14: Ab in die Luft!

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Der Boss stand mit einem eisernen Blick vor mir und ich war mir ziemlich sicher, dass sie nicht lockerlassen würde, ehe sie die ganze Wahrheit aus mir herausgepresst hatte, wie aus einer Zitrone.

Doch ganz zu meiner Überraschung verschwand ihr strenger Gesichtsausdruck. „Du willst also nach Tiktok auswandern oder denkst darüber nach", vermutete sie.

Jetzt, wo ich darüber nachdachte, konnte man das tatsächlich meiner Aussage entnehmen, auch wenn ich sie eigentlich ganz anders gemeint hatte.

„Ja", sagte ich und tat so, als würde ich mich schämen oder Angst davor zu haben, wie sie auf meine Antwort reagieren würde. In meinen Augen war das der beste Vorwand, weshalb wir unbedingt nach Tiktok wollten und ihre Plattform dafür überquerten.

„Warum sagst du das nicht gleich?", fragte sie schließlich. „Ich werde dir deinen Wunsch erfüllen."

Hatte ich mich gerade verhört? Hatte sie mir tatsächlich gerade ihre Hilfe angeboten? Ich war lange nicht mehr auf Tiktok", meinte sie und seufzte theatralisch. Ich wusste, dass ihr Seufzer ein paar Fragen aufwerfen sollte, doch ich beschloss, diese lieber nicht zu stellen.

Erstens, weil ich das Gefühl hatte, sie wollte uns lang und breit davon erzählen, was für Gründe es dafür gab, dass sie sich von Tiktok lieber fernhielt und zweitens, weil ich absolut kein Interesse daran hatte, mir ihre Geschichte anzuhören. Alles, was ich wollte, war es, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Charlie war ihr plötzlicher Stimmungswechsel wohl auch aufgefallen und ein plötzliches Blitzen erschien in seinen Augen.

„Ärger im Paradies?", fragte er frech und ein spitzbübisches Grinsen erschienen auf seinen Lippen, als sie verlegen die Lippen aufeinander presste. Ganz im Gegenteil zu mir hatte Charlie wohl doch Interesse daran, ein wenig mit ihr zu plaudern. Aber wollte ich verstehen, worauf er hinauswollte? Nein. Wurde dennoch noch genauer darauf eingegangen? Ja.


„Wir haben uns länger nicht gesehen", sagte sie und strich sich verlegen eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Der Chef von Tiktok hat sich also als kein so guter Liebhaber herausgestellt", kommentierte Charlie und ich biss mir auf die Unterlippe. Hoffentlich fand der Boss seine Aussage genauso witzig wie Charlie selbst, denn ich war mir ziemlich sicher, dass man ihm seine dummen Sprüche ziemlich schnell ziemlich übelnehmen konnte. Sie verzog ihr Gesicht und sah Charlie mit einem strengen Blick an.

„Du siehst gar nicht so aus, als hättest du so eine große Klappe", merkte sie an und wandte sich wieder an mich. „Ich werde dich nach Tiktok bringen", sagte sie. „Aber den hier", sie deutet auf Charlie. „...lassen wir hier."

Ich sah hinüber zu Charlie, der mindestens genauso überrascht über ihre Aussage wie ich. „Lass uns am besten gleich losgehen, ich habe nicht ewig Zeit", fügte sie hinzu und fuhr sich mit ihren Fingern elegant durch die Haare. „Und was passiert dann mit mir?", presste Charly schließlich hervor und ich konnte in seinen Augen ein wenig Angst erkennen.

„Mach dir nicht ins Hemd, Großer", schmunzelte der Boss, als sie Charlies erschrockenen Gesichtsausdruck bemerkte. Ich weiß natürlich, dass du nicht hier hergehörst. Wir schicken dich schon in den nächsten Stunden dorthin zurück, wo du hergekommen bist."

„Den fantastischen Dreien ist deine Abwesenheit natürlich nicht entgangen. Sie vermissen dich sicher schon ganz doll", scherzte sie und Charlie verzog ein wenig das Gesicht. Er wusste genauso gut wie ich, dass er nun keine andere Wahl hatte: Unsere Wege würden sich nun trennen. Ehrlich gesagt hatte ich bis jetzt nicht gedacht, dass es schon so bald so weit wäre.

„Na dann, bringt ihn raus", wies sie Fix und Foxi an, die sofort reagierten und auf uns zukamen.

„Moment", rief ich, als ich meine Stimme wiedergefunden hatte. „Ich möchte mich noch anständig von ihm verabschieden!"

Der Boss verdrehte die Augen und ich machte ein paar Schritte auf Charlie zu. Er tat es mir gleich und zog mich zu meiner Überraschung mit einer schnellen Armbewegung in seine Arme. „Du musst den höchsten Turm finden und irgendwie ganz nach oben kommen. Ich bin mir sicher, du schaffst es", flüsterte er mir ins Ohr, so leise, dass ich es kaum verstehen konnte.

„Wie soll ich das nur ohne dich schaffen?", seufzte ich und spürte, wie meine Augen ein wenig feucht wurden.

Charlie löste sich von mir und legte seine warmen Hände auf meine Wangen. „Mach dir keine Sorgen, Didi", hauchte er. „Noch nie habe ich so ein schlagfertiges Mädchen wie dich getroffen. Du wirst es schaffen!"

Das zuversichtliche Blitzen in seinen Augen machte mir Mut. Allerdings wollte ich ihn nicht nur aus Angst nicht zurücklassen. Denn in diesem Moment wurde mir klar, dass ich in diesen nervt töteten Vollidioten vermissen werde, sobald er mir nicht mehr seine dummen Sprüche um die Ohren warf. „Danke, Charlie", sagte ich. „Für alles. Und richte Dust schöne Grüße von mir aus." Ich legte noch einmal meine Arme um ihn und platzierte meine Hände auf seinem Rücken.

„Habt ihr es dann?", drängelte der Boss und ich löste mich von Charlie, auch wenn ich seine Wärme gerne noch ein wenig länger an meinem Körper gespürt hätte. Charlie wurde von Fix und Foxi nach draußen gebracht, sodass der Boss und ich nur noch zu zweit in dem Raum standen.

„Wie hast du es bloß mit dem ausgehalten?"

Ich zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung", gab ich zu und sie machte eine abwehrende Armbewegung. „Ist ja auch nicht mehr relevant, denn ab dieser Sekunde bin ich deine Reisebegleitung", verkündete sie und ich wusste nicht, ob ich lieber lachen oder weinen sollte.

Ich hätte nie gedacht, dass mir der Gedanke einmal kommen würde, doch Charlie hatte ich wirklich 100-mal lieber an meiner Seite als diese Schreckschraube.

„Na komm, lass uns keine Zeit verlieren!", sie winkte mich zu sich und ich folgte ihr. Wir verließen den Raum und ich war froh, beim Durchqueren des Gangs dieses Mal von niemandem festgehalten zu werden. Auch wenn ich mich eigentlich freuen müsste, dass ich meinem Zuhause einen Schritt näher war, drehten sich meine Gedanken um Charlie. Ob man ihn wirklich nach Hause brachte?

Hoffentlich ging es ihm gut. Ich stellte mir vor, wie Dust wartend vor der Haustüre saß und ihm freudig entgegenlief, sobald sie ihn bemerkte. „Um das Reiseerlebnis ein wenig aufzuwerten, dachte ich, wir fliegen heute und fahren nicht mit meinem Auto, sondern mit meinem Privathubschrauber", verkündete sie und ich entnahm ihrer Stimmlage, dass sie ziemlich stolz auf beides war.

Genervt verdrehte ich die Augen. Ich hasste Angeber. Wir huschten gemeinsam ein paar Metallstiegen hinauf und ich fragte mich, wie sie sich einen Privatjet leisten konnte, aber keinen Aufzug. Wir betraten das Dach eines der Hochhäuser und ein Blick nach unten verriet mir erstmals, in was für einer Gegend ich mich befand.

Stolz präsentierte sie mir ihren Hubschrauber. Der schwarze Lack glänzte, als würden ihn zehn Scheinwerfer beleuchten und ich konnte mich sogar von der Weite darin spiegeln. Der Boss öffnete eine Tür und schwang sich geschickt in das Innere des Hubschraubers.

„Worauf wartest du", rief sie mir zu und ich sah sie verdutzt an.

„Wollen wir nicht lieber noch auf den Piloten warten?"

„Was für ein Pilot? Ich werde fliegen!"

Sie verdrehte die Augen und ich schürzte meine Lippen. Sie und fliegen? Ob das eine gute Idee war?

Widerwillig kletterte ich - im Gegensatz zu ihr - sehr unelegant in den Hubschrauber und setzte mich neben sie auf den Beifahrersitz. Sie drückte ein paar Knöpfe, von denen es unmöglich war, mir die richtige Reihenfolge zu merken. Es dauerte ein wenig, bis wir abhoben, doch schließlich begaben wir uns in die Luft und schon bald sah ich nur noch die Dächer der Häuser.

„Wie oft bist du denn schon geflogen?", fragte ich in die Stille hinein, weil mir das Schweigen langsam unangenehm wurde.

„Noch nie, das ist mein erstes Mal!", sagte sie stolz und ich vernahm in diesem Moment ein rumpeln. Ein heiserer Schrei kam über meine Lippen und sie tätschelte meine Schulter.

„Flugangst?", fragte sie und ich schluckte. „Jetzt schon."

Ich beschloss, nichts mehr zu sagen, nicht, dass sie mir als nächstes offenbarte, dass der Flieger keine Bremsen hat oder sowas. Zugegebenermaßen hatte ich keine Ahnung über Helikopter und hatte auch nicht vor, mein Wissen in diese Richtung zu vergrößern.

Ich krallte meine Finger ängstlich in meinen Sitz, als würde uns das vor einem Absturz bewahren. Diese Frau war eindeutig crazy und ich hoffte, dass ihr nicht als Nächstes in den Sinn kam, dass wir einen Looping fliegen könnten.

„Ich habe mich eigentlich noch gar nicht richtig bei dir vorgestellt. Ich bin Tiara", stellte sie sich vor und ich fragte mich, weshalb sie erst jetzt damit herausgerückt war. Ich öffnete den Mund, um „Freut mich, dich kennenzulernen" zu sagen, doch kaum erinnerte ich mich, dass es mich absolut nicht freute, ihre Bekanntschaft zu machen.

Sie erinnerte mich ein wenig an Frau Erdwin, die an meiner Schule Mathematik und Geographie unterrichtete. Sie war unter den Schülern ziemlich verhasst, und wir hatten uns angewöhnt, wenn wir über sie redeten, ihre quietschhohe Stimme zu imitieren. Ab und zu machten wir uns auch darüber lustig, dass sie beim Gehen so stampfte, dass man sie Kilometer weit hören konnte.

Tiara hatte eine sehr ähnliche Ausstrahlung wie Frau Erdwin was ihr natürlich nicht gerade Sympathiepunkte bei mir einbrachte. „Wir sind übrigens gleich da", informierte sie mich und ich nickte erleichtert. Ehrlich gesagt hatte ich mir diesen Flug wesentlich gefährlicher vorgestellt, als er im Endeffekt wirklich war.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro