Kapitel 35 - Eine Familie

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Kylo

Dameron hatte keinesfalls übertrieben, als er meinte sie würden mich in den tiefsten Bunker bringen, den diese Basis zu bieten hatte. Diese Zelle war mit Abstand der dunkelste Raum, in dem ich jemals hausen musste. Nur ein winziges, vergittertes Fenster an einer Seitenwand spendete ab und zu ein wenig Tageslicht.
Der Widerstand schien wenig Erfahrung mit Gefangenen zu haben, davon zeugten sowohl die benachbarten, leerstehenden Zellen, als auch ihr Umgang mit mir. Manche konnten ihre Nervosität und Anspannung besser verstecken, andere wiederum zitterten fast ununterbrochen in meiner Gegenwart. Niemand wusste wie viele Wachen vor meiner Tür platziert werden sollten oder ob ich die Handschellen weiterhin tragen sollte. Am liebsten hätte ich diesen Schwachmaten eine ordentliche Lektion erteilt, aber dann hätte Rey wahrscheinlich nie wieder ein Wort mit mir gewechselt. Unsere Beziehung stand schon auf dünnem Eis, da musste ich es nicht noch schlimmer machen. So blieb mir nichts anderes übrig, als einen günstigen Moment abzuwarten. Bedauerlicherweise stellte sich bald heraus, dass die Widerstandskämpfer ihre Pflicht, im Gegensatz zu Sturmtrupplern, ernst nahmen. Sie wechselten sich stündlich ab und mindestens fünf von ihnen waren immer vor meiner Zelle postiert. Selbst wenn ich mir meinen Weg freigekämpft hätte, bis zu Rey wäre ich niemals vorgedrungen.
Stunden um Stunden brachte ich so zu, bis ich irgendwann jegliches Zeitgefühl verloren hatte und meine Nerven blank lagen.
"Hey, Ihr da! Wo bleibt Mister Superpilot Dameron?" rief ich in Richtung der Tür und stemmte mich vom eiskalten Steinboden hoch. Der General könnte mein Eintrittsticket zu meiner Freundin sein, vorausgesetzt ich würde in seinem Kopf zur Abwechslung mal irgendwelche sinnvollen Informationen finden. Es war nicht der beste Weg, aber es war momentan die einzige, mir bleibende Option.
"Pass auf was du sagst, Ren! Dieses Mal bist du der Gefangene!" ertönte die Stimme von FN-2187 auf der anderen Seite. Er hatte seinen Platz kein einziges Mal in den letzten Stunden verlassen, egal wie sehr er gedrängt wurde eine Pause zu machen. Er wollte wahrscheinlich sichergehen, dass keine Möglichkeit ausgelassen wurde, um mir das Leben zur Hölle zur machen.

Dieses Mal bist du der Gefangene.

Ich wusste genau, was er damit sagen wollte. Es war das erste Mal, dass er sich mir überlegen fühlte, nach den ganzen Jahren als Sturmtruppler. Ich war derjenige, der in Handschellen gelegt, in einer dreckigen Kammer saß. Und das schien er offensichtlich zu genießen.
Ich fragte mich, was er gefühlt hatte, als er die Erste Ordnung verließ. Schließlich war seine Flucht noch sehr viel gewagter gewesen, als meine. Sein Glück war nur, dass Snoke niemals seine Zeit damit verschwendet hätte, entlaufenen Sturmtrupplern hinterher zu jagen.
"Oh, bist du dir da so sicher?" entgegnete ich und erreichte damit genau das, was ich wollte. Er war wütend und abgelenkt, als er sich zu mir umdrehte. Nicht das es eine ernsthafte Rolle gespielt hätte. Wieso war mir diese Idee erst jetzt gekommen? Ich brauchte Dameron nicht, solange seine Lakaien vor mir herum spazierten.
"Ich habe hier das Sagen, Ren! Und wenn du glaubst, dass-" Er verzog das Gesicht, als ich gewaltsam in seine Gedanken eindrang. Sein Geist öffnete sich mir sofort und ein riesiger Strom aus Erinnerungen und Emotionen prasselte auf mich ein. Angefangen bei seiner Entführung durch die Erste Ordnung, seiner Ausbildung, seinem ersten und letzten Einsatz auf Jakku.
"Raus aus meinem Kopf!" schrie mein Opfer laut, die anderen Widerstandskämpfer verfielen in Panik. Mehrere Waffenläufe wurden auf mich gerichtet, doch ich schleuderte sie nach hinten, ehe auch nur ein einziger Schuss abgegeben werden konnte. Währenddessen drang ich unbarmherzig weiter vor. Und endlich fand ich sie: Rey. Meine Rey. Ihr erstes Treffen, die gemeinsame Flucht, ihre Begegnung mit Han Solo. Der Verräter war fasziniert von der starken Schrottsammlerin. Er bewunderte und sorgte sich so sehr um sie, dass man glauben könnte, er würde sie lieben. Stimmte es? Liebte er sie?
