Ausflug zum Strand

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Dienstag, 28. Dezember 2021

Ich war schon die ganze Zeit verwirrt von den Prognosen der Ärzte, was die Gesundheit meines Vater anging. „Die Ärzte sagten, ich habe Glück, wenn ich Weihnachten überstehe“, das hat Papa mir vor einer gefühlten Ewigkeit gesagt, doch in Wahrheit waren nur einige Wochen vergangen. Abgesehen davon, dass er entweder an seinen Rollstuhl oder das Bett gefesselt war, war er die pure Lebensenergie. Man sah ihm an, dass er versuchte verlorene Zeit mit Farena und mir aufzuholen, ein guter Ehemann zu sein und der Opa zu sein, den Cheka mütterlicherseits, auf Grund der Entfernung, nur selten zu sehen bekam. Vielleicht hatte er Angst, dass ihm nach seinen Tod niemand mehr vermissen würde oder wir ihn in ein Altenheim anschieben würden.

So oder so war ich überrascht, als der Kerl um drei Uhr morgens an unserem Bett saß und mich weckte. „Was zur-“, begann ich, doch er bedeutete mir zu schweigen und deutete auf Celina, die sich im Schlaf auf die Seite drehte. Vater rollte zur Tür und da ich zu müde war zum diskutierten, warf ich mir meinem Morgenmantel über und folgte ihm hinaus. Wenige Minuten später hatten wir auch Farena aus dem Bett geholt und nun standen wir beide, die Schlafanzüge nur von Morgenmänteln verdeckt, im Flur uns starrten unseren Vater erwartungsvoll an. Ich weiß das kommt plötzlich, aber wir fahren weg“, verkündete Vater stolz, woraufhin Farena angewidert die Nase rümpfte. „Hat er gerade "fahren" gesagt?“, fragte er entweder mich oder sich selbst und auch ich war erstaunt von Vaters plänen.
Wir waren im Besitzt eines Autos, das wir früher sogar relativ häufig benutzt haben, um etwas raus zu kommen. Meine Großeltern hielten nie so viel von Magie und boykottierten die Spiegelreisen, weshalb meine Mutter an Reisen mit dem Auto gewohnt war und auf eines bestand.
Ein Fünftürer, der Platz für fünf Personen hatte.
Aber er war ganz sicher nicht behinderten Gerecht. „Mal abgesehen davon, dass Auto fahren super unbequem ist, kriegen wir deinen Rollstuhl niemals in den Kofferraum, Rena und ich sind nicht angezogen und wo in Gottes Namen willst du um viertel nach drei am Morgen bitte hin?“ Versuchte ich Vernunft bei meinem Vater anzuwenden? Vielleicht.

Und fragt mich nicht wie, aber zwanzig Minuten später fuhren wir auf der Landstraße, Farena am Steuer, ich auf dem Beifahrersitz, komplett zwischen Armaturenbrett und Sitz eingeklemmt, um meinem Vater hinter mir genug Platz für seine tauben Beine und seinen eingeklappten Rollstuhl zu lassen. Ich kann nicht fassen, dass er uns dazu überredet hat. Wohin fahren wir überhaupt?“, keifte Farena, Papas Weganweisungen folgend. Tja, wenn ich das Mal wüsste. Papa jedenfalls wollte es uns nicht verraten.
Und dann waren wir nicht mehr in der Savanne. Also gut, wir waren immer noch in der Afterglow Savannah, aber am Rande lag ein kleines Küstengebiet, von dem aus man in weiter Ferne das Rosenkönigreich am Horizont sehen konnte. Strand, Dünnen, Wasser, Wasser und noch mehr Wasser. Mit Papa und seinem Rollstuhl konnten wir nur auf dem Pier gehen, doch der Ausblick vom Sonnenaufgang, der sich in der Wasseroberfläche spiegelte, der hatte schon was. „Ich habe unsere Strandausflüge von früher vermisst“, sagte Papa leise und so sanft, dass seine Stimme sich irgendwie surreal anhörte. Er krallte sich an die Wolldecke, die wir aus dem Kofferraum geholt und ihn auf den Schoß gelegt hatten und schaute sehnsüchtig auf den Sand. „Dort saßen wir auf einer Decke und ihr ranntet bereits auf Meer zu, doch eure Mutter rief euch jedes Mal zurück.“
„Sie hat uns noch eingecremt. Mich meistens zuerst und während ich dann schon wieder los laufen durfte, stampfte Leona ungeduldig in den Sand“, erinnerte Farena sich grinsend, nur ich hatte Probleme mit meinem Erinnerungvermögen. Dunkel erinnere ich mich an solche Ausflüge, aber eher selten und als ich noch ganz klein war. „Es war ja nicht nur das eincremen, es waren auch die Schwimmflügel. Es war meine Aufgabe sie Leona aufzublasen und jedes Mal musste ich mir von einem Dreijährigen anhören, dass meine Kondition schrecklich wäre und ich mich gefälligst beeilen soll.“ Die Beiden glucksten und ich verdrehte nur die Augen. „Schön, dass ihr Zwei so in Erinnerungen schwelgt, während ich mich nicht an etwas erinnern kann. Obwohl doch, ich weiß noch, dass ich Farena mal eingegraben habe.“
„Bis zum Hals. Ich dachte schon du lässt mich dort zurück und siehst vom weiten zu wie die Flut den Rest erledigt“, bestätigte Farena schaudernt, auch wenn ich das etwas gemein fand. Ich würde ihn doch nicht einfach ertrinken lassen. Jedenfalls nicht ohne Alibi und mit Zeugen. „Wisst ihr, ich kann mit meinem kleinen Handicap zwar nicht darunter, aber wenn ihr die Tage Mal Zeit habt, solltet ihr euch eure Frauen und Cheka schnappen und hierher kommen. Und das so oft wie möglich, bevor er irgendwann erwachsen ist und ihr euch selbst dafür hasst die Zeit nicht besser genutzt zu haben.“ Mit jedem Wort wurde seine Stimme brüchiger, bis sie schließlich in ein lautes Schluchzen überging. Er versteckte sein Gesicht hinter seiner Handfläche, als schäme er sich vor uns und ich sah hilfesuchend zu Farena, der allerdings genauso ratlos aussah. In 31 bzw. 21 Jahren Lebenszeit war das für uns Beide das erste Mal, dass wir unseren Vater weinen sahen. Ich kniete mich vorsichtig auf den hölzernen Untergrund des Piers und legte einen Arm um meinem Vater, Farena tat es mir gleich nach, doch beruhigen tat das Papa nicht.
Ich weiß nicht wie lange wir da saßen und ich wünschte ich könnte sagen, dass wir tröstende Worte fanden, doch mir und meinem Bruder hatte es die Sprache verschlagen. Außerdem, hätten wir ihn anlügen sollen? So bemüht er auch war, weder Farena noch ich hatten je das Gefühl gehabt unserem Vater viel wert zu sein. Wir waren politische Notwendigkeiten, die andere groß ziehen mussten, nicht sein Problem. Gott, ich hatte nicht mal das gewünschte Geschlecht und habe ihn so die Chance auf eine Allianz ruiniert. Wir wussten irgendwo, dass wie besser dran waren als andere und dass unser Vater uns auf seine eigene Weise liebte, aber er hatte Probleme das zu zeigen.

Dennoch, es ist nicht zu spät. So fit er auch scheinen mag, die Ärzte haben klar gemacht, dass er kein weiteres Jahr überleben wird. Wir haben noch eine Chance die uns verbleibende Zeit zu nutzen.
Irgendwie.

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