15. Türchen

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Tja, dank meinem herausragenden Glück musste mein Schlüsselbeinbruch natürlich operiert werden.

Da das Krankenhaus an diesem zweiten Advent aber so ausgelastet war, konnten sie mich nicht einfach irgendwo dazwischen quetschen. Da mein Bruch aber gleichzeitig so verrutscht war, dass es sein könnte, dass der Knochen bei einer falschen Bewegung aus meiner Haut herausreißt, durfte ich das Krankenhaus für heute auch nicht mehr verlassen.

Ich musste also warten bis irgendwann zufällig kurzfristig ein OP-Termin frei wurde.

Cornel hatte mit seinen Worten „Das sieht richtig übel aus" direkt ins Schwarze getroffen. Der Arzt, der mich untersucht hatte, hatte so ziemlich dieselbe Reaktion nachdem er und eine Krankenschwester mir umständlich aus der Jacke geholfen hatten. Der Pullover darunter wurde leider Gottes Opfer der Schere, da es unmöglich war, mir diesen auszuziehen, ohne dabei noch etwas zu verschlimmern.

Der Arzt hatte sogar darauf verzichtet mich abzutasten und hatte mich direkt zum Röntgen geschickt, weil der Bruch überdeutlich unter meiner Haut hervorragte.

Wenigstens hatte ich eine ordentliche Ladung Schmerzmittel bekommen, sodass ich zumindest keine Schmerzen mehr hatte.

Sie hatten meinen Arm fixiert, mich in hässliche Krankenhauskluft gekleidet und in ein Bett verlagert, in dem ich am liebsten direkt einschlafen würde. Wer hätte gedacht, dass es mit fast dreißig so anstrengend war, sich etwas zu brechen.

„Meine Begleitung sitzt noch im Warteraum", murmelte ich high von den Schmerzmitteln der Krankenschwester zu, die gerade noch nach meiner Infusion schaute.

„Wie heißt Ihre Begleitung denn? Dann schicke ich sie noch kurz zu Ihnen. Sie werden aber wahrscheinlich in den nächsten Minuten einschlafen. Ihr Schmerzmittel ist hoch dosiert."

„Cornelius", antwortete ich ihr mit müden Lippen und schloss angestrengt meine Augen. Dass sie ging realisierte ich kaum. Erst als die Tür wieder aufging und ich Cornel meinen Namen sagen hörte, öffnete ich meine Augenlider wieder schwerfällig.

„Was haben sie gesagt? Wie fühlst du dich?" Die Sorge stand Cornel auch jetzt noch deutlich ins Gesicht geschrieben.

„Ich habe keine Schmerzen mehr", nuschelte ich und musste leicht schmunzeln, als Cornel ungefragt meine Bettdecke etwas höher zog, damit auch mein Oberkörper davon bedeckt war. Dabei war er furchtbar vorsichtig, um mir keine Schmerzen zu bereiten. „Sie müssen operieren..., aber es kann noch dauern..., bis sie einen freien Termin haben... Bis dahin... muss ich hierbleiben." Würden meine Schmerzmittel nicht so dermaßen reinhauen, würde ich mich darüber wohl aufregen, aber gerade war mir das ziemlich egal.

„Sie operieren dich nicht gleich?", fragte Cornel verständnislos nach und schüttelte irritiert den Kopf.

Im nächsten Moment fand seine Hand meine, die er sanft drückte.

Seine Hand war warm und rau, so wie ich es mir vorgestellt hatte. Immerhin brauchte er im Umgang mit Pferden sicherlich auch kräftige Hände.

Es war das erste Mal, dass ich seine Haut auf meiner spüren konnte und war von dem atemberaubenden Gefühl gleich so hingerissen, dass ich nicht anders konnte, als seine Hand ebenfalls zu drücken.

„Nein", antwortete ich etwas verzögert.

„Kannst du meinem Bruder Bescheid geben, dass ich hier bin?" Ich wollte ihn eigentlich selber anrufen, aber mein Handy lag zu weit entfernt auf dem Nachttisch. So weit wollte und konnte ich mich nicht bewegen.
„Mein Handy liegt da." Ich nickte in Richtung Nachttisch, woraufhin Cornel meine Hand leider losließ und nach meinem Handy griff. Ich reichte ihm meinen Daumen, damit er es damit entsperren konnte, ehe ich meinen gesunden Arm wieder zurück unter die Decke zog. „Er heißt Stefan."

„Soll ich ihn anrufen?" Ich nickte nur.

Cornel stellte auf Lautsprecher und erst tutete es unnormal lang bis nur die Mailbox dran ging. „Probier's nochmal", orderte ich Cornel, woraufhin man gleich wieder das Tuten hören konnte.
Wieder dauerte es lange, bis mein Bruder mit einem genervten „Was willst du?" doch noch an sein Handy ging.

„Störe ich?", schmunzelte ich ins Telefon. Seine Atemlosigkeit war mir nicht entgangen und im Hintergrund konnte man deutlich seine Freundin wegen der Störung jammern hören. Ich konnte mir gut vorstellen, wobei ich die beiden gerade unterbrochen hatte.

„Was willst du?", wiederholte Stefan nur genervt.

„Ich bin im Krankenhaus. Kannst du mein Auto vielleicht vom Parkplatz des Christkindlmarktes holen und bei mir zu Hause in die Garage stellen? Du weißt, wo der Zweitschlüssel ist, oder?"

„Du bist im Krankenhaus?", fragte Stefan überrascht nach. Man hörte eine Decke rascheln und im nächsten Moment nackte Schritte, die auf seinem Parkettboden überraschend laut widerhallten.

„Ja. Ich habe mir mein Schlüsselbein gebrochen."

„Schon wieder? Warst du wieder Fahrrad fahren?" Stefan begann zu lachen und auch ich musste müde schmunzeln.

„Ich bin gestürzt", ließ ich ihn nur wissen und unterdrückte angestrengt ein Gähnen. „Kannst du mein Auto holen?"

„Jaja. Ich hol es dir schon. Da muss ich wahrscheinlich jetzt schon los, sonst machen die Schranken zu, oder?"

Cornel nickte auf die Frage meines Bruders hin, woraufhin ich ihm seine Frage auch gleich bestätigte. Das entlockte Stefan ein leises Seufzen, ehe er mir nochmal zusicherte, dass er mein Auto rechtzeitig abholte, bevor es die restliche Woche bis Freitagvormittag auf dem Parkplatz eingesperrt werden würde.

Nicht, dass ich es unbedingt brauchen würde, wenn ich sowieso hier war, aber mir war es dennoch lieber, wenn es zuhause stand.

„Danke." „Jo, kein Ding", antwortete Stefan noch, ehe er die Leitung kappte.

Ich bedankte mich auch bei Cornel, der mein Handy wieder auf den Nachttisch legte.

„Kein Problem. Ich... lass dich dann mal wieder alleine. Du siehst müde aus."
Daraufhin nickte ich nur und war gleichzeitig froh, dass er das von sich aus erkannt hatte. Ihn Rauschmeißen zu müssen, wäre nur für uns beide unangenehm gewesen.
Seltsamer wäre es aber noch, wenn ich einfach einschlafen würde, während er hier war.

„Tschüss", lächelte Cornel vorsichtig und hob zum Abschied noch die Hand, bevor er die Tür leise hinter sich schloss und ich mit einem leisen Seufzen meine Augen wieder zu machte.
Im nächsten Augenblick war ich schon eingeschlafen.


Es war Mitten in der Nacht, als ich von einer Krankenschwester geweckt wurde. Mein Gehirn war noch nicht aufnahmefähig, deswegen konnte ich nicht ganz nachvollziehen, was sie mir alles erzählte und wurde erst hellhörig, als sie mich samt Bett aus dem Zimmer schob.

Am Gang war es mucksmäuschenstill, was wahrscheinlich an der späten Uhrzeit lag. Es kam uns auch niemand entgegen, wobei ich den Großteil des Weges sowieso meine Augen geschlossen hatte, und auch die Krankenschwester sagte nichts mehr. Auch nicht als sie mich in einen anderen Raum schob und dort einfach alleine stehen ließ.

