listen before i go

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Sorry, can't save me now
Sorry, I don't know how
Sorry, there's no way out
-listen before i go (Billie Eilish)

„Ich weiß nicht wie sie schon wieder unseren Stützpunkt angreifen konnten" Basti schaute alle am Tisch ärgerlich an. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, wir haben einen Verräter unter uns"
Alle Personen hielten die Luft an. „Aber wenn wir beginnen uns selbst zu misstrauen, wird alles zerbrechen" versuchte Norisk uns zu beruhigen. „Gut gesprochen! Die Nordfront hofft bald weitere Fortschritte melden zu können. Vielleicht, ganz vielleicht, feiern wir dieses Jahr alle gemeinsam ein friedliches Weihnachten" Er blickte uns hoffnungsvoll an. Ich nickte zustimmend, war in Gedanken jedoch ganz woanders. In den letzten Tagen hatte ich angefangen heimlich mit meiner Kraft zu üben, ich hatte jede freie Sekunde genutzt.

Zweimal, mitten in der Nacht, hatte ich mich zu der Schlucht mit der geheimnisvollen Stimme geschlichen. Sie hatte Forderungen gestellt, leichte Forderungen. Sie hatte mir viel mehr gegeben als ich ihr, hatte mir gelehrt, wie ich die Magie besser kontrollieren konnte. Gestern erst hatte ich sie nach ihrem Namen gefragt. Sie hatte gelacht. Gelacht. Doch nicht wie ein Mensch, sondern kalt und gefühlslos. Es hatte mir Angst gemacht.
Mahir hatten sie die alten Völker genannt. Ihma.

Basti erklärte ich meine Übungsstunden als „Forschung über die alten Völker" wo ich angeblich in dem Keller las. Er hatte mich letztens wütend „besessen" genannt. Doch er verstand es nicht, schließlich war er als etwas Besonderes geboren worden.
Ich seufzte. Wir hatten uns zweimal in den letzten Tagen gestritten.

Einmal hatten wir uns versöhnt. Doch der andere Streit stand noch zwischen uns, groß, unförmig, wie ein alter, grauer Elefant. Ein alter grauer Elefant im Porzellanladen.

„Wir brauchen jemand der die Karten stiehlt. Es sind uralte Werke auf der Magie der Schatten sofort vermerkt wird. Sie erscheint dort einfach. Es würde uns viel einfacher machen die alte Stadt wieder zu erobern" Er musste uns nicht ausführlicher erklären welche Bedeutung diese Karten hatten, alleine die Erwähnung der Stadt genügte. Wenn wir diese Stadt wieder unser Eigen nennen konnte, hatten wir den Krieg gewonnen. Dort stand die Festung des Feindes, dort war der Brunnen des Lebens. Er war versiegt, seit die Schatten ihn unterer ihrer Macht hatten, angeblich hatte sich dort nur ein Loch aufgetan, in welches sie ihre Feinde stießen. Basti hatte seit dem Verlust dieser Stadt zu Beginn des großen Krieges sich in den Kopf gesetzt, sie zurückzuerobern. Dort lagen die Gräber seiner Familie.

„Ich gehe"

Die Worte waren aus meinem Mund gesprudelt, ehe ich es verhindern konnte. Basti blickte mich durchdringend an, seine Augen durchsuchten mich wieder. Es war ihm früher leichter gefallen, die Wahrheit aus mir herauszupressen, früher war es auch mir leichter gefallen, seine Emotionen zu erkennen. Doch seit dem Vorfall erschien mir seine Mimik wie eine seltsame Fremdsprache, die ich niemals erlernen würde. Ich vermutete es ging ihm ähnlich, schmerzlicher Weise wurde mir wieder bewusst, wie wir uns immer weiter voneinander entfernten.
Ich presste meinen Kiefer zusammen, es war nicht meine Schuld, ich würde mit ihm reden, wenn er mich mal kurz als ebenbürtigen Gesprächspartner ansehen würde. Oder wenn er mal Zeit für mich hätte.

„Andere Freiwillige für diese Mission?" Der gesamte Tisch starrte konzentriert auf wahlweise seine Fingernägel, die Decke, den Boden oder den Tisch. Nur Blickkontakt wurde peinlichst vermieden.
„Dann ist es wohl entschieden. Stegi geht. Wir werden erneut um das eingenommene Dorf Kadard kämpfen."

Die restlichen Planungen und Taktiken zogen einfach an mir vorbei, endlich konnte ich etwas Nützliches tun, endlich war ich wichtig. Ich würde diese Pläne holen und wenn es das Letze war was ich tun würde.

Nur wenige Stunden später saß ich mit Basti draußen unter einem Baum. Die Abendsonne warf lange Schatten, die Blätter rauschten leise im Wind. Wir sagten nichts. Es war keine gute Stille, es war ein giftiges Schweigen, welches sich langsam und zäh zwischen uns ausbreitete und alles in Dunkelheit hüllen würde. Ihma hatte gesagt, ich solle nichts erzählen, ich sollte nicht von ihr berichten. Aber wie sollte ich jemanden, der sonst so gut wie alles über mich wusste, diese Sache verschweigen?

„Basti" begann ich. Er drehte sich zu mir um, drückte mich sanft gegen den Baum. Dann presste er seine rauen Lippen auf meine, brachte mich damit zum Schweigen. Seine sanften Hände fuhren unter mein Hemd, seine kühlen Finger hinterließen kribbelnde Spuren auf meiner Haut.

„Bastian" protestierte ich halbherzig, doch eigentlich wollte ich jetzt gar nicht reden. Und so gab ich mich seinen Berührungen hin, verlor mich in ihnen.

Ich fiel am Abend erschöpft in das weiche Bett und kuschelte mich in die Kissen. Es war ein guter Tag gewesen, auch wenn ich es Basti nicht erzählt hatte. Morgen. Wir hatten genug Zeit, es war in Ordnung ihm das zu erzählen. Er tratschte nichts weiter, nicht er. Dann fiel ich in einen tiefen Schlaf.

Als ich aufwachte war es dunkel und ich lag nicht in meinem Bett. Ich fühlte mit meinen Händen den uneben Holzboden und im sanften Schimmer einer brennenden Kerze konnte ich die schemenhafte Gestalt indentifizieren die sich über mich beugte.
„Nein" presste ich hervor. Es war Basti, er saß halb auf mir, seine rechte Faust umklammerte verkrampft einen schwarzen Dolch, der sich langsam, aber sicher auf meine Brust zubewegte. Ich probierte wegzurutschen, doch sein Gewicht hinderte ich daran. In seinen leeren Augen schimmerte ein irrer Blick, sein Gesicht welches nur von der Kerze beleuchtetet wurde, verzog sich zu einer blutrünstigen Fratze, beherrscht von Magie, die er nicht kontrollieren konnte. Ich wollte schreien, aber meine Lungen füllten sich einfach nicht mit Luft, meine Stimme versagten. Ich flüsterte nur immer wieder seinen Namen, wiederholte ihn mit Tränen in den Augen. Sein Hand zitterte nun, als würde er einen Magneten in der Hand halten, den er daran hindern wollte, meine Brust zu berühren. Doch der Dolch war das Gegenstück zu meinem Herzen, so würde ich also sterben. Ohne, dass ich es ihm erzählt hatte.

„Bitte" flehte ich noch einmal, der Dolch hatte nun fast mein Oberteil erreicht. Die Tränen flossen mir über die Wangen, befeuchteten mein eh schon vom Schweiß nasses Hemd. Bastis Hand löste ihre Umklammerung, der Dolch kam mit einem Klirren auf dem Boden auf, prallte einmal dort ab und rutschte dann unter die Kommode. Dann kehrte endlich wieder Menschlichkeit in seine Augen zurück. Drei Sekunden brauchte er, bis er begriff was gerade passiert war. In seine Augen kehrte der verstörteste Blick, den ich je gesehen hatte. Er rutschte von mir herunter, nahm Abstand. Sein Blick fiel immer wieder von mir zu seinen Händen zu dem Dolch. Immer wieder, immer verzweifelter.

„Basti" er wich meinem mitleidigen Blick aus, ballte seine Hände zusammen. Automatisch zuckte ich zusammen, ich konnte es nicht verhindern. Für einen kurzen Moment hoffte ich, dass Basti es nicht bemerkt hatte, doch sein schuldbewusster Blick der auf mir ruhte lehrte mich besseren.

„Geh weg" seine Stimme brach, dann schluchzte er auf. Nie hatte ich ihn so zerstört erlebt. Nie so verletzlich. Es brach mir das Herz, doch mein Körper hinderte mich daran Nähe zu ihm aufzubauen. Langsam rutschte ich zu ihm, doch einen halben Meter konnte ich nicht überbrücken, ohne das Gefühl zu bekommen, meine Lungen würden zerstochen werden. Manchmal sind menschliche Körper mit ihren Schutzmechanismen einfach dämlich. Seine Schultern bebten, er hatte sein Gesicht in den Händen vergraben. Dann zerrte er sich an seinen dunklen Haaren, schluchzte auf.

„Geh" er flehte jetzt, hickste zwischen den Schluchzern auf, schnappte nach Luft wie ein Ertrinkender. Ich konnte ihn nicht umarmen, ich konnte ihn doch nicht so alleine lassen. Ich traf einen Entschluss, stand auf und flitze durch den kühlen Flur, nur um wenig später hochkonzentriert mit einem Glas Wasser und ein paar harten Honigkeksen zurückkehrte. Ich drückte ihm das Glas sanft in seine zitternde Hand. Etwas Wasser lief aus seinem Mund, seine Lippen bebten. Ich starrte in seine roten Augen, seine laufende Nase. Er sah furchtbar aus, es zerstörte mich innerlich ihn so zusehen und nichts tun zu können.
Ich fühlte mich so hilflos.
So furchtbar hilflos.

Dann überwand ich mich, reichte ihm meine Hand, aber er packte nur mein schmales Handgelenk und umklammerte es fest.
„Stegi" hauchte er, kaum hörbar, doch ihn seine Stimme würde ich unter tausenden erkennen.
„Basti"
„Ich liebe dich"

Es ist wichtig bei solchen Sätzen, dass man sie genau im richtigen Moment verwendet. Und das man sagte was einem der andere bedeutete. Es war wertvoll, wenn Basti so etwas sagte.

„Ich dich auch" es klang lächerlich in meinen Ohren. Sehr lächerlich. Viel zu wenig. Nicht genug.
„Ich würde dich nur wegen deinen Augen heiraten"
Nur drei Sekunden später lief ich dunkelrot an, hatte ich das gerade wirklich gesagt? Basti drehte seinen Kopf nun zu mir, starrte mich aus diesen unglaublichen Augen an.

„Ich würd dich wegen allem heiraten, Stegi" Ich musste mir mit den Handballen über die Augen wischen, er hatte mich ernsthaft zum Weinen gebracht.

„Aber wir können nicht" seufzte Basti, erhob sich und ließ mich allein in dem dunklen Raum. Ganz allein. Ich hatte das Gefühl, dass sich ein Spalt zwischen auftat, der sich nicht mehr überbrücken ließ. Er wurde immer größer, war ein gähnender Abgrund, der alles verschlang. Ich musste diese Karten holen, auch wenn es nur darum ging, unsere Beziehung zu retten. Wenn ich die Karten hatte, konnten wir den Krieg gewinnen, und wenn wir den Krieg gewannen, dann standen uBasti und ich uns sicherlich näher. Zu mindestens hoffte ich das. Meine Augen brannten erneut, meine Finger umfassten die Sanduhr an meinem Hals.

Am nächsten Morgen schien Basti eine ebenso schlaflose Nacht wie ich gehabt haben, tiefe Schatten unter seinen Augen verrieten es mir und die Müdigkeit in seiner Stimme bei der Morgenbesprechung konnte er nicht so gut verbergen, wie er vielleicht ahnte. „Wir wurden in der Nacht angegriffen, sie haben ein ganzes Dorf mit Unschuldigen niedergebrannt."

Wann hatte das Leben aufgehört einfach zu sein? Ich verstand nicht warum er mir nichts erzählt hatte, er hatte das früher immer. Hatte mich bei so vielen Entscheidungen zu Rate gezogen, lange bevor ich überhaupt daran gedacht hatte mit ihm zusammen zukommen. Doch er tat es einfach nicht, würdigte mich die gesamte Besprechung lang nicht eins Blickes.
Es tat weh.
Es tat verdammt weh.

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