39 - Die Hochzeitslocation

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Eine Woche nach meinem traumatisierenden Frauenarztbesuch ergibt sich für mich die Möglichkeit, meiner Mutter endlich von Chris zu erzählen. Es ist höchste Zeit dafür, finde ich, denn heute bin ich nun schon fast seit einem Monat mit ihm so richtig zusammen. Da werde ich ihn auf Dauer nicht von meiner Familie verstecken können.

„Dies ist der Empfangsbereich, in welchem wir bei schönem Wetter den Aperitif servieren könnten. Champagner, Prosecco, Orangensaft, Weisswein und Mineralwasser. Es gibt nichts, was wir nicht ausschenken können", meint der Kerl im Anzug, der uns durch den Klostergarten führt.

Felicitas und Jonas haben uns eingeladen, eine potenzielle Hochzeitslocation mit ihnen zu besichtigen. Wir spazieren gemeinsam durch den Garten.

Die Rosenbüsche blühen zwar nicht mehr, denn dafür ist der Herbst schon viel zu fortgeschritten, allerdings lassen die dichten Stauden vermuten, wie schön es im Frühsommer aussehen muss. Mehr als 250 verschiedene Rosen wachsen hier, wird uns gesagt. Das Kloster sei darum bemüht, die historischen Rosensorten der Schweiz zu erhalten.

Wir biegen um eine Ecke und augenblicklich eröffnet sich ein wundervoller Barockgarten vor uns. Die Rosenbüsche links und rechts rahmen die saftgrüne Wiese und den Springbrunnen in der Mitte ganz natürlich ein. Das Wasser plätschert laut, als wir durch den Garten schlendern.

Ich gehe mit meiner Mutter hinter dem zukünftigen Brautpaar her und bin in Gedanken versunken. Felicitas hat sich bei Jonas eingehakt. Sie zeigen mit den Fingern auf Dies und Das und stellen dem Typen im Anzug, der offenbar dafür zuständig ist, sie durch die Räumlichkeiten und Gärten des Klosters zu führen, unzählige Fragen.

Selbst wenn ich Felicitas nicht mag, ist es schön zu sehen, wie glücklich Jonas mit ihr ist. Er strahlt eine tiefe Zufriedenheit aus.

Neugierig lasse ich meinen Blick über den Garten schweifen. Wenn ich mir die Location so anschaue, dann kann ich mir wirklich sehr gut vorstellen, wie Jonas in seinem Anzug da stehen wird – einen Arm um die schmale Taille seiner Braut geschlungen – und wie die Menschen, die ihm am wichtigsten sind, ihm zu seinem Liebesglück gratulieren werden.

Das ist eine Art von Glück, welche ich selbst einmal hoffe, erlangen zu können. Vielleicht entwickelt sich die Beziehung mit Chris ja auch irgendwann in eine ernstere Richtung. Obwohl ich weiss, dass ich selbst niemals eine Hochzeit in Erwägung ziehen würde, ist der Gedanke, ein ganzes Leben mit Chris zu verbringen, gar nicht mehr so abwegig. Ich kann einfach nicht genug von ihm kriegen. Und das wahrscheinlich für immer.

Die Durststrecke, die er über uns verhängt hat, macht mir zu schaffen. Ich vermisse das Gefühl seines Körpers auf meiner Haut, den Geruch seiner nackten, schwitzigen Haut in meiner Nase und den tiefen Ton seiner Stimme, der mir wohlige Schauer durch jede Zelle meines Körpers jagen lässt. Ich vermisse ihn so sehr – und das nur schon nach so wenigen Tagen.

Er hat mich wirklich süchtig nach ihm gemacht, dieser Schuft!

Seit einer Woche habe ich ihn nicht mehr gesehen. Er meinte, er habe viel auf der Arbeit zu tun und ausserdem sei dieses Wochenende Emil bei ihm zuhause. Da ich ja während dieser Zeit Hausverbot habe, kann ich ihn also nicht sehen und muss geduldig warten. Geduld war noch nie meine Stärke.

Nachdem wir wie zwei Magnete fast nicht mehr die Hände voneinander lassen konnten, fühlt sich diese Einsamkeit plötzlich so merkwürdig an. So unnatürlich. Als seien wir eigentlich dafür bestimmt, das Leben zusammen zu verbringen. Seite an Seite.

Ich seufze. Die Gefühle, die ich für ihn verspüre, habe ich so noch nie einem Mann gegenüber gefühlt. Es ist das erste Mal, dass mein Herz so sehr für jemanden schlägt. Dass sich jede Minute ohne ihn wie eine unendliche Qual anfühlt.

„Woran denkst du?", fragt meine Mutter, als hätte sie meine Gedanken gelesen.

Ihr muss aufgefallen sein, dass ich mit meinem Kopf ganz anderswo bin, als hier im idyllischen Klostergarten zwischen Kräutern und Blumenstauden.

„Ähm ... W-Warum?", stottere ich.

Sie legt den Kopf schief, während wir an dem Springbrunnen vorbeischlendern. Jonas und Felicitas stehen auf der Wiese und diskutieren irgendetwas mit dem Angestellten, dabei zeigt Feli mit ihren dünnen Fingern ständig auf das Gras.

„Du lächelst so verträumt", meint meine Mutter.

„Oh ... äh ... Ich denke gerade an jemanden", stakse ich die Antwort.

„An wen denkst du denn?", fragt sie gleich weiter.

Die Neugierde hört man heraus. Sie riecht es. Wahrscheinlich stinke ich verliebt. Meine Mutter sieht es mir an – nein, sie spürt es, – dass ich verknallt bin. Ihre Sensoren haben sicherlich bereits Alarm geschlagen, als sie mich bei mir Zuhause abgeholt hat.

„An jemand besonderen", murmle ich und blicke auf die Kieselsteine zu unseren Füssen.

Sie bleibt stehen und legt ihre Hand auf meinen Oberarm ab.

„Darf ich wissen, an wen?"

Das hat sie sehr vorsichtig formuliert. Meine Mutter weiss, dass ich in Sachen Beziehung eine gebrochene Seele bin und mir lieber keine Hoffnungen mache als überhaupt welche. Aber bei Chris hatte ich nun endlich den Mut, loszulassen, die Zweifel hinter mich zu legen und nach vorne zu blicken. Auf eine hoffentlich rosarote Zukunft mit ihm.

„Sein Name ist Chris", hauche ich.

Das zaubert augenblicklich das schönste Lächeln auf das mitgenommene Gesicht meiner Mutter. Sie strahlt mich an. Ich kann spüren, wie sie sich für mich freut. Alleine das Glänzen in ihren Augen verrät mir, wie viel Glück sie für ihre Tochter gerade verspürt. Seit langem konnte ich ihr nun endlich wieder ein Lächeln entlocken.

„Und wer ist er?", will sie weiter wissen, dabei hakt sie sich mit ihrem Arm bei mir ein.

Von Weitem höre ich Felicitas meckern, dass ihr die Wiese zu wild aussieht und die besser gemäht werden sollte, wenn sie tatsächlich ihre Hochzeitsgesellschaft darauf loslassen wollen würde. Ich versuche mich nicht aufzuregen, denn das liegt jetzt in Jonas' Hand, diese Frau unter Kontrolle zu bekommen. Er will sie schliesslich heiraten.

Viel lieber widme ich mich meiner Mama und ihrem Wissensdurst, mehr über meinen Freund zu erfahren.

„Er ...", beginne ich, aber zögere etwas. Es ist noch immer so ungewöhnlich für mich, diese Worte auszusprechen. Sie laut zu sagen, sodass man es wirklich hören kann. „Er ist mein Freund."

„Emma!", ruft sie begeistert und packt mich an beiden Schultern.

Einmal wie eine Piñata durchgeschüttelt zu werden, hatte ich nicht als Reaktion meiner Mutter auf meine Offenbarung, dass mein tristes Single-Leben endlich vorbei sei, gerechnet. Sie rüttelt an meinen Schultern und ruft etwas, das nach „Das sind mal wunderbare Neuigkeiten!", klingt.

„Feli! Jonas!", kreischt sie zu meinem Entsetzen dem zukünftigen Brautpaar zu.

Ich wollte das eigentlich noch nicht meinem Bruder verraten, aber meine Mama kann ihre Begeisterung nicht im Zaum halten. Sie muss es offensichtlich in die Welt schreien, dass ihre Tochter doch kein hoffnungsloser Fall ist.

„Was denn?" Jonas schleppt seine Verlobte mit sich.

„Emma hat einen Freund!"

„WAS?", stossen Feli und Jonas gleichzeitig aus, als wären sie durch die Verlobung schon zu ein- und derselben Person verschmolzen.

Meine Mutter klatscht derweilen vor Freude in die Hände.

„Ist das nicht wunderbar? Oh, Emma! Du musst ihn unbedingt an die Hochzeit mitbringen! Wäre das nicht schön?", sagt sie an mich gerichtet, wendet sich aber sogleich an die Braut und blickt Felicitas durchdringend an. „Ihr habt doch sicher noch einen Platz frei, oder? Ich verzichte sonst gerne auf mein +1 und schenke es Emma! Werner muss nicht mit dabei sein, wenn's nicht anders geht, aber diesen Chris will ich an eurer Hochzeit da haben!"

Die Durchsetzungskraft, mit welcher sie die Worte ausruft, ist wirklich beeindruckend. Als sei es fast schon beschlossene Sache.

„Äh ..."

Das ist alles, was ich dazu sagen kann, denn meine Mutter schmiedet Zukunftspläne, die über den Zeithorizont eines Tages hinausgehen. Sowas kann ich nicht. Ich denke höchstens eine Stunde voraus, mehr schafft mein Gehirn nicht. Chris auf die Hochzeit meines Bruders einladen? Das geht mir alles zu schnell.

„Wer ist das Opfer?", fragt mich Jonas und stemmt die Hände in die Hüfte. „Nicht etwa dieser Feuerwehrmann, den du nur dank mir abschlecken konntest?"

„Uuuuh, einen Feuerwehrmann?", jauchzt meine Mutter.

Hinter dem Brautpaar drückt sich der Angestellte des Klosters durch. Er fühlt sich etwas verschubst und fragt Felicitas, ob sie mit der Besichtigung weiterfahren wollen. Sie nickt ihm zu und wendet sich dann mir zu.

„Das freut mich wirklich zu hören, dass du jemanden gefunden hast, Emma. Du kannst ihn gerne einladen, wenn das dein Wunsch ist. Wir können eine weitere Person sicherlich noch auf die Gästeliste setzen, nicht wahr, mein Spätzchen?", sagt sie und blickt zu Jonas hoch, der nur schelmisch grinsend nickt.

„Diesen Kerl nehme ich aber vorher noch auseinander. Bevor der sich an meine Schwester wagt, muss er durch das Bruder-Screening durch", sagt er.

Ich schüttle verzweifelt den Kopf. Diese Nummer hat er einmal mit meinem Exfreund abgezogen, als Scherz. Damals hat er ihn an einen Stuhl gefesselt und ihm mit einer Lampe ins Gesicht geleuchtet, um herauszufinden, ob seine Absichten mit mir rein und ehrlich waren. Fünf Monate später hat mein Exfreund mit mir Schluss gemacht und ist ins Ausland gezogen.

So viel zur Effektivität von Jonas' Methoden. Ich will definitiv nicht, dass er meinen Chris irgendeinem Verhör unterzieht!

„Jonas, das wirst du unterlassen! Du würdest es nur verbocken und wahrscheinlich dafür sorgen, dass ich wieder Single werde. Und für immer bleibe!"

Jonas lacht auf und streckt die Arme beschwörend dem Himmel entgegen.

„Gott bewahre! Sowas will ich nicht. Ich dachte mir schon, dass du entspannter wirkst. Bist plötzlich mit uns allen so freundlich. Ganz ungewohnt. Der Kerl muss es ja wirklich drau–", will er mich ärgern, aber da zwickt ihm Felicitas in die Flanke.

„Jonas. So spricht man nicht mit seiner Schwester!"

Ich blinzle erstaunt und irgendwie beeindruckt zu meiner zukünftigen Schwägerin. Das ist das erste Mal, dass die mich in Schutz nimmt. Dankend nicke ich ihr zu. Sie erwidert mein Kopfnicken mit einem unsicheren Lächeln. Jonas kichert nur blöd, während meine Mutter nicht aufhören kann zu grinsen.

Himmel! Meine Familie ist ein wahres Irrenhaus.

Grinsekatze und Kichererbse freuen sich wie zwei kleine Kinder für mich. Da der Angestellte des Klosters nervös neben uns herumtänzelt, beschliessen wir, das Thema beiseite zu schieben und uns dem eigentlichen Ziel zu widmen, weshalb wir hierhergekommen sind: Nämlich nicht, um über meinen Freund zu sprechen, sondern, um die Hochzeitslocation auf Herz und Nieren zu prüfen.

Wir folgen dem Typen eine steinerne Treppe hinunter, welche uns in ein imposantes Kellergewölbe führt. Links und rechts auf den Treppenstufen flackern kleine Kerzen in Gläsern.

Als wir den Saal betreten, kann ich nicht anders, als laut zu staunen. Mein OOOOooooh echot durch den säulengestützten Saal. Von der Decke hängt ein riesiger Kronleuchter, dessen Glühbirnen den Festsaal in ein romantisches Licht tauchen.

Es ist angenehm kühl. Ein perfekter Ort für ein Festessen an einer Sommerhochzeit. Felicitas und Jonas wirken genauso verzaubert von dem Raum wie meine Mutter und ich. Augenblicklich können wir uns hier drinnen die Festgarnituren vorstellen. Wie die lange Tafel sich durch den Raum erstrecken wird und wie Jonas und Felicitas unter dem gläsernen Kronleuchter ihren Hochzeitstanz vorführen werden.

Wie ich hier mit Chris vielleicht auch tanzen werde? Ich träume beim Anblick des fürstlichen Saals vor mich hin, während der Angestellte wieder beginnt, das Brautpaar mit Worten zu bearbeiten.

Plötzlich klingelt mein Telefon. Hastig krame ich es aus meiner Tasche hervor und erkenne mit Freuden, dass es mein Freund ist, der mich ersucht. Ich entschuldige mich kurz bei den anderen und springe die Treppe des Kellergewölbes wieder hoch, um draussen mit Chris zu telefonieren. Keuchend nehme ich den Anruf entgegen.

„Chris?" Ich klinge für die wenigen Stufen sehr ausser Atem.

„Hey Emma", höre ich seine Stimme.

„Hi."

Ganz automatisch formt mein Mund ein Lächeln. Chris' Wirkung auf mich ist wirklich ein Mysterium. Wie kann ein Mensch mich so positiv beeinflussen und meine Sorgen alleine mit der Art, wie er meinen Namen sagt, wegblasen?

„Wie läuft die Besichtigung?", fragt er.

„Ganz okay, wir haben den Garten angeschaut. Das Gras ist gemäss der zukünftigen Braut nicht grün genug. Ich wusste gar nicht, dass man das Grün einer Wiese bestimmen kann. Wusstest du das?"

„Lass mich raten. Sie will einen perfekt gemähten, makellosen, englischen Rasen?"

„Jup."

„Und konntest du die zehn Schimmel schon streicheln? Habt ihr die Farbe der Serviettenringe bereits ausgewählt? Taupe kann ich sehr empfehlen. Schlicht und elegant."

„Was bitte sind Serviettenringe? Und wie muss ich mir Taube als Farbe vorstellen?"

Chris lacht trocken auf. Das höre ich durch den Hörer.

„Nicht so wichtig", meint er dann. „Sowas wusste ich vor meiner eigenen Hochzeit auch nicht."

„Man hat wohl nie fürs Leben ausgelernt."

„Nein, wahrlich nicht."

„Was gibt's?", frage ich nun, denn ich vermute, dass er mich aus einem triftigen Grund erreichen wollte.

Ein langer Seufzer ist zu hören, als müsse er sich für das, was folgen wird, zusammenraffen.

„Ja, also. Hör mal. Wegen unserer Verabredung nächsten Freitag. Da ist etwas dazwischen gekommen wegen Julia. Es ist eine Sache, die ich mit ihr unbedingt klären muss. Es geht nicht an einem anderen Tag, deswegen muss ich unser Date am Freitag leider absagen ..."

Mein Magen verkrampft sich vor Enttäuschung. Der kalte Chris-Entzug wird wohl länger dauern, als befürchtet.

„Oh ... schade", murmle ich.

„Tut mir wirklich sehr leid. Aber wir schieben es einfach, okay?"

„Ja, okay."

Es wird still zwischen uns beiden. Ich zögere, aber kann es nicht unterlassen, die nächste Frage zu stellen. Meine natürliche Neugierde lässt es nicht zu, dass ich einfach schweige.

„Was müsst ihr denn klären?"

Mir ist bewusst, dass ich mich auf gefährlichem Terrain bewege. Chris familiäre Angelegenheiten gehen mich eigentlich nichts an. Aber ich denke dennoch, dass ich als seine Freundin gewisse Dinge erfahren darf.

„Ach, nur was wegen Emil. Mach dir keine Gedanken. Es ist nichts Wichtiges."

Ich kann die Schwindelei förmlich durch den Hörer riechen. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es etwas gibt, das er vor mir zu verbergen versucht. Mir kann man jedoch nichts vormachen. Ich merke es sofort, wenn man mich anschwindelt. Besonders bei Menschen, die mir nahestehen.

Da Chris keine Anstalten macht, von sich aus damit rauszurücken, was denn tatsächlich vorgefallen ist, werde ich bisschen nachbohren müssen. Sanft aber bestimmt.

„Will sie ihn dir wegnehmen?", prüfe ich meine erste Hypothese. „Wir haben uns doch an ihre Regeln gehalten. Was will die schon wieder?"

„Nein, das ist es nicht. Es ist was anderes", verrät er.

„Ah ..."

Ich warte und lasse ihm Zeit, mir zu sagen, was es denn sein könnte, was er mit seiner Exfrau noch zu klären hat. Die Kunstpause, die er eingelegt hat, wirkt so, als wolle er noch mehr hinzufügen, als wolle er mir mehr verraten. Aber Chris schweigt und zum ersten Mal spüre ich einen kleinen Stich in meiner Brust.

Er verheimlicht mir etwas.

Ich spüre es in dem Moment so deutlich in meinem Bauch. Mein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen. Warum will er mir nicht sagen, was wirklich los ist? Ich bin doch seine Freundin. Seine Verbündete. Mir kann er alles anvertrauen.

Da er noch immer schweigt, breche ich die Stille:

„Okay. Dann melde dich einfach, wenn du wieder Zeit hast. Ich werde auf deinen Anruf warten. Sehnsuchtsvoll."

Chris lacht, aber es ist nicht mehr dieses herzliche Lachen, das ich sonst immer von ihm höre. Es klingt gezwungener und das beunruhigt mich bloss noch mehr.

Vielleicht ist er ja wegen seiner Ex so angespannt? Ich habe ihn schon öfter dabei beobachtet, wie er sich verkrampfte, wenn sie anrief und dann aus dem Zimmer ging, damit ich nicht mithören musste, was er mit ihr zu besprechen hatte. Jedes Mal, wenn er zurückkam, war er gefrustet. Möglicherweise hat sie ihn einmal mehr unter Druck gesetzt und er versucht, mich nur zu schützen, indem er mir nicht mehr verrät.

„Ich melde mich", meint er mit dieser merkwürdig emotionslosen Stimme.

„Okay. Bis dann!", sage ich mit mehr Enthusiasmus. Dieser verfehlt allerdings seine Wirkung.

„Okay, ciao", verabschiedet sich Chris platt und legt auf.

Ich nehme mein Telefon vom Ohr und starre eine Weile auf den dunklen Bildschirm. Da ist irgendetwas faul.

Ich verstehe nicht, warum er mir nicht sagen wollte, was es zwischen ihm und seiner Ex zu klären gibt. Ich verschränke die Arme vor meiner Brust und mustere den dunkelgrünen Strauch vor mir, der säuberlich gestutzt wurde und einen perfekten Kreis bildet. Eine Form, die ein Busch so in der Natur nie einnehmen würde.

Was haben wir Menschen auch nur immer damit, die Dinge so formen zu wollen, wie sie uns gefallen?

Ich lege mir die Hand auf die Brust und horche meinem Herzschlag. Mein Herz schlägt schnell gegen meine Rippen. Mir ist bewusst, dass ich überreagiere und dass es besser wäre, die Ruhe zu bewahren. Es wird schon in Ordnung sein. Chris hat seine Gründe, mir Dinge nicht zu verraten. Ich sollte ihm mein Vertrauen schenken, denn mein Misstrauen hat dieser Kerl wahrlich nicht verdient.

Selbst wenn mich die Ungewissheit im Moment noch verrückter macht, werde ich es aushalten müssen. Es ist ja nur eine knappe Woche länger, die ich ohne ihn überleben muss. Das werde ich schaffen, wo ich doch – bevor ich ihn kannte – auch ganz gut durchs Leben gekommen bin.

Ich puste die Luft durch den Mund und warte, bis sich mein Herzschlag beruhigt.

„Emma! Kommst du?", höre ich Jonas vom Kellergewölbe rufen. „Felicitas will wissen, was du von den Tischläufern in altrosa hältst!"

Ich verdrehe die Augen und springe die Treppen runter. Um Gottes willen. Offensichtlich werde ich gebraucht.


✵✵✵


Hallo meine Lieben

Der Jetlag kickt hart, aber dennoch habe ich Zeit gefunden, das Kapitel für euch hochzuladen. 

Auf jeden Fall ist da was im Busch. Na, was denkt ihr? Verheimlicht Chris etwas, oder halluziniert Emma bloss? :)

Ich wünsche euch eine schöne Woche!

Bis bald

Eure Fleur


Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro