34. Vergebung

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Etwas perplex sah ich Aarón in seine dunklen Augen und wusste im ersten Moment gar nicht so richtig, wie ich darauf reagieren sollte, dass er uns offenbar besser kannte als angenommen.

„Ace, ich wusste schon vom ersten Augenblick an, dass ihr Ärger mitbringen würdet und, dass ihr es wahrscheinlich nicht immer leicht hattet, aber eben genau deswegen war ich im Glauben, dass es richtig war, euch zu helfen. Ich hoffe nur, dass ich es nicht bereue?" Fragend sah er mich am Ende an und das schlechte Gewissen in mir, brodelte fast über.

Dennoch schüttelte ich mit dem Kopf und schluckte meine schlechten Gedanken einfach runter. „Nein, wirst du nicht."

„Gut", meinte Aarón zufrieden. „Dann war das mit Manuel ne einmalige Sache?"

Ich nickte. Allerdings keimte in meinem Kopf ständig ein Szenario auf, in welchem ich Manuel nochmal die Spielregeln klarmachte. Nur konnte ich das Aarón ja nicht sagen.

„Ich hoffe einfach mal, dass sich das nicht wiederholt. Aber ein Nachspiel wird das dennoch mit sich ziehen, Ace. Sonst gibt Julia keine Ruh", murmelte er und ich konnte ihm deutlich ansehen, dass es ihm nicht gefiel, dass er mich bestrafen musste. Julia hingegen konnte ich verstehen. Sie hatte hier eine Familie und wollte nur, dass alles gut lief und es allen gutging. Zwei fremde junge Männer, die Unruhe stifteten, mussten da nun mal sich unterordnen. Völlig zurecht.

Erwartungsvoll sah ich Aarón an. Er würde mir schon nicht wehtun. Hoffentlich. Mein Erzeuger jedenfalls hatte dies oft genug getan.

„Ist es für dich in Ordnung, wenn du heute ohne Abendessen ins Bett gehst und Julia am besten heute nicht mehr unter die Augen trittst?", wollte mein Gegenüber schließlich wissen und mir fielen fast die Augen aus, beziehungsweise die Ohren ab.

Meinte er das ernst?! Stark musste ich ein Auflachen unterdrücken, dass schiefe Grinsen aber konnte ich nicht verhindern. „Kein Problem, bin sowieso noch vom Grillen satt."

„Dann hat sich die Sache ja hoffentlich erledigt", sagte Aarón und wollte schon wieder in Richtung Haus gehen, doch ich hielt ihn am Arm auf. Dabei mied ich den Blickkontakt und suchte mir meine Worte zurecht. Doch mein Gehirn schien keinen klaren Gedanken mehr fassen zu können.

„Aarón...", fing ich an und ließ schließlich frustriert von ihm ab. „Egal, nicht so wichtig."

Doch der ältere Mann drehte sich wieder zu mir und sah mich auffordernd an. „Sag schon, Ace. Du bist doch sonst nicht so zaghaft."

In seiner Stimme kam ein leises Lachen mit, weswegen ich genervt die Luft ausstieß. „Es ist nur so, dass... Der Typ in eurer Gemeinde meinte, dass Gott uns helfen würde, schlechte Gewohnheiten abzulegen und unser Leben zu ändern. Er würde uns Liebe und Gnade schenken. Nur, wie soll das gehen?"

„Du hast bei der Predigt heute zugehört?", stieß Aarón überrascht aus und im selben Moment noch bereute ich, dass ich gefragt hatte.

Zerknirscht nickte ich. „Zumindest einen kleinen Teil hab ich mitbekommen."

„Und ich dachte schon, dass euch das Ganze nicht interessiert und ihr nur aus Zwang mitgekommen seid", entgegnete er.

Ich sagte dazu mal lieber nichts. Seine Freude über mein Interesse wollte ich so schnell nicht zunichtemachen und so behielt ich die Tatsache, dass weder Cosmo noch ich Lust auf die Gemeinde hatten, für mich.

