6. Kapitel- In dem Bacon und Spiegeleier gebraten werden

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„Your love has set my soul on fire, burnin' out of control
You taught me the ways of desire, now it's takin' its toll
You're the right kind of sinner, to release my inner fantasy
The invincible winner, and you know that you were born to be"
(„Heartbreaker", Pat Benatar)

Langsam schlage ich die Augen auf.
Ich brauche einige Sekunden, um zu realisieren, dass ich in meinem Raum bin, zurück im Bunker. Den Schlaf hatte ich bitter nötig, was mir mein Wecker bestätigt: es ist schon 10 Uhr. Das bedeutet, ich habe mehr als 9 Stunden geschlafen, was wirklich äußerst ungewöhnlich für mich ist.
Ich ziehe mir meinen kuscheligen Morgenmantel aus blauer Baumwolle über und schlurfe in Richtung Badezimmer. Eine Dusche, um wach zu werden, ist jetzt genau das Richtige.

Im Flur fällt mein Blick zunächst auf die Tür zu Sammys Raum.
Ob er noch schläft?
Ich versuche zu lauschen, aber kann beim besten Willen nichts hören, weshalb ich meinen Weg zum Badezimmer fortsetze.

Das kühle Wasser an meinem Körper ist angenehm erfrischend und ein willkommener Muntermacher. Ich überlege, was ich uns zum Frühstück machen könnte und plane zunächst einkaufen zu fahren. Besser ist es, vorher Castiel eine Nachricht zu hinterlassen. Nicht, dass er denkt, ich hätte eine Zwangsneurose, ihn jeden Morgen sitzenzulassen.
Ein neuer Gedanke schleicht sich in meinen Kopf und lässt mich erschrocken innehalten;

Vielleicht ist er ja über Nacht gegangen.

Hastig drehe ich das Wasser ab und binde mir ein Handtuch um die Hüften.
Am liebsten wäre ich sofort in Sams Zimmer gestürmt, um mich zu vergewissern, dass er noch da ist, aber ich zwinge mich dazu, vorerst zurück in meinen Raum zu gehen und mir etwas anzuziehen.
Ich bin mir sicher, falls er noch da ist, wäre er nicht gerade begeistert von mir halbnackt und klitschnass geweckt zu werden.

Als ich, in einfacher Jeans und Karohemd, den Flur betrete, kitzelt ein angenehmer Geruch meine Nase.
Noch ehe ich identifizieren kann, was ich da rieche, läuft mir das Wasser im Mund zusammen.
Ich folge dem Duft und erreiche die Küche, in der es leise brutzelt.

Der Anblick bringt mich zum Grinsen;
Castiel steht mit zerzausten Haaren in Hemd und Jeans vor dem Herd und brät anscheinend Eier und Bacon.
Der Tisch ist ordentlich für zwei Personen gedeckt und es gibt keine Spur von den Bergen aus verwahrlostem, dreckigen Geschirr.

„Guten Morgen, Dean", grüßt mich der hellwache Mann, ohne sich dabei von der Pfanne abzuwenden.
„Guten Morgen", erwidere ich, vollkommen perplex. „Wie lange bist du schon wach?"
„Seit einigen Stunden. Ich war so frei und bin in die nächste Stadt gelaufen um einen Einkauf zu tätigen und habe anschließend die Küche geputzt. Vor allem der Kühlschrank wirkte ziemlich...verwahrlost. Jedenfalls, wusste ich nicht, was du zum Frühstück isst und eine Verkäuferin meinte, dass viele Leute Bacon und Spiegeleier mögen."

Inzwischen nimmt er die Pfanne vom Herd und sieht mich besorgt an.
„Dean, magst du Bacon und Spiegeleier?"

Ich nicke, während ich versuche meine Sprache wiederzufinden.
„Cas, der nächste Supermarkt ist 20 Minuten mit dem Auto entfernt."
„Und 60 Minuten zu Fuß, wenn man joggt", fügt er mit einem zufriedenen Lächeln hinzu.
„War das Bett zu unbequem?", frage ich verunsichert, während er etwas unbeholfen drei Stücken Bacon und ein Spiegelei auf meinen Teller befördert.
„Nein, im Gegenteil; es war herrlich." Er fängt meinen Blick ein und ich bemerke, dass er tatsächlich ausgeruht wirkt und es nicht nur vortäuscht.
„Allerdings habe ich jetzt kein Geld mehr, aber sobald die Ermittlungen beendet sind und ich wieder an der Tankstelle arbeiten kann..."
„Moment, Moment: du willst dort weiterarbeiten?"
Er tut sich selbst den Rest in der Pfanne auf und stellt diese ordentlich in die Spüle. „Aber natürlich. Warum nicht?"

Inzwischen habe ich Platz genommen und begutachte den verbrannten Speck und das dagegen noch halbrohe Spiegelei, indem einige Schalen stecken.
Der Geruch war eindeutig vielversprechender.

„Du meintest doch, dass du dich an nichts erinnerst und deshalb bei der Tankstelle angefangen hast. Ich könnte dir die Gelegenheit bieten einen Job zu suchen, der etwas passender für dich ist."
Er setzt sich mir gegenüber, noch immer sichtlich irritiert. „Aber ich habe wirklich sehr viel Verantwortung bei der Tankstelle: Ich kümmere mich um Kunden, Lieferungen, fülle die Backwaren auf und halte den Laden sauber. Janet meinte sogar, ich sei der vorbildlichste Angestellte, den sie je hatte."
Ich unterdrücke ein Augenrollen und beiße vorsichtig in eines der weniger angekohlten Baconstücke. Immerhin ist es sehr knusprig.
„Und was ist mit deinen Heilerkräften?"
„Was für Heilerkräfte?"

Er schneidet sich ein Stück von dem Ei ab und bevor ich ihn vor den Schalenresten warnen kann, hat er es sich in den Mund gesteckt. Er verzieht angewidert das Gesicht, kaut jedoch weiter, wobei unangenehm knackende Geräusche zu hören sind.
„Ich meine das, was du gestern Abend mit der Bisswunde angestellt hast."
Er schweigt und schluckt mühevoll, dabei muss er ein Würgen unterdrücken.

„Bei einem Spiegelei achtet man normalerweise darauf, die Schale nicht mit zu braten", belehre ich ihn, woraufhin Castiel die Schultern sinken lässt. „Oh. Entschuldige."
„Egal, jedenfalls verfügst du über die Fähigkeit Wunden zu heilen. Ich meine, damit könntest du vielen Menschen helfen. Mal abgesehen davon, dass es vielleicht ein Hinweis auf deine Vergangenheit ist."

Er weicht meinem Blick aus und steht auf, um das Ei zu entsorgen.
„Ich weiß nicht so recht. Ich habe beschlossen, dass es besser ist, wenn ich nicht krampfhaft versuche, meiner Identität nachzujagen und stattdessen im Hier und Jetzt lebe."
„Okay, aber du könntest trotzdem Menschen heilen. Ich weiß zwar nicht wie weit deine Fähigkeiten reichen, ..."
„Du meinst, ich könnte Arzt werden?" Er dreht sich ruckartig um. Auf seinem Gesicht zeichnet sich plötzlich eine Mischung aus Hoffnung und Freude ab.
Angenehm überrascht von dem Anblick, gebe ich mich seinen Augen hin, die förmlich glänzen.
„Sowas in der Art."

Der Augenblick seiner Freude ist nur von kurzer Dauer. „Aber dafür müsste ich medizinische Fachkenntnisse haben und gewisse Qualifikationen."
„Ach was, so effektiv wie du gestern den Biss behandelt hast, sind deine Qualifikationen doch Nebensache", versuche ich ihn zu ermuntern.

„Das bezweifle ich." Kritisch begutachtet er den angekohlten Bacon.
„Außerdem bin ich mir unsicher, inwiefern ich diese Kräfte nach Belieben aktivieren kann. Manchmal geht es, aber manchmal eben auch nicht. Manchmal bewirke ich viel, manchmal wenig. Noch hatte ich nicht viel Gelegenheit alles auszutesten, mal abgesehen von der Behandlung angefahrener Tiere am Highway."
Ich schiebe den Teller zur Seite und stehe auf, um mir ein Bier zu genehmigen.
„Bis jetzt sind die Ermittlungen an der Tankstelle nicht abgeschlossen. Solange die Polizei nicht weiß, was da passiert ist, bleibt es ein Tatort." Mit einem nachdrücklichen Zischen öffnet sich der Flaschendeckel und ich nehme einen großen Schluck.

„Dann werde ich mich solange nach einer Wohnung umsehen."

Ich muss an mich halten, das Bier nicht auszuspucken oder einen Hustenanfall zu bekommen.
Stattdessen räuspere ich mich nur kurz.
Hoffentlich merkt er nicht, wie ungern ich ihn aus den Augen verlieren will. Der Gedanke ihn mit seiner Amnesie alleine umherirren zu lassen, behagt mir einfach ganz und gar nicht. Dennoch möchte ich mich ihm natürlich nicht aufzwingen.
Eine Zwickmühle, wie sie im Buche steht.

„Mach das, ich denke, ich werde nochmal in die Autopsie fahren und mir die zwei Leichen genauer ansehen", sage ich deshalb und überspiele meinen inneren Konflikt.
Er nickt und betrachtet kritisch die Bierflasche. „Kann ich dir vielleicht irgendwie helfen? Ich meine je schneller der Fall geklärt ist, desto besser."
Überrascht halte ich inne und stelle die Flasche ab. „Ja, du könntest in einigen Büchern hier nachschauen, ob du was über Wesen findest, die Menschen die Augen ausbrennen."
Er nickt und lächelt sogar ein wenig.

„Gut, dann habe ich ja einiges zutun."

***

Es ist bereits später Nachmittag, als ich von meinem Ausflug zu Herr und Frau Brandauge zurückkehre. Die neuen Informationen sind dafür allemal lohnenswert:
Beide Leichen sind keine Menschen, sondern eindeutig Werwölfe.
Ich habe Anzeichen vom Übergangsstadium der Fingernägel zu Krallen gefunden und nach einem Silbertest hat sich herausgestellt, dass Silber die Haut der beiden, sogar im toten Zustand, verätzt. Somit habe ich es hier mit einem Wesen zutun, das Jagd auf Werwölfe macht und dabei mit zwei Reinblütern gleichzeitig fertig wird.
Das ist nicht gerade ein beruhigender Fakt.

Während ich mir den Kopf darüber zerbreche, wie es passieren konnte, dass ich damals nicht das komplette Rudel kalt gemacht habe, steige ich die Treppen zum Bunker herab.
Unerwartet überkommt mich ein merkwürdiges Gefühl, während ich die Türklinke herunterdrücke. Vielleicht war der Burger nicht ganz frisch, den ich mir nach meinem Ausflug in die Gerichtsmedizin gegönnt habe.

Im Bunker angekommen, sehe ich mich instinktiv nach Castiel um. Er sitzt bestimmt in der Bibliothek und blättert fasziniert in den Büchern herum. Bei dem Gedanken muss ich lächeln, auch wenn das unangenehme Gefühl in meinem Magen bleibt.

„Cas?", rufe ich, während ich den Versammlungsraum durchquere.

Keine Antwort.

Er muss wohl gerade total konzentriert sein. Oder er bereitet sich Abendessen zu.
Ich kann nur hoffen, dass er zum Mittag nicht versehentlich rohes Schnitzel oder Bananen mit Schale gegessen hat.

In der Bibliothek angekommen, verfliegen jegliche Gedanken in diese Richtung.
Erstarrt bleibe ich am Eingang stehen, nur um im nächsten Moment schlagartig zu dem jungen Mann zu stürzen.
Es ist die selbe Situation wie in der Tankstelle; er kauert auf dem Boden, Schmerzen ausgeliefert, vollkommen hilflos.

Der Anblick zerreißt mir das Herz, aber wieder gibt es nichts, dass ich für ihn tun kann. So sitze ich erneut neben ihm und hoffe, dass es schnell vorbei geht. Er stöhnt vor Schmerzen, auch wenn er versucht es zurückzuhalten. „Ich bin hier", flüstere ich sanft, mit meinen Lippen fast sein Ohr berührend. „Ich lasse dich nie wieder allein."
„Dean", bringt er mit zusammengebissenen Zähnen hervor. Es klingt gequält und ich muss an mich halten, nicht in noch größere Panik zu verfallen. Nein, meine Pflicht besteht darin, ihm Stärke und Sicherheit vermitteln, wenn es schon sonst nichts gibt, das ich tun kann.
„Es sind die Stimmen", haucht er.
„Ich weiß, nichts sagen, alles wird gut", rede ich behutsam auf ihn ein, während er sich an mich lehnt.

Der vertraute Geruch von Zimt und Vanille ist nun mit saurem Angstschweiß vermischt, trotzdem beruhigt er mein klopfendes Herz ein wenig. Ich wünschte, Cas könnte wenigstens einen Teil der Schmerzen auf mich übertragen. Ich würde es ohne zu zögern auf mich nehmen, wenn er nur nicht mehr so kläglich am Boden kauern müsste.
Gedanklich zähle ich die Sekunden, die verstreichen.

Irgendwann ist es eine Minute, dann zwei.
Sein heftiger Atem beruhigt sich allmählich.
Auch meine Anspannung fällt ein wenig ab.

Drei Minuten, vier Minuten.

„Es ist vorbei", flüstert er, ohne sich aus meinen Armen zu lösen.
Ich spüre, dass er jetzt Nähe braucht. Die Gewissheit, dass jemand da ist, der ihn stützt.
Meine Muskeln entspannen sich und mir fällt auf, dass jede Faser meines Körpers bis zu diesem Moment in Alarmbereitschaft war.
Ohne darüber nachzudenken, vergrabe ich meine Nase in seinen weichen Haaren und nehme den Duft auf. Am liebsten würde ich mich nie wieder von ihm lösen.

Nein. Es ist falsch so egoistisch zu denken.
Er hasst mich und er hat jedes Recht dazu.

Mit diesen Gedanken fällt es mir leicht loszulassen und aufzustehen.
„Geht es wieder?", frage ich ihn.
Er blickt auf und mir entgeht nicht, dass der lebendige Glanz aus seinen Augen gewichen ist.
„Ich denke schon." Vorsichtig erhebt er sich. Ich bin bereit ihn jederzeit zu stützen, wenn nötig, aber er schafft es, sich eigenständig auf einen der Stühle zu setzen.

„Warte, ich hole dir Wasser."
Mit diesen Worten winde ich mich aus der Stille und laufe schnellen Schrittes in die Küche.

Warum kann ich diese Gefühle nicht einfach abstellen?
Ich weiß doch, wie dumm es ist, ihn anzuschmachten.
Dumm, vollkommen sinnlos.
Ich stehe doch überhaupt nicht auf ihn.
Nein, niemals und selbst wenn-

Es wären einseitige Gefühle und deshalb verschwendete Mühe.

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