22. Kapitel

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Die Augen der Gestalt, welche unter der Kapuze hervor glommen wie brennende  Kohlenstücke, erinnerten mich an etwas.

Sie erinnerten mich an Jadesteinchen. An mandelförmig geschliffene Jadesteinchen.

Und noch an etwas anderes, aber ich wusste nicht genau, was es war.

Die Gestalt musterte mich, dann zog sie sich langsam die Kapuze vom Kopf.

Die Frau, die darunter zum Vorschein kam, war vielleicht um die fünf Jahre älter als ich, hatte dunkelblondes Haar und ein filigran geschnittenes Gesicht.

Sie war wunderschön, sah aus wie ein Model. Ihre Wangenknochen waren hoch und ein unnatürlicher Glanz lag auf ihnen, genauso wie auf ihren Lidern und ihren vollen Lippen.

"Ich bin Amor", das Lächeln der Fremden erschien mir zerbrechlich wie Porzellan. Es war anziehend und bezaubernd.

"Amor?", stammelte ich etwas benommen, "Ist das nicht der Gott der Liebe?"

"Wie man es nimmt!", das Lachen der Frauen erinnerte mich an das Klingeln von Silberglöckchen, hell und klar, " Er konnte auch ziemlich bösartig sein. Denke nur an Apollon und Daphne."

Apollon und Daphne.

Aaah, ja. Ich muss gestehen, ich hatte im Geschichtsunterricht nie sonderlich gut aufgepasst.

War Apollon nicht dieser griechische Gott mit Pfeil und Bogen gewesen?

Ich war mir nicht ganz sicher.

Aber gut. Ihr Name war Amor.

Der Name eines Gottes.

"Und wieso heißt du so?", fragte ich und hätte mich im nächsten Moment am liebsten geohrfeigt.

So etwas fragte man nicht!

Amors Lächeln wurde schwächer, als würde sie diese Frage des Öfteren hören.

"Weil er meinen Charakter beschreibt", sagte sie, "Ich bin wie Amor, warm und kalt zugleich. Ich kann schmerzlich süß wie die Liebe und genauso scharfkantig wie der Hass sein."

Okay, das war eine interessante Charakterbeschreibung.

"Und wieso heißt du dann nicht Aphrodite oder Venus?"

Die hatten meines Wissens auch irgendetwas mit Liebe und dem ganzen Zeug zu tun.

Und es waren die Namen zweier Frauen, nicht der eines Mannes.

"Gute Frage", Amor strich sich eine Strähne ihres langen und glänzenden Haares über ihre Schulter und schien wirklich nachzudenken.

"Ich weiß es nicht", sagte sie dann schließlich, "Ich mag den Namen Amor. Er hat für mich seine ganz eigene Bedeutung."

Am liebsten hätte ich gefragt, welche Bedeutung der Name genau für sie hatte, aber ich wollte keine weiteren Frage über diesen Namen stellen.

Es ging mich schließlich auch nicht an, wie und weshalb Eltern ihrem Kind einen Namen gaben, egal wie schräg er war.

Stattdessen wurde mir bewusst, was die Frau vorhin als Erstes zu mir gesagt hatte und dass sie genau an dem Ort stand, an dem ich meinen Vater verloren hatte.

Ich wich einen Schritt zurück, als die Fremde die Finger ausstreckte und über den verbrannten Grabenrand strich, mit ihren Händen dann zwei große Steine, welche fest in der Erde steckten, packte und sich an ihnen hinauf auf die Wieso zog.

Sie bewegte sich elegant und schnell wie eine Raubkatze.

Ich stolperte zurück, diesmal nicht nur einen, sondern viele Schritte. Amor wischte sich unbekümmert ihre Hände an ihrem Samtumhang ab und sah mich dann an.

"Was ist?", fragte sie mit scheinheiliger Miene, "Bin ich dir etwa nicht geheuer?"

Ich presste die Lippen aufeinander und schob mich noch einen weiteren Schritt zurück.

"Wieso bist du hier?", fragte ich und ging meine Fluchtmöglichkeiten durch, falls die Frau sich als eine gefährliche Serienkillerin oder so entpuppen würde.

Eine Serienkillerin, die sich nach dem Gott der Liebe benannt hatte und kleinen Mädchen an den Orten auflauerte, an denen deren Eltern gestorben waren, nur um sie dann brutal hinzurichten.

Okay, das war vielleicht etwas übertrieben, aber mal ehrlich, wer unterhielt sich schon gerne mitten in der Nacht mit wildfremden Personen, welche in Gräben einem auflauerten?

Ich auf jeden Fall nicht.

"Entspann dich!", Amor grinste lässig, "Ich bin kein Mörder."

Ich sah sie erstaunt an.

Konnte sie etwa genauso gut Gedanken lesen wie die Schulleiter-Zwillinge?

Innerlich flehte ich, dass das nicht so war.

"Ich bin eine Domitor, genauso wie du", Amor sag mich ruhig an, "Ich war hier auch einmal im Haus der Hekate. Es ist nur schon ein paar Jahre her."

Ich sah sie misstrauisch an.

"Komm schon!", Amors Blick funkelte herausfordernd, "Domitoren erkennen untereinander. Setze deine Sinne ein."

Was für Sinne?

"Du hast noch keine Kräfte, oder?", seufzte Amor, als ich mich nicht regte und ich schüttelte den Kopf.

"Was willst du hier und was willst du von mir?", fragte ich schnell und versuchte damit mein Unbehagen und meine Nervosität zu überspielen.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und hoffte dadurch selbstsicherer zu wirken.

"Warum glaubst du, dass ich etwas von dir will?", Amor legte den Kopf schräg.

"Es ist doch kein Zufall, dass gerade ich dich hier treffe."

"Wieso sollte es kein Zufall sein?"

Ich presste die Lippen aufeinander, ehe ich erwiderte: "Du weißt, was hier passiert ist. Du hast mich schließlich vorhin gefragt, ob es weh tut. Und ja, es tut weh."

"Oh", Amors selbstsicher Miene verflog für einen Augenblick, kehrte jedoch innerhalb von Sekunden wieder.

Sie seufzte laut auf und zupfte an ihrem Samtumhang herum.

"Ich habe hier auch jemanden verloren. Jemanden, den ich sicherlich geliebt hätte."

"Den du sicherlich geliebt hättest?", echote ich.

"Ich habe ihn nie gekannt", Amor nickte, "Aber wenn ich ihn gekannt hätte, dann hätte ich ihn geliebt. Sicherlich."

Sie schwieg betreten und es dauerte eine Weile, bis ich mich durchgerungen hatte, weitere Fragen zu stellen.

"Woher weißt du, dass ich hier eine Person verloren habe, die mir sehr wichtig war?"

"Ich habe es gesehen. Ich stand im Wald und habe beobachtet, was geschehen ist"

"Du hast unseren Unfall beobachtet?", zuerst sah ich sie überrascht und verwirrt zugleich an, dann spürte ich die Wut, die plötzlich in mir aufkam, "Und du hast nichts getan? Du hast nicht geholfen?"

Adrenalin schoss durch meine Adern und meine Stimme überschlug sich.

"Ich wollte helfen, aber ich konnte nicht", Amors Blick war unbewegt.

"Wieso konntest du nicht helfen? Mein Vater wäre dann vielleicht nicht gestorben! Er würde  jetzt noch leben!", ich wurde lauter.

"Manche Dinge sind Schicksal. Manche Dinge kann man nicht aufhalten."

"Ach ja?", schrie ich, "Bist du jetzt auch noch so einer verdammter Seher?"

"Bitte beruhige dich", Amor machte einen Schritt auf mich zu, aber ich wich zurück.

"Wer bist du überhaupt?", Tränen schossen mir in die Augen, "Was für ein bösartiger Mensch bist du?"

"Ich bin eine Domitor", verbesserte Amor mich, aber das war mir in diesem Moment so etwas von egal.

"Mein Vater wäre verdammt noch mal nicht gestorben! Mein Vater wäre jetzt bei mir!"

"Und das Schicksal kann man immer noch nicht aufhalten!"

"Weißt du, wie egal mir das Schicksal ist? Es gibt doch gar kein Schicksal! Und wenn es das Schicksal geben würde, wieso hast du dann gewusst, dass der Tod meines Vaters und nicht sein Überleben Schicksal ist?"

"Ich bin eine Traumdeuterin, ich kenne das Schicksal besser als manch ein Seher. Und es existiert, das weiß ich! Soll ich es dir beweisen? Willst du etwas von deinem Schicksal erfahren? Willst du? Ich kann dir nämlich alles sagen!", Amor verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich herausfordernd an.

Ärger hatte sich in ihre Stimme gemischt und eine Falte bildete sich auf ihrer makellosen Stirn zwischen den Augenbrauen:"Du bist einzigartig. Du bist jemand Besonderes. Du bist nicht wie die anderen Domitor. Du bist zu etwas bestimmt!"

"Ach ja?", keifte ich, "Und zu was denn? Soll ich den Ring im Schicksalsberg zerstören oder Voldemort töten?"

"Du bist weder Frodo noch Harry Potter!"

"Wer bin ich dann?", fauchte ich.

"Du bist Carol Fury", Amor hob das Kinn, "Du glaubst zu wissen, wer du bist. Die Schneekönigin. Die, die dunkelste Aura von allen besitzt. Die Tochter von Henry Fury. Aber das bist du nicht. Du kennst dein wirkliches Ich nicht. Du hast es noch nie gekannt. Du musst es erst finden."

Mit diesen Worten drehte sie sich ruckartig um, sprang mit einem riesigen Satz über den Graben hinweg und verschwand auf der anderen Straßenseite in der Nacht.

Ich blieb entsetzt und schockiert zugleich zurück. Starrte die Stelle an, in der sie sich in Dunkelheit aufgelöst hatte.

Woher wusste sie all das bloß?

Und wieso hatte ich die dumpfe Gewissheit in mir, dass ihre letzten Worte über mich wahr waren?

A/ N:

Hey Leute,

Erst nochmal hier eine schöne Weihnacht euch allen!

In der nächsten Zeit werde ich wegen Zeitdruck nicht regelmäßig Kapitel hochladen können, werde aber gucken, dass ich mindestens zwei Updates im Monat hinbekomme.

Ich hoffe, dass ihr das versteht.

Lg

SilverfeatheredRaven

PS: Einen guten Rutsch ins neue Jahr 2017!

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