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Ich habe keine Lust vor Ada in Tränen auszubrechen. Vor jedem anderen Mädchen, aber nicht vor einer intriganten Macintosh! Ich presse mir die geballten Fäuste auf die Augen bis ich bunte Sternchen sehe. Doch das hält die Tränen auch nicht auf. STEVE lässt ein leises Surren hören, er möchte mir Bilder schicken, spielt sanfte Melodien ein.

„Danke STEVE, vielleicht später!"

Noch elfeinhalb Stunden Flug. Elfeinhalb Stunden den Aufpasser spielen. Elfeinhalb Stunden voller Hoffen und Bangen nicht aufzufliegen. Mit jeder Sekunde entfernen wir uns weiter von den Kolonien, entferne ich mich weiter von der Chance meine Eltern jemals wiederzusehen.

Es gibt hier eine Bar. Ich hole zwei Beutel Sprouzy und drücke die Verschlüsse ein. Gutes Zeug. Macht glücklich! Ada funkelt mich an als würde ich sie vergiften wollen. Ihre Arme sind noch immer gefesselt. Ich halte ihr den Beutel an den Mund. Sie saugt ihn gierig leer. Dann lässt sie sich seufzend nach hinten fallen und schließt die Augen. Ich tue es ihr nach wobei ich penibel darauf achte, ihr nicht zu nah zu kommen.

„Wie viele von euch waren in diesem Terminal? Hundert? Zweihundert?"

„Einhundertdrei! Zwei Generäle, dreißig Majore, dreiundfünfzig ..."

Ich mache pralle Backen und lasse laut die Luft entweichen.

„Bitte, Ada, verschone mich ...!"

„Du wolltest es wissen!"

„An einhundertzwei bin ich vorbei gekommen. Einhundertzwei!Weshalb nicht an dir?"

„Wir kennen uns! Du warst zwei Klassen unter mir. Du bist der Freund von diesem Tom. Ihr habt in der Mensa mal mit Zucker gedealt."

Ruckartig setze ich mich auf.

„Du warst das? Du hast uns verpfiffen?"

Ada grinst mit geschlossenen Augen.

„Du bist ein Rebell, Elon First Scholz, du arbeitest gegen uns!"

„Ich schneide Filme und schraube an meinem PD herum, nichts weiter. Ist das etwa verboten?"

„Du weißt genau was ich meine."

„Nein. Keinen blassen Schimmer! Und überhaupt, eine Second im Staatsdienst. Keine Angst, dass das ans Licht kommt?"

„Mein Großonkel gibt mir 'ne Chance. Er sagt er glaube nicht, dass ich es schaffe, aber versuchen solle ich es. Ich bin sehr ehrgeizig, weißt du! Außerdem ist es sehr aufregend zu wissen, dass ich die einzige Second in den Kolonien bin, die diese Gelegenheit bekommt. Wenn alle gleich wären, wie öde wäre das denn ...!"

Dieses Mädchen ist schrecklich. Was will sie eigentlich? Ich werde nicht schlau aus ihr.

„Tja, Ada, wie es aussieht, hast du dich mit deinem Ehrgeiz in eine ziemliche missliche Lage gebracht!"

Sie zupft sich an der Augenbraue und richtet den Träger ihres Thermodresses.

„Das werden wir ja sehen!"

„Wie es aussieht hocken wir doch beide in diesem stinkenden Frachter ... Hast du die ganzen unschuldigen Menschen gesehen, die ..."

„Unschuldig? Die wollen verhindern, das Johann Präsident wird! Jedes Mittel ist ihnen recht! Unschuldig. Dass ich nicht lache!"

Ich gebe es auf.

Noch elf Stunden bis zur Erde.

Irgendwann schläft Ada ein.

Ich sehe mir Heimatfilme an. Wieder ist da das Meer, der Strand, die Berge. Wald, Wiesen, Kühe, Schafe, Pferde. Früher kannte ich diese Lebewesen nicht. Heute sind sie mir vertraut, weil STEVE sie mir erklärt hat.

Mehrmals schlafe auch ich ein und wache wieder auf. Zweimal kommen Beamte herein, ziehen sich aber gleich wieder zurück als sie die Sterne auf Adas Schultern erblicken.

Ich projiziere Bilder an die Wand, ich höre einhundert Sounds und Musikstücke, einmal quer durch die 2200er Jahre, ich zocke ein paar Spiele und versuche vergebens Kontakt mit meinen Eltern und Tom aufzunehmen. Ich komme mir vor wie Noah auf seiner Arche.

Nur noch knapp drei Stunden Flugzeit. Ada schläft noch immer. Was war nur in dem Sprouzy-Beutel?

Ich wuchte mich aus dem Sitzsack und strecke mich. Hier oben müsste es doch Luken zum Hinausschauen geben. Liebend gern würde ich einen Blick auf den blauen Planeten erhaschen. In die Hände geklatscht und die Türen gleiten zur Seite. Ich spähe nach draußen. Niemand zu sehen. Ich gehe nach rechts.

Ich spüre die Explosion unter meinen Füßen noch bevor ich sie höre. Irgendwo unter uns ist etwas detoniert, ein oder zwei Module tiefer. Das Licht flackert, erlischt schließlich ganz.

Ich renne zurück, versuche die Tür des Ruheraums zu finden. Ich klatsche in die Hände. Wie lächerlich. Es tut sich nichts.

Eine zweite Explosion, jetzt ganz in der Nähe. Ich spüre wie sich der Boden neigt. Eisberg, sendet STEVE. Titanic. Panik.

Ich stürze, rutsche über den Boden. Türen öffnen sich, Stiefel trampeln an mir vorbei. Über mir sabbernde Münder, heisere Befehle, schreckgeweitete Augen.

Ada. Ich habe die Waffe bei Ada gelassen! Mein Blick trübt sich. STEVE spielt Schlaflieder.

Irgendwann steht sie einfach neben mir. Gibt mir Ohrfeigen, schreit meinen Namen. Noch immer ist der Boden schief, sind die Wände irgendwie falsch, knirscht und ächzt es um uns herum als verbiege ein Riese Stahlträger.

Sie reißt mich hoch. Ich sehe grüne Linien vor mir, ich höre STEVES monotone Infoströme. Fluchtweg ... Module ... Schiff zerbricht ... Rettungskaspeln. Etwas Warmes läuft mir über das Gesicht. Ich schmecke Blut. Auch Ada scheint verletzt zu sein. Sie hinkt.

Immer der grünen Spur folgen, durch düstere Gänge, vorbei an Kabelbüscheln, unter herabgestürzten Decken hindurch. Da hinten die offen stehenden Zellentüren. Wo sind die Gefangenen?

Ada will mich weiterziehen, obwohl sie fast am Ende ist. Doch ich will nicht weiter, will lieber stehenbleiben. Ein Glasmodul. Von hier aus kann man hinaus ins All sehen.

Weit unten die Erde. Ich möchte mich hinsetzen und gucken. Für immer. Für ewig. Dann sehe ich die Frachtschiffe. Die Solburn hängt merkwürdig schief, sie brennt, die Triebwerke fehlen. Die Lukianos 6.0 erkenne ich nur noch an ihrer charakteristischen Spitze, mehr existiert nicht mehr von ihr. Die Lukianos 7.3 neigt sich gerade zur Seite, unendlich langsam, dann drei hintereinander folgende Explosionen an Triebwerken und Frachtmodul. Die Lovely Corbita schiebt sich wie ein gigantischer Keil in die Mare Nostrum, durch nichts zu stoppen.

Ich wende meinen Blick ab, rufe, STEVE stopp, STEVE, schalte diesen verdammten Film ab! STEVE!


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