17. Kapitel

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Ja, ich gebe es zu, ich hatte gelogen.

Malcom hatte zwar im letzten Schuljahr bei jeder kleinsten Gelegenheit versucht mit mir zu flirten, aber ich hatte ihn immer wieder zurückgewiesen, sodass es zu mehr nie gekommen war.

Malcom Chason. Ein selbstverliebter Schönling, dem Mädchen wie Lou nur so zu Füßen lagen. 

Ich hatte mir nie sonderlich viel aus ihm gemacht, was wohl unteranderem einer der Gründe gewesen war, weshalb er unbedingt mit mir zusammen sein wollte. 

Denn ich sollte wie die anderen Mädchen sein, welche bereits auf ihn hereingefallen waren. Eine weitere Trophäe in seiner Sammlung, die bewies, dass er Jede haben konnte. Eine Trophäe, die er nach einer Woche Beziehung wieder fallen ließ wie eine heiße Kartoffel, nur um anschließend einen weiteren Namen am unteren Ende der langen Liste seiner Ex-Freundinnen hinzuzufügen.

Dafür hatte ich ihn verachtet.

Meine Miene verfinsterte sich merklich, je mehr ich an jenen Jungen denken musste, welcher mir vor wenigen Wochen noch den letzten Nerv geraubt hatte.

Genauso wie Cilian es jetzt tat.

Die Türen im Flur wurden aufgestoßen und Schüler strömten in den Gang hinaus. Ich biss mir auf die Unterlippe, während ich mein Schritttempo verlangsamte.

Ich log selten und wirklich ungern. In diesem Punkt glich ich ganz meinem Vater, der fast immer gnadenlos die Wahrheit gesagt hatte.

Eine Notlüge.

Die Sache mit Malcom, die ich vorhin Cilian erzählt hatte, war bloß eine Notlüge gewesen.

Er sollte nicht wissen, dass er der Erste gewesen war, der mich fast komplett nackt gesehen hatte.

Denn wenn er es erfuhr, konnte ich mich genauso gut lebendig begraben gehen.

Shae holte mich keuchend ein: "Was sollte das denn?"

"Der Typ hat mich provoziert", konterte ich knapp.

"Der Herzensbrecher der ganzen Schule hat dich in Unterwäsche gesehen?", Shae sah mich erstaunt an. Sie hatte meine letzten Worte zu Prince Charming wohl oder übel mitbekommen.

"Und er hat mir das Leben gerettet", knurrte ich.

"Er hat was?", Shae packte mich am Arm und hielt mich fest, "Das hast du ja gar nicht erzählt!"

"War auch gar nicht so wichtig", ich befreite mich aus ihrem Griff.

"Papperlapapp!", Shae schüttelte den Kopf, "Das ist der Herzenstraum so vieler Mädchen hier!"

"Ich bin aber nicht wie viele Mädchen hier."

"Das weiß ich", Shae nickte langsam und musterte mich eindringlich, "Du kannst den Typen nicht leiden, oder?"

"Nein", ich schüttelte den Kopf, "Ich verstehe echt nicht, was alle so toll an ihm finden. Er ist doch nur durchschnittlich."

Das war er natürlich nicht.

Im Gegenteil.

Aber es fühlte sich einfach so unglaublich gut an zu sagen, dass Cilian nicht übernatürlich attraktiv war.

"Stimmt", nickte Shae, "Zane ist um einiges hübscher."

Ich verdrehte die Augen und brachte ein müdes Lächeln zustande.

Da war wirklich jemand ziemlich verknallt.

"Wir sollten zurück gehen, Carol", meinte meine Freundin schließlich, "Bis zum Mittagessen haben wir heute noch gewöhnlichen Unterricht. Danach kommen die etwas spannenderen Sachen."

Sie führte mich trotz meines leisen Protests wieder zurück in die Klasse und ich ließ mich widerwillig wieder auf meinen Platz am Gang nieder.

~~~

In den nächsten drei Stunden ignorierte Cilian mich. 

Wahrscheinlich war er beleidigt, da er -nach meiner Aussage zufolge- nicht der erste Junge gewesen war, der meinen BH gesehen hatte.

Das war auch gut so, da ich mich dadurch endlich in Ruhe auf den Unterricht konzentrieren konnte.

Während des Mittagessens stieß Ly zu uns und machte genervte Bemerkungen über langweilige Sitznachbarn und schreckliche, erste Schultage. Sie redete wie ein Wasserfall, sodass meine Aufmerksamkeit allmählich abschweifte und erst wieder zurück in die Realität gerissen wurde, als es zur nächsten Stunde schlug.

Ich verabschiedete mich von Ly und folgte anschließend Shae zum Klassenzimmer, wo Kontrolle der Kräfte stattfinden würde.

Auf dem Weg dorthin merkte ich, wie die Aufregung und die Neugierde in mir stieg. Ich hatte mich in den letzten zwei Tagen zugegeben etwas weniger als erwartet mit der Frage beschäftigt, was für eine Domitor ich genau war. Ich hatte nur sehr selten über meine Kräfte, die irgendwo tief in mir verborgen sein mussten, nachgedacht, hatte mich eher damit beschäftigt, mich überhaupt mit der Tatsache, dass es so etwas wie das Haus der Hekate gab, abzufinden.

Da ich mir noch nicht bewusst war, welche Magie in mir schlief, saß ich anfangs tatenlos neben Shae herum, welche einen Topf voller Mohnblüten vor sich stehen hatte. Mit scheinbarer Leichtigkeit ließ meine Freundin die Pflanzen wachsen und wieder schrumpfen und formte somit abstrakte Formen und Figuren.

Ganz in der Nähe saß Kate, welche uns bisher keines Blickes gewürdigt hatte und gerade dabei war, ein Stück Holz anzubrennen. Ja, die Superschleimhexe besaß die Gabe des Feuers, eine gefährliche, vernichtende Fähigkeit. Vor meinem Inneren Auge sah ich sie bereits meine Haarspitzen und meine Kleidung abfackeln. 

Bemerken tat ich die Lehrerin mit den eisblauen Iriden und rabenschwarzen Haaren erst, als sie direkt vor mir stand und mich mit zusammengekniffenen Augen ansah.

Mrs Frostknight, soweit ich mich erinnerte.

Der Name passte auf jeden Fall.

Von Shae wusste ich, dass sie ein Winterkind war und zwar um genau zu sein eines von denen, wo man sich sicher sein konnte, dass ihr Herz wirklich aus einem Eisblock bestand.

"Fury", sie musterte mich eindringlich, "Ich muss mit Ihnen reden. Kommen Sie zu meinem Pult, dort sind wir ungestört."

Ich nickte, stand auf und folgte der Lehrerin. 

Sie war vielleicht um die dreißig und erinnerte mich irgendwie vom Auftreten her an die Böse Königin aus Schneewittchen. Nur, dass ihr Gewand keine Dunkelheit ausstrahlte, sondern ganz und gar aus weißer Seide bestand, welche mit hellblauen Strasssteinchen verziert war.

"Setzen Sie sich", sie deutete auf einen Stuhl vor ihrem gigantischen Schreibtisch und ließ sich selber hinter diesem galant wie ein Schwan nieder.

Die erste Bankreihe war nicht besetzt, weswegen uns die anderen Schüler nicht hören konnten, wenn wir leise sprachen.

"Ihre Gabe ist noch unbekannt, nicht wahr?", Mrs Frostknight beugte sich über ihr Pult vor und ich zuckte zurück, als sie mir ihren eisigen Atem entgegen hauchte. Dann nickte ich.

"Das habe ich erwartet", die Lehrerin seufzte, "Eine Gabe zeigt sich nicht einfach so. Sie braucht ihre Zeit, sich vollständig zu entwickeln, aber wir könnten ihre Fähigkeiten bereits einschätzen, damit Sie wissen, mit was für einer Magie Sie zu rechnen haben. Der Vorstand der Schule ist der Meinung, dass Sie genauso mächtig wie Ihre Mutter sein müssten, Ms Fury."

Ich zuckte mit den Schultern.

Der ganze Wirbel um meine Mutter begann mich langsam zu nerven.

Nur, weil sie besonders mächtig gewesen war, konnte man doch nicht genau das Selbe von mir erwarten, oder?

"Sie würden von ihrem Aussehen ein gutes Winterkind abgeben", ein dünnes Lächeln umspielte Mrs Frostknights bläulich geschminkte Lippen.

Anscheinend schien ihr die Vorstellung, dass Sapphire Furys Tochter ihrer Domitorenart angehören würde, zu gefallen.

