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Ich mag Deine Geschichte. Sie hat mich berührt, vor allem durch die gelungene sprachliche Gestaltung.
Du erzählst die Geschichte aus der Perspektive der Protagonistin. In großen zeitlichen Abständen, meist sind es viele Jahre, schreibt sie ihrem verlorenen Mann. Wir lesen ihre Briefe die sie aber nie, und das wird am Ende jedes Briefes stets betont, abschicken wird. Sie wüsste nicht, wohin sie sie senden sollte und so bleiben ihre Seiten in ihrer Schublade. Traurig.
 
In diesen Briefen schildert sie, welche Pläne die beiden hatten. Beide reisten gerne und das ist auch ein bestimmendes Thema in der Geschichte. Gemeinsam besuchte Ort, gemeinsame noch zu besuchende Orte und die Melancholie, dass nur weniges, was geplant war, auch umsetzbar war. Darum geht es.
 
Besonders gut gefällt mir, wie Du den Leser gefangen nimmst. Mehr als einmal fühlte ich mich wie der Adressat ihrer Briefe, weil alles wunderbar persönlich, warm und nachvollziehbar rüberkommt. Enorm stark finde ich, wie Du den Text strukturiert hast. Anfänge und Enden jedes Briefes ähneln sich immerzu, die Worte bleiben ähnlich wie ihre Gefühle ihm gegenüber nahezu gleich. Sie vermisst ihn, fragt sich, warum er verschwunden ist und bohrt ihm fragender Weise Löcher in den Bauch, spricht ihn häufig direkt an, auch mit Namen: „Brennon, erinnerst du dich?” // “Erinnerst du dich an unsere Listen?“ // „Weißt Du noch?“ Dieses immerzu Fragende hat sich in meinen Kopf gebrannt. In meinen Augen ist der Effekt enorm stark und fängt sehr gut ein, was sie empfindet und wie unfassbar und unwirklich sich alles für Sie anfühlt.
 
Sie behält die Briefe vielleicht nicht nur, weil sie keine Adresse hat. Anders als er werden sie sie „nie verlassen” – sie versucht im Behalten den Verlust zu kontrollieren. Eine gnadenlos gute und trickreich eingebaute Idee.
 
Die Art und Weise, wie Du mit Wiederholungen arbeitest, ist hervorragend. Ich habe kaum Geschichten gelesen, in denen das besser umgesetzt war. Sie sorgen für einen eingängigen Erzählrhythmus und versprachlichen die quälende Ungewiss- und Ratlosigkeit der Protagonistin vortrefflich. Das ist wirklich gut! Manchmal tauchen die Wiederholungen in nachfolgenden Sätze auf, manchmal setzte Du sie abschnittsbezogen ein, manchmal als Bindeglied von Kapiteln/Briefen.
 
Gleiches gilt für den bewussten Einsatz von Absätzen, die Zeichensetzung und die Wortwahl. Du kannst mit Sprache umgehen (Die Titelwahl ist großartig) und verstehst es, ihre Wirkung punktgenau einzusetzen.
Dabei machst Du kaum Fehler (ich habe einen Schreib- und einen Grammatikfehler gefunden).
 
Die Beschreibungen fand ich nicht so stark, vor allem im letzten Kapitel fehlt es ein bisschen an Details und an Stimmung, vor allem, weil es ein so wichtiger Ort ist. Es ist natürlich nicht leicht, im Rahmen einer Introspektion Beschreibungen einzubauen, aber da wäre noch einiges mehr drin gewesen, um auch Nebenfiguren (ihre Schwester/Tochter derselben) besser charakterisieren zu können.
 
Den Spannungsbogen fand ich sehr gelungen. Im Fortgang der Geschichte nähern wir uns der Jetztzeit an, das bindet den Leser stark ein und erzeugt eine Art „Lesezwang“. Meine Erwartung war, dass sich im Laufe der Briefe etwas ändert, etwas Unvorhergesehenes geschieht und das ist der Fall. Er schreibt ihr, erreicht, was ihr unmöglich blieb, weil sie seine Adresse nicht kannte. Er spricht davon, warum er damals gegangen ist, warum genau, weiß er nicht – dieses Nichtwissen teilen beide. Er hat einen Grund, warum er sich jetzt meldet, aber diesen lasse ich unerwähnt, ebenso Details zur letzten Szene.
 
Ebenfalls richtig gut gelungen ist die Charakterisierung Deiner Figuren, selbst dann, wenn nur sie über ihn schreibt/spricht. Alle Marotten, alle Wünsche, alles Verzweifelnde wird deutlich und nachvollziehbar. Die beiden sind mir echt ans Herz gewachsen, zumindest in den ersten vier Briefen/Kapiteln.
 
Und dann war irgendwie der Ofen aus. Ich muss das so drastisch sagen, weil sich der Tonfall, die Art der Schilderung und das Ende der Geschichte zu den ersten Kapiteln verhalten, wie entfernte Verwandte, Man erkennt sie wieder, man weiß grob, was man bei einem Wiedersehen zu erwarten hat und ist doch enttäuscht, weil die Realität anders als in der Erinnerung ist. Genauso habe ich das in Deiner Geschichte empfunden. Was ist geschehen?
 
Im vorletzten Kapitel schreibt er ihr einen Brief. Die Art, wie das geschieht, das was er sagt, passt nur bedingt zu dem Bild, was ich von ihm in den Kapiteln zuvor erhalten habe. Vielleicht muss das so sein, vielleicht ist er ernüchtert ob der Dinge, die ihm kürzlich widerfahren sind und er hat sich verändert. Verändert für sie und den Leser. Vielleicht ist das nur Unbehagen meinerseits oder die Ahnung, dass er da nur allzu menschlich ist. Auf jeden Fall ist „Er“ nicht mehr derselbe, was nicht wirklich schlimm war, aber mich etwas enttäuscht hat.
 
Aber das mag ich Dir gar nicht ankreiden, sich nicht zu verändern wäre auch unrealistisch. Das letzte Kapitel fügt sich für mich nur noch schwerlich in den Rest der Geschichte ein. Ich mag da nicht spoilern, aber die Prota spricht im letzten Kapitel in gänzlich anderem Ton, der sich für mich auch nicht aus den Briefen ergibt bzw. sich aus diesen ableiten lässt. Da ist nur noch wenig Fragendes, aber viel Klagendes und Direktes. Sie ist frustriert und drückt das sehr direkt aus. Vielleicht ist es einfach nur ein Aspekt ihrer Person, der in Briefen nicht auftauchen kann, weil er nicht nur aus Gedanken besteht. Soviel ich aber auch hin und her überlege, es will einfach nicht zusammenkommen in meinem Kopf und einiges von dem Flair der ersten Kapitel ist auf der Strecke geblieben.
 
Zumal wechselt die Erzählperspektive, was mich doch etwas gestört hat, vielleicht aber nicht anders lösbar war. Ich möchte das jetzt gar nicht überbewerten weil ich die leise Vermutung habe, dass diese Einschätzung stark damit zu tun hat, welche Geschichten für mich funktionieren bzw. was mich emotional an einen Text bindet. Das letzte Kapitel tut es leider nicht, weil es auch sehr vorhersehbar ist was den Grundplot angeht.

Ich bin sehr gespannt, wie der/die zweite Jurorin das empfindet. Es bleibt für mich aber eine sehr starke, sicher strukturierte Geschichte, die zum Ende hin an wenig an Charme und Emotionalität einbüsst. Zumindest für mich.
 
 
Gesamtpunktzahl: (518 von 585)

In der Regel kann für einen Unterpunkt bis zu 10 Punkte vergeben werden (mindestens 1!). In wenigen Fällen sind nur vorgebene Punktzahlen möglich (z.B. 0 oder 10; 0, 5, 10 oder 15)

Sprache (max. 175 Punkte)

Rechtschreibung

Werden die Regeln der Deutschen Rechtschreibung eingehalten? 78 Punkte

Grammatik

Wie werden die Regelungen zur Grammatik umgesetzt? 20 Punkte

Zeichensetzung

Wie sinnvoll und regelkonform erfolgt die Nutzung von Satzzeichen? 15 Punkte

Wortwahl/Vokabular

Wie sehr tragen Ausdruck, Wortwahl und Sprachstil dazu bei, dass die Geschichte gut lesbar und verständlich ist (wichtig für den Lesefluss)? 9 Punkte

Wie sehr wird deutlich, dass der Verfasser einen für die Geschichte ausreichend/genügend großen Wortschatz besitzt? 10 Punkte

Wie sehr unterstützt das gezeigte Vokabular die Wirkung bzw. die Einzigartigkeit der Geschichte (werden Fachbegriffe/Fremdworte (sinngemäß) eingesetzt - ist die Wortwahl abwechslungsreich - erkennt man, dass bestimmte Worte sehr bewusst eingesetzt werden? 9 Punkte

Inwiefern ist die Geschichte frei von störenden Wort- oder Satzwiederholungen? 10 Punkte

Sprachliche, stilistische und rhetorische Mittel

Wie sehr gelingt es der Geschichte, Bilder im Kopf des Lesers entstehen zu lassen? 9 Punkte

Wie effektiv unterstützen sprachliche Stilmittel (z.B. Metaphern, rhetorische Fragen, Symbole, Alliterationen) die Atmosphäre/die Figurenentwicklung/die Handlung? 9 Punkte

Idee (max. 10 Punkte)

Wie außergewöhnlich und durchdacht ist die Idee? Hier zählt nicht die Umsetzung! 5 Punkte

Wissen/Hintergrund/Facettenreichtum (50 Punkte)

Wie gut erscheinen die Recherche und das notwendige Basiswissen des Autors für seine Geschichte? 10 Punkte

Wie sehr werden allgemeine Gesetzmäßigkeiten, historische Fakten und/oder jene Aspekte, die den logischen Aufbau der Welt, in der die Geschichte spielt, berücksichtigt und lassen sie nachvollziehbar und wie "aus einem Guss" erscheinen? 9 Punkte

Kann die Faktenbasis die Geschichte tragen? Passt das, was passiert, in die Welt, in der die Handlung spielt? 10 Punkte

Wie ausgearbeitet und detailreich ist die Geschichte? 9 Punkte

Für die Entscheidung der Punkthöhe kann der Inhalt des Hintergrundkapitels mit einbezogen werden!
Wie sehr wird deutlich, dass der Autor sich mit seiner Geschichte befasst hat? 10 Punkte

Figurenentwicklung (max. 120 Punkte)

Allgemein (70)

Wie schlüssig sind die Figuren in ihrem Aufbau? 8 Punkte

Wie sehr bereichern die Figuren das Geschehen? 9 Punkte

Ist es so, dass ihre Handlungen zu ihrer Geschichte bzw. zu ihrem Charakter passen? 9 Punkte

Wie groß ist der Wiedererkennungswert der Figuren? 8 Punkte

Wie differenziert werden die Figuren charakterisiert? 9 Punkte

Wie sehr sorgt die Figurenkonstellation für Spannung? 10 Punkte

Wie gut werden alle Hauptfiguren charakterisiert? 9 Punkte

Der Protagonist (50 Punkte)

Verfolgt der Protagonist ein eigenes Ziel? 10 Punkte

Wie klar ist das Ziel und wie logisch ergibt es sich aus dem Geschehen bzw. dem Charakter? 10 Punkte

Gibt es einen Konflikt/einen Widerstand, der dem Erreichen des Zieles im Wege steht? 10 Punkte

Wie sehr wird deutlich, dass der Protagonist gegen diesen Widerstand ankämpft und versucht ihn zu überwinden? 7 Punkte

Ist es so, dass ihm das auf glaubhafte (passt es zu seinem Charakter?), realistische (nutzt er nachvollziehbare und plausible Mittel?) und dem Verlauf der Geschichte angepasste (ist das Verhalten irgendwie erwartbar/ergibt es sich aus der Handlung?) Weise gelingt (bitte alle genannten Aspekte in die Wertung einbeziehen)? 10 Punkte

Innerer Monolog (max. 50 Punkte)

Passt die Sprache/Wortwahl zur Person, die “spricht”? 8 Punkte

Tragen die Monologe zur Figurenentwicklung bei? 9 Punkte

Berühren die Monologe? 9 Punkte

Werden die Empfindungen, Wahrnehmungen und Gedanken der Figur deutlich? 9 Punkte

Regen die Monologe zum Weiterlesen an? 9 Punkte

Emotionalität (max. 20 Punkte)

Wie sehr weckt die Geschichte Empathie im Leser? Wie sehr kann dieser mitfühlen? 9 Punkte

Inwiefern werden Gefühle auch gezeigt, statt nur vorgeschrieben/beschrieben? (werden "show" und "tell" abwechslungsreich, vielfältig bzw. sinnvoll in Bezug auf Gefühle eingesetzt)? 8 Punkte

Beschreibungen (max. 60 Punkte)

Wie geschickt werden Beschreibungen eingesetzt? 6 Punkte

Wie sinnvoll sind sie? 9 Punkte

Inwiefern sind sie sinnvoll platziert? 8 Punkte

Wie stark fördern die Beschreibungen die Figuren- und Handlungsentwicklung? 7 Punkte

Wie vielfältig werden Sinneseindrücke (Gerüche, Geschmäcker, Geräusche und Gefühle/Tastsinn) eingesetzt? 6 Punkte

Inwiefern sind die Beschreibungen konkret/aussagekräftig/sparsam-effektiv eingesetzt (Gegenteil: zuviele Beschreibungen ohne Effekt/Mehrwert)? 7 Punkte

Hinweis: Abstrakt nicht im technischen oder "kühlen" Sinne verstanden, sondern als zu allgemein, zu unspezifisch, zu wenig Bildlichkeit vermittelnd.

Spannungsbogen/Dramaturgie (max. 50 Punkte)

Gibt es einen Spannungsbogen? 10 Punkte

Wird die Spannung bewusst aufgebaut? 10 Punkte

Wirkt der Aufbau der Geschichte durchdacht? 9 Punkte

Ist die Handlung glaubwürdig? 8 Punkte

Wird die Handlung von den Figuren getragen? 7 Punkte

Atmosphäre (max. 50 Punkte)

Wird durch den Schreibstil/die Figuren/die Handlung/die Weltenbeschreibung eine Atmosphäre geschaffen (bitte alle genannten Aspekte in die Wertung einbeziehen)? 8 Punkte

Wirkt die Atmosphäre passend? 8 Punkte

Regt die Atmosphäre dazu an, sich in der Geschichte zu verlieren? 8 Punkte

Werden die Erwartungen an die Atmosphäre erfüllt? 6 Punkte

Weiß der Autor die Atmosphäre geschickt aufzubauen? 8 Punkte
 

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