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Eine winterliche Einstiegsatmosphäre und die archaischere aber blumige Wortwahl machen mich schon neugierig. Auf den ersten Blick sehr vielversprechend. Und das weckt gewisse Erwartungen. Doch bereits das erste Wort in der Überschrift („Arbeitstitel") mutet sehr nach einer unfertig durchdachten Geschichte an und lässt in mir rasch das Gefühl aufkommen, dass diese schöne Umverpackung einige große Schwächen geschickt zu verbergen versuchen könnte. Wie ein goldglänzendes Weihnachtsgeschenk, das beim vorsichtig vorfreudigen Schütteln bereits den Klang von zerbrochener Keramik offenbart und mich scharf die Luft durch die Zähne ziehen lässt. Also her mit der großen Schere und das Papier der schönen Worte entfernt. Das blendet mich zu sehr, im Scheinwerferlicht meiner nun entfachten 5000-Watt-Analyse-Weihnachtsbaumbeleuchtung. Den Karton aus ersten Eindrücken und Spekulatius - ich meine Spekulationen - entfernt und ab an den Inhalt. Ich will jetzt wissen, was zu kleben ist.
[Und ich sollte das anfänglich aufgefallene Klirren richtig gedeutet haben.]

Hier nun die Bescherung, die uns das liebe Autorenkind unter die Geschichtenfichte gelegt hat. (Ein bisschen vorweihnachtliche September-Metaphorik möge man mir verzeihen, ich bring das lieber schnell hinter mich, ist ja bald Ostern^^)
Also ab in die winterlich angehauchte Szenerie gehoppelt ...
... und nachdem ich ausreichend in die Geschichte hineingestapft war, ging mir schnell der Atem aus. Man könnte nun die Höhenluft dafür verantwortlich machen, oder es eine zu dünne Atmosphäre nennen, die die Geschichte nach ihrer ersten Einhorn-Idee leider schnell hinter ihren potentiellen Möglichkeiten zurückbleiben lässt. Um gleich Eingehens zu veranschaulichen, was ich mit der dünnen Atmosphäre meine, habe ich mir mal die Mühe gemacht und die Zusammensetzung und Sättigung der Bestandteile des Textes analysiert.

Ca. 1300 von den 2773 Wörtern (nahezu 50% des Textes) dienen (inklusive ausladender Attributsätze und inflationär genutzter Adverbialkonstrukte in allen Formen) ausschließlich Beschreibungen. Das ist, bei aller Liebe zum Detail, brutal zu viel. Denn was bekannt sein sollte: Beschreibungen haben eine unausweichliche Eigenschaft. Sie lassen die Handlung (und somit die Spannung) für den Moment immer komplett zum Erliegen kommen. Und diese Momente ziehen sich in dieser Geschichte oft über ganz Absätze. (Im Übrigen wirkt und gilt dieser negative Effekt auch für beschreibende, ergänzende Redebegleitsätze in Dialogen.) Sie lassen in langen Intervallen die Handlung oft komplett stillstehen, sodass man nur sprunghaft kurz folgen kann, nur um dann wieder in die nächste ausschweifende Beschreibung zu tappen, die einen wieder ungeduldig festhält.

Bevor wir zu einem weiteren markanten Kernpunkt der Kritik kommen, auf den ich später ganz genau fokussieren will, vorneweg die wichtigsten Punktabzüge im Raster. Viel ist dazu meist nicht zu sagen, da in den relevanten Kategorien im Text wenig Diskussionsmaterial mitgeliefert wird.

Dialoge:
Ganz einfach im Selbsttest zu verstehen. Nimm den Text, lösch alles außer den Dialogen. Dann ließ diese. Du wirst sofort verstehen (denn so viele sind es nicht), was den Dialogen in Bezug auf die Rasterpunkte fehlt. Man kann durchaus eine wortkargere Geschichte erzählen, um beispielsweise eine bedrückendere oder nachdenklichere Atmosphäre zu erzeugen, aber dann sollten es die wenigen Schlüsseldialoge in sich haben und den Nagel auf den Kopf treffen.
Ob sie einen Twist wie einen Paukenschlag servieren, eine unerwartete Hintergrundinformation fallen lassen, die dem Leser die Kinnlade runterklappen lässt oder mit einer wilden These ihr Umfeld zum Handeln zwingt und Spannung und Fahrt aufkommen lässt. Und, und, und ... Es gibt unzählige Möglichkeiten. Sie nur zu benutzen, um die bloße Anwesenheit deren Sprecher zu legitimieren und die Szenerie etwas behäbig zu beleben, ist vermutlich eine der simpelsten Verwendungsmöglichkeiten. Auch in der Geschichte gäbe es riesiges Potenzial, diese zu nutzen, um den Leser zu fesseln. Potenzial leider nicht erkannt und somit verpuffen lassen. Schade.

Charakterisierung von Personen:
Auch hier ist leider nicht viel Material zu durchforsten gewesen. Gefühlte 80-90% der Personenbezogenen Informationen bestehen aus teils redundanten Beschreibungen von Äußerlichkeiten oder kurzen Handlungen. Tiefe Charakterisierungen, Emotionen oder Hintergründe, die einem ihr Verhalten (oder auch oft das Fehlen jeglicher Reaktionen) erklären oder nachvollziehbar machen könnten, gibt es kaum.

Die auftauchende Frau im Wald ist einfach da, und schreibt ihm vor, was er zu tun hat. Er reagiert nicht; tut wie ihm befohlen. Später wird er einfach umgebracht, ohne Diskussion oder zumindest irgendeiner Form von Gegenwehr. Der Junge dient nur dazu, den Großvater die Geschichte erzählen zu lassen. Schwester, Eltern, König, Frau im Wald und selbst die Einhörner sind irgendwie nur physisch anwesend. Und das auch nur sehr kurz. Motivationen, Ziele oder Widerstände räumt ihnen der Autor gar nicht ein. Sie sind Spielbälle der Natur - die mittels ausschweifender Beschreibungen wohl einen verhältnismäßig überproportionalen Stellenwert erhalten hat. Dazu später aber mehr. Insgesamt leider eine sehr zweidimensionale Ebene der Charaktere, denen somit Authentizität oder gar Wiedererkennungswert fast gänzlich versagt geblieben ist.

Formatierung:
Warum doppelte Absätze? Und dann auch noch sooo viele? Hat sich sehr hoppelnd lesen lassen.

Begriffe/Wort- und Formulierungswiederholungen:

Der Begriff „Riet". Auch im Kontext wurde mir nicht klar, was gemeint ist. Ich gehe von "Reet" i.s.v. Reetdach aus ... (Klettert da jemand auf ein Dach?^^) Zumal in Kapitel 2 korrekt vom „reetgedeckten" Haus die Rede ist. Habe ich nur als RS-Fehler werten können.
Wortwiederholungen und Wiederholungen von ähnlichen Beschreibungen und Formulierungen (z.B. in RBS) kommen doch häufiger vor und beruhen vermutlich auf einem noch etwas aufstockbaren Wortschatz. Ist kein Weltuntergang, wenn man diesen noch nicht besitzt. Man erweitert ihn ja automatisch im Laufe der Zeit. Doch aktiv ist es auch nicht verkehrt, einfach mal im Internet zu stöbern. (Ich kann da z.B. Woxikon sehr empfehlen.)
Beispiele:
Eisige Finger / klamme Finger immer als selbe Metapher zu Wind/Kälte. Aber auch sonst scheint hier eine Obsession für Finger zu existieren (voran tastende ... lange, blasse ... gleitende etc.)
„Tödliche Waffe" / dann: „Pfeil auf tödlicher Bahn" / dann „gefährliches Geschoss"
Eigentlich gleichzeitig eine übertriebene Wiederholung wie auch eine unsinnig abschwächende Relativierung.
Das Wort „wandte" taucht nach meinem Gefühl einfach viel zu oft auf. Es hallt beim Lesen sehr wiederholend nach.
In einem Satz: „Leder umhüllte einen schlanken Arm. Der bodenlange, schwarze Umhang wallte hinter der Gestalt und legte sich um ihre schlanken Schultern."
Hier ist natürlich eine sehr schlanke Gestalt am Werke. An sich aber ein bildlich recht schöner Satz.
Die Anglizisme „Cape" und der umgangssprachliche Begriff „mampfen" wirken in der Geschichte sehr unpassend.
Die Formulierung: „Stöhnend wandte er den Kopf, dem gleich der Rest folgte."
„Der Rest" klingt etwas plump im Vergleich zur sonstigen Wortwahl des Erzählstils.
Attribute wie „eigenartig" oder „seltsam" sagen rein gar nichts aus; lassen keine Vorstellung zu. Sie sind einfach zu abstrakte Füllwörter, die man auch getrost streichen kann. Zeige die Eigenheit (show) lieber mit lebhaften Vergleichen oder eindeutigen (starken) Metaphern oder einfach in purer Handlung.
Ähnlich ist es mit dem Wörtchen „fast". (abschwächende Relativierung) Bsp.: „fast sang sie Worte"

Oder: „(...), erhob sich die Stimme seines Großvaters." / im nächsten Satz: (...), erhob sich sanft die Stimme seiner Mutter." - Wenn sich alle Stimmen immer weiter erheben, quietschen irgendwann alle wie die Mäuschen.^^
Oder: „(...) deren Kopf und Schultern Schnee zierte" / etwas später: „Schneeflocken zierten seine Schultern und seine Kapuze." - Wenn etwas „ziert", dann sollte es schon eine besondere Anmut haben. In einer Welt, in der einfach alles voll Schnee zu sein scheint, wirkt es nur fehl am Platze. Erst recht, wenn alles davon vollgeziert wird. *brrrrr*
Oder ... oder ... oder ...
Ein paar Sätze lesen sich etwas angestückelt. Oft hilft dagegen simples Teilen. Einfach einen Punkt statt dem ein oder anderen Komma nutzen. Sonst klingt es wie in folgendem Beispiel eher, als hätte der Erzähler vergessen, Luft zu holen.
„Ein hartes Klopfen an der dicken Haustür riss ihn aus seinen düsteren Gedanken und freudig rannte er zur Tür, um sie schwungvoll zu öffnen, dabei ließ er einen Schwall eisiger Luft und ein paar wirbelnde Schneeflocken ein, die kurz darauf schmolzen." (nach „öffnen": Punkt)

Kommen wir zum eingangs schon angesprochen Hauptkriterium, das die Geschichte mit Abstand am schwerwiegendsten prägt.

Die Beschreibungen:

Es sind einfach zu viele. Zu viele, die sich in Wortwahl und erzeugten Bildern zu stark ähneln oder gar vollends gleichen. Das wirkt im Verlauf der Geschichte immer und immer störender. Bis es einen irgendwann tatsächlich ärgert und ein Augenrollen auch nicht mehr zu unterdrücken ist.
Wie schon erwähnt, sprechen wir hier von nahezu dem halben Text, der zwar auch durchaus wunderschöne Beschreibungsideen beinhaltet, die sich aber mit ihrer Wiederholung arg abnutzen und ihren Zauber sogar selbst zerstören.
Vor allem sind es aber die eher ablenkenden und unwichtigen Dinge, die den Leser, der der Story folgen möchte, oft fast schon penetrant am Kragen festhält, mit der Nase in den SCHÖNEN SCHNEE tunkt und ihn - „ist der nicht toll? Fühl ihn! *tunk!* Er ist doch herrlich kühl! Oder? Und seine klammen Finger! Spürst du sie? Ach ja, und er ist eisig! Fühl doch nochmal! *tunk, tunk, tunk!* - einfach am Vorankommen hindern.^^
Ob sich Dinge links oder rechts befinden, oder ob jemand mit linker oder rechter Hand Dinge tut, ist (fast immer) irrelevant. Es schreibt der Fantasie einfach unnötig viel vor.
Mal nur ein einziges Beispiel dazu (unter sehr vielen):
„(...) trat durch die Tür in das Haus. Er schüttelte den Schnee ab, öffnete die Schließe und hängte den Umhang an der Kapuze auf einen Nagel, den Stab lehnte er an die Wand daneben."
Dass er nicht durchs Fenster kletterte, stand für mich auch vorher irgendwie fest. Dass er seine Klamotten nicht runterreißt, ist auch normal. Welche Stelle des Umhangs er benutzt, ob es ein Nagel, Haken oder eine Schraube ist, spielt auch keine Rolle. Das entsteht ganz allein im Kopf des Lesers. Soll und wird einfach Teil seiner Phantasie sein, die Du ihm schon zugestehen musst, die Du anfüttern sollst, der Du dann aber Raum und Zeit zum Gedeihen geben musst.
Die einzige, evtl. charakterisierende Information ist: Er schüttelt den Schnee ab. Das macht ihn aber auch nur ... nett.
Was solche unnötigen Anhäufungen an Beschreibungen nur tun, ist, die eigentliche Haupthandlung (stark) zu verzögern. Wenn man das ab und an bewusst macht - ja, denn man kann es gezielt und dosiert tatsächlich sogar zum Spannungsaufbau benutzen - wäre das okay. Aber nahezu durchgängig in einer ganzen Geschichte ist es nur anstrengend und fördert Ungeduld und Zusehens Frust.
Mein innerer Teufel ist gehüpft und hat geflucht: „Jaaahaaa! Komm zum Punkt!" ^^

Ein ungeschriebenes Gesetz aka Faustregel ist: „Beschreibe nur das unerwartete, ungewöhnliche oder für die Geschichte unerlässliche - nicht das alltägliche oder generische." Das zieht im gesamten Text sofort automatisch die Spannungs- und Handlungsschraube etwas an.
Ein weiteres Beispiel, das mir im Kopf geblieben ist:
„Groß war sie, sogar noch größer als Naughton, obwohl er auch nicht klein geblieben war."
Ja sie ist größer als er, aber seine Größe nicht bekannt, somit ist der Vergleich recht nichtssagend und ziemlich unbefriedigend für die Fantasie. Klar, es soll ihre Erscheinung imposant(-er) machen ... aber was, wenn der Mann nur 1,55 groß ist ...?
Und noch eines hinterher. Stell dir die Fragen: Was sagt es aus? Relativiert es irgendeinen wichtigen Sachverhalt für das Verständnis? Bringt es dem Leser irgendetwas?
„Nach einer halben Ewigkeit, die nur einen kurzen Augenblick gedauert hatte (...)"
Des Weiteren sind viele Beschreibungen, auch die, die wichtig und gut platziert sind, viel zu übertrieben/überschwänglich. Beispiel:
„Wie Wasser, wie sanfter Nebel im Morgenlicht schimmernd schwoll ihre weiche, doch trotzdem energische Stimme an."
„weich, trotzdem energisch" finde ich noch klasse. Das regt meine Fantasie doch schon an. Mein Kopf stellt sich die Stimme ziemlich passend zur gewünschten Wirkung der Gestalt vor. Dann wird er aber nicht mit dieser einen Fütterung in Ruhe gelassen, sondern mit gleich noch drei(!) weiteren Vergleichen überfordert. Wie Wasser, und wie Nebel, und im Morgenlicht. Das alles ist einfach zu abstrakt, da es in diesem Moment einzig um den Klang geht.
Anstatt harmonisch mit diesem ersten akustischen „Bild" in den nächsten Satz weiterzugleiten, werde ich wieder gefühlt am Kragen gepackt, mir ein „HÄ?" in den Hals gestopft und zurück an den Anfang des Satzes gezerrt, den ich dann aus Verwirrung noch drei Mal lese, bevor ich am Ende missmutig mit einem dreimal überkritzelten Bild im Kopf, das all seine einfache Schönheit verloren hat, weiter in den nächsten Satz stampfe.

Man merkt, dass der Schreiberling hier viele Ideen im Kopf hatte, aber auch, dass sich hier nicht konsequent entschieden wurde. Wenn der Autor schon nicht weiß, welches klare Bild er dem Leser vermitteln will, funktioniert das nicht. Weniger ist hier immer mehr. Ein starker Vergleich reicht. Er kann seine Wirkung voll entfalten; ein nachhaltiges Bild erzeugen.
Mit jeder weiteren, zerstörst Du das vorherige Bild im Kopf wieder, schaffst Unklarheit und schwächst die vielleicht bereits erzeugte (gewollte) Wirkung nur wieder ab.
Sehr schön hingegen ist dem Autor folgende Beschreibung gelungen:
„Zitternd lag er da und focht eine alptraumhafte Schlacht, die er gewann. Die Anspannung ließ nach und sein hektischer Atem vertiefte sich, bis er wieder tief und traumlos schlief."
Das ist nicht nur auf den Punkt gebracht, enthält eine klare Aussagekraft und erzeugt ein wunderbar nachvollziehbares Bild und Empathie, sondern beinhaltet tatsächlich „trotz" der beschreibenden Hauptwirkung sogar noch Handlung! Ich bin begeistert. Das ist technisch gesehen nahezu der perfekte Satz. (Bis auf die leichte WW „vertiefte/tief".) Es funktioniert also. ;)
Die meisten redundanten und unnötig oft wiederholten Beschreibungen beziehen sich auf die Umwelt. Was sich die Geschichte in großen Teilen nahezu wie einen Wetterbericht lesen lässt.

Innerhalb des Feldes der Beschreibungen stoßen wir gleich auf einen gleichermaßen einfach zu behebenden wie auch verheerenden (Ich möchte behaupten, weitverbreiteten Anfänger-) Fehler:
Adverbien im Übermaß / Wirkungen:
(Über 30 Stellen im Text!)
Zu viele Adverbien, schwächen jeden Text erheblich ab.
Gerade in den sehr ausführlichen Beschreibungen lassen sie die Eindrücke und Bilder sehr verschwimmen und nochmals unwichtiger erscheinen. Sie verhindern den Fokus auf wirklich wichtige Details, die einprägsam im Kopf bleiben würden und die Atmosphäre mitnehmen ließen, die für die nachfolgenden Szenen aufgebaut werden sollte, die dann darin eingebettet spielen könnte. Stattdessen sorgt die Länge und Schwäche der adverbial geprägten Beschreibungen eher für ein erleichtertes Aufatmen, sie hinter sich gebracht zu haben. Hier ist etwas mehr Detail-Abstimmung gefragt. Zu wenig lässt keine Atmosphäre entstehen, sie oberflächlich wirken - zu viel und sie versinkt in sich selbst und wirkt oft eher vernebelnd als bewusst stimmungserzeugend.
Adverbien lassen alles passiv passieren - starke Substantive und Verben lassen aktiv handeln! Gerade an exponierter Stelle am Satzanfang wirkt der Satz schon unterbewusst unwichtiger im Kopf des Lesers. Wichtigster negativer Effekt ist aber das nahezu völlige Negieren von Emotionalität.
Empathie entsteht, wenn eine Figur aktiv bedroht ist, Angst hat, sich freut, weint etc., nicht, wenn sie es irgendwo im Hintergrund einfach beiläufig tut, oder nur erwähnt wird, dass die Person wohl dies oder jenes sei.
Hier killen die Adverbien mit ihrem puren „tell" tatsächlich sogar den Großteil der Möglichkeit des „show".
Show don't tell. Springen wir in die „herzzerreisende" Szene: Fohlen und tote Mutter.

Die einführende Beschreibung der neuen Szenerie gelingt Dir noch ziemlich gut. Bilder fangen an, im Kopf zu entstehen, Vermutungen kommen schnell. Doch im Moment des Begreifens würgst Du leider die Fantasie und Wirkung ab, indem du dem Leser das Gefühl vorschreibst.
Zeigen, ist hier die Devise. Und zwar NUR zeigen!
Lass die Szene auf den Leser wirken. Emotionale Höhepunkte müssen (!) in Kopf und Herz des Lesers entstehen; SELBST erfahren werden, um als authentisch wahrgenommen zu werden. Hier ist der größte Fauxpas des Autors, ihm das vorschreiben zu wollen. Wertende Attribute sollten nahezu komplett vermieden werden. Sie machen den Effekt in den meisten Fällen einfach kaputt oder schwächen ihn gewaltig ab. Vertraue dem Leser, dass seine Empathie hier den Effekt von allein erzeugt, ihn verstärkt und (Mit-)Gefühl weckt.

Logik und Strategie:

Die Eingehens offen gelassene Frage um die Einhörner, die schon neugierig gemacht hat, und in der Erwartung des Lesers den nebulösen, spannenden Kern der Geschichte beinhaltet, wird leider einfach recht lieblos und zusammenhangslos mitten in der Geschichte ans Ende eines Kapitel geflanscht.
»Der König befahl aus Angst vor der Macht der schwarzen Einhörner, dass jedes einzelne von ihnen getötet werden sollte. Eine Prophezeiung weissagte den Untergang seines gesamten Geschlechtes durch die finsteren Mächte eines dieser Tiere.«
DAS wäre doch die Kerngeschichte gewesen ... Schade.
Mittelschwere Unlogik: Die „frisch geschärfte Axt" (eines Henkers!) - Dann braucht er vier Schläge? Entweder er sollte das Schärfen oder das Zielen nochmal kräftig üben.
Der Epilog kommt völlig überraschend. Zumindest was vorher nicht aufgedeckt wurde, könnte hier passieren. Doch die Aufklärung bleibt mangelhaft. Gerade die offene Frage nach den Mächten/Kräften der Einhörner und was denn die schwarzen von den anderen unterscheidet, bleibt unbeantwortet. Es macht aber nicht den Eindruck, dass das durchdacht einen bestimmten Effekt haben sollte - eher dass es nicht zu Ende gedacht wurde. Das Konzept hinter der Geschichte wirkt somit recht dünn. Es ist klar zu erkennen, dass hier mit einer minimalen Idee mit dem entdeckenden Schreiben losgelegt wurde, und auf einen zumindest minimalen Plot als Grundgerüst verzichtet wurde.
Grundsätzlich ist nichts falsch daran, aber hier werden die Schwächen deutlich sichtbar. Wenn man sich die Frage nach der Aussage, einer Moral, dem Zweck und Ziel des Autors stellt, was er mit der Geschichte beim Leser auslösen/bezwecken will, bleibt man im Regen stehen. Unter der fehlenden Vorbereitung leidet auch der sehr kurze rote Faden, der in der recht überschaubaren Handlung zwar vorhanden ist, aber dessen Anfang man nur verloren in der Schneelandschaft findet. Und dessen loses Ende hört ebenso einfach im Whiteout auf und führt einen ins Nichts.
Keine Moral, kein befriedigender Twist oder Überraschung.
Das Einhorn hat anscheinend den Großvater unsterblich gemacht und eine Art ewige Jugend beschert? Ist das alles? Das ist das Geheimnis der Einhörner? (Warum hat der dusselige König sie dann umgebracht und nicht für seine Zwecke genutzt? Wenn die Hörnchen doch unsterblich machen, würde das doch die Prophezeiung des Untergangs seiner Sippe irgendwie negieren, oder?) Und warum hat der Großvater diese Gnade als Geschenk verdient? Weil die seltsame Dimensionsfrau ihn davon abgehalten hat, das Fohlen zu töten, er es einfach akzeptiert hat? Er als Hauptprotagonist wäre somit nur Zaungast eines zufälligen Ereignisses. Er macht sich ja keine Gedanken, trägt nichts zu seinem Schicksal bei.

Wenn ich mir eine Moral aus den Fingern saugen müsste (denn danach verlangt es dem Verstand des Lesers am Ende zuweilen) ...wäre es sowas wie: „Mach dir keinen Kopf. Der Zufall wird dich schon reich belohnen." Irgendwie etwas mehr als nur unbefriedigend - ja, nahezu enttäuschend.
Der Großvater bleibt höchstens blass in Erinnerung. Er hat wenig Tiefe und keine charakterlichen Besonderheiten. Die seltsame Frau taucht auf und verschwindet. Alle Nebencharaktere sind nur eindimensionale Statisten, die nicht einmal einen Namen bekommen haben. Und die Einhörner sind eher noch weniger als stereotype Fabelwesen ohne besondere Hintergründe. Sie könnten x-beliebig durch gute Feen, Kobolde oder irgendeine zufällig herumstreunende Fantasiefigur/-rasse ersetzt werden, da es keine Verflechtung zur Hintergrundgeschichte oder mit Schicksalen handelnder oder besonderer Fähigkeiten gibt.

Fazit:

Der Funke der Geschichte war leider noch zu schwach, als dass er sich entzünden und zu einem ausreichend kräftigen Kern formen konnte. Das zu lose um ihn herum drapierte Ideenmaterial fällt schnell von ihm ab - wie trockene Nadeln vom Weihnachtsbaum an Ostern.
Denn bei den Techniken und Stilmitteln mit denen die Idee eine belastbare Hülle hätte bilden können, wurde zu viel an (durchaus vorhandenem) Klebstoff gespart, oder dieser zu sehr verdünnt. Abgeschwächt durch die vorangegangenen noch vorhandenen Lücken in der Bastelkiste des Schreiberlings.
Die Geschichte hätte ganz klar etwas mehr Liebe verdient und bleibt leider weit hinter ihren Möglichkeiten. Irgendwie lässt sie mich ratlos, verzweifelt und traurig zurück. Vor meinem geistigen Auge feiert der Großvater völlig zu Unrecht irgendwo in einer Eckkneipe sein Glück der Dummen, das arme Einhorn vegetiert, nachdem es für die Geschichte ausgedient hat, nun in einer schimmligen Tierheimzelle vor sich hin und geht mangels Pflege und Aufmerksamkeit unbeachtet ein. (Wünscht sich im schlimmsten Falle vielleicht sogar nur noch einen schnellen Gnadentod.)

Aus dieser meiner Gefühlslage erwächst nun gar ein wenig Zorn in mir. Darüber, dass unschuldige, erschaffene Wesen, Kinder ihres Schöpfers so vernachlässigt werden. Am liebsten würde ich sie bei mir aufnehmen und ihnen eine zweite Chance in ihren Leben bieten, doch ... vielleicht besteht ja noch Hoffnung für sie. Denn am liebsten würden sie von ihrem Schöpfer selbst diese Aufmerksamkeit erfahren. Vielleicht fasst dieser sich ja noch ein Herz, setzt sich ausführlich mit den Kritiken auseinander und versöhnt sich mit seinen Geschöpfen. Mich würde sehr freuen, es zu erleben, denn die gröbsten Schwächen sind mit ein wenig Fleiß und dem Willen der eigenen Weiterentwicklung in relativ kurzer Zeit zu beheben. Ich wünsche mir vom Autor oder der Autorin, und für ihn selbst, ganz fest, dass dieser die ausführlichen Kritikpunkte zu schätzen weiß und diese als Chance begreift. Die Chance, sich in einem Hobby so zu verbessern, dass es schon bald noch viel mehr Spaß macht; mit jeder neu erlernten Technik das Schreiben zu einem Erfolgserlebnis macht; das Verlangen nach weiterem Feedback erwächst; und der Ehrgeiz bald immer öfter mit Begeisterung und Lob der künftigen Leser belohnt wird.

Glaub mir, es ist ein schönes Erlebnis, alle paar Schritte zurückzublicken und nicht mehr die eigenen Fehler zu sehr zu fokussieren, sondern erstaunt den eigenen Fortschritt zu betrachten. Das gibt Motivation und eine ordentliche Portion Selbstwertgefühl und berechtigten Stolz. Ich wünsche Dir für die Zukunft alles Beste. Bleib dran, verlier nicht den Spaß. Es ist noch kein Meister einfach so aus einem Dimensionsspalt geplumpst.
Mit weihnachtlichem Bunte-Eier-Einhorn-Gruß,
Dein Kritiker. :)

Gesamtpunktzahl: ( 350 von 585 )

In der Regel kann für einen Unterpunkt bis zu 10 Punkte vergeben werden (mindestens 1!). In wenigen Fällen sind nur vorgegebene Punktzahlen möglich (z.B. 0 oder 10; 0, 5, 10 oder 15)

Sprache (max. 175 Punkte)

Rechtschreibung

Werden die Regeln der Deutschen Rechtschreibung eingehalten? 68 von 80 Punkte

Grammatik

Wie werden die Regelungen zur Grammatik umgesetzt? 15 von 20 Punkte

Zeichensetzung

Wie sinnvoll und regelkonform erfolgt die Nutzung von Satzzeichen? 15 von 15 Punkte

Wortwahl/Vokabular

Wie sehr tragen Ausdruck, Wortwahl und Sprachstil dazu bei, dass die Geschichte gut lesbar und verständlich ist (wichtig für den Lesefluss)? 8 von 10 Punkte

Wie sehr wird deutlich, dass der Verfasser einen für die Geschichte ausreichend/genügend großen Wortschatz besitzt? 7 von 10 Punkte

Wie sehr unterstützt das gezeigte Vokabular die Wirkung bzw. die Einzigartigkeit der Geschichte (werden Fachbegriffe/Fremdworte (sinngemäß) eingesetzt - ist die Wortwahl abwechslungsreich - erkennt man, dass bestimmte Worte sehr bewusst eingesetzt werden? 5 von 10 Punkte

Inwiefern ist die Geschichte frei von störenden Wort- oder Satzwiederholungen? 5 von 10 Punkte

Sprachliche, stilistische und rhetorische Mittel

Wie sehr gelingt es der Geschichte, Bilder im Kopf des Lesers entstehen zu lassen? 9 von 10 Punkte

Wie effektiv unterstützen sprachliche Stilmittel (z.B. Metaphern, rhetorische Fragen, Symbole, Alliterationen) die Atmosphäre/die Figurenentwicklung/die Handlung? 5 von 10 Punkte

Idee (max. 10 Punkte)

Wie außergewöhnlich und durchdacht ist die Idee? Hier zählt nicht die Umsetzung! 4 von 10 Punkte

Wissen/Hintergrund/Facettenreichtum (50 Punkte)

Wie gut erscheinen die Recherche und das notwendige Basiswissen des Autors für seine Geschichte? 8 von 10 Punkte

Wie sehr werden allgemeine Gesetzmäßigkeiten, historische Fakten und/oder jene Aspekte, die den logischen Aufbau der Welt, in der die Geschichte spielt, berücksichtigt und lassen sie nachvollziehbar und wie "aus einem Guss" erscheinen? 7 von 10 Punkte

Kann die Faktenbasis die Geschichte tragen? Passt das, was passiert, in die Welt, in der die Handlung spielt? 8 von 10 Punkte

Wie ausgearbeitet und detailreich ist die Geschichte? 5 von 10 Punkte

Für die Entscheidung der Punkthöhe kann der Inhalt des Hintergrundkapitels mit einbezogen werden!
Wie sehr wird deutlich, dass der Autor sich mit seiner Geschichte befasst hat? 7 von 10 Punkte

Figurenentwicklung (max. 120 Punkte)

Allgemein (70)

Wie schlüssig sind die Figuren in ihrem Aufbau? 3 von 10 Punkte

Wie sehr bereichern die Figuren das Geschehen? 7 von 10 Punkte

Ist es so, dass ihre Handlungen zu ihrer Geschichte bzw. zu ihrem Charakter passen? 7 von 10 Punkte

Wie groß ist der Wiedererkennungswert der Figuren? 3 von 10 Punkte

Wie differenziert werden die Figuren charakterisiert? 8 von 10 Punkte

Wie sehr sorgt die Figurenkonstellation für Spannung? 7 von 10 Punkte

Wie gut werden alle Hauptfiguren charakterisiert? 7 von 10 Punkte

Der Protagonist (50 Punkte)

Verfolgt der Protagonist ein eigenes Ziel? 0 (von 0 oder 10 Punkte)

Wie klar ist das Ziel und wie logisch ergibt es sich aus dem Geschehen bzw. dem Charakter? 3 von 10 Punkte

Gibt es einen Konflikt/einen Widerstand, der dem Erreichen des Zieles im Wege steht? 10 (von 0 oder 10 Punkte)

Wie sehr wird deutlich, dass der Protagonist gegen diesen Widerstand ankämpft und versucht ihn zu überwinden? 2 von 10 Punkte

Ist es so, dass ihm das auf glaubhafte (passt es zu seinem Charakter?), realistische (nutzt er nachvollziehbare und plausible Mittel?) und dem Verlauf der Geschichte angepasste (ist das Verhalten irgendwie erwartbar/ergibt es sich aus der Handlung?) Weise gelingt (bitte alle genannten Aspekte in die Wertung einbeziehen)? 2 von 10 Punkte

Dialoge (max. 50 Punkte)

Wie gut gelingt es dem Autor, mit den Dialogen die Handlung voranzutreiben? 3 von 10 Punkte

Wie sehr verleihen die Dialoge den Figuren Tiefe? 2 von 10 Punkte

Wie fesselnd und interessant sind die Dialoge geschrieben? 1 von 10 Punkte

Wie gut passt die Menge der Dialoge in die Geschichte (wird zuviel/zuwenig geredet (und zu viel/zu wenig gehandelt)? 4 von 10 Punkte

Inwiefern wird ihre Funktion deutlich, die sie für die Geschichte haben (Charakteren Tiefe verleihen; Vermittlung handlungsrelevanter Infos; erzeugen Konflikte; offenbaren Wissen; erklären Situationen)? 3 von 10 Punkte

Achtung! Wenn keine Dialoge vorhanden sind, bitte auf "Inneren Monolog" bzw. "Lyrik" ausweichen.

Emotionalität (max. 20 Punkte)

Wie sehr weckt die Geschichte Empathie im Leser? Wie sehr kann dieser mitfühlen? 5 von 10 Punkte

Inwiefern werden Gefühle auch gezeigt, statt nur vorgeschrieben/beschrieben? (werden "show" und "tell" abwechslungsreich, vielfältig bzw. sinnvoll in Bezug auf Gefühle eingesetzt)? 3 von 10 Punkte

Beschreibungen (max. 60 Punkte)

Wie geschickt werden Beschreibungen eingesetzt? 7 von 10 Punkte

Wie sinnvoll sind sie? 7 von 10 Punkte

Inwiefern sind sie sinnvoll platziert? 6 von 10 Punkte

Wie stark fördern die Beschreibungen die Figuren- und Handlungsentwicklung? 3 von 10 Punkte

Wie vielfältig werden Sinneseindrücke (Gerüche, Geschmäcker, Geräusche und Gefühle/Tastsinn) eingesetzt? 6 von 10 Punkte

Inwiefern sind die Beschreibungen konkret/aussagekräftig/sparsam-effektiv eingesetzt (Gegenteil: zuviele Beschreibungen ohne Effekt/Mehrwert)? 3 von 10 Punkte

Hinweis: Abstrakt nicht im technischen oder "kühlen" Sinne verstanden, sondern als zu allgemein, zu unspezifisch, zu wenig Bildlichkeit vermittelnd.

Spannungsbogen/Dramaturgie (max. 50 Punkte)

Gibt es einen Spannungsbogen? 10 (von 0 oder 10 Punkte)

Wird die Spannung bewusst aufgebaut? 6 von 10 Punkte

Wirkt der Aufbau der Geschichte durchdacht? 6 von 10 Punkte

Ist die Handlung glaubwürdig? 3 von 10 Punkte

Wird die Handlung von den Figuren getragen? 5 von 10 Punkte

Atmosphäre (max. 50 Punkte)

Wird durch den Schreibstil/die Figuren/die Handlung/die Weltenbeschreibung eine Atmosphäre geschaffen (bitte alle genannten Aspekte in die Wertung einbeziehen)? 7 von 10 Punkte

Wirkt die Atmosphäre passend? 7 von 10 Punkte

Regt die Atmosphäre dazu an, sich in der Geschichte zu verlieren? 6 von 10 Punkte
Werden die Erwartungen an die Atmosphäre erfüllt? 6 von 10 Punkte

Weiß der Autor die Atmosphäre geschickt aufzubauen? 6 von 10 Punkte

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