Alles meine Schuld

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A2, Richtung Bielefeld
12. Dezember 2015

Wir sprachen nicht viel auf der etwa zweieinhalbstündigen Fahrt von Hamburg nach Bielefeld. Mit Gefühlen, die sich irgendwo zwischen Erleichterung, dass Lukas doch noch mitgefahren war und Panik, bezüglich des kommenden Montags bewegten, kauerte ich mich auf dem Beifahrersitz zusammen. Da ich mich in der letzten Nacht ziemlich heftig abgeschossen hatte, waren wir beide schnell der Meinung gewesen, dass es besser sei, wenn Lukas meinen Wagen fuhr.

Die Sonne schien und es war erstaunlich gutes Wetter für diese Jahreszeit. Eigentlich hätte man sich darüber freuen können. Aber in mir war alles dunkel, grau und regnerisch.
Ich sah mir den strahlenden Himmel an. Die Bäume am Straßenrand. Die ganzen anderen Autos. Fragte mich, wo die Leute in diesen Autos wohl hinfuhren, wie sie wohl hießen, welchen Beruf sie hatten und wessen Leben genau so abgefuckt war, wie meines.

Und wieder dachte ich an diesen einen schwarzen Tag im vergangenen Sommer. Jedes Detail davon, zumindest das, was ich in meinem damaligen Zustand mitbekommen habe, ist in meinem Kopf abgespeichert. Bohrt in meinem Herzen. Zerfleischt mich von innen. Die Schreie, der leblose Körper, Sirenen... alles meine Schuld.

Ich drehte den Kopf und sah zu Lukas. Seinem ernsten Blick nach zu urteilen, glaubte ich, dass auch er darüber nachdachte. Klar, ich hatte es vorhin ja auch erwähnt und er war damals auch dabei gewesen.
Wir hatten seitdem nicht mehr wirklich über den Vorfall geredet, aber die Tatsache, dass ich meinen Sohn übermorgen tatsächlich wieder bei mir haben sollte, machte die ganze Sache schmerzhaft präsent.
Ich nahm mir ganz fest vor, es diesmal besser zu machen.

Ich war so unendlich müde von der Tour, von der gestrigen Nacht, vom Leben.
Suchend kramte ich in der Beifahrertür herum und ertastete ein kleines Tütchen. Amphe. Wie gern ich mir jetzt was davon reingezogen hätte. Ich klappte die Sonnenblende runter und schaute auf das Foto von Zara, Elias und mir. Aufgenommen auf dem Feld hinter meinem Haus.
Zara lächelte in die Kamera. Ich hatte den Arm um sie, hielt unseren Sohn auf dem anderen Arm und küsste ihn. Elias strahlte in die Kamera. Und ich sehe auf dem Bild so glücklich aus, wirklich glücklich. Ein Foto, gemacht in einer besseren Zeit. Einer Zeit, die wahrscheinlich nie mehr wiederkehren würde.
Ich kurbelte das Fenster runter, schmiss das Speed einfach raus und nahm stattdessen einen Energiedrink von der Rückbank. Der musste jetzt eben reichen. Bis mein Sohn am Donnerstag wieder von Zara abgeholt werden würde, würde ich keine Drogen nehmen. Dieser eine schwarze Tag im letzten Sommer würde sich nicht wiederholen.

-

„Tim, hör bitte auf dich fertig zu machen. Du hast damals einen Fehler gemacht, ja. Und die Schuldgefühle, die du wegen dieser Sache hast, die sind mit Berechtigung da und die werden auch nie weg gehen, das muss man eben leider so sagen. Aber du musst endlich wieder anfangen, richtig zu leben. Du hast ihr tausend Mal gesagt, wie Leid es dir tut. Nicht nur gesagt, sondern auch gezeigt, so gut du konntest. Und sie glaubt dir das auch. Sonst würde sie ihn dir nicht bringen. Und Elias ist außerdem vollkommen gesund. Es hätte wirklich viel schlimmer ausgehen können. "

„Ich weiß, Lukas. Aber... ach ich weiß es nicht"

Es tat mir so weh, meinen besten Freund so leiden zu sehen. Was damals passiert war, würde sicherlich nie wieder vorkommen. Zu schmerzhaft waren die Folgen gewesen. Ich konnte Zara allerdings auch verstehen und ich kann nicht mit Sicherheit sagen, wie ich an ihrer Stelle gehandelt hätte. Über vier Monate hatte Tim seinen Sohn nicht mehr sehen dürfen.
Ach, alles Mist. Ich hoffte so sehr, dass sich die ganze Sache wieder einrenken würde. Auch wenn es mir momentan unmöglich erschien. Das musste die Zeit zeigen.

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