Wütend verfestigte ich meinen telepathischen Griff um seinen Geist und musste meine ganze Kraft aufbringen, um ihn nicht auf der Stelle kalt zu machen. Mein Wut verflog so schnell wie sie gekommen war, als ich ein Mädchen namens Rose in seinen Gedanken fand. Eine Mechanikerin des Widerstandes, nur ein Glied in der Kette, nichts besonderes. Doch für FN-2187 war sie genau das: Jemand besonderes. Eine zurückgelassene Schwester, eine waghalsige Kämpferin, eine liebenswerte Freundin. Keine normale Freundin, sondern die Frau mit welcher er alt werden wollte. Er liebte Rey nicht auf dieselbe Weise, wie ich es tat. Ihr Verhältnis war rein freundschaftlich. Und wie jeder Freund hatte er sich Sorgen gemacht, als Rey in seinen Armen zusammengebrochen war. Er hatte schon länger Veränderungen an ihr festgestellt. Sie aß weniger, wirkte in sich gekehrt und verschlossen. Sie trainierte nicht, sie fehlte bei jedem Meeting. Rey zog sich immer mehr vor den anderen zurück.
Ich spürte, dass ich meinem Ziel immer näher kam. Gleich würde ich den Grund für all das herausfinden und wissen, ob es Rey gut ging. Noch einmal bündelte ich meine Kräfte, doch ein Betäubungsschuss hielt mich davon ab weiter nachzuforschen. Ächzend hielt ich mir meine Seite und sank zu Boden, bevor alles schwarz wurde.

Als ich das nächste Mal meine Augen öffnete, war die Sonne endgültig hinter dem Horizont verschwunden. Eine alte Petroleumlampe war an ihre Stelle getreten und versorgte den stockdunklen Bunker mit Licht.
"Hallo, Kleiner." Erschrocken fuhr ich hoch, in der Erwartung meinen Vater vorzufinden. Der ernste Ausdruck in Landos Gesicht erinnerte mich daran, dass dies ein Wunsch bleiben würde. Der alte Freund meines Vater saß mir gegenüber, nur ein paar Meter trennten uns.
"Lando Calrissian" nahm ich seine Anwesenheit zur Kenntnis, etwas anderes bekam ich nicht heraus. Innerhalb von Sekunden hatte ich ihn von Kopf bis Fuß gemustert. Er hatte ein paar Falten und Kleidergrößen dazu gewonnen, sich einen hochwertigeren Blaster und ein neues Paar Stiefel besorgt.
Hätte dieses Gespräch zu einer anderen Zeit, in Räumlichkeiten der Ersten Ordnung stattgefunden, wäre ich ihm mit Sicherheit gleichgültiger und selbstbewusster begegnet. Doch hier, in einem heruntergekommenen Gefängnistrakt des Widerstandes, ohne Waffe und die Ritter von Ren hinter meinem Rücken konnte ich meine wahren Gefühle nicht verstecken. Mein einziges Glück war nur, dass der Wookie nicht hier war. Bei ihm hätte ich erst recht nicht gewusst, wie ich reagieren sollte.
"Das ist deine Chance. Schrei mich an, schlag mich, erschieße mich. Räche Han Solo." Ich würde die Strafe für meine Verbrechen bezahlen, selbst wenn das bedeutete Rey nie wieder zu sehen. Das war nur fair. Ich hatte Lando seinen besten Freund genommen und anders als Chewbacca, hatte er nicht einmal die Chance bekommen zurück zu schlagen. Bis jetzt.
"Hier, trink etwas." entgegnete der Schmuggler nur und schob ein mit Wasser gefülltes Glas in meine Richtung. Das war ein Scherz, oder? Stirnrunzelnd sah ich ihn an.
"Hast du...mir überhaupt zugehört? Ich habe ihn umgebracht!" Beschämt blickte ich zu Boden, der seelische Schmerz seines Verlustes zerriss mich erneut. Das Bild meines Vaters, der in den bodenlosen Abgrund fiel, hatte sich für ewig in meinem Kopf eingebrannt. Genauso wie der letzte Moment mit ihm. Das Knistern der blutroten Klinge, welche seine Brust durchbohrte. Seine Hand an meiner Wange. Der Ausdruck in seinen Augen, der mir sagte, dass es in Ordnung war. Das es nicht meine Schuld war, sondern Snokes. Das er gern seinen Tod in Kauf genommen hatte, um seinem Sohn ein letztes Mal in die Augen sehen zu können.
