Die Nacht gehört uns allein

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Bielefeld - Elsas Haus
05. Februar 2016

Es war schon sehr spät am Abend, als wir in Elsas Wohnzimmer vor dem Kamin saßen. Über den alten Röhrenfernseher in der Ecke flimmerte gerade ein Urlaubsvideo, das meinen Großvater zusammen mit Elsa bei einem längst vergangenen Trip durch Thailand zeigte. Elsa saß auf einem großen, gemütlichen Sessel, Zara und ich teilten uns einen Zweisitzer aus dunklem Leder und Elias lag schlafend auf einem Kissen, mitten auf Elsas flauschigem Teppich vor dem Kamin, in dem das warme Feuer behaglich knisterte.

Ursprünglich, so dachte ich, würde Zara nur mal kurz mit zu Elsa reinkommen, um sie zu begrüßen, da sich die beiden immer sehr gemocht und lange nicht mehr gesehen hatten. Doch während wir uns früher am Tag über die Schwarzwälder Kirschtorte hergemacht hatten, hatten wir uns so dermaßen verquatscht und sind dann einfach ins Wohnzimmer rüber gewandert, ohne wirklich zu merken, wie spät es tatsächlich schon geworden war.
Zara hatte zwar irgendwann gesagt, dass sie jetzt gehen würde, da Elsa und ich traditionell jedes Jahr den Todestag meines Großvaters alleine verbrachten, aber Elsa protestierte sofort dagegen und auch ich begrüßte es sehr, dass sie dann doch noch geblieben war.
Es fühlte sich überhaupt nicht fremd an, sie hier zu haben. Ich durfte eben nur nicht daran denken, dass sie eigentlich einen Freund hatte und heute nur bei mir sein konnte, weil sich dieser noch immer auf irgendeiner Ärztetagung in München befand.

Ich warf einen Blick zu Zara rüber, die sich gerade grinsend anschaute, wie mein Großvater in einem thailändischen Restaurant irgendwas undefinierbares probierte und sich danach so heftig schüttelte, dass er sein Glas umwarf und die hysterisch kichernde Elsa, die die Kamera hielt, komplett nass machte.
Dann ließ ich meinen Blick runter zu unserem Sohn wandern und grinste leicht, als ich ihm dabei zusah, wie er im Schlaf beim Atmen den Mund öffnete und schloss, wie ein kleiner Fisch.
„Das machst du auch manchmal", flüsterte Zara mir zu.
„Nie im Leben", zischte ich empört zurück.
„Wenn ich es dir doch sage!"
„Bei einem Kind ist das vielleicht ganz süß, aber bei nem Erwachsenen siehts doch nur behämmert aus. Ich mach so nicht!"
„Wenn du meinst..."
„Ich seh bestimmt voll gut aus im Schlaf", murmelte ich gespielt beleidigt in ein Kissen hinein.
„Wie ein junger Gott..."
„Du bist blöd."
„Du bist ein Fisch."

Elsa warf einen belustigten Blick zu uns rüber und ich zeigte empört auf Zara. „Elsa, sag doch was!"
Elsa lachte. „Was soll ich denn dazu sagen, du bist doch selber groß!"
„Weiber", murmelte ich grinsend und in dem Moment gab Elias im Schlaf ein brummendes Geräusch von sich. „Der stimmt mir zu!"
Elsa und Zara pressten sich jeweils lachend die Hand auf den Mund, um den Kleinen nicht aufzuwecken.

Auf diese Art ging es noch eine ganze Weile weiter. Wir legten Video um Video in den alten Recorder ein, löffelten schüsselweise die Gulaschsuppe, die Elsa extra für heute nach Großvaters Rezept gekocht hatte und amüsierten uns leise über alles mögliche.
Auch wenn der Anlass dieser Abende ja eigentlich ziemlich traurig war, genoss ich ihn jedes Jahr aufs Neue sehr.
Nachdem wir alle noch ein paar Gläser von Opas selbst gebranntem Schnaps, den Elsa wie einen Schatz hütete, getrunken hatten, hatte diese sich bald in ihr Schlafzimmer verzogen.