Ich bemühte mich nicht eine Grimasse zu schneiden.

Ich wollte auf keinen Fall wieder eine Schneekönigin werden! Nie und Nimmer!

"Du könntest aber auch eine Seherin sein", das Lächeln verblasste wieder von ihren fein geschnittenen Gesichtszügen.

"Oder du beherrschst Seele, wie deine Mum."

Und damit waren wir wieder bei meiner Mutter angelangt.

Super.

Ich nickte nur stumm und behielt den Missfallen über die Auswahlmöglichkeiten meiner Kräfte besser für mich.

Seher klang zwar noch einigermaßen cool, aber Ly hatte erzählt, dass eine solche Gabe sehr belastend war und den einen oder anderen Domitor bereits in den Wahnsinn getrieben hatte.

"Was glauben Sie denn?", fragte mich Mrs Frostknight und ich konnte sie bloß ahnungslos angucken, ehe ich fragte: "Können das nicht die Seher voraussagen?"

"So etwas liegt nicht in der Macht eines Sehers", die Lehrerin schüttelte den Kopf, "Bestimmte Dinge entwickeln sich mit dem Schicksal und andere sind so weit im Nebel der Zukunft verborgen, sodass niemand hindurch blicken kann.
Aber wir könnten einen Aurenseher fragen. Vielleicht ist deine Aura oder deine Seele mit dem Atem der Kälte angehaucht."

Sie lächelte wieder schmallippig, dann rief sie einen sehr bleichen Jungen aus einer der hintersten Bankreihen zu sich.

Er hatte fast weiße Iriden und Haare, die unnatürlich blau schimmerten.

"Das ist Joseph", erklärte die Lehrerin und nickte dem Schüler zu, "Joseph, was siehst du in der Aura von Carol Fury? Was siehst du in ihrer Seele?"

Joseph fixierte mich mit seinen hellen Iriden, dann schloss er die Augen und ich sah, wie diese unter den Lidern zu wandern begannen, wie bei Frederika, als die ihre Gabe genutzt hatte.

Ungefähr eine Minute lang wanderten seine Augäpfel ziellos hin und her. 

Ich bemerkte, wie ich unruhig wurde und die verstreichende Zeit mir mehr und mehr wie ein ganzes Jahr vorkam.

Dann hörten seine Augen auf zu wandern und er erstarrte.

"Joseph?", Mrs Winterknight runzelte die Stirn, "Joseph? Ist alles in Ordnung?"

Der Junge antwortete nicht.

Plötzlich schälten sich alle Farben von der Umgebung, von den Menschen und Gegenständen um mich herum ab, wie alter Lack.

Die Welt wurde schwarz und weiß, farblos, wie in einem alten Stummfilm. Verwirrt sah ich mich um. Die Bewegungen der Schüler und von Mrs Frostknight erlahmten, zogen sich schwerfällig und zäh dahin, bis sie beinahe zu erstarren schienen. 

Und dann sah ich sie.

An der Stelle, wo zuvor Joseph gestanden hatte, schimmerte gleißend hell und rein eine Lichtkugel, vielleicht so groß wie mein Daumen. Dünne Lichtfäden gingen von ihr aus, gleich Armen, die sich ineinander verflochten, sich verwoben und sanft hin und her wiegten.

Ich merkte, wie mein Herz langsamer zu schlagen begann. Wie in Trance, fasziniert von diesem überirdischen Glanz, streckte ich meine Finger nach der Lichtkugel aus, wollte sie unbedingt berühren. Doch dann bemerkte ich das dunkle Leuchten, welches sich sanft um meine Finger schlang. Fäden wickelten sich um meine Arme, wanden sich um meine Hände. Nur bestanden sie nicht aus Licht, sondern aus tiefster Dunkelheit.

Sie streckten sich gleich Fühler der Lichtkugel entgegen und diese ließ ebenfalls ihre Fäden in meine Richtung tanzen. Aber in dem Moment, in dem Dunkelheit auf Licht traf, die Fäden sich berührten, flackerte die Kugel, welche an Josephs Stelle schwebte und zuckte hastig zurück.

Ein Schrei, laut und qualvoll, explodierte um mich herum und ich wurde zurück in die Realität gerissen.

Die Farben tauchten wieder auf, die Bewegungen meiner Mitschüler und der Lehrerin lösten sich aus der Erstarrung.

Vor mir stand der Seher, die Augäpfel der weit aufgerissenen Augen nach hinten verdreht, sodass man nur Weiß sehen konnte.

Die Stimme des Jungen klang schmerzverzerrt und er krümmte sich, als würde man ihn foltern: "Sie ist dunkel! Dunkler als alle anderen! Ihre Seele ist wie die Nacht ohne Sterne!"

Dann sackte er wie eine Puppe leblos in sich zusammen.

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