"Ja, dein Vater ist tod, Junge. Genauso wie Luke und deine Mutter. Dich kann ich nicht auch noch verlieren." sagte er in einem für ihn ungewohnten, ernsten Ton. Onkel Lando. So hatte ich ihn einst genannt. Dieser Name war verbunden mit den wenigen schönen Jahren meines Lebens. Während der Zeit bei Snoke hatte ich versucht sie zu vergessen, weil sie der Funken Licht waren, der noch übrig war. Mein erster Flug mit dem Falken. Chewbacca wie er mir beibrachte mit einem Blaster zu schießen. Die Nächte, welche ich zwischen meinen Eltern verbrachte, eingehüllt in ihre tröstenden Arme. Die Streiche, welche Lando und ich uns gegenseitig spielten. Meine Mutter, die mir aufregende Geschichten über eine Gruppe von Freunden erzählte. Von einem Farmjungen, einer Prinzessin und einem Piloten. Ich war zu klein, um zu begreifen, dass sie von ihren eigenen Abenteuern sprach.
Dann tauchte Rey auf und entzündete den Funken Licht zu einem riesigen Feuer.
"Ohne mich wären sie noch am Leben. Ich habe alles zerstört. Wie kannst du das einfach vergessen?" schoss ich zurück.
"Weil Snoke die Schuld daran trägt, nicht du. Ich erinnere mich bis heute, an den Abend, wo Han mich genervt kontaktierte. Er tat deine Erzählungen von einer unbekannten Stimme in deinem Kopf, als wilde Fantasien eines kleinen Kindes ab. Das taten wir alle. Nur ein Fehler von vielen, mit denen wir dich direkt in Snokes Arme trieben. Sie sind nicht umsonst gestorben. Han und Luke haben sich geopfert, um dich zurück nach Hause zu bringen. Leia hat ebenfalls bis zu ihrem letzten Atemzug an deine Rückkehr geglaubt. Und nun bist du hier." widersprach mir Lando und schob erneut das Wasserglas in meine Richtung. Ich nahm ein paar Schlucke, bevor ich weiter sprach.
"Snoke hat mich zwar in einer gewissen Weise manipuliert, dennoch habe ich unverzeihliche Taten begangen. Bis auf das eine Mal wo ich ihn tötete, habe ich mich ihm nie entgegengestellt, sondern blind seine Befehle befolgt." Mein Gegenüber sah nun sichtlich überrascht aus. Kein Wunder, sie dachten schließlich immer noch Rey wäre für seinen Tod verantwortlich gewesen. Und das war gut so. Die Erste Ordnung durfte niemals die Wahrheit erfahren und außerdem hätte ich mich ohne Rey niemals von Snoke befreien können. Ihr gebührte der Ruhm und die Anerkennung, nicht mir.
"Du hast ihn getötet, Junge? Ha! Ein wahrer Solo durch und durch." rief Lando aus und wirkte sichtlich beeindruckt.
"Es ist nichts besonderes." winkte ich schnell ab. Es war eine gute Tat unter tausend schrecklichen. Dazu kam noch, dass ich mich nach seinem Tod selbst zum Obersten Anführer erklärt hatte.
"Den größten Bösewicht seit dem Imperator zur Strecke zu bringen, nennst du nichts besonderes? Sei mal nicht so bescheiden!"
"Ich hätte mich trotzdem viel früher von der Ersten Ordnung abwenden müssen." sagte ich kopfschüttelnd.
"Die Hauptsache ist doch, dass du es getan hast." Lando klang versöhnlich. Allein dieses Gespräch war mehr, als ich mir jemals erhofft hatte. Ich hatte nicht erwartet, dass er nach der ganzen Zeit überhaupt mit mir sprach.
"Auch wenn mich der Grund dafür sehr interessieren würde." fügte Lando hinzu. Für einen kurzen Augenblick haderte ich mit mir selbst. Revan war bisher der Einzige, der über die Beziehung von Rey und mir Bescheid wusste. Je mehr Leuten wir es erzählten, desto wahrscheinlicher war es, dass wir aufflogen. Andererseits war ich seit Stunden meinem Ziel kein Stück näher gekommen und diese Unwissenheit brachte mich um. Vielleicht konnte Lando mir helfen.
"Rey" brach ich schließlich das Schweigen.
"Das Mädchen? Sie ist der Grund?" Ich nickte und auch ohne in Landos Gesicht zu schauen wusste ich, dass ich einiges erklären musste.
"Wir sind durch die Macht verbunden. Dieses Band ermöglicht es uns miteinander zu sprechen, selbst wenn wir Planeten voneinander entfernt sind. Nach der Zerstörung der Starkiller-Basis hatten wir unsere erste Machtverbindung. Mit der Zeit stellten wir fest, dass wir einiges gemeinsam hatten. Zum Beispiel teilten wir beide das Gefühl allein zu sein. In einer Nacht erzählte ich ihr schließlich die Wahrheit über die Zerstörung von Lukes Tempel. Und danach kam sie zu mir, auf die Supremacy."
"Warte mal kurz!" stoppte mich Lando in meinem Erzählfluss.
"Sie machte sich ohne den Widerstand auf den Weg zu Snokes Flaggschiff?" fragte er erstaunt. Ich nickte wieder.
"Snoke wollte, dass ich sie tötete. Stattdessen beendete ich sein Leben und wir kämpften Seite an Seite gegen Snokes Wachen. Obwohl sich unsere Wege danach wieder einmal trennten, kam ich einfach nicht von ihr los." fuhr ich fort.
"Du liebst sie, nicht wahr?" zählte Lando eins und eins zusammen.
"Das tue ich und deswegen muss ich zu ihr. Wirst du mir helfen?" Es waren diesselben Worte, die ich damals an meinen Vater richtete. Aber dieses Mal empfand ich keine Angst und keinen Schmerz, als ich sie aussprach.
"Aber natürlich. Lass den alten Lando nur machen!" antwortete er und richtete sich auf. Erleichtert stemmte ich mich ebenfalls hoch, dabei fiel mein Blick auf die Wachen vor den Gitterstäben. Sie...schliefen? Ich hatte mich geirrt, sie waren genauso inkompetent wie die Sturmtruppler.
"Hey! Denkt ihr ernsthaft ich verbringe den Rest meines Lebens in diesem Dreckloch?" schrie Lando und die Soldaten zuckten erschrocken zusammen. Hastig kramte der Linke einen Schlüssel aus seiner Tasche und schloss die Zellentür auf. Kaum war Lando aus der Zelle getreten, zog er seinen Blaster und schlug die beiden bewusstlos.
"Nicht schlecht." sagte ich anerkennend, als ich ebenfalls nach draußen trat.
"Ach, das war doch ein Kinderspiel. Nichtsdestotrotz sollten wir uns trotzdem beeilen." Zügig durchquerten wir den Gefängnistrakt und stiegen in einen der Fahrstühle, der uns in die oberen Etagen der Basis beförderte. Kurz bevor sich die Fahrstuhltür öffnete, drehte sich Lando noch einmal zu mir um und packte mich fest an den Schultern.
"Eine Sache solltest du wissen, Ben: Leia und Han waren mit Sicherheit nicht die besten Eltern, aber sie haben dich über alles geliebt."
"Und ich habe sie geliebt." flüsterte ich zurück.

Rey

Es war eine unruhige Nacht. Beinahe im Minutentakt warf ich mich von der einen zur anderen Seite, in der Hoffnung so eine bequeme Position und Schlaf zu finden. Die unterschiedlichsten Gedanken gingen mir durch den Kopf und wollten einfach nicht leiser werden. Wieso sagte mir niemand, dass sich Kylo Ren, der Oberste Anführer in den Händen des Widerstandes befand? Der gestrige Tag hatte viele Überraschungen bereit gehalten, aber das sich Ben bereitwillig seinen Gegnern auslieferte, war mit Abstand die Größte gewesen. Es bestand kein Zweifel, dass ich der Grund dafür war. Selbst jetzt liebte er mich noch, nach den ganzen entsetzlichen Worten, welche ich ihm an den Kopf geknallt hatte. Nur wegen mir lag unsere Beziehung in Scherben und das würde sie mit großer Sicherheit weiter tun, sollte ich ihm die Wahrheit sagen. Seufzend drehte ich mich abermals auf die andere Seite. Wieso musste immer alles so kompliziert sein? Kaum hatte ich eine wichtige Entscheidung getroffen, erwarteten mich tausend andere.
Gerade als ich den Entschluss gefasst hatte noch ein paar von Lukes Aufzeichnungen zu lesen, da ich heute sowieso nicht mehr viel Schlaf finden würde, öffnete sich die Tür. Lando, gefolgt von Ben, betrat das Krankenzimmer. Blitzschnell rappelte ich mich auf und betätigte den Lichtschalter über meinem Bett.
"Entschuldige Rey, wir wollten dich nicht wecken." räusperte sich Lando, aber das bekam ich nur am Rande mit. Er sah genauso aus wie immer, bis auf die vereinzelten Risse in seinem Gewand. Irgendetwas bedeutsames war gestern noch vorgefallen, aber ich hatte weder Finn noch irgendjemand anderen dazu bringen können, es mir zu verraten. Mein Blick wanderte von Bens Oberkörper weiter zu seinem Gesicht und unsere Augenpaare trafen sich für einen Augenblick.
"Ben, was machst du hier?" sprach ich die wichtigste aller Fragen für mich aus, aber er gab mir keine Antwort. Stattdessen überwand er mit eiligen Schritten den Abstand zwischen uns, er rannte schon fast. Dann saß er auch schon auf meiner Bettkante.
"Ben, warum-"
"Ich musste wissen, wie es dir geht." antwortete er schließlich und drückte mir einen Kuss auf mein Haar. Das Zittern in seiner Stimme war unüberhörbar und auch seine Angst konnte er nicht vor mir verbergen. Seine Angst um mich. Ich spürte sie in jeder Faser meines Körpers.
"Ich komme morgen früh wieder." verkündete Lando uns, dem seine Anwesenheit wahrscheinlich mehr als unangenehm war, und schloss die Tür nach dem Ben sich bei ihm bedankt hatte. Mein Freund hatte ihn anscheinend eingeweiht, aber so wie ich Lando bisher kennengelernt hatte, würde er unser Geheimnis für sich behalten.
"Ben, es tut mir so leid. Unser Streit, welche Anschuldigungen ich dir gemacht habe. Du kannst mir glauben, dass die letzten Wochen ohne dich zu den härtesten meines Lebens gehört haben." brach es aus mir heraus. Vielleicht würde ich ihm nie wieder so nahe sein, wie in diesem Moment. Er sollte wenigstens wissen, wie sehr ich meine unbegründeten Vorwürfe ihm gegenüber bereute.
"Ich wusste, dass du sehr viel Schmerz und Leid in deiner Vergangenheit ertragen musstest, aber mir war nicht bewusst, wie viel. Ich wollte dich nicht zu irgendetwas drängen, wie Snoke oder deine Eltern." setzte ich eilig hinterher, bevor Ben überhaupt zu Wort kommen konnte.
"Oh Rey, mir tut es doch auch leid. Ich hatte ohnehin zu wenig Zeit für dich und dann habe ich auch noch unseren einzigen, gemeinsamen Abend seit langem zerstört!" erwiderte mein Seelenverwandter bedauernd. Selbst jetzt entschuldigte er sich noch, obwohl mehr als offensichtlich alle Schuld bei mir lag.
"Du hast nur das getan, was jeder Anführer tun würde und ich stand dir dabei im Weg. Mein Verhalten war einfach nur egoistisch und völlig übertrieben. Ich hoffe du kannst mir verzeihen." sagte ich niedergeschlagen. Wie hatte ich je an ihm zweifeln können? Selbst auf Knien gekrümmt vor Snoke, mit dem auf meinen Brustkorb gerichteten Parierschwert hatte ich an Ben Solos Rückkehr geglaubt.
"Nur, wenn du mir auch vergeben kannst. Wir sollten diesen unnötigen Streit hinter uns lassen, einverstanden?" Ich stimmte ihm zu und Erleichterung machte sich in mir breit. Sie verschwand so schnell wie ein kalter Windhauch in der Wüste Jakkus. Ben beugte sich vor um mich zu küssen, aber ich zuckte reflexartig zurück. Nur weil wir uns ausgesprochen hatten, bedeutete das nicht, dass wir einfach so weitermachen konnten. Ich trug immerhin sein Kind, von dessen Existenz er nicht einmal etwas ahnte.
"Da ist noch mehr, oder?" Ich konnte förmlich sehen, wie sich die Sorge in seine Augen schlich. Das leichte Lächeln auf seinen Lippen verschwand und Panik machte sich in mir breit. Ich wusste genau, was als nächstes kam, aber nicht im Geringsten, was ich tun oder sagen sollte. Einfach alles hatte sich seit unserem Streit geändert. Ben wollte eine gemeinsame Zukunft mit mir, aber ob Kinder darin vorkamen wusste ich nicht. Wir hatte nie über dieses Thema gesprochen.
"Was hast du, Rey? Was ist passiert?" murmelte Ben und berührte zärtlich mein Gesicht.
"Nichts. Alles ist in Ordnung." antwortete ich ausweichend und wollte mich weg drehen, da griff er vorsichtig nach meinem Handgelenk.
"Nichts? Ich habe dich gesehen Rey, schon vergessen? Du hast dich vor Schmerzen gewunden!" Aufgebracht schaute er mich an. Es tat weh ihn anlügen zu müssen, aber ich hatte keine andere Wahl.
"Es ist nichts." wiederholte ich deshalb, aber meine brüchige Stimme verriet mich. Genauso wie die Tränen, die mir jetzt in die Augen stiegen. Ich konnte es ihm doch nicht einfach so sagen. Andererseits hatte er ein Recht darauf, es zu wissen. Es war schließlich auch sein Kind.
"Bitte..." flehte er. Ich ertrug es nicht länger ihn derartig verzweifelt zu sehen, weswegen ich schnell meinen Blick auf die Bettdecke richtete, welche immer mehr vor meinen Augen verschwamm.
"Du bist schon seit Wochen so komisch und hast unsere Machtverbindung immer wieder blockiert." Natürlich hatte er das bemerkt. Ich selbst sehnte mich ja ebenfalls nach unseren Treffen, wie sie vor einiger Zeit noch waren. Unsere Begegnungen hatten mir so viel gegeben, er hatte mir so viel gegeben. Und jetzt würde alles kaputt gehen. Eine einzelne Träne löste sich aus meinem Augenwinkel und ihr drohten viele weitere zu folgen, was ihm natürlich nicht entging.
"Rey" flüsterte er besorgt.
"Ich...ich" Meine Stimme zitterte genauso stark, wie mein ganzer Körper.
"Du kannst mir alles sagen. Ich will, dass du das weißt." versicherte er mir und nahm meine Hand.
"Alles?" vergewisserte ich mich wimmernd.
"Ja, alles. Rede bitte mit mir!" sagte er einfühlsam. Ich hatte meine Entscheidung unbewusst längst getroffen. Ich konnte es nicht länger für mich behalten, die Last wurde nur immer schwerer und drohte mich zu erdrücken. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, als ich mehrere tiefe Atemzüge nahm und seine Hand fest drückte. Mit ziemlich hoher Sicherheit war das das letzte Mal, wo ich ihm nahe war.
"Ich bin schwanger." flüsterte ich und wartete nur darauf, dass er mich anschreien oder einfach gehen würde. Eine gefühlte Ewigkeit schwiegen wir uns an, ich konnte förmlich fühlen wie Ben mit seinen Gefühlen kämpfte. Die Stille brachte mich langsam aber sicher um den Verstand.
"Ben, bitte sag irgendetwas! Du kannst mich auch anschreien, so viel du willst, aber bitte sag etwas!" brachte ich nur heraus und weitere Tränen flossen meine Wangen hinab. Natürlich war es keine ideale Situation. Wir standen immer noch auf zwei verschiedenen Seiten, führten eine geheime Beziehung und würden relativ jung Eltern werden. Aber irgendwie hatte ich trotzdem gehofft, dass wir uns zusammen dieser Herausforderung stellen würden.
"Du...Bist du sicher?" fand er endlich seine Sprache wieder. Ich nickte vorsichtig, aber bereit dazu ihm in die Augen zu schauen, war ich nach wie vor nicht.
"Ich kann verstehen, wenn du es nicht willst. Aber das ist kein Problem, der Widerstand ist für mich da und-" Ben unterbrach mich sofort.
"Wir werden Eltern? Oh Rey, das ist unglaublich!" Hatte er gerade wir gesagt? Ruckartig hob ich meinen Kopf, als ich ihn lachen hörte und begegnete Bens strahlendem Gesicht. Mein Herz ging auf, als ich bemerkte, dass er glücklich war. Glücklicher als jemals zuvor. Von allen möglichen Reaktionen hatte ich am wenigsten mit dieser gerechnet.
"In welcher Woche bist du?" fragte er und seine Augen sprühten geradezu vor Aufregung. Bens explosionsartige Freude steckte auch mich ein Stück an, aber trotzdem blieben noch Zweifel.
"In der achten. Du...du bist überhaupt nicht verärgert?" schniefte ich.
"Nein, wie könnte ich es sein? Wir bekommen ein Baby. Eine eigene Familie." Freudentränen, die er weder zurück halten konnte noch wollte, liefen über Bens Gesicht und ich sank schluchzend an seine Brust. Die ganzen Zweifel der letzten Wochen fielen von mir ab und zurück blieb nur dieser eine Gedanke: Eine eigene Familie. Ich, Ben und unser Kind. Ich würde eine echte Familie haben, keine imaginäre. Dieser Moment war nicht das Ende, sondern der Anfang von etwas neuem. Die Wärme in meiner Brust wuchs stetig weiter, als Ben augenblicklich seine Arme um mich schlang. Zärtlich küsste er mich auf die Stirn, auf die Schläfe und schließlich auf die Lippen. Der Kuss war intensiv und voller Hingabe, begleitet von jeder einzelnen Erinnerung, die wir zusammen teilten. Jede Berührung, jeder Kuss, jedes Wort zogen an mir vorbei und erfüllten mein Herz mit mehr Liebe, als ich es jemals für möglich gehalten hätte. Es war eine Umarmung, die für immer dauern sollte. Keiner wollte sie brechen, aber Ben tat es schließlich, als er zögerlich seine Hand ausstreckte, um meinen Bauch zu berühren.
"Darf ich?" Ich nickte heftig, überwältigt von meinen Gefühlen und der ganzen Situation. Ben schenkte mir ein sanftes Lächeln, während er seine Hand unter meine Tunika wandern ließ. Ein zittriger Atemzug entwich ihm und seine braunen Augen weiteten sich vor Erstaunen.
"Was ist?" lachte ich leise.
"Ich glaube ich kann es fühlen. Durch die Macht."
"Was?" hauchte ich und Ben führte meine Hand zu seiner. Ich schnappte nach Luft, als ich eine neue Machtenergie spürte. Sie war klein, gerade mal ein Funken, aber voller Licht und Leben. Schon jetzt existierte zwischen uns ein Band, dass in den nächsten Monaten Tag für Tag stärker werden würde. Und da war noch etwas anderes. Ein regelmäßiges Flattern, ein Herzschlag.
"Das ist es? Das ist unser Baby, Ben!" Neue Tränen stachen in meinen Augen, als ich ihn in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelte.
Unser Baby
Diese Worte hallten auch noch in unserer Verbindung nach, als wir uns wieder voneinander gelöst hatten. Wahrscheinlich weil wir unser Glück immer noch nicht fassen konnten.
"Ich weiß wir haben das nicht geplant, aber das" Liebevoll fuhr Ben mit seiner Hand über meinen Bauch.
"Das ist das Schönste, was uns hätte passieren können. Ich liebe dich, Rey. Ich liebe dich über alles." sagte er und wischte sich mit der freien Hand seine Tränen weg.
"Ich liebe dich doch auch und könnte mir keinen besseren Vater für unser Kind wünschen." entgegnete ich sofort, weil es die reine Wahrheit war. Ben zog mich abermals in seinen Schoß und hielt mich fest, sein Rücken lehnte dabei am Kopfteil des Bettes.
"Was machen wir als nächstes?" fragte ich unsicher in die Stille hinein. Bedeutete Bens freiwillige Kapitulation auch, dass er sich endgültig von der Ersten Ordnung losgesagt hatte?
"Lass uns weglaufen. Irgendwohin gehen, wo keiner uns findet. Weg von den ganzen Verpflichtungen, nur wir drei." schlug er vor, was mich geschockt zu ihm aufschauen ließ.
"Aber was ist mit der Ersten Ordnung? Ich dachte du brauchst noch Zeit und-" redete ich drauf los und hielt erst inne, als mein Freund seine Hand an meine Wange legte.
"Rey, ich bin mir durchaus bewusst, dass ich dir sehr viel Geduld in der letzten Zeit abverlangt habe. Am liebsten hätte ich viel früher der Ersten Ordnung den Rücken zugekehrt, aber mir fehlte einfach die Kraft, um den letzten entscheidenden Schritt dafür zu tun. Zumindest bis zu der Sekunde, in der ich wehrlos mitansehen musste, wie du leidest." fing er an sein Verhalten in den letzten Wochen zu erklären und ich hörte ihm aufmerksam zu.
"In diesem Moment ist mir klar geworden, dass es niemals etwas Wichtigeres in meinem Leben geben wird als dich. In deiner Gegenwart gibt es keinen Konflikt, keine Stimmen, die mir einreden wollen, es sei meine Bestimmung in der Dunkelheit zu wandeln. Nur durch deine Liebe, deinen Glauben und dein Verständnis konnte ich mein Dasein als Kylo Ren hinter mir lassen." Ich konnte kaum glauben, was ich da hörte. Er hatte der dunklen Seite entsagt? Er war wieder Ben, mein Ben? Das war zu schön, um wahr zu sein.
"Du gehst nicht wieder zurück?" fragte ich ungläubig, was ihm ein Schmunzeln entlockte.
"Ich gehe nie wieder zurück. Die Vergangenheit wird natürlich immer ein Teil von mir sein, aber zum ersten Mal habe ich mein Leben selbst in der Hand. Außerdem kann ich euch nicht beschützen, wenn uns mehrere Planetensysteme voneinander trennen." sagte er und es kostete mich meine ganze Beherrschung nicht schon wieder in Tränen auszubrechen. Womit hatte ich all das verdient? Nicht nur, dass wir unser Kind zusammen aufziehen und es beide Elternteile haben würde. Ben würde bei jedem einzelnen Schritt an meiner Seite sein. Vorbei war die Zeit der Abschiede und Sehnsucht nacheinander.
"Hm, ich glaube wir werden deinen Vater jetzt nicht mehr los." flüsterte ich neckend meinem Bauch zu, bevor Ben unsere Lippen ein weiteres Mal vereinte. Ich war unglaublich Stolz auf ihn, denn auch wenn ich den Stein ins Rollen gebracht hatte, der entscheidende Part für seine Rückkehr lag bei Ben Solo selbst. Weder Han Solo, noch Leia Organa oder Anakin Skywalker konnten ihn bekehren. Sie konnten ihn nur dazu bringen, die Wahrheit zu erkennen. Den Anstoß geben, damit er die nötige Kraft fand, um nach Hause zu kommen.
