Für an-ni-09 Viel Spaß beim Lesen

Timo

"Denkst du, ich mache das Richtige?"

Marcel, der gerade zu Besuch bei mir ist, wirft mir einen verzweifelten Blick zu. "Liebst du Kai? Willst du dein Leben mit ihm verbringen?", stellt er zwei Gegenfragen.

"Zweimal ja."

"Wieso zweifelst du dann?"

"Weil Kai erst 21 Jahre alt ist und ich keine Ahnung habe, ob er sich wirklich schon fürs Leben binden will. Außerdem will ich mich nicht blamieren, wenn er den Antrag ablehnt."

"Das ist ein wenig mehr, als einfach ein Antrag", sagt mein bester Freund und jagt mir damit einen Schauer über den Rücken.

"Ich weiß. Vielleicht kommt er ja gar nicht. Er mag keine Überraschungen."

"Red doch keinen Unsinn, Timo."

"Du kennst Kai nicht so gut wie ich. Was, wenn Ben ihn nicht dazu überreden kann, zu dem Treffpunkt zu kommen?"

Nervös zupfe ich an der Krawatte, die mir plötzlich viel zu eng vorkommt und mir schier die Luft abschnürt. Hektisch ringe ich nach Atem und werde sofort in eine innige Umarmung gezogen.

"Ganz ruhig, Timo. Du klappst noch zusammen, wenn du dich nicht beruhigst."

Marcel wiegt mich hin und her, redet leise mit mir und ich spüre, dass ich mich langsam wieder entspanne. Diese Überraschung raubt mir noch den Verstand. Mein Blick schweift zur Uhr und ich befreie mich aus seinen Armen.

"Wir müssen los, wenn ich pünktlich dort sein will. Ich will auf keinen Fall nach Kai ankommen."

"Dann los. Ich fahre, du bist viel zu aufgeregt dafür."

Ohne Widerrede reiche ich meinem besten Freund den Autoschlüssel und folge ihm hinaus. Der Weg dauert viel zu lange, gleichzeitig geht alles viel zu schnell. Ich bin wirklich ein nervliches Wrack.

Am Ort der Überraschung angekommen, werden wir schon von Kais und meiner Familie und unseren Freunden erwartet. Alles ist festlich geschmückt und sieht genauso aus, wie ich es mir vorgestellt habe. Jetzt muss nur noch Kai kommen, dann ist der Tag perfekt.

Es dauert lange, bis sich Bens Auto endlich nähert. Türen klappen, Schritte knirschen auf dem Kies und ich kann die Stimme meines Freundes hören.

"Was soll der Mist, Ben? Du fährst mich eine Ewigkeit herum, ich darf nicht sehen, wohin die Reise geht und jetzt schleppst du mich hinter dir her, wie einen Koffer."

Ich muss grinsen. Das ist mein Kai. Ungeduldig, Überraschungen hassend und manchmal eine kleine Diva.

"Wenn du nicht so widerspenstig wärst, müsste ich das nicht machen. Jetzt komm endlich, du wirst erwartet."

Sie betreten den Trausaal, in dem wir alle warten und bei Kais Anblick steigen mir die Tränen in die Augen. Er sieht umwerfend aus und raubt mir einmal mehr den Atem. Ben nimmt ihm die Augenbinde ab und er öffnet blinzelnd die Augen. Sein Mund klappt auf und sein fassungsloser Blick bleibt an mir hängen.

Ich gehe auf ihn zu und halte ihm die Hand hin. Er legt seine hinein und ich umschließe seine eiskalten Finger mit meinen. Schweigend schauen wir uns ein paar Sekunden in die Augen, bevor er seine Sprache wieder findet.

"Was ist denn hier los, Schatz?"

Kai

Ich hasse Ben dafür, dass er mich dazu überredet hat, mit ihm auf eine mysteriöse Feier zu gehen. Mir wäre ein gemütlicher Abend mit meinem Freund lieber. Leider weiß ich nicht, wo Timo sich herum treibt. Marcel ist in der Stadt und die beiden wollen einen Abend alleine verbringen.

Als ich endlich sehen darf, wohin Ben mich gebracht hat, staune ich nicht schlecht. Meine Familie ist da, ebenso wie Timos und unsere Freunde. Mein Freund kommt zu mir, nimmt meine Hand und wir schauen uns einfach nur an, bis ich ihn frage, was das hier eigentlich soll.

"Herzlich willkommen zu unserer Hochzeit, mein Engel", sagt er leise.

Ich schüttele den Kopf, weil ich glaube, mich verhört zu haben.

"Was?", frage ich nochmal.

"Kai, wir sind heute hier, weil ich dich gerne heiraten möchte. Ich möchte mit dir alt werden und bis ans Ende unserer Tage glücklich sein. Bitte heirate mich, Engel."

Tränen brennen in meinen Augen und rollen über meine Wangen. Ich glaube, diese Überraschung gefällt mir mehr, als ich gedacht habe.

"Ja, natürlich heirate ich dich. Ich liebe dich, Schatz."

"Ich liebe dich auch."

Eine halbe Stunde später sind wir ein Ehepaar. Die Zeremonie rauscht wie im Nebel an mir vorbei, ich kann mich kaum daran erinnern, was alles gesagt wurde. Erst als Timo mich in seine Arme zieht und küsst, komme ich wieder in der Gegenwart an. Mein Blick fällt auf den silbernen Ring an meinem Finger und ich glaube, ich kann nie mehr aufhören zu lächeln.

Unsere Gäste beglückwünschen uns und wir feiern in einem Hotel ein rauschendes Hochzeitsfest. Nach Mitternacht nimmt mein Mann mich an der Hand und entführt mich in eine der Suiten des Hotels. Dort ist alles romantisch dekoriert, in der Ecke steht ein großer Weihnachtsbaum und erinnert mich daran, dass heute Weihnachten ist.

"Frohe Weihnachten, mein Engel", flüstert Timo und umarmt mich liebevoll.

"Frohe Weihnachten, Schatz. Danke, für die tolle Überraschung. Ich liebe dich über alles."

"Ich liebe dich auch."

Timo zieht mich noch näher an sich, unsere Lippen finden sich zu einem zärtlichen Kuss. Wir streifen uns gegenseitig die Anzüge ab und fallen nackt auf das breite Bett. Unsere Hochzeitsnacht ist voller Liebe und Leidenschaft. Glücklich lächelnd liege ich danach in den Armen meines Mannes.

"Ich habe Ben dafür gehasst, dass er mich zu dieser ominösen Feier gelockt hat, aber als ich dich gesehen habe, war der ganze Ärger vergessen."

Lachend schüttelt Timo den Kopf. "Ich habe trotzdem noch eine Überraschung für dich."

"Noch eine?"

Mein entsetzter Gesichtsausdruck bringt ihn noch mehr zum Lachen. Ich beuge mich zum Nachttisch und reiche ihm dann den Umschlag, den ich dort deponiert hatte. Neugierig öffnet er die Lasche und zieht die gefalteten Papiere heraus. Kai liest, blättert um, liest weiter und lässt dann die Hand sinken.

"Das ist...Ich weiß nicht, was ich sagen soll." Er hat eine zweiwöchige Hochzeitsreise nach Hawaii gebucht und es soll schon in ein paar Stunden losgehen.

"Du musst nichts sagen, es reicht mir, dass du dich offensichtlich freust. Ich liebe dich und würde alles für dich tun, mein Engel."

"Ich liebe dich auch. Danke, du bist der beste Mann, den ich mir wünschen konnte."

Mit diesen zwei Überraschungen hat Timo dieses Weihnachtsfest zu etwas ganz Besonderem gemacht. Dafür liebe ich ihn noch ein wenig mehr, sofern das überhaupt möglich ist.

Frohe Weihnachten meine Lieben 🎄 feiert schön mit euren Lieben und habt eine gute Zeit.

Hugs and kisses xx
Nicky