8. Kapitel- In dem letzte Vorbereitungen getroffen werden

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

„Friday night they'll be dressed to kill
Down at Dino's Bar 'n' Grill
The drink will flow and the blood will spill
And if the boys want to fight, you better let 'em"
(„The Boys Are Back In Town", Thin Lizzy)

„Okay, ernst gucken. Nicht lächeln."

„Wenn du das nicht ständig sagen würdest, könnte ich es vielleicht sogar schaffen."

„Nicht reden. Pscht."

Er versucht es sich zu verkneifen, aber er lacht lauthals los. Es klingt ungestüm, prustend, doch für mich einfach nur wunderschön. Weil es ehrlich ist, von Herzen kommt.
„Dean, hör auf solche Grimassen zu schneiden. Es geht nicht."
„Ich mach doch gar nichts", beteure ich mit einem unschuldigen Augenklimpern, bevor ich mit meinen Albernheiten hinter der Kamera fortfahre.

***

Cas hatte keinen sonderlich blumigen Start in den Tag, wenn man es so ausdrücken will; gegen 11 Uhr ist er aufgewacht und hat sich danach für zweieinhalb Stunden ins Bad verabschiedet. Ich habe beschlossen ihn nicht mit Geschichten von fettigen, in Aschenbechern gewälzten, Beafsteaks zu quälen und stattdessen ein Glas mit einer doppelten Dosis Aspirin vorbereitet.

Nachdem er es sich dankbar runtergekippt hat, haben wir gefrühstückt. Besser gesagt, ich habe gefrühstückt, nämlich eine der kalten Pizzen, während er sich zum Frühstück mit hämmernden Kopfschmerzen begnügt hat.

„An wieviel erinnerst du dich?"
„Der Hai hat die Menschen am Strand angegriffen", murmelt er, immer wieder seine Schläfen massierend.
„Und danach?", frage ich weiter, unsicher ob ich Schadenfreude oder Mitleid empfinden soll. Ein bisschen von beidem vielleicht.

„Dean, was ich da getan habe, tut mir wirklich leid. Ich wollte dich nicht bedrängen." Er sieht mir direkt in die Augen, eine Geste, die ihn Überwindung kostet. Es braucht kein Talent, um herauszulesen wie unangenehm ihm die Situation ist. „Ach, schon vergessen. Wir hatten alle mal unseren ersten Rausch."

Herzhaft beiße ich in das Pizzastück und genieße den Geschmack von saftigem, kalten Teig mit erfrischenden Tomaten und würzigem Bacon.
„Ich wollte nur-", er hat sichtlich Mühe die richtigen Worte zu finden, „-nur herausstellen, dass wir, also die Sache zwischen uns-"
„Wir sind quitt", helfe ich ihm auf die Sprünge. Er hält Blickkontakt und nickt, sichtlich erleichtert. „Das sind wir."

Während Cas sich noch zwei weitere Stunden zurückgezogen hat, um zu schlafen, habe ich bereits die entsprechenden Vorbereitungen getroffen, für den letzten und doch nicht unwichtigen Schritt, um ein Jäger zu werden.
Dafür habe ich einen Teil des Raumes, wo sich die Schießanlage befindet, in ein provisorisches Fotostudio verwandelt. Cas braucht einen gefälschten FBI Ausweis, am besten gleich mehrere, bevor wir einen Fall in Angriff nehmen können. Das zählt zu den spaßigen Teilen des Jobs.

Bei dem Einstellen des Stativs, überkommen mich Erinnerungen von Sammys und meinem ersten Fotoshooting im Bunker. Es war genau an dieser Wand.
Ab und an müssen die Bilder auf den Ausweisen erneuert werden und obwohl es eher ein lästiges Unterfangen ist, habe ich jedesmal Spaß dabei.
Wir haben für mindestens eine halbe Stunde herumgealbert und Grimassen geschnitten, ohne dabei auch nur ein verwertbares Foto zu bekommen.

Sammy hat demonstriert, dass er seine Nase mit der Zunge berühren kann und ich habe es geschafft nach innen zu schielen. Das ist beides für die Ewigkeit auf Fotos dokumentiert.
Grinsend nehme ich die Kamera und gehe einige der Bilder durch; irgendwann haben wir den Selbstauslöser genutzt und Bilder von uns beiden geschossen. Wir lachen zusammen, keine Spur von Schmerzen und Trauer. Es sieht so unbekümmert aus, dass es mich das Blut an unseren Händen für einen Augenblick vergessen lässt.

***

Nun versuche ich von Cas ein halbwegs professionelles Bild zu bekommen, was ich ihm- und mir selbst- nicht leicht mache.
„Okay, ein Versuch noch. Diesmal richtig."

Bevor er wieder anfangen kann zu grinsen, habe ich den Auslöser gedrückt. Das Bild ist gelungen; er schaut neutral in die Linse. Trotzdem finde ich die Bilder, auf denen er lächelt hundert mal besser.
„Wollen wir noch ein Bild zusammen machen?", schlägt er mit schüchterner Miene vor. Ich nicke, erleichtert, dass er derjenige ist, der danach gefragt hat. Ich habe schon die ganze Zeit mit dem Gedanken gespielt, ohne dabei genug Mut aufzubringen, es anzusprechen.

Während ich den Selbstauslöser an der Kamera einstelle, ertönt plötzlich Metallica aus der Tasche meiner Jeans. Schlechtes Timing.
Mit einem Augenrollen ziehe ich das Handy hervor und halte inne; Sammy ruft an.
„Entschuldige mich kurz", mit diesen Worten lasse ich Cas im Raum zurück, während ich den Anruf annehme und auf den Flur trete.

„Sammy?"
„Dean, wie geht es dir?"

Verwundert ziehe ich die Augenbrauen hoch. „Alles bestens, was ist mit dir?"
Für einen Moment herrscht Stille auf der anderen Leitung, doch ehe ich nachfragen kann, antwortet mein Bruder; „Ja, alles super. Du, ich wollte mal fragen, ob du Lust auf ein Treffen hättest?"

Unsicher schaue ich zu Cas, der im Raum steht und interessiert die Kamera begutachtet.
„Ein Treffen klingt gut. Wann soll ich vorbeifahren?"
Schon wieder so eine merkwürdige Pause.
„Also, ich hätte gedacht, dass wir uns vielleicht im Bunker treffen. Einfach nur für einen Tag, wenn das okay wäre."
„Glaubst du Gaby würde der Bunker gefallen?", werfe ich zweifelnd ein.

Schon bei dem Gedanken sie in dieses Heiligtum zu lassen, läuft es mir kalt den Rücken runter. Ich mag sie, aber das beruht lediglich auf der Tatsache, dass sie Sam glücklich macht. Für meinen Geschmack ist sie zu normal und ich weiß, dass es das ist, was mein Bruder an ihr liebt.
„Nein, ich würde sowieso alleine vorbeikommen."

„Was ist passiert?" Irgendetwas bedrückt ihn, das kann ich heraushören.
„Es ist nichts, sie ist auf einer Weiterbildung und ich bin es einfach nicht mehr gewohnt alleine zu sein." Vielleicht irre ich mich ja doch, denn diese Erklärung wirkt plausibel.
„Du, ich weiß nicht..." Erneut fällt mein Blick auf Cas, der mich inzwischen von dem Raum aus neugierig ansieht.

„Wäre es in Ordnung, wenn wir uns erst in ungefähr einer Woche im Bunker treffen?"
Diese Worte schmerzen, aber ich brauche Zeit. Zeit, um Cas auf Sam vorzubereiten. Zeit, um mich selbst vorzubereiten.

Zum Beispiel wie ich Sam erklären soll, das ich einen fremden Kerl von der Tankstelle aufgegabelt habe.
Ein Kerl, der jetzt mit mir im Bunker lebt und in seinem Bett schläft.
Einfach nur Zeit zum Denken.

„Arbeitest du an einem Fall? Soll ich helfen?"
Jetzt lächle ich ein wenig. „Ja, ich arbeite an einem Fall, aber es ist alles gut, wirklich. Du bist draußen Sammy und das sollte auch so bleiben. Mach dir keine Sorgen."
„Wenn du meinst..."
„Okay, dann grüß Gaby von mir und ich melde mich nochmal."
„Alles klar, bis dann."
Mit einem unguten Gefühl im Magen lege ich auf.

„Ist alles in Ordnung?", erkundigt sich Cas, sichtlich besorgt.
„Ja, das war mein Bruder. Er wollte sich mit mir treffen."
„Und du willst nicht?", fragt er vorsichtig weiter. Ich zwinge mich zu einem Lächeln und schüttle den Kopf. „Das ist es nicht, ich will ihn auch wiedersehen, nach all der Zeit."
„Ist es wegen mir?" Seine Bestürzung versetzt mir einen zusätzlichen Stich.
„Nein, wirklich nicht. Ich glaube ihr würdet euch gut verstehen. Ich weiß nur nicht, ob ich dafür bereit bin. Er hat sich so verändert und..."

„...du hast Angst ihn nicht wieder zu erkennen?" Schlussfolgert Cas.
Ich nicke ergeben. „Er führt jetzt ein normales Leben und da ist eine Lücke zwischen uns entstanden, seit er- seit er verlobt ist."

Cas schweigt, nach den richtigen Worten suchend. „Nun vielleicht bildest du dir das nur ein. Wenn ihr euch wirklich nahe steht, dann kann nichts zwischen euch kommen. Egal was passiert, er wird immer dein Bruder bleiben."
Er legt mir behutsam die Hand auf die Schulter, etwas, das es schafft mich ein wenig zu trösten.

„Du hast wahrscheinlich recht. Nach dem Fall werde ich ihn nochmal anrufen und ein Treffen in die Wege leiten."
Er lächelt aufmunternd und ich erwidere es von Herzen. Es tut gut, sich nach all den Jahren jemandem zu öffnen, auch wenn ich mir nicht erklären kann woher mein Vertrauen in Castiel kommt. Es ist einfach da, seit dem Moment, in dem ich zum ersten Mal in seinen blauen Augen versunken bin.

„Okay, dann lass uns ein Bild zusammen machen und danach den Ausweis fertig stellen."

***

Fasziniert, beobachte ich das rot-orange Farbenspiel des Sonnenunterganges hinter der Frontscheibe meines geliebten Impalas.
Obwohl es bereits spät ist, wollte ich noch heute aufbrechen, da die Fahrt ohnehin fast zwei Tage dauern wird.
„Und du bist dir sicher, dass das ein Fall ist?" Erklingt Castiels Stimme neben mir. Er hat meinen Laptop auf dem Schoß und liest sich noch einmal den Zeitungsbericht durch.
Zwei Mordfälle innerhalb eines Tages; beides Bewohner des selben Hauses. Beides wird als Selbstmord dargestellt.
„Ziemlich sicher und die Ereignisse sind frisch. Das heiß, wenn wir Glück haben ist noch niemand sonst auf den Fall angesetzt."
Demonstrativ gebe ich mehr Gas, woraufhin Cas panisch den Laptop festhält, der ihm beinahe runtergefallen wäre.

„Du denkst, es ist ein Rachegeist?", fragt der junge Mann, während er den Laptop zusammenklappt und auf den Rücksitz legt.
„Ich verwette den Rest meiner Leber drauf. Irgendetwas ist in diesem Haus und es ist kein Fan von seinen Bewohnern." Ich ertappe mich erneut dabei, wie ich zu Cas, anstatt auf die Straße, blicke.
Er ringt sich ein Lächeln ab, aber es sieht gestellt aus und schafft nicht, seine Sorgenfalten zu glätten. „Keine Angst, wenn es gefährlich wird-"

„Nein, Dean, ich will das wirklich machen. Ich bin nur müde."
Zweifelnd runzle ich die Stirn, aber fange gar nicht erst an, das Thema „Anfälle" anzusprechen. Jetzt eine hitzige Diskussion anzuzetteln, würde keinem nützen.
„Schlaf ruhig ein bisschen, ich hab alles im Griff", biete ich stattdessen an, diesmal voll auf die Straße konzentriert. Nicht, das es sonderlich viel Verkehr gäbe.

„Ich weiß nicht", murmelt er und ich brauche ihn nicht anzusehen, um zu wissen, dass er mich gerade sehr verunsichert anblickt. „Hey, ich bin ein super Fahrer, du kannst mir vertrauen." Keine Antwort seinerseits, was ich als ein; ‚Das ist die größte Lüge überhaupt' interpretiere.

„Kannst du denn überhaupt Auto fahren?"

Stille.

„Na?"

„Nein, kann ich nicht. Aber ich weiß trotzdem, dass du kein sehr vorbildlicher Fahrer bist."
Jetzt schiele ich doch zu ihm und ertappe sein schelmisches Grinsen.
„Hey, ich habe dich immer sicher von einem Ort zum anderen transportiert."
„Solange du die Betonung nicht auf ‚sicher' legst, hast du recht."
Jetzt verziehe ich gespielt beleidigt meine Lippen. Daraufhin lacht er leise vor sich hin, ohne weiter zu sticheln.

Das Schweigen zwischen uns, empfinde ich inzwischen nicht mehr als unangenehm. Stattdessen genieße ich das Naturschauspiel der einbrechenden Dämmerung und lausche dabei dem leise surrenden Motor.

Das nächste Mal, als ich wieder zu Cas schaue, ist er, mit dem Kopf an das Seitenfenster gelehnt, eingeschlafen.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro