Ich muss dir was sagen...

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Erinnerung: Triggerwarnung am Ende des Buches (klicke rechts auf das Inhaltsverzeichnis, dann unten steht "Triggerwarnung")
Letzte Chance ;)

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Bens p.o.v.

"Ben.", flüsterte sie und alles in mir spannte sich an.

Ich hatte nicht gedacht, dass sie mir folgen würde, weshalb es mich ziemlich überrascht hatte, sie plötzlich zwischen den Bäumen auftauchen zu sehen.

Ich hatte gedacht, noch ein wenig Zeit zu haben, bevor ich meine Entscheidung in die Tat umsetzte.
Zeit, mich mental darauf vorzubereiten.
Doch jetzt...ich wollte es nicht. Mein ganzes Inneres sträubte sich gegen meine Entscheidung. Und doch war sie richtig. So konnte es einfach nicht mehr zwischen uns beiden weitergehen, sonst würden wir am Ende noch beide daran zugrundegehen.

"Ben, ich muss dir was sagen.", sprach Lilly weiter.
Ich blickte sie einfach nur an, blieb in meiner Wolfsgestalt.
"Es gibt nur dich.", sie schluckte schwer, während ich sie skeptisch anblickte.

"Ich weiß, du glaubst mir jetzt vielleicht nicht, aber hab ich dich in irgendeiner Sache je angelogen?"

Sie hatte mir vieles verschwiegen, tat es immer noch. Aber angelogen? Nun, falls ja, hatte ich es nicht bemerkt.

Sie schien etwas in meinen Augen zu erkennen, jedenfalls fuhr sie fort.
"Habe ich nicht. Und ich lüge dich auch jetzt nicht an. Ben, du bist der Einzige für mich. Der Einzige, der mir wirklich was bedeutet. Ich hab andere vielleicht geküsst, aber da warst du dabei und sonst ist nichts gelaufen."

Meine Muskeln spannten sich bei dem Gedanken an die Typen an, mit denen sie geknutscht hatte.
Jedes Mal hatte ich dabei zugesehen, konnte einfach nicht wegsehen. Dabei war ich meines Wissens nach nicht masochistisch veranlagt. Und doch...es war so schwer, wegzusehen, obwohl es mir so sehr wehtat.
Und dann musste ich noch die Selbstbeherrschung aufbringen, diese Typen nicht von ihr wegzureißen.
Wenn sie mich wirklich liebte, würde sie sowas doch nie tun, oder?

"Ich hab das nur zu Victoria mal gesagt, weil ...", Sie stockte. Wieso? Wollte sie mich nun anlügen?

"Weil ich ihr gegenüber doch sowieso nie ich selbst bin. Ich..."
Sie biss die Zähne zusammen, atmete tief durch und sah mich dann wieder an:

"Glaubst du mir?", ihre Stimme zitterte. Jawohl, sie zitterte. Warum?
Ich wusste es nicht, wusste gar nichts mehr.
Wo ich mir früher ihrer Liebe sicher gewesen war, da war nun nur noch Zweifel.
Ich wusste einfach nicht mehr, ob ich ihr trauen konnte.
Sie hatte andere Typen geküsst, warum sollte sie dann auch nicht mit ihnen geschlafen haben?
Sie verschwieg mir so viele Dinge aus ihrer Vergangenheit, warum sollte sie mich dann nicht auch anlügen?

Wir waren Seelenverwandte und sollten uns alles anvertrauen, wussten wir doch, dass der andere es nie gegen uns verwenden würde.
Also warum tat sie es nicht?
Lag es an mir?
Aber was hatte ich falsch gemacht?
Und warum sagte sie es mir nicht?
Warum sprach sie verdammt nochmal nicht mit mir?
Ich wusste einfach nicht mehr, was ich tun sollte.

Ich hatte alles versucht.
Aber nichts hatte Erfolg getragen.
Denn letztendlich lag es an ihr.
Sie musste auch etwas tun.
Ich hatte ihr eine Stütze sein wollen, eine Krücke, eine Hilfestellung.
Aber sie hatte sie nicht angenommen, hatte sie ignoriert.
Dagegen konnte ich nichts tun, wollte ich sie doch nicht zwingen.

Also blieb mir nur eins.
Es würde schwer werden, aber mir blieb keine andere Wahl.
Und wer weiß, vielleicht würde sie durch eine Trennung wach gerüttelt werden?
Diese Hoffnung war so schwach, dass sie selbst in meinen eigenen Ohren unrealistisch klang.

Aber bevor es so weiterging....
Tief holte ich Luft, um mich für das Folgende zu wappnen.
Ich würde jetzt stark sein müssen, stärker als jemals zuvor.
Denn ich würde einen Teil meiner Selbst von mir stoßen.

Lillys p.o.v.

Es war schwer. So schwer, ihm in die Augen zu sehen, die von Schmerz getrübt waren.
Angesichts seiner Qual verblasste die meine, die, die er mir mit diesem Verrat zugefügt hatte.
Jetzt, wo er vor mir stand...es war nur er wichtig.
Ich musste ihm weismachen, dass er die falschen Schlüsse aus Vickys Worten gezogen hatte.
Aber glaubte er mir?
Ich wusste es nicht.

Und könnte ich es ihm verübeln, wenn er mir nicht glaubte?

Ich sollte ihm sagen, dass ich bereit war, für ihn zu kämpfen.
Wollte ihm meinen Entschluss mitteilen.
Ja. Ich wusste nicht, ob er mir glauben würde.
Aber einen Versuch war es wohl wert, oder etwa nicht?

Auch wenn es bedeutete, dass ich mich in irgendeiner Weise verletzlich zeigte.
Aber ich hatte es bei Ria und Olivia geschafft, ich würde es auch bei Ben schaffen.

Gerade holte ich tief Luft, um ihm meinen Entschluss mitzuteilen, als seine Stimme in meinem Kopf ertönte.

Ich glaube dir.
Verblüfft sah ich ihn an. Ich konnte es nicht fassen, ich hatte nicht damit gerechnet. Aber er glaubte mir. Ein Lächeln breitete sich langsam auf meinen Lippen aus.
Wir konnten das schaffen, zusammen.
Er glaubte mir, und ich würde mir auch glauben, wenn auch in anderer Hinsicht.
Ich würde mir glauben, wenn ich sagte, dass ich das schaffte.

Bevor ich zu Wort kommen konnte, sprach er allerdings weiter und wischte mir das Lächeln von den Lippen.

Aber das tut nichts zur Sache. Das zwischen uns kann so nicht weitergehen.

Mit einer Entschlossenheit in den Augen, die mir Angst machte, blickte er mich an.
Ich ahnte Schlimmes. Und ich sollte Recht behalten.

Wir sollten uns voneinander fernhalten.

Seine Stimme war von tiefer Entschlossenheit durchdrungen, doch konnte ich einen Hauch von Schmerz heraushören.
Es schmerzte ihn. Also warum tat er uns beiden das an?

"Ben.", sagte ich, wollte ihn hindern, weiterzusprechen, aus Angst, dass es alles zerstören würde. Noch mehr als allein schon mit diesem Satz zerstört wurde.
"Ich werde kämpfen, okay? Aber bitte tu das nicht, tu uns das nicht an. Wir werden das schaffen, zusammen. Aber bitte...."

Es war mir egal, dass ich ihn gerade anflehte. Ich würde vor ihm auf die Knie gehen, wenn es erforderlich sein sollte.

Ein Funke Trauer erschien in seinen blauen Augen.

Ich warte seit Monaten darauf, dass du kämpfst, Lilly.

Ich musste schwer schlucken.
Tiefe Schuld schien meine Schultern nach unten zu drücken.
Er hatte Recht. Und ich hatte keine Entschuldigung.
Bloße Feigheit war keine Ausrede, und wenn, dann nur eine schwache.
Wie glaubte ich überhaupt, jetzt die Stärke dazu aufzubringen, wo ich es doch auch all die Monate zuvor nicht geschafft hatte?
Wie konnte ich daran glauben, dass es mir plötzlich gelingen würde, mit meiner Vergangenheit abzuschließen?
Ich war schon immer schwach gewesen. Ich würde es auch immer bleiben.
Also wie kam ich nur auf den Gedanken, dass ich plötzlich eine Stärke in mir finden würde, die doch nie da gewesen war?

Ich glaube, es ist besser, wenn wir zwei einmal Abstand haben.

Bens Worte schnitten mir ins Herz.
Ich hätte nie damit gerechnet.
Normalerweise war immer ich diejenige gewesen, die Freiraum und Abstand voneinander gebraucht hatte.
Dass jetzt er derjenige war....es tat weh. So unglaublich weh.
Und erst da wurde mir bewusst, wie sehr ich Ben eigentlich verletzt hatte.
Wie oft hatte ich ihn davon abgehalten, mich zu markieren, wenn er kaum an sich halten konnte?
Wie oft hatte ich ihn auf die Couch verbannt?
Wie oft hatte ich ihn von mir gestoßen, indem ich andere geküsst hatte?

Zu oft. Viel zu oft.
Und jedes Mal hatte ich ihm dabei ein Stück seines Herzens rausgerissen.
Er hatte mit seinen nächsten Worten mehr als Recht.

Wir sind nicht gut für einander.

Es war eine bittere Wahrheit. Warum hatte ich das zuvor nie so gesehen?
Weil sonst immer ich es gewesen bin, die nicht gut für ihn war, beantwortete ich mir meine Frage selbst.
Und ich war stets zu selbstsüchtig gewesen, um daran etwas zu ändern.
Ich hatte Ben einfach nicht gänzlich von mir schieben können...
Und doch hatte ich ihm mit dieser Teils-Teils-Liebe mehr wehgetan als ich es wahrscheinlich sonst getan hätte.

Das wurde mir nun bewusst. Aber jetzt war es zu spät. Viel zu spät.
Einsicht kommt immer am Schuss, nicht wahr?

Leb wohl.

Und damit ging er. Nahm einen Teil von mir mit sich. Ich konnte mich nicht bewegen, als er an mir vorbeiging.
Konnte mich nicht bewegen, als sein Geruch langsam vom Wind hinfort geweht wurde.
Konnte mich nicht bewegen, als ein Sonnenstrahl mir sanft ins Gesicht schien, als wolle er mich aufmuntern. Es war vergebens.

Ich war wie versteinert, von seinen Worten eingefroren.
Als wäre er ein kaputtes Laufband, wiederholte mein Kopf seine Worte immer wieder, bis ich sie auswendig wusste.

Wir sind nicht gut für einander.

Ich glaube, es ist besser, wenn wir zwei einmal Abstand haben.

Ich warte seit Monaten darauf, dass du kämpfst, Lilly.

Das zwischen uns kann nicht so weitergehen.

Leb wohl.

Meine Beine konnten mich nicht mehr tragen. Kraftlos sank ich zu Boden.
Ich hatte kämpfen wollen. Hatte endlich kämpfen wollen, hatte mir eingeredet, ich würde es schaffen.

Ich war ja so naiv. So dumm.
Wie sollte ich, ein kleines schwaches Mädchen, schon kämpfen können?
Meine inneren Dämonen beherrschten mich doch viel zu sehr.
Ich würde ihnen nie entkommen.
Erst Recht nicht allein.
Jetzt, wo Ben mich verlassen hatte...was blieb mir da noch?

Ich war ein Nichts, ein Niemand, ein Schwächling, das versuchte gegen einen unbändigen Strom aus Dämonen anzukämpfen.
Aber was brachte es letztendlich?
Ich würde sowieso nie siegen.
Ich war zu schwach.
Und es gab niemanden, der den Kampf für mich ausfechten konnte.
Denn der Kampf, den ich austragen musste, spielte sich in meinem Inneren ab.
Es lag allein in meiner Hand. Es lag allein an mir.

