren eigenen, mit einem hübschen Sichtschutz versehenen kleinen Balkon haben. Und vor dem Wohnraum erstreckt sich ein größerer Balkon am Gebäude entlang. Also kann er weiter seiner neuen Balkonleidenschaft fröhnen.
Wobei - wenn Yuiko erstmal da ist, werde ich das vielleicht weder brauchen noch wollen ...
Von seinem Balkon hat er einen weiten Blick über die Stadt, die in der untergehenden Sonne warm leuchtet und verheißungsvoll summt.

Die Themse glitzert golden im Abendlicht, das „London Eye" dreht sich träge und an mehreren Stellen sind ausgedehnte Grünflächen im Abenddunst zu erkennen. Das müssen die Parks sein, die sie aus der Luft erkennen konnten - Hide Park, Regents Park, Kew Gardens, der London Zoo. Mit einem Seufzen lässt sich Namjoon in einem der gemütlichen Stühle nieder, klappt das Laptop auf seinem Schoss auf und sortiert weiter die vielen, vielen Stichpunkte zu dieser Woche in die Kategorien.

„Abendessen?"
Sein Zimmernachbar Jin streckt den Kopf raus auf seinen Balkon und lunzt um den Sichtschutz zu Namjoon drumrum.
„Ja, klar!"
Gemeinsam gehen sie ins hoteleigene Restaurant und fragen nach dem Extraraum, den ihr Manager für die Woche reserviert hat. So sind sie ungestört. Als ihnen dort Kim Hyun-Soo entgegen kommt, flitzt Jimin freudestrahlend zu ihm.
"Danke noch mal, dass sie mir in Madrid so helfen wollten. Es tut mir leid, dass sie wegen mir weggeschickt worden sind!"
Aber der lächelt nur.
„Ach, Jimin. Alles ist gut! Erstens bin ich einfach nur froh, dich so gut beieinander zu sehen. Zweitens hat euch glaube ich schon meine Solidarität gut getan. Drittens bin ich heilfroh, dass alles mit PD wieder in der Reihe ist. Viertens hat er sich auch bei mir entschuldigt. Und fünftens konnte ich auf diese Weise direkt hier vor Ort alles regeln, was so von euch bei mir an Wünschen ankam. Ich habe hier konzentriert gearbeitet und mir auch ein paar Tripps ins Umland gegönnt. Ich hatte also sogar ein bisschen sowas wie Urlaub, während ihr Europa unsicher gemacht habt!"

Alle miteinander schlemmen sich einmal durch die Speisenkarte. Wie sie es gewohnt sind, lassen sie sich das gesamte Essen in die Mitte stellen und essen, worauf sie Lust haben. Besonders Jimin genießt die leckeren Gerichte. Am Ende halten sich alle die Bäuche und stöhnen. Es ist der übliche Effekt nach längeren Flügen. Der Plastikfraß an Bord lacht sie nicht wirklich an, und danach schlagen sie dann so richtig zu.
„Und jetzt?"
Die harmlose Frage von Yoongi klingt nach: 'Wehe, irgendjemand sagt was anderes als BETT ...'
Die Maknaes müssen kichern und ernten dafür einen finsteren Blick.
„Jetzt werde ich das Büro inspizieren und sehen, wie ich euch die sortierten ToDo's präsentieren kann."
Namjoon holt den müden Freund wieder auf den Boden der Tatsachen.

Der Staff ist wie immer in einem etwas günstigeren Hotel in Laufnähe untergebracht, und Kim Hyun-Soo nutzt die Gelegenheit, dort anzurufen und die Team-Chefs zu begrüßen, bevor er sie für später zum großen Planungsmeeting bittet. Sung-Deuk atmet auf einmal ganz tief durch. Auf einen fragenden Blick von Hoseok hin schaut er seeehr erleichtert.
"Mir ist grade bewusst geworden, dass ich die Manager-Verantwortung wieder abgeben darf. Ich bin wieder einfach nur Tanzlehrer, und das ist gut so!"
Hoseok schüttelt den Kopf.
„Vergiss es! Ich meine - du darfst gerne wieder nur tanzen mit uns. Aber du wirst für uns nie wieder 'einfach nur' sein. Ich weiß nicht, was wir ohne dich gemacht hätten!"
Die beiden passionierten Tänzer sehen sich einen Moment lang in dankbarem, stillem Einverständnis an.

Als schließlich alle gemeinsam im großen Wohnraum der Suite sitzen, bewaffnet mit Kladden voller Notizen, Stiften, Terminkalendern und Laptops, staunen sie nicht schlecht, denn das Büro ist wirklich gut ausgestattet. Diese Suiten werden ja oft von Geschäftsleuten genutzt, die nur für ein paar Tage in der Stadt sind, in dieser Zeit aber ein Büro brauchen. Darum hat Namjoon hier neben einem Flip-Chart sogar eine Leinwand und einen Beamer gefunden. Das ist perfekt für ihren Zweck.

