Stadt

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Die großen Häuser kommen immer näher, bis Tana schließlich deren wirkliche Größe direkt vor ihren Augen hat. Sie muss ihren Kopf nach hinten neigen, um die Dächer zu erkennen und interessiert schaut sie in die Fenster, die nicht durch Vorhänge verhüllt werden. Ihre Füße tragen das Mädchen immer weiter in die Stadt, ihr Ziel ist der Hauptplatz, von dem Harry oft erzählt hat. Dieser lässt seinen Blick aufmerksam über die Menschen, die ihnen entgegenkommen oder die sie passieren, gleiten aus Angst, dass irgendjemand seiner Geliebten Schaden zufügen könnte. Denn obwohl er weiß, dass die Judenverfolgung offiziell vorbei ist, besitzen einige Menschen dennoch genügend Hass in ihren Herzen, um jemanden verbal sowie physisch zu verletzen.

Um die beiden herum kann man noch immer die Auswirkungen des Krieges sehen. Viele Geschäfte, die Jahre zuvor in knalligen Farben erstrahlt sind, wurden mit Holzbrettern verschlossen, da die Besitzer an die Front gerufen wurden. Dennoch gibt es noch immer das Eisgeschäft, das Harry früher täglich während der Sommerzeit besucht hat. Noch bevor er nach der Schule immer so schnell wie möglich nach Hause wollte, bevor er Tana kannte.

Nun zieht der Junge diese zu der gläsernen Vitrine, hinter der sich unzählige Eissorten befinden. Von Erdbeere über Apfel oder Pistazie bis hin zu dem sogenannten „Schlumpf"-Eis. Er dreht sich zu Tana, welche ihren Blick über die verschiedenfarbigen, kalten Cremes gleiten lässt. „Nimm' dir alles, was du willst.", lässt Harry sie wissen, doch sie schüttelt nur ihren Kopf. „Kann ich erst ganz zum Schluss ein Eis essen?", fragt sie und tritt ein paar Schritte zurück.

„Ich will viel lieber die ganzen Menschen hier sehen und einfach herumgehen.", fügt Tana hinzu, woraufhin der Junge verständnisvoll nickt. Er lehnt sich schnell zu ihr und drückt kurz seine Lippen auf ihre. Ganz nah an ihrem Gesicht haucht er: „Wir machen alles, was du willst."

Ein Gegröle hinter ihnen lässt die Beiden zusammenzucken und blitzschnell dreht Harry sich um. Rein instinktiv schiebt er das Mädchen hinter sich und baut sich beschützend vor ihr auf. Doch dies stellt sich als unnötig heraus, als lediglich Tom und seine alten Freunde in seinem Sichtfeld auftauchen. „Wie geht es denn der Zuckerpuppe?", fragt einer von ihnen und deutet auf Tana, welche sich mutig neben Harry stellt.

„Die Zuckerpuppe hier hat auch einen Namen.", teilt sie mit und äfft die ersten zwei Worte in einer tiefen Jungenstimme nach. Ein Raunen geht durch die Menge, da niemand ihr nach dem letzten Zusammentreffen, wo Tana viel zu schüchtern und verängstigt gewirkt hat, solch eine Aussage zugetraut hätte. Tom lacht nur laut auf und tritt langsam nach vorne. Seine Stimme wirkt laut und einschüchternd, als er raunt: „Kaum zu glauben, dass du dem Ding nicht nur etwas im Bett beigebracht hast. Jetzt wird sie auch noch frech."

Als Tana einen Schritt in die Richtung des Blonden machen will, schlingen sich Harrys Arme gerade noch rechtzeitig um ihre Taille. „Lass' uns gehen.", flüstert er ihr zu, doch in ihr steigt langsam das Temperament, das sie all die Jahre versteckt hat, hoch.

„Kaum zu glauben, dass so etwas wie du noch nicht von dutzenden Mädchen umschwärmt wirst. Liegt es eher an deiner verkackten Persönlichkeit oder an den Haaren, die aussehen, als hätte eine Kuh sie abgeschleckt, dass niemand dich will?", spottet Tana und bewirkt dadurch, dass einige der Jungen laut losprusten, andere bleiben jedoch still und reißen nur ihre Augen auf. Tom schreitet langsam immer näher an sie heran, bis er schließlich direkt vor ihr steht. Das Mädchen richtet sich kerzengerade auf, damit der einschüchternde Größenunterschied nicht so stark auffällt. Noch immer spürt sie Harrys Arme um ihre Taille, die sie davon abhalten, ihrem Gegenüber eine Ohrfeige zu geben.

