Morgan hatte ein Date.

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng



„Aus dem Leben einer Morgan Kingsman"... oder „wie ich ständig aus meinem Schreibstuhl vertrieben werde".

TJ und ich haben ein Problem.

Und wie immer begann es mit den Männern.

Morgan hatte nämlich ein Date. Also ich. Ich hatte ein Date. Mit einem Kumpel von mir. Weil ich nicht ‚Nein' sagen kann. Und das ist so ziemlich die schlechteste Begründung, die man für ein Date haben kann. Das Einzige, was das noch schlimmer machen kann, sind Location, Wetter und der Kerl. Und ratet mal, wer im Date-Lotto den Jackpot gezogen hat?

Es ging also bei Sturm und Regen auf den Weihnachtsmarkt, was mich dazu verleitete mir zusätzliche Kleidungsstücke bei meiner Mom auszuleihen, weil mein eigener Kleiderschrank mich nicht in eine Woll-Zwiebel verwandeln wollte. Ich brauchte danach drei Anläufe aus der Tür heraus und meine Arme standen im rechten Winkel von meinem Körper ab.

Irgendwie schaffte es das Wasser trotzdem bis auf meine Haut, aber das war mir gegen Ende dann auch egal.

Die meisten Stände mussten im Verlauf des Abends schließen, weil sich die Holz-Christbaumkugeln irgendwann verselbstständigt hatten und wie kleine Bomben einen Glasbläser stand verwüsteten und zwei Menschen schwere Schädelverletzungen zufügten.
Mein Date war leider nicht darunter.

Mein Date brauchte das auch gar nicht, um mich an seiner Zurechnungsfähigkeit zweifeln zu lassen. Er begrüßte mich nämlich mit folgenden Worten.
„Wow. Eine Morgan außerhalb ihres Zimmers! Unter Menschen! Ich habe ein Wunder vollbracht!"

Dazu muss ich sagen... ich bewege fast täglich drei Pferde. Und zwar nicht in meinem Zimmer.
Das brauche ich ihm allerdings nicht zu erklären, weil alles was er mitbekommt, sind meine lahmen Ausreden, warum ich nicht mit ihm ausgehen will. (‚Sorry, mein Kaktus ist krank.')

Ich lächle also nett und denke, dass es eher ein Wunder ist, dass ich mir so etwas antue. Ich meine, wer mag heutzutage denn noch Menschen? Normalerweise bin ich voll der Trend-Single. Oder so.

Ich schlappe also hinter ihm her, nutze die Gelegenheit meinen Zuckerhaushalt mal wieder vollkommen auf den Kopf zu stellen und höre seinen längeren Ausführungen darüber aus, was seine Freunde alle gerade Großartiges tun. Einer von denen war doch tatsächlich mit seiner Freundin im Urlaub! Man stelle sich das mal vor!

Ich falle fast um vor Desinteresse, weil ich keinen seiner Freunde kenne und bei ca. der fünften Zuckerwatte merkt ER das auch.
„Und was tust du so den ganzen Tag, außer am Laptop rumgammeln?"

Reiten. Was der Idiot eigentlich auch weiß, weil wir, wie bereits erwähnt, eigentlich schon länger befreundet sind und meine Pferde mindestens in vier meiner vorangeganenen Ausreden vorkamen („Sorry, aber Gladdy hat da Maniküre...")
Da er das aber stetig ignoriert, fasse ich mir ein Herz und biete ihm eine Information, die ich sonst eher für mich behalte.
„Ich schreibe Geschichten."

Er starrt mich aus den Augen eines überfahrenen Frettchens an und ich starre zurück, weil ich nicht weiß, was es da nicht zu kapieren gibt.

Irgendwann bei der sechsten Zuckerwatte hat er sich dann gefangen.
„Warum?"

„Weil ich Bäume hasse und ihre Kadaver tätowiert in meinem Regal stehen sehen will."

Findet er nicht so witzig wie ich, weshalb ich weiter erläutere.
„Vielleicht wird irgendwann mal eines verlegt."

Und hier, meine Damen und Herren, kam der beste Satz des Abends. Ich DENKE MIR DAS NICHT AUS!!! Das hier ist ein Zitat. Das würde sonst nie Sinn machen! In keinem Zusammenhang!
„Na und? Ich werd's ganz bestimmt nicht lesen."

...

...

Lasst das mal wirken.

Ich überlege kurzzeitig den Stil meiner Zuckerwatte als Mordwaffe zu verwenden, erinnere mich allerdings daran, dass ich keiner meiner eigenen Buchcharaktere bin und lasse es sein.
„Wo in meiner Begründung hast du herausgelesen, dass ich schreibe, nur damit du es liest?"

Bei zweitem Gedanken will ich noch hinzufügen, dass ich sowieso nicht wollen würde, dass Leute wie er meine Bücher lesen, weil das Publikum auch was über die Geschichte aussagt, denke mir aber, dass das vermutlich zu hoch für ihn ist. Und er redet ja auch schon wieder.

„Bitte sag mir, dass es nicht so ein Fantasy-Schei* ist!" Er lacht und nimmt sich ein Stück aus MEINER Zuckerwatte! „Hast du nicht was Sinnvolleres mit deiner Zeit zu tun?"

In diesem Moment entscheide ich, dass ich tatsächlich etwas Sinnvolleres mit meiner Zeit zu tun habe, als mir auf einem Weihnachtsmarkt den Tod zu holen.
Ich lasse ihn mit einer lahmen Entschuldigung stehen (‚Sorry, aber TJ ruft gerade an. In seinem Napf kann er den Boden sehen.') und kehre zu meinem Laptop und Wattpad zurück.

Seine Worte, oder besser seine Einstellung, hallen trotzdem noch ein wenig nach. Warum muss ich mich für's Schreiben rechtfertigen, als wäre es eine Verschwendung? Wird Klavierspielen etwa auch als unnötig betrachtet? Oder liegt es daran, dass Schreiben einfach nicht in die langweiligen, gutbürgerlichen Leben der großen Masse passt? Und wie jeder weiß, ist alles außerhalb der Norm gefährlich oder dämlich.
Ich sitze auf meinem Schreibsessel und grüble noch ein wenig darüber nach als TJ erscheint.

Und hier kommen wir zu unserem eigentlichen Kernproblem.
Mein Schreibsessel = Sein Schlafsessel.
Und dafür gibt es nur zwei Lösungen. Entweder ich stehe auf und setz mich an den Boden.
Oder wir stapeln.

Morgan. Katze. Laptop.


Ich sitze jetzt also auf dem Boden und schreibe. TJ hat inzwischen Platz gewechselt und sitzt hinter mir auf dem Bett, um gleichzeitig korrekturlesen zu können.
Als ich Selfies davon machen will, erkenne ich den eigentlichen Grund, warum ich Single bin. Von wegen Trend!

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro