Kapitel 26

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POV Suga
Im Gegensatz zu den anderen war ich nicht ganz zurück in mein Zimmer gegangen, sondern hielt mich im Flur auf, weshalb ich das Gespräch der beiden Mädchen mitbekam.
Eigentlich wollte ich nur darauf warten, dass Yuna weg war, um Min fragen zu können, ob sie mir bei etwas helfen konnte, aber irgendwie konnte ich mich nicht dazu überreden in mein Zimmer zu gehen, obwohl lauschen überhaupt nicht meinen Prinzipien entsprach.

Plötzlich konnte man merkbar spüren, wie sich die Stimmung von heiter und fröhlich zu angespannt und traurig änderte. Komisch, wenn man bedachte, dass sie gerade noch lachend auf dem Boden gelegen haben.
Ich pausierte für wenige Sekunden meine Gedanken, als Min Yuna auf ihre besorgte Frage, ob sie diesmal zu weit gegangen sei, antwortete.
Da sie relativ leise redete, bekam ich nur wenige Stichworte mit, aber genug um herauszufinden, wieso sie anscheinend so plötzlich traurig geworden war: ''...begleiten ...25. Mai... Flughafen... Eltern.. Bruder verabschiede.''
Nach dieser Aussage von Min, in der es offenbar darum ging, ob ihre beste Freundin ihr bei der Verabschiedung ihrer Familie moralische Unterstützung leisten konnte, achtete ich umso mehr auf das Gespräch und schob meine Gedanken komplett beiseite. In dem Moment hoffte ich einfach nur, dass meine Mitbewohnerin bloß keine negative Antwort bekam. Von dem Wissen, was ich über das Mädchen hatte, konnte das dann nämlich böse enden.
''Ich würde ja gerne, aber...'', hörte ich klar und deutlich, wie Yuna begann ihr zu antworten und ab da überlegte ich mir bereits, wie ich unseren Manager dazu überreden konnte, dass wir, oder zumindest einer von uns, von meiner Seite aus am liebsten ich, mit ihr gehen konnten, da ihre beste Freundin offensichtlich nicht die Gelegenheit dazu hatte.

Ich hörte, wie sich unsere Wohnungstür schloss und wie Min mit langsamen und schlurfenden Schritten auf mich zu kam, wahrscheinlich um in ihr Zimmer zu gehen.
Schnell tat ich so, als wäre ich gerade aus meinem Zimmer gekommen um in die Küche zu gehen.
Als wir aneinander vorbei gingen, hörte ich, wie Min leise seufzte und da konnte ich nicht anders, als sie an der Schulter festzuhalten und sie zu mir zu drehen.
''Willst du drüber reden?'', fragte ich sie und sah, wie sie niedergeschlagen, aber auch erschrocken, zu mir hoch guckte, sie war immerhin immer noch ein gutes Stück kleiner als ich.
''Wenn nicht ist auch gut, aber beim letzten Mal hat es dir doch auch geholfen, meine ich zumindest'', redete ich weiter und Min machte ihren Mund auf, um zu antworten, schloss ihn nach kurzer Zeit aber wieder, da sie anscheinend nicht wusste, was sie sagen sollte, stattdessen nickte sie einfach.
''Dann komm, wir setzen uns in dein Zimmer. Da können wir hoffentlich ungestört reden.''
Ich legte mein Arm um ihre Schulter und führte sie in ihr Zimmer.
Rein theoretisch eine total unnötige Geste, da sie natürlich wusste, wo sich ihr Zimmer befand, aber mir erschien so eine Geste in ihrer Situation mehr als angemessen. Außerdem spürte ich, wie sie sich unter meinem Arm ein wenig entspannte, was mir ein kurzes und kleines Lächeln entlockte.
Zugegebenermaßen empfand ich diese Position auch nicht gerade als unangenehm, eigentlich eher im Gegenteil: Ich hatte komischerweise das Gefühl, dass mein Arm genau dahin gehörte.
'Aish! Min Yoongi! Reiß dich am Riemen! Nur, weil deine letzte Beziehung einige Zeit her ist, heißt das nicht, dass du dich gleich gedanklich an deine neue Tanzlehrern ranmachen kannst!'
Ich schüttelte meinen Kopf ganz leicht, sodass Min hoffentlich nichts davon mitbekam.
Gerade ging es weder um mich, noch um meine Gedanken, gerade sollte ich mich voll und ganz auf die Probleme und Sorgen meiner Mitbewohnerin, Tanzlehrerin und Freundin, zumindest glaubte ich, dass wir Freunde waren, konzentrieren. Auf nichts anderes.
'So ist's gut, feines Min Suga.'
Seit wann war ich ein Hund? Und überhaupt: Wieso machte sich meine innere Stimme eigentlich genau jetzt, oder eher seit ungefähr dem Einzug von Min, erst bemerkbar? Sonst meldete sie sich doch auch nie, und ließ mich tun und lassen, was ich wollte.

In ihrem Zimmer setzten wir uns auf ihr Bett, so wie damals, als sie mir erzählt hatte, wieso sie weinend aus dem Wohnzimmer gerannt war, nachdem sie etwas auf dem Keyboard gespielt hatte, welches immer noch im Wohnzimmer herum stand.
''Dann erzähl mal.. Was ist los?''
''Ich hab dir ja erzählt, dass meine Eltern zusammen mit meinem Bruder wegziehen... Und ich habe Yuna gerade gefragt, ob sie mich nicht zum Flughafen begleiten will, damit ich da nicht ganz alleine, verheult und unendlich traurig stehen muss. Aber sie hat keine Zeit, weil sie zu ihren Großeltern nach China fliegt.''
Sie seufzte und sah mich mit einem für mich nicht klar identifizierbaren Blick an.
''Eigentlich ist es auch unnötig, dass ich dir das jetzt erzähle. Ich meine... Auch du wirst nichts daran ändern können, dass Yuna nicht da ist und Gi und Yon ihre Kurse leiten müssen'', meinte sie noch und schaute währenddessen runter auf ihre Beine.
''Das ist nicht unnötig. Ich kann zwar nichts dagegen tun, dass deine besten Freunde nicht da sind, aber ich kann trotzdem irgendwie dafür sorgen, dass du nicht ganz alleine am Flughafen stehst.''
''Wie das denn?'', fragte sie mich verwirrt, schien aber Sekunden später darauf gekommen zu sein, was für eine Idee ich hatte: ''Oh nein, keiner von euch wird mitkommen.''
Verwundert schaute ich sie an.
''Ihr fahrt schon in zwei Tagen, also am Dienstag, den 19.05, los um das Musikvideo zu drehen und je nachdem, wie lange das dauern wird, muss selbst ich hoffen, dass ich am 25. frei kriege. Außerdem möchte ich nicht, dass ihr mich so verheult seht, wie du es schon einmal getan hast.''
''Es wird wohl kaum länger als sechs Tage dauern, hat es noch nie und das wird es auch diesmal nicht.''
Min schüttelte ihren Kopf. ''Und wenn schon, ich will immer noch nicht, dass ihr mich als weinendes Wrack am Flughafen stehen seht, während ich meiner Familie dramatisch hinterher gucke.''
Sie schien immer noch traurig zu sein, aber jetzt auch noch ein wenig aufgebracht und zweifelnd.

''Dann lass wenigstens mich mitkommen. Mir macht es nichts aus, dich so zu sehen. Du siehst auch weinend immer noch schön aus. Aber ich könnte nicht ganz in Ruhe hier herum liegen und schlafen, ein Buch lesen oder essen, wenn ich weiß, dass du gerade alleine am Flughafen stehst und dir die Augen ausheulst, ohne jemanden an deiner Seite, bei dem du dich anlehnen könntest und der dir tröstende Worte ins Ohr flüstern könnte.''
Erst nachdem ich meine Antwort beendet hatte, bemerkte ich, was für Worte meinen Mund verlassen hatten.
Es war nicht so, als hätte ich sie angelogen, ich hatte eher zu viel von der Wahrheit erzählt.
Ich meinte jedes Wort so, wie ich es gesagt hatte. Sie war wunderschön, auch wenn sie weinend vor mir saß, mit einem Gesicht, welches von Tränen überströmt und von ihrer verwischten Schminke bedeckt war, auch, wenn sie mir lachend, grinsend und lächelnd deutlich besser gefiel.
Selbst während oder nach dem Training sah sie beeindruckend gut aus, so gut sogar, dass man glatt neidisch werden konnte.
Und ich wollte wirklich nicht, dass sie dort alleine stand und niemanden zum Anlehnen hatte.

Eine einzelne Träne bahnte sich über ihre Wange und ich erschrak. Mit meinen Worten wollte ich eigentlich alles andere erreichen, außer, dass sie weinte.
''Hey, nicht weinen. So ausweglos ist die Situation doch nicht, wir finden schon eine Möglichkeit!''
Meine Stimme klang besorgt und etwas aufgewühlt.
Min schüttelte wieder leicht den Kopf und wischte ihre Wange trocken.
''Ich weiß, ich weiß.. Ich finde es nur irgendwie schön zu wissen, dass sich mittlerweile neun Personen für mich interessieren.''
Erst verstand ich nicht, was sie meinte, bis mir der eine Morgen wieder einfiel, an dem ich sie ein wenig ausgefragt hatte. Sie hatte mir erzählt, dass ihr nur acht Personen einfielen, die mehr als nur ihren Namen und ihr Alter kannten. Dass sie mich jetzt offiziell dazu zählte machte mich irgendwie unbeschreiblich glücklich.
Ich lächelte ein ehrliches Lächeln und erntete auch ein kleines von ihr.
''Heißt das, es wäre okay für dich, wenn ich mitkommen würde?'', fragte ich schließlich vorsichtig nach und Min nickte.
''Danke'', sagte sie und schmiss sich plötzlich in meine Arme.
Erst war ich ein wenig verwirrt von ihrer Aktion, umarmte sie dann aber zurück, sobald ich realisiert hatte, was gerade passierte.
Ich spürte wie mein Herz ein wenig schneller schlug als sonst, weshalb ich mir Sorgen machte, ob Min es vielleicht mitgekriegt hatte, auch wenn ich selber nicht wusste wieso es sich dazu entschieden hatte, einfach mal um mindestens 1000 % schneller zu schlagen.

Nach ungefähr fünf Minuten, in denen wir nichts gesagt, sondern uns nur still in den Armen gelegen hatten, löste sie sich lächelnd von mir und ein wenig enttäuscht, dass wir uns nicht mehr umarmten, senkte ich meine Arme.
Ich sah, wie die Wangen von dem Mädchen vor mir etwas gerötet waren und sie meinte: ''Sorry, es kam irgendwie so über mich.''
Leicht lachend antwortete ich ihr: ''Kein Problem.''

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1442 Wörter.

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