„Aber gut, zurück zu deiner Frage." Aarón wurde wieder ernster und legte die Stirn in Falten. „Ich kann dir nur sagen, dass das keine leeren Worte waren. Ich hab selber als Jugendlicher daran gezweifelt, dass es einen Gott gibt. Beziehungsweise, dass der Glaube an ihn berechtigt und gut sein sollte."

„Wieso?"

Aarón drehte den Kopf leicht weg und steckte die Hände, wie so oft, in die Hosentaschen. „Naja, meine Eltern und unser Pastor haben immer von den ganzen Regeln erzählt, die ein Christ einzuhalten hatte. Von fast nichts anderem haben sie gesprochen. Tu dies nicht, tu das nicht. Mach dies, mach das. So hatte ich mir das Christenleben nicht vorgestellt und diese ganzen Einschränkungen und Vorgaben hatten mich eher vom Glauben weggebracht."

„Und dennoch glaubst du heute an Gott", bemerkte ich.

„Ja, das tue ich." Aarón nickte. „Aber ganz bestimmt nicht deswegen, weil ich so erzogen wurde oder jeden Tag alle Pflichten erfüllt hatte, die von mir erwartet wurde. Ich wollte an Gott glauben, ein guter Christ sein, aber gleichzeitig wollte ich auch meine Entscheidungsfreiheit nicht aufgeben. Und je länger ich mich auf Gott eingelassen hatte und ihm mein Leben übergeben hatte, desto mehr merkte ich, dass ich dies gar nicht musste."

Verwirrt sah ich ihn von der Seite aus an. Diese ganzen Regeln, die ich noch nicht einmal alle kannte, machten mir den Glauben wirklich nicht gerade schmackhaft.

„Gott kennt jeden von uns am besten, Ace. Er hat uns erschaffen und er hat für jeden von uns einen Plan. Besser als das, was wir uns je vorstellen könnten. Das hab ich dann auf unnötig schwere Art und Weise auch gelernt. Mich von Gott führen zu lassen, aber immer noch meine eigenen Entscheidungen zu treffen war das Beste, was ich je hätte tun können."

„Und was ist mit den ganzen Regeln?"

„Die Bibel ist eine Anleitung für uns, Ace. Kein striktes Regelwerk, welches unser Leben vorschreiben soll. Die Regeln und die Gebote, die darinstehen, haben für jeden von uns einen andere Wichtigkeit und je länger ich mit Gott nun schon unterwegs bin, desto mehr merke ich, dass ich freiwillig mich an seinen Willen halten will. Ganz einfach aus dem Grund, weil es mir nur zum Vorteil wird und ich ihn liebe."

Ich nickte. Es war mir zwar unmöglich alles zu begreifen, aber Aarón ging es nicht schlecht. Im Gegenteil. Irgendetwas musste er ja richtig machen.

„Aber Ace, das bedeutet natürlich nicht, dass wir nicht hin und wieder zurückstecken müssen. Eine Sterbephase muss auch jeder Christ durchmachen. Anders könnte Gott seinen Plan gar nicht umsetzten. Ein Diamant muss vorher auch erst geschliffen werden und ein Haus muss vorher auch erst abgerissen werden, bevor eine schöne Villa gebaut werden kann. Die Frage ist nur, ob wir bereit sind, Gott in unser Leben zu lassen, damit er uns leitet und hilft. Wenn man es ist, geht man ein Bündnis, eine Beziehung mit Gott ein."

Überfordert schüttelte ich leicht den Kopf und trat das Gras unter mir platt. „Das mag ja vielleicht alles stimmen, aber wie soll ich eine Beziehung zu Gott aufbauen, wenn ich ihn doch gar nicht kenne? Und wieso hat er mir nicht schon früher geholfen?"

„Vielleicht, weil du ihn nicht in dein Leben gelassen hast?", stellte Aarón die Frage und sah mich dabei wieder an.

Ich zog die Augenbrauen zusammen und sah schlussendlich auf den Boden. „Kann sein, aber jetzt ist es eh zu spät."

Aarón sagte dazu vorerst nichts. Mit Sicherheit verstand er nicht, was ich meinte. Doch meine Schuld, die ich die ganzen Jahre über angesammelt hatte, war einfach zu groß. Ich war ein Mörder. Ich hatte nicht nur jemanden getötet, etwa aus Rache oder Notwehr. Ich hatte unzählige unbegründet getötet. Nur aus Geldgründen.

„Weißt du, Ace, jeder trägt seine Last mit sich herum. Bei dem einem ist sie größer, bei dem anderem kleiner. Doch keiner ist schuldenfrei. Nur Jesus. Und genau deswegen ist er am Kreuz für dich und jeden anderen gestorben, damit unsere Schulden vergeben werden können. Durch ihn finden die meisten zu Gott. Man muss ihn nur als seinen Retter annehmen und seine Tat ehrlich bereuen."

Das klang alles sehr weithergeholt und ohne Beweise, war es schwer für mich das Ganze zu glauben. „Woher willst du eigentlich wissen, dass das alles stimmt?"

„Wenn du Beweise willst, brauchst du dich doch nur einmal umsehen. Jedes Tier, jede Pflanze sind Beweise für seine Anwesenheit. Er hat die ganze Erde erschaffen", erklärte er. „Sollte dir das nicht reichen, dann google doch einfach mal. Die Bibel kann historisch bewiesen werden und es gibt genug Wunder, in denen noch heute Gottes Werk erkennbar ist."

„Hm." Zweifelnd ließ ich meinen Blick über die Farm wandern. „Selbst wenn, mich hat er bestimmt schon aufgegeben."

Aarón aber legte mir eine Hand auf die Schulter und lächelte mich warmherzig an. „Das hat er nicht und das weißt du auch. Warum sonst hat er dich zu mir geschickt? Warum hat er sonst deine Schussverletzung geheilt, was medizinisch nicht möglich wäre? Er hat dich nicht aufgegeben und er hat einen Plan für dich. Du musst dich nur darauf einlassen, verlieren kannst du nichts."

„Und wie finde ich ihn?", wollte ich verzweifelt wissen und merkte erst jetzt, wie sehr ich mich unterbewusst eigentlich schon darauf eingelassen hatte. „Indem ich mit euch immer in die Kirche gehe und jeden Tag zu ihm bete?"

„Jesus findest du nicht in der Gemeinde, Ace. Ihn findest du, wenn du ein Problem hast, was du selbst nicht lösen kannst und du seine Hilfe brauchst."

Mein Blick ging wieder zu Boden. Das klang alles zu einfach.

„Wenn du Jesus in dein Leben lässt und bereit bist, dass er dich führt und dir hilft, dann wirst du sehen, dass die Veränderung für dich nur positiv ist. Auch, wenn der Weg dahin vielleicht nicht immer einfach ist. Allerdings musst du vorher reinen Tisch machen."

„Wie?"

„Indem du ihm um Vergebung bittest und eine Bindung zu ihm zulässt. Das Beten wird dir mit jedem Mal leichter fallen. Was anfangs vielleicht wie eine Pflicht wirkt, wird am Ende eine ganz normale Sache, ohne die du gar nicht mehr leben könntest. Gottes Liebe und Gnade ist grenzenlos, Ace. Du musst dich, wie gesagt, nur drauf einlassen und ihm vertrauen."

Mir entwich ein Seufzten und ein seltsam enges Gefühl legte sich über meinen Brustbereich. „Ich weiß doch noch nicht einmal, wie ich beten soll."

„Wir können es am Anfang zusammen machen, wenn du willst. Du musst mir nur Bescheid sagen, wenn du bereit bist", versicherte mir Aarón und warf mir einen aufmunternden Blick zu.

Ich nickte. „Okay, danke jedenfalls."

„Kein Problem. Nur sollten wir vielleicht wieder zurück, hm?" Aarón deutete aufs Haus und der Qualm, der aus dem Schornstein kam, ließ vermuten, dass Julia bereits das Abendessen machte.

„Ich bleib lieber noch hier", antwortete ich, da ich nicht so recht wusste, was ich sonst da drinnen tun sollte. Aarón nickte nur, klopfte mir auf die Schulter und ging zum Haus. Ich hingegen war hin und hergerissen. Ich hatte nichts zu verlieren und vielleicht hatte mein Arbeitgeber ja wirklich recht.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro