19. Kapitel

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Ich ging nicht wieder zurück zum Unterricht (es war mir egal, ob man mich vermissen würde oder nicht).

Ich ging auch nicht wieder zurück auf mein Zimmer und vergrub mich unter der Bettdecke, wie es vielleicht manch Anderer getan hätte.

Ich verließ das Haus der Hekate, schlenderte langsam über die Wiese hinter dem Internat und ehe ich  mich versah, stand ich vor den Arenen, in denen die Wächter trainierten.

Zögernd sah ich mich um, dann betrat ich eine der Zuschauertribünen und ließ mich auf den kalten Steinstufen nieder. 

Direkt vor mir kämpften zwei Mädchen, beide mit langen, geschnitzten Stöcken bewaffnet.

Sie stellten sich unglaublich geschickt an, schienen eher zu tanzen als zu kämpfen. Kein unüberlegter Schritt, kein unkontrollierter Hieb.

Der Kampf dauerte vielleicht zwei Minuten lang, ehe das größere Mädchen mit einem gezielten Schlag auf die Schläfe ihre Gegnerin zum Wanken brachte und ihr die Beine unter dem Körper wegzog, sodass diese unsanft auf dem staubigen Untergrund der Arena landete. Das Mädchen stürzte ihr nach, presste das Knie auf den Brustkorb der Unterlegenen, drückte Hand- und Fußgelenke zu Boden und wartete. Drei Sekunden lang.

Dann ließ sie die Verliererin los, stand auf und streckte ihr die die Hand entgegen. Die Besiegte wischte sich etwas Blut aus dem Gesicht, nahm die Hand und zog sich an ihr hoch. Dann reckte sie grinsend einen Daumen in die Höhe, klatschte anschließend mit der Gewinnerin ab und hob ihren Stock auf, welchen sie während des Kampfes verloren hatte.

"Spannend?", ich ruckte mit dem Kopf herum, als eine Stimme neben mir erklang, mit der ich in diesem Moment überhaupt nicht gerechnet hatte.

Aber eigentlich hätte ich mich nicht wundern sollen.

Verdammt! Er war schließlich ein Wächter! Da musste es mich nicht überraschen, dass er hier war!

"Ja", erwiderte ich monoton und wandte meinen Blick von Cilian ab, um wieder in die Arena zu sehen.

"Hast du denn keinen Unterricht?", ich sah eine Bewegung aus den Augenwinkeln, was bedeutete, dass Prince Charming sich neben mich gesetzt hatte.

Na super! Hätte er nicht einfach gehen können?

"Könnte sein", sagte ich und ließ meinen Blick in die Mitte der Anlage wandern, damit ich ihn nicht ansehen musste. Dort hatten gerade zwei Jungen einen Faustkampf begonnen.

"Aber?", er beugte sich vor und ich bemerkte, dass er mir versuchte in die Augen zu schauen.

"Es gab einen kleinen Zwischenfall", der eine Junge traf seinen Gegner gerade ziemlich feste am Kiefer, sodass dieser zurück taumelte und mir entfuhr ein leises, "Autsch."

"Was für einen Zwischenfall?"

"Muss ich dir das auf die Nase binden?"

"Natürlich nicht. Aber ich werde es so oder so bald erfahren, denn Zwischenfälle sprechen sich schneller herum, als du vielleicht glaubst."

Ich hätte am liebsten laut geseufzt, unterdrückte diesen Drang aber geschickt.

Er hatte Recht. Jeder im Haus der Hekate würde sicherlich bald über mich und meine Aura sowie meine Seele bescheid wissen und mich eine böse Hexe nennen.

 Kein gutes Image. Auf gar keinen Fall.

Ich bemerkte ganz nebenbei, dass sich das Kribbeln in meinem Brustkorb gelegt hatte und ich schloss für einen Moment die Augen und horchte in meinen Körper hinein, um festzustellen, ob wirklich kein Funken mehr in mir pochte.

Stille.

Sehr gut.

Jemand schnippte vor meinem Gesicht herum.

Ich blinzelte, verdrehte dann die Augen und ließ meinen Kopf herumschwenken, sodass ich direkt in Cilians Gesicht sehen konnte. Er musste schwimmen gewesen sein, denn winzige Wassertröpfchen schimmerten noch wie Perlen auf seinen dunklen Haarsträhnen und er trug nur eine Hose. Kein Oberteil weit und breit, stattdessen ein sehr definierter Sixpack und unglaubliche Bizeps. 

Dieser Anblick hätte sicherlich jedes Mädchen zum Sabbern gebracht, hieße es nicht Carol Fury.

Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen.