Nur wenige Minuten später öffnete sich eine andere Tür und ein grau melierter, älterer Herr kam herein. Auf seinen Lippen lag ein freundliches Lächeln und als sein Blick auf mich fiel, wurde es noch breiter.

„Grüß Gott", lächelte er und trat an mein Bett dran. Als er mir dann seine Hand reichte, brauchte ich einen Moment, bis ich meinen gesunden Arm unter der Decke hervorbrachte und ihm meine Hand schlaftrunken gab.

„Ich bin Wolfgang Schmidt. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele Anrufe ich in den letzten Stunden wegen Ihnen bekommen habe."

„Anrufe?", fragte ich überrascht nach und versuchte seinen geübten Handgriffen, die an dem Gerät neben mir hantierten, zu folgen. Dafür war mein Kopf aber noch nicht wach genug.

„Ja", lachte er. „Cornelius hat sich alle Mühe gegeben, damit Sie zeitnah operiert werden." Er lachte erneut, sah dabei wieder zu mir hinunter und klopfte mir fast väterlich auf meine gesunde Schulter. „Sie haben es meinem Schwiegersohn ganz schön angetan. Schade, dass ich Sie nicht unter anderen Umständen kennenlernen konnte."

Schwiegersohn? So wie in Schwiegervater? So wie in verheiratet?

Cornel war verheiratet?

Das war doch absurd. Das konnte gar nicht sein.
Und Cornel hatte sich bemüht, damit sein Schwiegervater mir einen OP-Termin verschaffte?

Das... war lieb.

Aber so absurd.

„Schön Sie kennenzulernen", brachte ich völlig überfordert mit der Situation heraus. „Sie sind sein Schwiegervater? Sie operieren mich?"
Wäre ich nicht weiterhin so mit Schmerzmitteln vollgepumpt, würde mein Gehirn deutlich schneller arbeiten. Aber so wurden die Informationen nur langsam verarbeitet, wodurch ich die Tragweite gar nicht überblicken konnte.

Cornel war verheiratet? Warum hatte er dann zugelassen, dass wir uns nahe kamen? Dass wir Händchen hielten?
Warum hatten seine Kollegen dann so geredet, als wäre Cornel der Macho im Quadrat?

Das machte doch gar keinen Sinn.

Oder war Cornel wirklich so ein Player, dass er sogar vor einem Ehegelübde nicht Halt machte?

„Nein, ich bin nur der Anästhesist. Ich kümmere mich darum, dass Sie beruhigt schlafen, während sich mein Kollege um Ihr Schlüsselbein kümmert." Er schenkte mir erneut ein breites Lächeln.
Warum lächelte er mich so an? Müsste es ihm nicht auch irgendwie komisch vorkommen, dass Cornel sich für einen fremden Mann so einsetzte? Oder dachte er, dass wir einfach nur befreundet waren?

Vielleicht war Cornel sogar mit einer Frau verheiratet? Dass sein Schwiegervater deswegen keinerlei Verdacht in irgendeine Richtung schöpfte?
Irgendwie war ich von Anfang an automatisch davon ausgegangen, dass Cornel Interesse an Männern hatte, aber das Gegenteil konnte ja auch gut der Fall sein.

Aber wäre er mir dann so nah gekommen? Ich denke nicht... Oder?

„Werde ich jetzt operiert?" Ich war komplett neben der Spur und konnte keinen einzigen klaren Gedanken fassen. Eigentlich hatte ich so viele Fragen, konnte aber keine davon ausformulieren.

„Sobald Sie einschlafen sind, ja", ließ Cornels Schwiegervater mich noch wissen, ehe ich bereits spüren konnte, wie mein Körper immer müder wurde. „Zählen Sie bitte laut bis zehn."

Ich schluckte angestrengt. Allein den Mund zu öffnen fiel mir bereits schwer.
„Eins, zwei, drei, vi..."

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