"Also was sagst du?" Nun da er nicht länger der Ersten Ordnung verpflichtet war, lag die Entscheidung bei mir.
"Ich weiß nicht. Es fühlt sich falsch an, einfach zu gehen. Sie setzen alle so viel Hoffnung in mich."
"Sie haben es dir nicht erzählt, oder?" Verwirrt schaute ich ihn an und was ich dann erfuhr ließ mein Blut in den Adern gefrieren. Mein Kopf war mit einem Mal leer gefegt, während ich Bens Eindrücke von der abstürzenden Steadfast in mir aufnahm. Obwohl wir die Erste Ordnung seit Jahren bekämpften, konnte ich nicht anders, als Mitleid mit der Besatzung des Schiffes zu haben. Es waren immer noch Menschen, die dort auf grausamste Weise in den lodernden Flammen verendeten. Und hinter ihrem Leid erhob sich ein neuer, bedeutend gefährlicherer Feind in der Galaxis. Die Möglichkeit mit den Chiss ein Bündnis einzugehen hatte sich mit diesem Angriff offiziell erledigt und es war fraglich, ob sie ihr Angebot jemals ernst gemeint hatten. Früher oder später würden sie auch den Widerstand angreifen. Wenn schon die Erste Ordnung nicht gegen die Armee der Chiss ankam, wie sollten wir dann eine Chance haben? Das würde in einem riesigen Blutbad enden.
"Rey, ich bewundere dich für deine Selbstlosigkeit, aber dieses Mal musst du an dich denken. Ein Schlachtfeld ist kein Ort für unser Baby." Ich liebte es zu sehen, wie Ben von der ersten Sekunde an seine neue Vaterrolle ernst nahm und in ihr aufging. Und er hatte Recht. Es gab kein Argument, was dafür sprach hier zu bleiben, außer wir wollten dem Tod bereitwillig in die Arme laufen. An erster Stelle stand nun die Sicherheit unserer Familie. Wir beide wollten das, was für unser Kind am besten war.
"Denkst du wir werden es beschützen können?" Ängstlich umklammerte ich mit beiden Armen meinen flachen Bauch. Ben war von einer Gruppe von Helden umgeben gewesen und trotzdem hatte Snoke ihn von Anfang an in seinen Fängen gehabt. Jahre voller Schmerz, Dunkelheit und Manipulation lagen hinter ihm.
Und jetzt gab es gleich mehrere Feinde und keiner von uns beiden wusste, was uns als Eltern erwartete.
"Das werden wir." versprach mir Ben entschlossen und legte seine Hand auf die Stelle, wo ein ganz neuer Mensch heranwuchs. Eine Mischung aus uns beiden, zu gleichen Teilen hell und dunkel. Ob das Kind wohl Bens Haare erben würde? Seine tiefbraunen Augen? Sein Talent für das Fliegen? Oder würde es mehr nach mir kommen?
Eines stand auf jeden Fall fest: Es würde bedingungslos geliebt werden. Das wurde es schon jetzt, obwohl noch so viele Schwangerschaftswochen vor mir lagen.
"Ich werde immer bei dir bleiben. Es ist völlig egal wohin uns unser Weg führt und welche Schwierigkeiten sich uns dabei entgegenstellen. Solange wir zusammen sind, können wir alles bewältigen." riss mich Ben aus meinen Überlegungen.
Wir saßen noch ewig beieinander und redeten über unsere Zukunft, bis uns schließlich die Müdigkeit übermannte. Es war die erste Nacht seit langem, die ich in den Armen meines Freundes verbrachte und ich konnte nicht in Worte fassen, wie sehr ich seine Nähe vermisst hatte. Bens Handfläche ruhte auf meinem Bauch und die Machtenergie unseres ungeborenen Kindes pulsierte schwach im Raum. Ich versuchte mir dieses Gefühl einzuprägen, als mir langsam aber sicher die Augen zufielen.
Meine Träume brachten mich zurück zu dem kleinen, tollenden Jungen auf der bunten Blumenwiese Naboos, den mir der geheimnisvolle Ort auf Dagobah gezeigt hatte. Ein weiteres Mal konnte ich dabei zusehen, wie er von seinem Vater gerufen und in eine innige Umarmung gezogen wurde.
Dein größter Wunsch ist es eine Familie zu haben.

Sooo...ich weiß gar nicht wie lange ich nichts mehr hochgeladen habe. Es tut mir wahnsinnig leid, aber ich hatte in den letzten Wochen echt eine Schreibblockade. Dann ist auch noch mein Laptop kaputt gegangen, sodass ich den Rest auf meinem Handy schreiben musste.
Wie findet ihr Bens Reaktion? Und denkt ihr der Plan von den Beiden wird aufgehen?

Eure starline20002 :)

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