Tom wendet seinen Blick von ihr und schaut zu Harry. „Sie wirkt stürmischer und wilder als letztes Mal. Hat sich auch im Bett etwas verändert?", ertönt seine Stimme. Gerade, als Harry im Begriff ist, etwas zu tun, das er im Nachhinein bereuen würde, sieht er, dass sich eine Gruppe von Mädchen zu ihnen gesellt hat. Somit starrt er sein Gegenüber nur hasserfüllt an und lockert seinen Griff um Tanas Taille.

Neugierig biegt diese sich so, dass sie an Tom vorbei zu den Neuankömmlingen schauen kann. Die Mädchen, die inmitten der Jungen stehen, lächeln sie freundlich an, ein paar winken ihr sogar zu. Ein Grinsen schleicht sich auf Tanas Lippen, welches jedoch schnell wieder vergeht, das der Blonde sich umdreht und über die Schulter Harry fragt: „Kannst du dich noch an Agnes erinnern?"

Augenbrauen zusammenziehend wendet sie sich an Harry und flüstert ihm zu: „Wer ist Agnes?" „Unwichtig.", murmelt der Gefragte und fügt schnell hinzu: „Wir sollten jetzt wirklich gehen. Es gibt noch so viel, das ich dir zeigen will."

Der Junge greift wieder nach ihrer Hand und will sie von der Gruppe wegziehen, doch Toms Stimme lässt ihn abrupt stehenbleiben: „Die arme Agnes hier hat sich damals an meiner Schulter ausgeweint, weil du ziemlich unhöflich zu ihr warst." Harry dreht sich blitzschnell in die Richtung, aus dem der Ton kam und sieht das Mädchen, das er vor langer Zeit aus purer Verwirrung geküsst hat. Ein fieses Lächeln umspielt ihre Lippen, als der Blonde einen Arm um sie legt.

„Du solltest doch wissen, dass man kein Mädchen küsst und es anschließend wegschubst.", setzt Tom fort und grinst hämisch. Harrys Herz rutscht in die Hose, als er spürt, wie Tana ihre Hand aus seinem Griff reißt. Aus dem Augenwinkel kann er sehen, wie sie ihren Kopf schüttelt und sich über die Wangen wischt. Sie wendet sich von ihm ab und entfernt sich stumm von der Gruppe.

Ohne die dummen Kommentare, die auf ihn einregnen, zu beachten folgt der Junge seiner Geliebten mit schnellen Schritten. „Tana, bitte warte. Ich kann alles erklären.", versucht Harry, sie zu besänftigen, doch sie geht einfach weiter, ohne ihm Beachtung zu schenken. Er sieht, wie ihre Schultern beben, als würde sie weinen und er beschleunigt sein Tempo, um sie an einem Arm zu fassen. Sanft bringt der Junge Tana dadurch zum Stehen und dreht ihren Körper um.

Sein Herz scheint für einige Schläge auszusetzen, als er in gerötete Augen blickt, aus denen zahlreiche Tränen fließen. Als liebevolle Geste will Harry ihr über die Wangen streichen, doch Tana schlägt schnell seine Hand weg. Ihre Stimme ist höher als gewohnt und klingt hysterisch, als sie zischt: „Du hast mir geschrieben, dass ich die Einzige für dich bin. Jetzt muss ich erfahren, dass du weiß der Herr was mit dieser Agnes gemacht hast."

„Lass' es mich doch erklären. Es ist passiert, als du -", beginnt der Junge, sich zu rechtfertigen, doch er wird forsch unterbrochen: „Ich will es nicht wissen, Harry. Es ist mir egal, ich hätte wissen müssen, dass ich für dich nicht mehr bin als ein Objekt, mit dem man neue Dinge ausprobieren kann."

Fassungslos sieht Harry zu, wie sich das Mädchen seiner Träume von ihm entfernt. Langsam geht sie in der Menge unter, bis er sie schließlich komplett aus den Augen verloren hat.

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