Als Namjoon die volle Aufmerksamkeit hat, bedankt er sich nochmal kurz bei einfach allen, die mit dazu beigetragen haben, dass diese Tour überhaupt so weit gekommen ist. Das war nicht selbstverständlich, das weiß er, und er weiß auch, dass jede und jeder einzelne hier im Raum irgendwann mal, spätestens in Warschau, gewaltig an die persönlichen Grenzen geführt wurde. Nicht nur die Jungs selbst.
„Und jetzt sind wir auch noch so ehrgeizig und verlängern das Konzert um anderthalb Stunden und haben 1000 Extrawünsche für unsere verrückten Überraschungen. Und ihr müsst immer alle mit machen. 1000 Dank dafür, dass wir so auf Euch zählen können!"

Dann stellt er mit Hilfe des Beamers die Aufgabenbereiche vor, skizziert im Einzelnen, was alles dran hängt, füllt einen großen Kalender am Flip-Chart mit den Rahmendaten und bittet dann um Ergänzungen, Anregungen und Nachfragen von den Team-Chefs, damit seine Listen möglichst vollständig sind. Alle noch zu erledigenden Aufgaben werden mit den Namen und Nummern der zuständigen Personen und anderen Kontakte versehen. Kim Hyun-Soo berichtet von all dem, was er hier im Laufe der Zeit organisiert hat. Sung-Deuk berichtet vom Stand der Proben und zeichnet ein sehr zuversichtliches Bild für die kommenden Auftritte. Aufgaben werden verteilt, und bei Überschneidungen können die Zuständigen jetzt gleich die Zusammenarbeit absprechen, damit nichts überflüssigerweise doppelt gemacht wird. Ausführlich tauschen sie sich aus, wie sie die Neugierde von Fans und Presse kanalisieren und die deutschen Gäste schützen könnten. Es summt und brummt im Raum und fühlt sich so richtig gut an.

Ganz allmählich kristallisiert sich zum ersten Mal für alle ein vollständiges Bild von dieser Woche, von den beiden Konzerten und vom Special am Samstag Abend heraus. Sie kriegen ein Gefühl dafür, was noch vor ihnen liegt, bringen Struktur in die Woche. Und am Ende können sie absehen, wie viel Zeit ihnen daneben noch bleibt für Freizeit, Sight Seeing, Shoppen und Chillen. Die Jungs sind ziemlich erleichtert, denn zeitweilig hatten sie befürchtet, dass diese Woche ziemlich voll und anstrengend werden würde. Nun sieht es so aus, dass das kontinuierliche Proben über Wochen hinweg doch gereicht hat, dass sie jetzt alles locker angehen lassen können. Die Harry-Potter-Studios sind also doch noch im Zeitrahmen und machbar, ein Museum für Taehyung, Shoppen für Hoseok, und nicht zuletzt Zeit zu Zweit für Yuiko und Namjoon.

„Gut."
Sung-Deuk lehnt sich zufrieden zurück.
„Dann machen wir morgen einen reinen Probentag mit Requisiten, soweit wir sie haben, und setzen das Special mal zusammen. Dann sehen wir am ehesten, ob wir nochmal dran drehen müssen. Wir sollten auch mal auf die Uhr schauen, damit wir endlich ein Gefühl dafür bekommen, wie lange es tatsächlich dauern wird."
Neugierige Blicke richten sich auf den Manager.
„Sehen wir dann endlich auch unser wichtigstes Requisit???"
Kim Hyun-Soo nickt.
„Ja, das ist in die Tanzschule geliefert worden, wo wir in den nächsten beiden Tagen den Spiegelsaal gemietet haben. Ich habe es heute selbst in Empfang genommen. Und ich kann soviel verraten: das Teil sieht echt cool aus. Das Bett für 'Daydream' gibts dann Donnerstag in der Halle."

Sung-Deuk schaltet sich nochmal ein.
„Namjoon, wann musst du morgen los, um Yuiko abzuholen?"
Namjoon kann die Zeiten auswendig runter rasseln.
„Sie landet um 17:10, raus kommen werden sie und das Gepäck also ungefähr um 18:00. Da zu der Zeit Rush Hour ist, hat mir das Routing Programm gesagt, dass wir spätestens um 16:30 starten sollten, wenn wir vor ihr am Terminal sein wollen."

Sung-Deuk stutzt.
„Warum 'wir'?"
Namjoon schaltet nicht gleich, aber Yoongi informiert den Tänzer.
„Weil ich mitfahren werde. Namjoon mag nicht alleine sein, und die beiden sollen sich nicht auch noch um das Zusatzgepäck kümmern müssen. Yuiko wird so furchtbar müde sein, dass die beiden das Gepäck aus den Füßen haben sollten. Probt doch einfach noch ein paar Soli, wenn wir weg sind."
Jin hat auch noch was auf dem Herzen.
„Gibts hier im Hotel ein Klavier, an dem ich ungestört üben kann? Sollte Yoongi die Begleitung bei Adele machen, ist der bestimmt auch nicht böse darüber ..."
Kim Hyun-Soo bestätigt nach einem kurzen Blick in die Unterlagen, dass es ein Klavier gibt, das sie nutzen dürfen.
„Wie wärs, wenn ich das in eines der Zimmer für die Deutschen stellen lasse? Dann könnt ihr die ganze Woche über jederzeit direkt hier üben und proben."
Die Idee wird dankend angenommen. Sie sollten dann zwar raus finden, wie schalldicht der alte Kasten nach unten hin ist, nicht, dass sie andere Gäste stören. Aber ein Klavier zur freien Verfügung ist genial!

Als Namjoon seinen Dank ausgesprochen hat am Anfang, hat es in Sung-Deuks Kopf plötzlich „Klick!" gemacht. Er hat eine echt schräge Idee, aber das kann er nicht alleine durchziehen. Ganz nebenbei eröffnet er also eine Gruppe bei WhatsApp und fügt alle Teamleiter und Kim Hyun-Soo hinzu - Licht, Ton, Bild, Kamera, Backstage, Requisite, ... - einfach alle. Außer den Jungs und PD ... Dann schreibt er eine Nachricht.
Kommt bitte direkt nach dieser Besprechung ins Foyer, ohne dass PD und die Jungs das mitkriegen. Danke!

Um kurz nach 21:00 beenden sie den Denkmarathon und gehen alle in den wohlverdienten Feierabend. Nur Namjoon fängt noch an, die Listen, auf die sie in den nächsten Tagen immer wieder drauf kucken müssen, auf Flip-Chart-Bögen zu übertragen, die er dann mit Tesafilm an den ganzen Türen draußen im Flur aufhängt, damit sie jederzeit für jeden einsehbar sind. Schön versehen mit lauter netten kleinen Kästchen davor, zum Abhaken. Außerdem stellt er das Flipchart daneben, damit jeder Punkte, die ihm noch einfallen, aufschreiben kann. Auf dem Extrablock fallen sie dann so auf, dass sie keiner übersieht.

Kurz vor 22:00 ist er auch damit fertig und schnappt sich sein Handy. Yoongi steckt den Kopf zur Tür raus.
„Superhirn, mach Schluss für heute!"
Namjoon grinst.
„Keine Sorge. Ich bin jetzt gleich der Wecker für Yuiko, und dann schleiche ich mich nur noch kurz auf den Balkon."
Yoongi stutzt.
„Wecker? Jetzt???"
Namjoon nickt.
„Hmmm. Schau doch mal auf die Uhr! Sie steht jetzt auf und landet morgen um 17:10 hier. Bis sie im Bett ist, hat sie dann satte 21 Stunden Wachsein auf dem Buckel."

Da huscht ein freches Grinsen über Yoongis Gesicht.
„Also doch: schlafende Prinzessin in die Kutsche tragen und dann wieder wach küssen? - Stooop! Nein! Stop!!! Namjoon! Gnaaade!!!!"
Doch die Gnade kommt nicht, denn der hat Yoongi blitzschnell in den Schwitzkasten genommen und kitzelt ihn so richtig durch.
„Selbst schuld!!!"
Kurz darauf tauchen die Gesichter von Jeongguk und Hoseok auf, angelockt von Yoongis ungewöhnlich hohem Quietschen, und schon ist die feinste Kitzel- und Alberorgie im Gange. Yoongi versucht allerdings bald nur noch, sich irgendwie zu schützen, und verflucht sich innerlich, dass er mal wieder sein loses Mundwerk nicht halten konnte.

Da Yoongi nun seine gerechte Strafe bekommt - auch wenn die anderen gar nicht wissen, wofür - kann Namjoon sich ziemlich schnell aus dem Bangtan-Knäuel lösen, auf seinen Balkon gehen und telefonisch Yuiko wecken. Er wünscht ihr einen guten Start in den Tag und eine gute und reibungslos verlaufende Reise. Und dann bleibt er noch eine Weile auf dem Balkon sitzen und träumt.

Durch die angelehnte Tür seines Zimmers kann er plötzlich noch ein komisches Quietschen hören.
Das ist aber jetzt nicht mehr Yoongi, oder?
Namjoon steht auf, geht in die Suite und bleibt kopfschüttelnd in der Zimmertür stehen.

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15.4.2019    -    6.11.2019