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Ob das eine gute Idee war? Da oben sperren einige der Kerle das Maul auf und spucken hinunter. Ich höre Männergegröle, heisere Rufe, Befehle. Nichts Zartes, keine Frauenstimmen. Niemand, der uns Mut macht, uns beruhigt, der uns auffordert cool zu bleiben, nicht die Nerven zu verlieren. Oh Mann, ich habe ein mieses Gefühl. So ein mieses Gefühl! Drüben auf der Tragfläche liegt Ada, blass wie ein Höhlenmolch, wie ein Fisch aus unendlichen Tiefen.

Wo habe ich das her? STEVE muss es mir gezeigt haben, denn in den Kolonien gibt es keine Fische, keine Molche, höchstens im Zentralaquarium, gleich neben der Blackdune-Universität. Wie gern wäre ich jetzt dort, ohne Ada, aber mit dem Wissen, dass sie gesund ist, und würde die Schätze der Erdenmeere bewundern. Die Erdenfische gehören zu den wenigen Dingen, die sie den Bewohnern von Blackdune noch nicht verboten haben.

Habe ich gerade an die Kolonien gedacht? Habe ich mir gewünscht jetzt dort zu sein? Unmöglich! Ich klatsche mir mit der flachen Hand ins Gesicht. Aufwachen, Elon! Du bist da, wo du immer sein wolltest! Aufwachen!

Das metallische Ungetüm dreht sich. Nach links, dann nach rechts, als könne es sich nicht entscheiden, wohin es will. Gischt spritzt mir ins Gesicht. Das Wasser riecht ungesund, es schmeckt schimmelig, tot.

Ich könnte versuchen, die Libelle zu starten und von hier weg zu kommen. Doch wenn ich das tue, dann wissen sie, wer wir sind und woher wir kommen.

Da oben ist irgendwas im Gange. Ich höre Metall kreischen, das Quietschen nicht geölter Scharniere. Ein Rumpeln und Poltern erfüllt die Luft. Drei rostige Kräne werden ausgefahren. Gelb, braunfleckig. Sie schwanken hin und her, bewegen sich aufeinander zu, treffen sich an den Spitzen und rasten dort mit einem Höllenlärm ein. Jetzt wird eine Apparatur sichtbar, die sie zu uns herunterlassen. Ich sehe wirbelnde Zahnräder, angelaufene Stahlseile, Kettengetriebe die ihr rasselndes Lied spielen. Es stinkt nach altem Fett, ranzigem Öl und Hitze. Was ist das? Ein Fahrstuhl?

Zwei Armlängen über uns bleibt die Apparatur abrupt stehen, federt leicht nach und pendelt aus. Ich hangele mich zu Ada hinüber, hebe sie auf und trage sie ins Cockpit. Egal was sie mit uns machen werden, egal was sie mit der Libelle vorhaben, ich habe keine Lust mit dem Meer Bekanntschaft zu machen. Ich schließe die Luke und warte ab was passiert. Ada atmet schwer. Ich kann nichts für sie tun. STEVE, ach mein lieber STEVE, du willst mich aufmuntern, willst mir bunte Bilder zeigen, mir beruhigende Harmonien spielen. Doch was hilft das jetzt? Er hat jedoch ganz andere Informationen für mich.

„Die King Charles. Jahr der Fertigstellung: 2100, anlässlich des 50. Todestages des englischen Königs. 102.000 Bruttoregistertonnen. Größtes und schnellstes Kreuzfahrtschiff seiner Zeit. Passagiere: 9554."

Ein Kreuzfahrtschiff? Was ist das? Klingt nach Luxus. Wie passt das mit dieser Rostlaube zusammen? Wenn Tom Second Spencer hier wäre, er hätte eine Erklärung. Der Erdenspezialist, der alles weiß über diesen Planeten, der so gern mitgewollt hätte. Mein schlechtes Gewissen meldet sich mit einem schmerzhaften Ziehen in der Magengegend. Ach Tom, was machst du gerade? Geht es dir gut? Oder haben dich Johanns Häscher schon gefasst? Wann sehen wir uns wieder? Wie geht es meinen Eltern, meinen Großeltern?

Das über uns baumelnde Ungetüm gibt ein Zischen von sich. An zwei Seiten öffnen sich Luken. Durch das zerkratzte Cockpitglas sehe ich drei kräftige, in tiefes Schwarz gekleidete Gestalten herausklettern. Die Libelle reagiert mit ungesunden Bewegungen, als sie sich fallen lassen und mit ihren schweren Stiefeln polternd auf der Tragfläche aufkommen. Die Männer tragen dichte, geflochtene Bärte. Ihre Gesichter sind wettergegerbt, rissig wie altes Leder. Blauviolette Ornamente überziehen ihre Stirnen, Wangen und Hälse. Ihr Blick ist finster und passt gut zum verhangenen Himmel, aus dem es jetzt schüttet wie aus Eimern. Donner rollt über den Horizont, das Meer will spielen.

Auch wenn mir der Gedanke nicht passt, ich muss ihn denken. Die Wilden da draußen sind unsere Rettung. Was auch immer sie vorhaben, wir haben noch eine Chance, auch wenn sie vielleicht nur winzig ist. Wir werden leben.

Seile fliegen über die Libelle, werden verknotet. Haken greifen in Rillen und Vertiefungen, verkanten sich. Die Libelle wird hin- und hergerissen, auf und nieder gezogen, bis alle Befestigungen vertäut sind. Einer der Kerle schreit einen Befehl nach oben. Man scheint ihn nicht gehört zu haben. Er brüllt erneut, unfreundlicher als zuvor. Die Seile spannen sich, ein hartes Rucken geht durch den Rumpf. Ich greife nach Adas Hand. Sie ist ganz kalt. Zu kalt für meinen Geschmack. Zusammen mit der Libelle werden wir aus dem Wasser gehoben. Einen Meter, drei Meter, schließlich baumeln wir weit oben über den Wellen. Unter uns rauscht das Meer, schlägt gegen die dreckige Außenhaut der King Charles. Und jetzt sehe ich es auch. Das verblichene Gold der geschwungenen Buchstaben. Jeder so hoch wie zwei Wohnmodule in Blackdune. Das „g" in „King" fehlt, das „e" und das „s" in „Charles" ist so ausgeblichen, dass man es nur aus nächster Nähe erkennt.

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