24. Kapitel

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Mit offenem Mund starrte ich Shae nach. 

Dann sprang ich auf, stieß meinen Stuhl um und folgte ihr.

Das: "Ms Fury! Sie können nicht einfach den Unterricht verlassen!", von Mr Lutler ignorierte ich gekonnt.

Ich riss die Tür auf und ließ diese unsanft hinter mir ins Schloss fallen.

Shae war mir bereits einige Meter voraus.

Sie hatte die Hände in den Taschen ihrer Hose vergraben und die Schultern hochgezogen, wie als würde sie frösteln.

"Shae?", ich rannte ihr nach und stolperte fast über meine eigenen Füße, holte sie aber dennoch ein, "Shae, was meinst du damit?"

Ich hielt meine Freundin fest, damit sie stehen bleiben musste und drehte sie langsam zu mir um.

Tränen. 

Sie funkelten wie kleine Diamanten in Shaes minzgrünen Augen und ich zuckte zurück.

"Bitte, Carol", ihre Stimme bebte, als versuche sie ungeheuerliche Schmerzen zu unterdrücken, "Bitte lass mich alleine!"

Ich schüttelte stumm den Kopf und umklammerte den Arm, an dem ich sie gepackt hatte, nur noch fester.

Meine Freundin begann sich zu winden, aber ich ließ nicht locker.

"Was ist los Shae?", ich sah sie eindringlich an, "Wieso bist du weggelaufen und wieso weinst du?"

"Ich weine nicht!", ihre Stimme klang trotzig und brüchig zugleich. 

"Aber du würdest es am liebsten tun", erwiderte ich und lockerte meinen Griff ein bisschen, damit ich ihr nicht endgültig das Blut aus den Adern quetschte.

Shae schwieg, dann entzog sie sich vorsichtig meiner Hand und blinzelte, versuchte die Tränen zurück zu drängen. 

Es gelang ihr nicht.

"Shae", ich wusste nicht, was ich tun sollte. 

Jeder normaler Mensch hätte sie jetzt wahrscheinlich in den Arm genommen und an sich gedrückt, aber aus irgendeinem Grund wusste ich, dass meine Freundin das nicht wollte. 

Sie wollte nicht, dass man sie tröstete.

"Willst du reden?", bot ich ihr stattdessen an, aber Shae schüttelte den Kopf.

"Ich kann nicht-", ihre Stimme brach und sie sog zitternd die Luft zwischen den Zähnen ein, "Ich kann nicht darüber reden, weil ich ansonsten wieder an ihn denken muss und ich möchte nicht wieder an ihn denken."

"Wen meinst du mit ihn?", ich runzelte die Stirn.

Shae ignorierte meine Frage und fuhr stattdessen fort: "Andererseits musst du es wissen. Du lebst noch, er nicht. Dich kann ich noch schützen, ihn nicht mehr."

"Wer ist er?", unwillig wurde ich lauter.

Shae verstummte und sah mich durch glasige Augen an, ehe sie meine Hand nahm und mich zu einer kleinen, unauffälligen Tür am Ende des Flures zog. 

Sie öffnete diese und schob mich in eine Art Abstellkammer, in der jedoch anstatt Putzutensilien Einmachgläser, gefüllt mit allerlei ungewöhnlichen Dingen, gelagert wurden.

Ich sah ein buntes Gemisch aus Käferpanzern und Schmetterlingsflügeln, knallorange leuchtende Nüsse, violett schimmernde Blütenblätter in der Form kleiner Herzen, blutrote, stachelige Wurzeln und dann noch massenhafte kleine, schwarze Kügelchen, welche mich an Käferaugen erinnerten.

"Was ist das hier?", wollte ich wissen, aber meine Freundin schwieg und begann etwas in ihrer Hosentasche zu suchen, zog dann schließlich ein Feuerzeug hervor und ließ eine kleine Flamme aufleuchten.

Im Schein der spärlichen Lichtquelle sah ich wieder die Tränen in ihren Augen glitzern und ihre Stimme ähnelte dem rauen und heiseren Schrei einer Krähe, als sie zu sprechen begann: "Mein Bruder hieß Ian. 

Er war ein Wächter und besuchte genauso wie ich und du dieses Haus der Hekate. Er fand sehr früh seine Domitor und verliebte sich unsterblich in sie.

Ihr Name war Jade. 

Jade Doe. 

Sie gingen in den gleichen Jahrgang und waren eines dieser Paare, bei deren Anblick man grün vor Neid werden konnte." 

Ihre Lippen verzogen sich zu einem bittersüßen Lächeln, als könne sie die beiden in diesem Moment wahrhaftig vor sich stehen sehen: "Sie waren glücklich miteinander. 

Jade war eine sehr talentierte Domitor, die eine großartige Zukunft vor sich hatte und Ian, mein Bruder, war Jahrgangsbester der Wächter."

Schweigend sah ich dabei zu, wie eine Träne nach der anderen langsam hinab tropfte und eine glänzende Spur auf ihren Wangen hinterließ. 

"Eines Nachts, es war ihr Abschlussjahr, kam Jade zu meinem Bruder und sagte, sie habe Angst. Schreckliche Angst. 

Ihr sei eine Fremde vor den Toren des Hauses begegnet. Eine Fremde, die gesagt habe, Jade wisse nicht, wer sie wirklich sei. Sie wisse nicht, zu was sie Fähig wäre und sie müsse ihr wahres Ich finden."

Shae machte eine kurze Pause und schloss die Augen. 

Ich hörte ihren lauten und bebenden Atem und es dauerte, bis sie sich gesammelt hatte und wieder die Lider aufschlug.

Ich biss mir auf die Unterlippe und dachte unwillkürlich an Amor und ihre Worte.

Du glaubst zu wissen, wer du bist. Die Schneekönigin. Die, die dunkelste Aura von allen besitzt. Die Tochter von Henry Fury. Aber das bist du nicht. Du kennst dein wirkliches Ich nicht. Du hast es noch nie gekannt. Du musst es erst finden.

Als meine Freundin fortfuhr bemerkte ich, dass sie nun nicht mehr verzweifelt versuchte, die Tränen zurück zu halten, sondern diese frei über ihr Gesicht laufen ließ:

"Mein Bruder tröstete seine Domitor und sagte zu ihr, sie solle keine Angst haben, aber ihr Furcht wuchs mit jedem Tag weiter. 

Jade begann sich zu verändern. Immer wieder verlor sie die Kontrolle über ihre Kräfte und immer wieder sprach sie von den Worten der Fremden. Bis sie eines Nachts spurlos verschwand."

Shae rang zitternd nach Luft: "Sie verschwand und mein Bruder starb noch vor Sonnenaufgang den Tod eines Wächters, der versagt hatte. Den Tod eines Wächters, der seine Domitor nicht beschützen konnte."

Sie senkte das Feuerzeug und die Flamme erlosch

"Sie hat ihr wahres Ich nie gefunden, oder?", flüsterte ich nach einer Weile des Schweigens in die Dunkelheit hinein.

"Ja", Shae nickte, "Und aus diesem Grund musste sie mit dem Leben bezahlen."

"Bist du dir da wirklich sicher?"

"Ja", wiederholte meine Freundin, "Mit Ausnahme meines Bruders war ich die Person, die Jade am besten kannte. Sie war meine beste Freundin, Carol. Ich habe sie und meinen Bruder wegen der Fremden verloren und ich will nicht, dass dir das Selbe Schicksal widerfährt."

Sie verstummte

Völlig überrumpelt starrte ich Shae an, ehe ich den Mund öffnete und fragte: "Wie hieß die Fremde, der Jade begegnet ist?"

"Zeus", murmelte Shae, "Sie nannte sich Zeus."

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