Ha! Da war meine Jungs-Immunität doch ein mal zu etwas Nutze!

Okay, es war irgendwie schon immer sehr nützlich gewesen. 

Ich hatte mich nie unglücklich verlieben oder Jungs auf die Bauchmuskulatur glotzen müssen. War nie rot angelaufen, kaum, dass ich dem Schulschwarm gegenüber stand oder hatte unverständliches Zeug vor mich hingestottert.

Cilian schien das Lächeln falsch zu deuten, denn seine Mundwinkel zogen sich ebenfalls anzüglich in die Höhe.

Mein Lächeln erkaltete schlagartig.

"Ich formuliere es mal so", ich sah ihn möglichst unbeeindruckt an, "Man wird mich bald mit sehr großer Sicherheit Die-mit-der-finstersten-Aura-unter-dieser-Sonne nennen. Es gab ein kleines Problem mit einem Aurenseher in meiner Klasse."

"Du hast deine Aura lesen lassen?", nun verschwand auch Cilians Lächeln.

"Nope", ich schüttelte den Kopf, "Mrs Frostknight hat meine Aura lesen lassen und der gute Joseph hat darauf hin begonnen zu schreien, meine Seele sei gleich der Nacht ohne Sterne und ist dann umgekippt."

Ich schwieg und betrachtete meine Fingernägel, ehe ich hinzufügte: "Ich war bei der Schulleitung."

"Und die meint?"

"Dass ich nicht böse sein muss, nur, weil meine Aura vielleicht nicht gerade ein Sonnenschein ist", meine Wangen erröteten, als mir einfiel, dass die kleinen Kinder mich mit großer Sicherheit gerade sehen konnten. Und zwar schon wieder mit Prince Charming, der halb nackt war.

Oder funktionierte diese Fähigkeit nur in dem Schulgebäude?

"Oh", stieß Cilian hervor und nickte langsam, "Das will ich hoffen. Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass unter dieser Marmorfassade auch noch eine sehr liebe und freundliche Carol steckt, die einen gewissen Wächter", er deutete auf sich, "nicht sofort angiftet, nur weil er ihr das Leben gerettet hat."

Ich rollte mit den Augen und sah wieder zu den Kämpfern in der Mitte der Arena. Beide bluteten aus der Nase und prügelten wie besessen aufeinander ein.

"Ich habe mich bereits bedankt."

"Aber nicht richtig."

"Wir bewegen uns in einer Endlosschleife."

"Auch schon gemerkt?", Cilian schnaubte belustigt, "Aber du könntest diese Endlosschleife beenden, wenn du einmal ein ernst gemeintes: Danke, Cilian von dir gibst."

"Das habe ich doch schon."

"Wieso wusste ich, dass du das sagen würdest?", er seufzte übertrieben, "Du bist so ein Sturkopf!"

Ich grinste leicht und sah ihn wieder an. Seine Augen, grün und blau wie der Ozean, funkelten im goldenen Licht der Nachmittagssonne.

"Ich frage mich gerade wirklich, wieso ich mich mit dir unterhalte. In der Klasse war ich der festen Überzeugung, dass du ein totales Arschloch seist."

"Ouh!", Cilian fasste sich ans Herz, als habe ihm der Ausdruck wehgetan, dann grinste er verführerisch, "Vielleicht redest du ja mit mir, da du eine attraktive Schulter suchst, an der du dich ausheulen kannst?"

Sofort gefror mein Grinsen -mal wieder- und ich schüttelte den Kopf: "Ich brauche keine Schulter, an der ich mich ausheulen kann. Vor allem keine attraktive, obwohl ich mich frage, wo ich so eine finden könnte", ich sah, genauso wie bei Kate, provokant an ihm vorbei, ehe ich den Kopf schüttelte und sagte: "Danke Cilian, aber ich brauche dich nicht."

"Wie du willst", nun lächelte auch Cilian nicht mehr, "Ich wünsche dir viel Glück mit deiner Aura. Vielleicht verschont man dich und du wirst nicht als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt." 

Er stand auf, drehte sich um und wollte gehen, aber dann zögerte er und wandte wieder seinen Kopf. 

Die Mundwinkel hatte er zu einem teils spöttischen, teils überlegenen und provokanten Lächeln in die Höhe gezogen: "Übrigens, du machst im BH keine schlechte Figur." Er drehte sich um und verließ de Tribüne.

Ich glotzte ihm, dumm und verständnislos wie eine Kuh, nach.

Gerade noch hatte ich geglaubt etwas Sympathie für Prince Charming aufbauen zu können, aber diese versickerte in diesem Moment wieder wie Wasser in der Erde.

Was für ein Idiot!

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro