Kapitel 3 Mit Messer und Gabel

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Ich folgte der rundlichen Frau in eine kleine Stube wo Jacken und Schuhe aufgehangen und aufgereiht waren. Meinen beigefarbenen Mantel, welchen ich mir vorhin übergezogen hatte, zog ich nun wieder aus.

Auch meine Stiefeletten verließen meine Füße, wobei ich es nicht möchte bei fremden Sockig zu sein.

„Danke, übrigens. Es ist sehr freundlich, dass Sie mich einladen", sagte ich noch. Die kleinliche Frau sah mich nun auch direkt an, was mir ihre geröteten Augen offenbarte. Ich sagte nichts dazu.

Es würde sie nur demütigen mit einer Fremden über ihre Gefühle zu sprechen. Durch einen offenen Durchgang kamen wir gleich in das Esszimmer.

„Reiner ich habe jemanden mitgebracht, dass ist Ariana. Du erinnerst dich, die anderen Töchter der Schäfers", plapperte die Frau los. Andere traf es gut. Ich war die andere, unbedeutende, jüngere und lebende Schwester.

„Guten Abend, Herr Winter", sagte ich in einer kurzen Verschnaufpause der molligen Frau. Nun sah er zum ersten Mal von seiner Zeitung auf.

Brummend erwiderte er den Gruß, aber begann fast augenblicklich weiterzulesen.

„Setz dich doch Ariana. Ich mache nur schnell das Essen fertig", forderte sie mich auf.

Ich kam es auch nach, doch während sie zur Küche eilte, bemerkte ich ein Veilchen an ihren Arm.

Mir kamen wieder die Schluchzer und das Geschrei in den Sinn.

Auf einmal hatte ich ein übles Gefühl was die wirkliche Ursache war.

Vorerst wollte ich jedoch nichts dazu sagen, nicht solange bis die Theorie nicht handfest war.

Ich setzt mich auf einen der hellbraunen Holzstühlen. Es war echtes Holz und keine zusammen gepresste Späne, wie in meinem kleinen Apartment in der Lancing Road.

In der Nähe gab es, gerade mal hundert Meter entfernt, ein kleines rumänisches Restaurant mit genau solchen Stühlen. Ich liebte die Stimmung in diesem, es war so familiär.

Jeder Kellner dort kannte schon meinen Namen und ich die ihren.

Hier dagegen schien es alles andere als gemütlich zu sein.

Die Fenster waren mit schweren Vorhängen verhangen und von der Wand gegenüber von mir glotzte mich ein Hirschschädel an.

Es blieb auch nicht nur bei dieser einen Trophäe.

Noch mehr Geweihe schmückten die Wände.

„Hm, sind Sie Jäger", fragte ich. Ein undeutliches Murren war meine Antwort. Kein gesprächiger Mann. Dazu hatte er nur kurz von seiner Zeitung aufgesehen und das auch wieder nur um mich böse anzusehen. Etwas sagte mir, dass er mich nicht möchte und dieses etwas war gesunder Menschenverstand.

Die Frau des Hauses kam in den Moment zurück.

Sie lächelte mich an und fing sofort an zu sprechen: „Ariana, würdest du mir bitte helfen den Tisch einzudecken."

„Natürlich, Frau Winter", erwiderte ich. Leicht fing sie an zu lachen und wenn sie lachte dann strahlte sie wie die Sonne.

„Ach, nenn mich Anja. Ansonsten komm ich mir nur so alt vor.

Ich nickte, als Zeichen, dass ich verstanden hatte.

Ich folgte Anja zurück durch die Stube in einen anderen Raum.

Der ich recht schnell als Küche betiteln konnte.

Auf einen alten schwarzen Herd kochten verschiedene Töpfe vor sich hin.

In der Spüle stapelte sich das Geschirr, denn eine Spülmaschine gab es nicht. Das was meine Aufmerksamkeit an meisten auf sich zog, war der Kühlschrank.

Dort waren bunte Kinderzeichnungen mit Magneten im Buchstabenform aufgehangen worden.

Es schauderte mich schon fast beim Gedanken, dass dieses Kind wohl tot war.

Ich wandte schließlich meinen Blick beschämt ab.

Meine Gastgeberin hatte es jedoch schon bemerkt, und während sie mir Messer und Gabel in die Hand drückte, fing sie wieder an zu plappern.

Nur dieses Mal klang ihre Stimme deutlich trauriger.

„Ach meine Emely war eine kleine Künstlerin.

Sie hätte sicher einmal Kunst studieren können und hätte dann Karriere gemacht, nur...", sie brach ab.

Mir war aufgefallen, dass sie in der Vergangenheit sprach ganz so als hätte sie ihre Tochter schon abgeschlossen.

Auf eine gewisse Weise brach es mein Herz und ich sah nun diese gebrochene Frau mit ganz neuen Augen. Sie schien gebrochen zu sein und doch war sie mehr Mutter als es meine Mutter jeh gewesen war.

Meine Mutter hatte Tag und Nacht darum gekämpft, dass verlorene Kind wieder zu bekommen.

Nur hatte sie dabei ganz ihre Tochter Zuhause vergessen.

Ich war es gewohnt gewesen immer zu hinter einer Toten stehen und doch verfolgte mich Laurens Schatten bis heute.

Wortlos brachte ich das Geschirr in das Esszimmer voller Tierleichen. Ich deckte den Tisch und Herr Winter laß weiter.

Eine große Hilfe im Haushalt war er wohl kaum.

Was für eine altmodische Rollenverteilung.

Es würde mich kaum wundern, wenn er seine Frau noch als Besitz ansehen würde und sie ihn fragen müsste ob sie arbeiten gehen dürfte.

Anja kehrte ebenfalls zurück in das Zimmer mit dem Rosenkohl. Eilig verschwand sie und holte noch die Rouladen.

Ich zog mir währenddessen den Stuhl hervor, welcher am weitesten von Herr Winter entfernt war.

Ich möchte diesen Mann nun schon nicht. Aus dem einfachen Prinzip heraus, dass ich ihn Sexistisch fand. Still schaufelten sie sich das Essen hinein.

Ich, die alleine lebte, war das gewöhnt, doch sollte sich Mann und Frau nicht etwas zu sagen haben am Tisch?

Ich fand schon, aber zu gleich erinnerte es mich an Zuhause.

Da hatten sich auch nie jemand etwas zu sagen gehabt.

Der Verlust von Lauren war schlicht zu groß gewesen und hatte eine riesige klaffende Schlucht zwischen sie gerissen.

Ich kannte es einfach zu gut und doch fühlte ich mich nun zwischen diesem Ehepaar unwohl.

Emely war wohl ihre Lauren und ich hoffte nur, dass sie keine Ariana bekamen.

Man sollte kein Kind als Lückenfüller bekommen.

Stets hatte man mich mit ihr verglichen, meine schwarzen Haare mit ihren blonden und mir gesagt wie schlecht ich war.

Mit vierzehn war ich den Ausgebrochen, ich habe nicht mehr länger ertragen die zweite Geige zu sein und war zu meiner Tante väterlicherseits nach England gegangen.

Man hatte mich nicht aufgehalten. Dafür habe ich ihnen zu wenig bedeutet. Man ließ mich ziehen.

Es war die richtige Entscheidung gewesen. In den letzten sechs Jahren war mein Englisch auf Muttersprachlerniveau geschossen und damit standen mir so unendlich viele Türen offen.

Genau wie damals war ich auch froh diesen Tisch zu entkommen, als das Essen endete.

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