„Kannst du jetzt überhaupt noch fahren?", fragte ich Zara skeptisch.
„Ja klar, ich hatte ja nur zwei ganz kleine", antwortete sie gähnend. „Aber er schläft grade so schön..."
Ich schaute nach unten zu Elias, der seine Liegeposition die ganze Zeit über um keinen Zentimeter verändert hatte. Vorhin hatte Zara mir erzählt, dass er momentan ziemlich schwierig war, was das Schlafen betraf. Meistens weigerte er sich, ins Bett zu gehen, und wenn er dann doch mal lag, rief er alle paar Minuten nach Zara und wenn sie nicht gleich kam, fing er an wütend herumzuschreien. Kam sie dann zu ihm, beruhigte er sich schnell und wollte dann irgendwas spielen. Und wenn sie ihn dann tatsächlich mal zum Schlafen brachte, wachte er ständig auf und das Ganze ging von vorne los.

„Na dann lass ihn doch einfach liegen und bleib heute Nacht hier. Ich penne eh schon die ganze Zeit bei Elsa seit ich aus Berlin zurück bin, ich glaube nicht, dass es da was ausmacht, wenn du dich einfach dazu legst."
Ich stand auf und ging zu der größeren Couch rüber, auf die ich mich dann legte. Gespannt beobachtete ich Zara und fragte mich, was sie wohl tun würde.
Würde sie mein Angebot annehmen und hierbleiben? Wenn ja, würde sie sich dann auf dem Zweisitzer zusammenrollen oder zu mir auf die große Couch kommen?

Sie ging zu Elias und fasste ihn zart an der Schulter an, woraufhin er sehr unzufriedene Geräusche von sich gab. „Okay, ich bleib hier", flüsterte Zara mir grinsend und so leise wie möglich zu und ging vorsichtig wieder von unserem Sohn weg. „Hast du irgendein Shirt zum Schlafen da, oder sowas?"
„Oh, nee. Ich geh eigentlich immer zu mir rüber, wenn ich was brauch. Hab nix da", antwortete ich zerknirscht.
„Hm."
„Aber wir können ja kurz rüber gehen und dir was holen", schlug ich ihr vor, als ich Elsa durch den Flur tappen hörte. Die Aussicht, mal kurz mit Zara ganz alleine sein zu können, ließ mein Herz rasen. „Elsa passt bestimmt kurz auf Elias auf."
„Ja, macht nur!", sagte diese und stand plötzlich im Türrahmen. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass ich doch so laut gesprochen hatte.

Kurz darauf befanden Zara und ich uns auch schon draußen im hohen Schnee, durch den wir uns zu meinem Haus rüber kämpften. In den meisten Fällen liebte ich es, so tief in der Natur zu leben. Im Winter jedoch eher weniger. Die Häuser von Elsa und mir waren nicht durch einen festen Weg verbunden. Man musste, wenn man nicht ganz außen herumgehen wollte, mitten über ein großes Feld laufen.
Ständig rutschten mir die Füße auf kleinen, mit Eis gefüllten Löchern im Acker aus oder ich brach bis über die Knöchel in den Schnee ein.
„Ich sollte mir mal Winterschuhe oder sowas kaufen", sagte ich und hielt Zara meine völlig durchnässten Chucks entgegen.
„Das solltest du wohl", antwortete sie, während sie gerade dabei war ihren Fuß, der in einem hübschen aber ebenfalls nicht gerade wintertauglichen Stiefel steckte, aus einem Eisloch zu ziehen. „Wie weit ist es denn noch?"
Ich aktivierte kurz meine Handytaschenlampe und leuchtete vor mich. „Ähm, schon noch ein Stück. Ich kann mein Haus nicht sehen. Wir haben jetzt vielleicht ein Viertel vom Weg."
„Oh Mann, ich hab ganz vergessen, wie das hier im Winter ist. Hätte ich das gewusst, dann hätte ich einfach in meinem Kleid geschlafen!"
„Na komm, jetzt sind wir schon unterwegs."

„Timi!", zischte Zara nach einigen weiteren Schritten. Ich drehte mich zu ihr um, konnte sie aber in der Dunkelheit fast nicht sehen. Es war sehr bewölkt und weder die Sterne, noch der Mond konnten durch die dicke Wolkendecke dringen, um uns ein wenig Licht zu spenden. Zudem war Elsas Haus bis auf den Fernseher im Wohnzimmer unbeleuchtet und der Bewegungsmelder im Hof, der uns den ersten Teil des Weges noch geleuchtet hatte, war schon längst wieder ausgegangen, da wir uns nicht mehr in seinem Radius befanden.
„Was denn?", flüsterte ich zurück und fragte mich im selben Moment warum ich flüsterte, gab es doch hier draußen nichts und niemanden, den wir stören könnten.
„Ich glaube, dass hinter mir jemand läuft."
„Ach quatsch, wer soll denn da laufen?"
„Ich weiß es nicht, aber da waren Schritte."
„Lauf einfach weiter, du weißt doch, dass der nächste Nachbar voll weit entfernt wohnt. Und Elsa würde doch Elias nicht einfach so alleine lassen und uns folgen. Warum auch?", murmelte ich vor mich hin und versuchte dabei, so ruhig wie möglich zu klingen.
Es gab absolut keinen Grund, weshalb irgendjemand außer uns beiden um diese Uhrzeit hier mitten über den Acker laufen sollte, aber trotz aller Logik ging mir in dem Moment auch ganz gewaltig der Stift. Das wollte ich mir natürlich nicht anmerken lassen.

„Timi!"
„Was?"
„Bleib mal stehen."
„Nein, komm wir gehen einfach weiter."

Ich versuchte mich von meinen plötzlich aufkommenden Fantasien, was da wohl gerade hinter uns her sein könnte, abzulenken. Ich versuchte, mir nicht vorzustellen, dass uns ein Irrer abstechen könnte, den man morgen in der Zeitung vielleicht als Bielefelder Ackerschlitzer bezeichnete, oder was auch immer dem zuständigen Boulevardjournalisten sonst für ein Stuss einfallen würde.
Lieber stellte ich mir vor, dass ich in wenigen Minuten ganz alleine mit Zara in meinem kuscheligen Haus sein würde. Wir hatten in Berlin miteinander geschlafen und vielleicht, nur vielleicht, würde ich den Versuch heute Nacht nochmal wagen. Elsa wäre mir garantiert nicht böse, wenn wir deswegen deutlich später als geplant wieder in ihrem Haus erscheinen würden.
Ich ging in meiner Vorstellung sehr weit ins Detail und schnell war meine gerade erst aufgekeimte Angst wieder vergessen.

„Timi?"
„Zara. Lauf einfach", flüsterte ich leise über meine Schulter hinweg.
„Ich glaub, dass da wirklich was ist. Kannst du nicht einfach mal kurz die Taschenlampe anmachen?"
„Wo hast du dein Handy?"
„Drüben, bei Elsa."

Seufzend schob ich meine immer heißer werdenden Gedanken zur Seite und zog mein Handy aus der Jeans, welches mir dann, wie sollte es auch anders sein, aus der Hand rutschte und auf den Boden fiel.
„Hast du jetzt dein Handy runtergeschmissen oder was?", fragte Zara und stellte sich dicht neben mich.
„Ach fuck ey, wir hätten einfach weiterlaufen sollen", meckerte ich. „Siehst du es irgendwo?"
„Nee, ich sehe überhaupt nichts."
„Kennst du den Spruch, was man nicht sieht, das ist nicht da? Trifft jetzt gleichermaßen auf mein Handy und auf den Bielefelder Ackerschlitzer zu."
Zara krallte sich an meinen Oberarm. „Wer ist denn der Bielefelder Ackerschlitzer?"
„Keine Ahnung wer das ist, aber auf jeden Fall ist der nicht hinter uns her."

Doch dann, als wir beide regungslos nebeneinander standen und versuchten, im schwarzen Nichts mein Handy zu erspähen, hörten wir es beide.
Schritte auf dem Eis.
Schwere, schwere Schritte.

„Timi!"
„Zara!"
„Ich glaub ich steh auf deinem Handy!"
„Dann heb es auf, verdammt und mach das Licht an!"
„Ich glaub es war doch nur ein Stein."
„Fuck!"
„Nein, es war doch dein Handy! Ich habs!"

Kurz davor, sämtliche Nerven zu verlieren, zog ich Zara mein Handy aus der Hand, aktivierte die Taschenlampenfunktion und leuchtete den riesigen Hirsch an, der nur wenige Meter von uns entfernt stand.
„Oh Gott", sagte ich und machte die Lampe wieder aus.
„Warum machst du das Licht aus?", fragte Zara panisch.
„Was man nicht sieht, ist nicht da?", antwortete ich leise und verzweifelt.
„Was machen wir jetzt?"
„Keine Ahnung!"

Der Hirsch nahm uns die Entscheidung ab und während wir in der absoluten Dunkelheit standen, völlig ratlos und aneinandergedrückt, verzog er sich einfach.
Seine schweren Schritte entfernten sich von uns, wurden immer leiser und waren letztendlich nicht mehr zu hören.
Als es vollkommen geräuschlos um uns war, machte ich die Lampe nochmal an. „Er ist weg."
„Gut. Ich dachte, wir sterben jetzt."
„Naja, ich hab mal noch nirgends gelesen, dass in der Nähe von Bielefeld Menschen von Hirschen gefressen wurden."
„Irgendwann ist immer das erste Mal."
„Naja, immerhin war es nur ein Hirsch. Und nicht der Bielefelder Ackerschlitzer."
„Depp."

Ohne uns vorher abzusprechen, nahmen wir uns an der Hand und rannten mit mulmigem Gefühl und so schnell uns die Beine trugen, zu meinem Haus.
Es ging nicht ganz unfallfrei über die Bühne, jeder von uns lag mehrmals flach auf dem Acker, aber dennoch schafften wir es in Rekordgeschwindigkeit endlich zu meinem Haus.

„Mann Timi", rief Zara lachend, als sie sich in meinem Schlafzimmer rückwärts aufs Bett fallen ließ, während ich ihr ein paar Klamotten zum Schlafen aus dem Kleiderschrank raus suchte.
„Dir ist schon klar, dass wir den ganzen Weg nochmal zurückgehen müssen?"
Zara nickte nur und streckte sich auf meinem Bett aus, während ich spürte, dass mein Handy in der Jeans vibrierte.
Ich zog es raus, las die Nachricht die mir Elsa geschrieben hatte und biss mir selbst auf die Zunge, um nicht gleich bei einem Lachanfall zu sterben. Elsa hatte mir geschrieben, dass Zara und ich uns Zeit lassen sollten und ruhig länger wegbleiben könnten. Dazu schickte sie mir drei Herzen und den Auberginen-Smiley.
Ich schrieb ihr zurück und fragte sie, ob sie denn wisse, dass der Auberginen-Smiley allgemein als Penissymbol bekannt sei, und sie antwortete mir nur, dass ja wohl klar sei, dass wir hier drüben nicht einfach nur eine Runde Kniffel spielten, sollten wir länger weg bleiben, und dass sie sich darüber ärgern würde, wenn sie mitten in der Nacht auf Elias aufpasst und wir die Zeit nicht sinnvoll nutzen.

Ich schrieb Elsa hoffnungsvoll, dass wir vermutlich noch eine Weile in meinem Haus bleiben würden und dass sie sich melden sollte, falls sie doch zu müde war, um auf Elias aufzupassen. Da Zara momentan nicht den Eindruck machte, als würde sie bald aufstehen wollen, setzte ich mich neben sie auf die Bettkante.
Ich ließ meinen Blick einmal über ihren kompletten Körper wandern und spürte direkt ein angenehmes Ziehen in meiner Körpermitte. Es war zwar erst fünf Tage her, dass wir in Berlin Sex hatten, aber trotzdem kam es mir jetzt wie eine halbe Ewigkeit vor.
Mir wurde kurz ganz heiß und auch ein wenig schwindelig, als ich mir in Erinnerung rief, dass das Kondom dabei geplatzt war, Zara noch immer überhaupt keine Ahnung davon hatte und dass vollkommen in den Sternen stand, ob dieses Erlebnis Folgen nach sich ziehen würde.
Ich hatte diesen Umstand schon fast vollständig verdrängt und in den letzten Tagen gar nicht mehr daran gedacht, dafür quälte mich mein schlechtes Gewissen jetzt umso mehr. Doch ich brachte es einfach nicht über mich, etwas zu sagen.

„Was ist los, Timi?"
„Nix."
„Ich kenn deinen Blick, wenn nix ist", sagte Zara und legte ihre warme, weiche Hand auf meine.
„Es ist wirklich nix", antwortete ich grinsend und legte mich neben sie.
„Das Licht ist viel zu hell."
„Soll ich es ausmachen?"
„Dann schlafen wir ein. Elsa wartet doch drüben, wir wollten nur Klamotten holen", sagte Zara gähnend.
Ich lachte kurz auf, als ich an Elsas Nachricht dachte. „Ähm, die hat gemeint wir müssen uns nicht beeilen."
Dann stand ich auf, löschte das Deckenlicht und knipste stattdessen eine Nachttischlampe an, die weitaus gemütlicheres Licht verbreitete. „Besser?"
„Viel besser!"

Wir drehten uns zueinander und sahen uns eine lange Zeit einfach nur an. Immer wieder bemerkte ich, dass Zara zu meinen Lippen schaute, aber weitere Annäherungsversuche machte sie keine.
Die Luft knisterte förmlich, ich fühlte mich extrem von ihr angezogen und mein Körper reagierte entsprechend. Ich konnte die Hitze ihres Körpers deutlich spüren, ohne dass wir uns berührten.

„Timi?", flüsterte Zara leise und grinste mich an.
„Hm?", flüsterte ich zurück und hoffte einfach nur, dass sie mich jetzt dazu aufforderte, mit ihr zu schlafen, denn das war gerade das einzige, woran ich noch denken konnte und wollte.
„Der Hirsch vorhin hat mich total an was erinnert."
Ich grinste und hätte mir unter anderen Umständen gerne angehört, was sie mir erzählen wollte, nur stand mir der Sinn jetzt ganz und gar nicht nach reden. Darum rückte ich ganz zu ihr rüber, vergrub meine Hand grob in ihren Haaren und küsste sie ohne Vorwarnung.
Es war mir in dem Moment egal, dass sie mit Valentin zusammen war. Er war weit weg in München und außerdem wusste ich, dass sie ihn sowieso nicht liebte.

Zara drehte ihren Kopf ein wenig zur Seite. „Was machst du da?"
„Ich küsse dich", flüsterte ich in ihr Ohr und legte mich auf sie.
Sie legte ihre Hände auf meinen Rücken. „Aber wir können doch jetzt nicht einfach ewig hier bleiben und außerdem... ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist."
„Warum? Wohl kaum wegen Valentin, oder?"
Sie gab mir keine Antwort, sondern sah mich einfach nur an. Mit einer Hand krallte sie sich in mein Shirt, ihre andere lag fest an meiner Hüfte. In ihrem Blick sah ich, wie sehr sie mich wollte und wie sehr sie gerade gegen das Bedürfnis ankämpfte, einfach loszulassen.
Wieder fiel mir ein, dass ich sie in Berlin eventuell geschwängert haben könnte. Aber diesmal versetzte es mich nicht in Panik, sondern ich musste zugeben, dass mich der Gedanke unglaublich anmachte.

Wieder küsste ich sie und sie erwiderte meinen Kuss direkt, schlang ihre Beine um meine Hüften, drückte mich an sich heran. Doch leider unterbrach uns das schrille Klingeln des Telefons.
„Fuck", stöhnte ich frustriert in das Kissen unter ihr. „Klingeln lassen?"
„Und wenn das Elsa ist?"

Äußerst widerwillig rollte ich mich von Zara runter und machte mich auf den Weg ins Wohnzimmer, wo das Festnetztelefon in der Station steckte und sein viel zu lautes, vollkommen unpassendes Klingeln von sich gab.
Ich drückte den grünen Knopf und während das Telefon an mein Ohr wanderte, hoffte ich, dass der Anrufer einen verdammt guten Grund dazu hatte, mitten in der Nacht hier anzurufen.

Erst eine geschlagene halbe Stunde später kam ich in mein Schlafzimmer zurück, wo Zara bereits mit Schuhen und Mantel auf mich wartete, um wieder zu Elsa rüber zu gehen.

Bei dem Anrufer hatte es sich um Lukas gehandelt. Er hatte mich so dermaßen zugelabert, dass ich kaum zu Wort gekommen war und mir erzählt, dass er auf eine Hochzeit gehen musste, aber keinen Bock dazu hatte, weil er sich unter den ganzen Pärchen dort wie der letzte Verlierer fühlen würde.
Geduldig hatte ich mir seinen Monolog angehört und deprimiert drei Zigaretten geraucht, während ich mit aller Mühe versuchte, mir nicht vorzustellen, was ich gerade mit Zara treiben würde, wenn er nicht angerufen hätte.
Als ich Lukas am Ende des Telefonats sagte, wobei er mich gerade gestört hatte, entschuldigte er sich tausend Mal und legte dann schnell wieder auf.

Der Moment war vorbei, das spürten wir wohl beide. Darum zog auch ich meine Jacke wieder an und wenige Augenblicke später befanden wir uns wieder auf dem Rückweg zu Elsas Haus.

„An was hat dich der Hirsch denn vorhin erinnert?", fragte ich, um unser Schweigen zu durchbrechen.
Zara lachte leise. „Der See."
Ich wusste auf der Stelle genau was sie meinte und schüttelte grinsend den Kopf. „Ohmann..."


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