Kapitel 19

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"Rühren, Soldaten! Offizier Schulz, Offizier Hartmann, auf ein Wort! SOFORT!", brüllt der General jetzt wütend und zeigt auf eine Baumreihe in der Nähe. Oh, verdammt ... Die drei entfernen sich mit schnellen Schritten ein Stück von uns.

"Weiß jemand was los ist?", zischt Ben nun nervös in unsere Runde. Alle schütteln gleichzeitig den Kopf, aber jeder hat wohl seine ganz eigenen Gedanken dazu ...

Ich sehe, wie Tim inzwischen wild gestikuliert und versucht ist, mich nicht immerwährend anzustarren. Leider kann ich nichts von dem hören, was er äußert wütend von sich zu geben scheint, denn er redet ziemlich leise. Sein Gesichtsausdruck spricht allerdings Bände.

Inständig hoffe ich dabei, dass Tim uns in dieser Sekunde nicht auffliegen lässt, weil er sich um mich sorgt, oder gesehen hatte, wie ich ausgerechnet mit Mike zusammen ankam. Würden sie daraus falsche Schlüsse ziehen und mich etwa durchfallen lassen wollen? Mir wird ganz mulmig.

Überraschenderweise dreht Davis sich jedoch nach ein paar Minuten einfach um und verschwindet tiefer in den Wald, ohne nochmal zurückzuschauen. Absolut verwirrt sehe ich ihm nach.

Einen Augenblick später kommt Offizier Schulz direkt auf mich zugesteuert. "Stabsgefreite Janssen, ich bringe Sie jetzt zur ärztlichen Untersuchung im Schifffahrtmedizinischen Institut in Kiel, wo ebenfalls die Überprüfung der Taucherverwendungsfähigkeit erfolgt und dann haben Sie heute das PFV I beendet, beziehungsweise im Glücksfall sogar bestanden", sagt er jetzt mit einem undurchschaubaren Gesichtsausdruck und fordert mich gleichzeitig mit einem Wink auf mit ihm mitzugehen.

"Die Männer fahren derweil mit mir nach Kiel! Hopp, hopp, der Tag ist noch nicht vorbei, ihr Schlafmützen!", ruft Offizier Hartmann murrend, wobei er Max, Ben, Paul und Mike ungeduldig andeutet auf seinen Pritschenwagen zu springen. 

Schulz und ich steigen währenddessen vorne in seinen Geländewagen ein und fahren schweigend hinter dem anderen Fahrzeug her. Ich weiß nicht, was diese Aufteilung soll und möchte mit meinen unguten Bedenken auch irgendwie nicht danach fragen ...

Offizier Hartmann hat definitiv einen rasanten Fahrstil und jagt die dunkelgrüne Pritsche jetzt erbarmungslos durch den Wald, aber ich habe trotzdem das seltsame Gefühl, dass Schulz wesentlich langsamer fährt, als er eigentlich könnte. Der andere Wagen ist zwischenzeitlich nicht mehr vor uns zu sehen. 

Zugegeben, der Feldweg auf dem wir uns befinden ist uneben und der Mercedes-Benz Wolf ist ziemlich in die Jahre gekommen, aber dieser ist im Grunde genommen für solche Fahrten auf unebenem Gelände gedacht.

Nach etwa einem Kilometer biegt mein Ausbilder plötzlich scharf rechts in einen kaum zu befahrenen Waldweg ein und hält kurze Zeit später an einem abgewrackten und nahezu gruseligen Gebäude. Es ist umgeben von hohen, dunkelgrünen Bäumen, die fast kein Licht zu uns lassen, weil ihre Baumkronen rundherum wie eine geschlossene Decke gewachsen sind. Ich bin trotzdem froh, dass es noch helllichter Tag ist ...

"Was machen wir hier?", frage ich stirnrunzelnd und mit einem flauen Gefühl im Magen, nachdem der Wagen zum Stehen gekommen ist, wobei Offizier Schulz nun sogar den Motor abstellt.

Er dreht sich jedoch mit einem verständnisvollen Lächeln zu mir und deutet mit einem Nicken an, das Fahrzeug zu verlassen. "Sie haben zehn Minuten." 

Verdutzt öffne ich die Beifahrertür und steige langsam aus. Ich schaue mich zu allen Seiten hin um und erkenne einen Moment später, Davis im Eingang des Gebäudes stehen. Mir fällt direkt ein Stein vom Herzen, bis zu dem Augenblick, als ich bemerke, wie er mich regelrecht fixiert.

Ich gehe mit einer gewissen Nervosität auf ihn zu, bevor er mir schließlich entgegen kommt, mich an meiner Hand nimmt und schnellstmöglich in diese gruselige Ruine zieht.

Davis lässt mich los, um mit einem lauten Rums hinter mir die quietschende, alte Holztüre zu schließen. Bevor er sich jedoch zu mir dreht, atmet er scharf ein.

Sekunden später fährt Tim herum und stellt sich dabei dicht vor mich. "Was zur Hölle ...", flüstert er ehrlich entsetzt und mit weit aufgerissenen Augen. Dabei streichen seine Finger vorsichtig über mein Gesicht.

"Autsch, nicht anfassen, bitte", antworte ich schmerzverzerrt, als er die falsche Stelle an meiner Wange berührt. Tims Augen verdunkeln sich abrupt zu einem wesentlich tieferen Blau und sein ganzer Körper fängt plötzlich an zu beben.

Ich bemerke, wie er kurz davor ist zu explodieren. "Tim? Tim, sieh mich an", befehle ich ihm streng. "Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung, okay? Aber es geht mir gut. Ich habe mich gewehrt und es ist nichts schlimmes passiert!", gebe ich ihm beruhigend lächelnd zu verstehen.

Er schüttelt heftig seinen Kopf. "Nichts passiert? NICHTS PASSIERT??? Hast du dich mal angesehen? WER war das???", schreit Tim nun stinksauer, wobei er zugleich mit einer liebevollen Geste eine Haarsträhne aus meinem Gesicht streicht und hinter mein Ohr steckt. Seine Hand zittert dabei allerdings so stark, als wäre er auf Entzug. Deshalb ergreife ich sie schnell und umschließe sie fest mit meiner.

"Tim, das ist nicht DEINE Sache, okay? ICH habe das geklärt! Es ist unwichtig mit wem ich Stress hatte!", sage ich mit Nachdruck und ergreife nun auch seine andere Hand.

"Aber DU bist meine Sache", flüstert er jetzt beinahe sanftmütig. Seine Augen mustern mich aufmerksam. Ich muss unwillkürlich lächeln.

Zaghaft drücke ich ihm jetzt einen Kuss auf die Wange. "Und die werde ich immer sein! Aber jetzt lass mich bitte meine Prüfung für heute beenden", stelle ich nichtsdestotrotz konsequent fest.

Ich weiß nicht, wo diese Stärke in mir plötzlich herkam, aber sie ist da und ich genieße das erhabene Gefühl in vollen Zügen. Hoffentlich ist es nicht nur das Adrenalin und später würde mein Zusammenbruch folgen ...

Tim nickt bloß. "Mutig, stark und schön ..." Er muss gar nicht weiter sprechen. Genau das waren die ersten, ehrlichen Worte, die er ganz am Anfang, während einer Trainingsrunde zu mir sagte.

Ich ziehe ihn im nächsten Augenblick an mich heran und lege meine Arme fest um seine Taille. Mein Kopf ruht behaglich an seiner Schulter, als Tim seine Hände um meinen Rücken schlingt und mich einfach nur festhält. Er wird ruhiger, wobei ein leiser, zufriedener Seufzer aus seinem Mund kommt.

"Ich drehe durch, wenn ich sehe, dass dir jemand weh getan hat ...", flüstert er und durchbricht damit die Stille.

"Ich weiß und das verstehe ich. Aber heute habe ich mich zum ersten Mal wirklich gewehrt und war nicht nur das ängstliche Mäuschen in dem Moment. Du musst mich so etwas wirklich allein regeln lassen. Das ist mir enorm wichtig ..."

Mit einem Mal ruft eine dunkle, laute Stimme von draußen: "Janssen, wir müssen jetzt los!" Es ist Offizier Schulz, der immer noch auf mich wartet.

"Ich komme sofort!"

Tim lässt mich jedoch nicht los, sondern hält mich fest an sich gepresst.

Ein kurzer Moment ist absolute Stille zwischen uns ...

"Ich bin stolz auf dich, kleiner Kolibri ... Und ... ich ... ich liebe dich", flüstert Tim aufeinmal leise, bevor er mir einen sanften Kuss auf den Kopf gibt. Schlagartig wird mir heiß und kalt zugleich. Hatte ich das richtig gehört???

"Was hast du gerade gesagt?", hauche ich zurück, hebe meinen Kopf und starre ihn mit großen Augen an. Er lehnt sich ein Stück zurück und schaut mir einfach nur mit einem zärtlichem Blick in mein schockiertes Gesicht. 

"Ich - liebe - dich, Eleanore Janssen."

Da ist es wieder! Ich hatte mich also keineswegs verhört!

Freudentränen laufen mir plötzlich unkontrolliert über meine Wangen. "Ich dich auch, ich dich auch", flüstere ich immer wieder und umarme ihn so fest wie nur möglich.

Im nächsten Moment liegen unsere Münder aufeinander, um viele sanfte Küsse auszutauschen. Diese Lippen, sein herrlicher Geruch, das Gefühl, wenn er seine Arme um mich schließt und dann sein wunderbarer Geschmack ...

Dieser Tag bestand bisher definitiv aus einigen absoluten Tiefen, aber ab der Sekunde ist es der beste meines Lebens!!! Ich hatte mich das erste Mal seit der schrecklichen Nacht, als ich meinem Peiniger die Nagelschere in den Hals rammte, gegen einen übergriffigen Mann zur Wehr gesetzt und gleichzeitig akzeptiert Tim meine Entscheidung und steht hinter mir und meiner Handlung ... 

Und das Allerbeste, Tim und ich gestanden uns unsere Liebe! Ich möchte jetzt am liebsten die ganze Welt umarmen!!! 

Abgesehen von dem tiefen, nagenden Gefühl, dass mein bester Freund mich übel verraten hatte, mein absolutes Vertrauen missbrauchte und mir ziemlich weh tat ... Werde ich ihm das je verzeihen können?

**********

"Janssen? Haben Sie einen Moment für mich?" Die helle Stimme von Melina Wagner reißt mich mit einem Mal aus meinen Gedanken.

Ich will gerade fröhlich pfeifend die Station verlassen, wo die Prüfung der Taucherverwendungsfähigkeit stattgefunden hatte, wobei ich mich total freue, dass dieser anstrengende Tag endlich ein Ende fand und nicht ausgerechnet SIE auch noch bei meiner Untersuchung anwesend war.

Was macht die Oberstabsärztin denn trotzdem hier in Kiel? Aber mir bleibt nichts anderes übrig, denn ich kann ja schlecht einfach weglaufen, deshalb drehe ich mich zu ihr und entgegne freundlich lächelnd: "Natürlich."

Melina Wagner führt mich jetzt in ein Büro und deutet mir mit einer schlichten Geste an, auf einem der Schwingstühle, vor einem überdimensionalen Schreibtisch aus Glas, Platz zu nehmen.

Alles hier wirkt mit dem Design und in dem kaltweißen Licht ziemlich steril und kühl zugleich, ähnlich wie ihr Blick, den die Oberstabsärztin mir inzwischen zuwirft, nachdem sie sich gegenüber in den weißen Ledersessel setzte und gekonnt ihre langen, schlanken Beine übereinander schlug.

"Erst einmal meine herzlichste Glückwünsche! Es hat sich bereits rumgesprochen, dass Sie die Prüfung heute bestanden haben", erklärt Melina Wagner mir mit einem durch und durch aufgesetzten Lächeln. 

"Danke schön", erwidere ich dennoch freundlich nickend. "Bevor ich bei Davis einzog, war sie irgendwie netter zu mir ... auf eine andere Art ... ehrlicher ...", huscht mir prompt dieser Gedanke durch den Kopf.

"Kommen wir lieber gleich zur Sache nach diesem harten Tag und warum ich Sie eigentlich hergebeten habe ... Tim war gestern Abend bei mir ..."

"Mmh, ja, ich weiß ...", murmle ich mit einem ganz schlechten Gefühl, das mich plötzlich überkommt.

Ich hatte am Sonntagabend einfach ignoriert, dass Tim mich vier Stunden lang hatte warten lassen, aber das war irgendwie in Ordnung. Er musste sich um die Angelegenheiten bezüglich Valerie kümmern und das akzeptiere ich ohne Wenn und Aber.

"Okay, gut. Er war ja auch sehr lange bei mir ... Nicht, dass wir uns missverstehen, aber Tim und ich sind durch unsere gemeinsame Zeit in den letzten Jahren sehr eng zusammengewachsen und haben eine wirklich innige Beziehung, in der wir uns zudem alles erzählen ..." 

Ich nicke stumm. Was sollen diese blöden Andeutungen?

"Ich weiß, dass er sie mag und er hat mir erzählt, dass es ihnen ebenfalls so geht." 

Wieder nicke ich nur. 

"Janssen, ich will ehrlich mit Ihnen sein. Kurz bevor Sie hier angefangen haben, sind Tim und ich uns weitaus näher gekommen, als wir das geplant hatten und sprachen darüber, wie es wäre, wenn wir eine Beziehung eingehen würden. Wir verstehen uns blind, wir vertrauen uns und es wäre eine gute ... eine stabile Partnerschaft." 

Nun nicke ich nicht mehr, sondern starre Melina Wagner ausschließlich entsetzt an. 

"W-w-was wollen Sie damit sagen?", flüstere ich kaum hörbar. Sie seufzt. 

"Tim hat viele Probleme, vor allem kann er es aber nicht haben, wenn eine Frau in Gefahr gerät ... dann ist es wie ein Schalter, der sich in ihm umlegt." 

"Ich weiß ...", murmle ich. 

"Und das hat sich leider verstärkt, seit Sie hier sind. Ich will Ihnen natürlich keinen Vorwurf machen, aber ich weiß, wie ich mit ihm umzugehen habe. Ich frage Sie das jetzt ernsthaft, glauben Sie, dass Sie damit zurecht kommen können? Er ist mir unfassbar wichtig, deswegen möchte ich nur das Beste für ihn. Verstehen Sie das?"

"Ja, ja, natürlich", stimme ich ihr vorsichtig zu. "Aber Tim hat sich definitiv im Griff", erkläre ich gleichzeitig und untermale diese Behauptung, indem ich meine Arme vor der Brust verschränke. Ich würde mir hier keinen Floh von ihr ins Ohr setzen lassen!

"Und glauben Sie, dass die Beziehung zu Ihnen ihm guttun wird?" 

Ich sehe sie wie gelähmt an. Was zur Hölle will die Oberstabsärztin damit andeuten?

"Natürlich wird sie das! Wieso sollte unsere Beziehung ihm schaden?", stelle ich, allmählich wütend geworden über dieses Gespräch, vehement fest.

Melina Wagner verzieht ihr Gesicht zu einem kurzen, müden Lächeln. "Wollen Sie denn die Marine verlassen?"

Verwundert schüttle ich meinen Kopf. "Nein, natürlich nicht."

"Wollen Sie, dass der General seinen Dienst quittiert oder ins Ausland versetzt wird?"

"Was? Nein! Auf keinen Fall!", rufe ich harsch aus.

"Janssen, ich kann Sie durchaus verstehen ... es ist verdammt aufregend mit einem General zusammen zu sein, keine Frage. Die Macht, das viele Geld, das er besitzt, sein wirklich gutes Aussehen und dieses heiße, unstillbare Verlangen, das er in sich trägt und Ihnen mit Sicherheit bereits einige Male im Bett erwies ... Er hat so viel zu bieten, aber erklären Sie mir, wie das zwischen Ihnen beiden funktionieren soll, wenn keiner zurückstecken möchte!?"

Meine Finger klammern sich jetzt panisch um die Armlehnen meines Stuhls und ich spüre, wie ich mit jedem ihrer Worte ein Stück blasser und kleiner geworden bin. 

"I-i-ich muss los!", rufe ich mit klopfendem Herzen aus und springe auf, ohne Melina Wagner noch ein weiteres Mal zu betrachten.

Mir ist kotzübel von ihren Worten, die Tränen stehen mir in den Augen und ich flüchte mit schnellen Schritten aus diesem schrecklichen Büro ...

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