Das hieß, ich war dem Untergang geweiht.
Denn ich würde meinen Dämonen immer erliegen.

Ich sollte Ben befreien, sollte ihn von solch einer schwachen, feigen und selbstsüchtigen Mate wie mich befreien.
Er hatte all diese Qual nicht verdient.
All den Schmerz.
Ich hatte ihn schon viel zu lange leiden lassen, weil ich nicht stark genug gewesen war, es zu tun.
Aber dieses eine Mal musste ich stark sein, für ihn.
Er hatte Recht, wir taten uns nicht gut, hatten es noch nie getan. Wahrscheinlich war ich nicht dazu gemacht, zu lieben. War nicht dazu gemacht, Bens zweite Hälfte zu sein.
War zu ängstlich und feige dazu.
Ich meine, wer ließ sich schon von seiner Vergangenheit so sehr beherrschen, wenn er die Liebe seines Lebens getroffen hatte?
Neimand. Niemand außer mir.

Ich verdiente Ben nicht. Verdiente die Liebe nicht.
Und es wurde Zeit, dass ich es endlich einsah.
Wurde Zeit, dass ich endlich etwas für Ben tat und nicht nur für mich.
Ich musste ein Mal all meine Selbstsucht und meinen Egoismus beiseite schieben. Nur ein einziges Mal musste ich das Richtige tun.
Für ihn. Für Ben, meine große Liebe.

Er hatte es verdient, zu leben, glücklich zu sein.
Und wenn er das nur ohne mich war...nun, dann sollte es so sein.
Wer wäre ich, ihm das zu missgönnen?
Ich hatte ihn ganze Monate lang verletzt, hatte seinem Herz immer wieder weitere Schnitte hinzugefügt.. rückblickend war es erstaunlich, dass er so lange durchgehalten hatte, ohne zusammenzubrechen, ohne Schluss mit mir zu machen.
Er war zu gut für mich. Er hatte jemand Besseres verdient.
Wer weiß, vielleicht war ich gar nicht die Richtige für ihn?
Wenn dem so war, dann konnte ich Ben nicht an seinem Glück hindern.
Ohne mich war er besser dran.

Es wurde Zeit, dass ich das endlich erkannte und akzeptierte.
Ich hatte schon viel zu lange das Unvermeidliche hinausgezögert.

Aber damit würde nun Schluss sein.

Ich würde all dem Elend endlich ein Ende bereiten.
Zittrig hob ich eine Hand.
Hob sie und blickte darauf.
So zart, manikürt.
Man sah ihr nicht an, wie viel Blut an ihr klebte.

Auf den ersten Blick sah jeder in mir nur eine hübsche Blondine.
Sah nicht das Monster, das unter dieser Fassade hauste.
Ob es wohl zum Vorschein kommen würde, wenn ich nur noch tot und kalt war?

Ich wusste es nicht, aber das war letztendlich ja auch egal.
Hauptsache, ich konnte kein Leid mehr anrichten.
Hauptsache, Ben würde nicht mehr leiden.

Mit einem tiefen Atemzug ließ ich meine Wolfskrallen hervorschnellen.
Einen Moment lang betrachtete ich sie voller Trauer.
Ich würde mich nicht mehr in meine Wolfsgestalt verwandeln können.
Würde nicht mehr leben, um es zu tun.
Ob es wohl einen Himmel gab?
Dumme Frage. Selbst wenn es einen gab, würde ich nicht dorthin kommen, sondern in die Hölle.

Es war dumm, sich jetzt nutzlose Gedanken darüber zu machen.
Ich schob das Ende damit nur auf.
Und ich würde es ja sowieso gleich erfahren.

Also holte ich noch einmal tief Luft, bevor ich mit voller Kraft ausholte.

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