Kapitel 16

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Ich schwimme eine weitere Länge, während ich mir den Tag durch den Kopf gehen lasse. Ich kann mich nicht daran erinnern, wie lange es her ist, dass ich so wenig mit meinen Freunden gesprochen habe. Wes geht mir schon seit Tagen aus dem Weg und ich schiebe es darauf, dass er mit seinen Problemen nicht umgehen kann und deshalb alle von sich stößt, die gerne für ihn da wären. Nächste Woche wird schon die Halloween-Party sein, und ich bin froh, dass es eher eine ruhige Woche sein wird, weil Ephraim und ich ausgemacht haben, dann erst mit unseren Recherchen fortzufahren. Es bedeutet, dass ich genug Zeit habe, um wieder mal ein bisschen mehr für mein Studium und meine zusätzlichen Kurse zu machen. Dann falle ich wenigstens nicht mehr so zurück, was meine akademischen Pflichten betrifft.

Am Ende der Bahn unterbreche ich meine Schwimm-Session und geselle mich zu Aidan, Prudence und Chadwick. Die drei sind erst vor wenigen Minuten hergekommen, während ich schon beinahe eine Stunde im Wasser bin. Meine durchweichten Finger greifen nach dem Beckenrand, um mich dort festzuhalten. Ich ignoriere das unangenehme Ziehen in meinen Schultern. Mir ist bewusst, dass ich es langsamer mit dem Schwimmen angehen sollte, vor allem, nachdem ich es so lange nicht mehr gemacht habe. Genau wie ich das auch mit dem Fechten tun sollte, weil meine Muskeln zurzeit vollends überfordert sind und so stark ziehen, dass ich eigentlich für mindestens Woche eine Pause von allem einlegen und die Sache dann langsam angehen sollte.

Aber damit würde ich mich selbst in den Wahnsinn treiben, weil es mir schon viel besser geht, seit ich wieder mit den beiden Sportarten begonnen habe. Beim Fechten treibt mich Ephraim zwar Stunde für Stunde in den Wahnsinn, aber die Bewegung und die Konzentration, die ich dort brauche, sind wie eine Therapiestunde für mich und sie helfen mir dabei, mit meinem Leben umzugehen. Also ignoriere ich den Schmerz und erwähne ihn gegenüber niemandem, sodass sich niemand einmischen und mir Ratschläge erteilen kann, die ich nicht hören möchte.

„Wir haben vor, uns als Graf Dracula und ein Mensch zu verkleiden", erklärt Chadwick, als ich beginne, mich auf das Gespräch zu konzentrieren. „Aber ihr seid doch schon Menschen", bemerkt Aidan verwirrt, was mir ein Grinsen entlockt. Prudence rollt mit den Augen. „Ja, aber ich werde mich als eine sexy Anwältin verkleiden, der Graf Dracula das Blut aussagen möchte. Mit Bissspuren und allem." Sie wird ein wenig rot und ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe. „Also wird Chadwick den ganzen Abend über an deinem Hals hängen?", frage ich mit einem bedeutungsvollen Blick, der beide in Tomaten verwandelt. Sie wenden sich sogar ein wenig ab, sodass Aiden genug Platz hat, um sich neben mich an den Beckenrand zu gesellen.

„Mit wem gehst du?", will er wissen. Ich öffne schon den Mund, um ihm zu antworten, dass ich mit Ephraim gehe, aber das kann ich ihm unmöglich so erklären. Also schlucke ich die Antwort herunter und zucke nonchalant mit den Schultern. „Weißt du, ich habe lange überlegt, wie ich meinen Gefallen einfordern soll, aber außer deinem Geld gibt es nicht wirklich etwas, was du mir geben könntest. Und dann ist mir eingefallen, wie gerne ich mit dir auf ein Date gehen würde. Der Gefallen wäre also, dass du als mein Date mit mir zur Halloween Party gehst." Aiden sieht mich aufmerksam an und ich gebe mir Mühe, meine Panik unter einem Lächeln zu verstecken. Grundgütiger, ich kann nicht mit ihm zu dieser Party gehen. Ephraim und ich haben Pläne. Außerdem möchte ich auch nicht auf ein Date mit Aidan gehen. Er ist ein anständiger Kerl und wir kennen uns schon, seit wir Kinder waren, aber keine Faser in meinem Körper empfindet etwas für ihn.

„Ja, das ist eine gute Idee", entgegne ich trotzdem. Ich muss diesen Gefallen loswerden, egal was kommt. Ephraim und ich werden einfach einen Plan B ausarbeiten müssen. „Perfekt", murmelt Aidan, während sich ein strahlendes Lächeln auf seinen Lippen ausbreitet. Er sieht aus, als würde er mich gerne umarmen, aber ich stoße mich subtil vom Beckenrand ab und tauche mit dem Kopf unter Wasser, um meine Haare wieder zu befeuchten. Ich sollte mich nicht so schrecklich fühlen, wenn er selbst auf die Idee gekommen ist, seinen Gefallen darauf zu verschwenden. Aber für ihn geht es da vermutlich um ein ehrliches Date und ich möchte ihm keine falschen Hoffnungen machen. Ich möchte ihm sein Herz nicht brechen. Ich möchte mich nicht schrecklich fühlen, dass Aidan für mich nur ein Freund ist und ich vermutlich nie etwas Romantisches für ihn empfinden werde.

„Hast du am Wochenende Zeit, um ein Kostüm einzukaufen?", fragt er weiter, nachdem ich wieder aufgetaucht bin. Ich fühle mich beinahe schon schlecht, weil ich vergessen habe, dass man bei solchen Partys Paar-Kostüme trägt. Vielleicht ist es tatsächlich gut, dass ich diese Woche keine Pläne mit Ephraim habe, denn ich werde meine Zeit scheinbar damit verbringen, ein schlechtes Gewissen zu haben. Also nicke ich wieder, obwohl ich eigentlich vorhatte, mich um meine Schulsachen zu kümmern. Dann muss ich sie eben schon wieder aufschieben. „Du kannst mir schreiben, wann es für dich am besten passt", sage ich ihm und beende das Gespräch, indem ich mich aus dem Wasser hebe und die Flucht ergreife. „Man sieht sich."


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Ich warte schon seit zehn Minuten vor den geöffneten Toren der Wellington Academy und lehne genervt an meinem schwarzen Ford Mustang. Als Aidan die Zeit vorgeschlagen hat, habe ich angenommen, dass er in der Lage wäre, pünktlich zu erscheinen. Aber er ist nicht da und ich sterbe beinahe vor Scham, weil schon sehr viele Studenten mit fragenden Blicken an mir vorbeigegangen sind. Scheinbar haben alle denselben Tag ausgesucht, um sich ein Kostüm für die Party am Dienstag zu besorgen.

„Du siehst glücklich aus", kommentiert Ephraim sarkastisch, der ebenfalls vor Aidan bei mir ankommt. Er trägt eine helle Jeans, die tief auf seiner Hüfte sitzt und dazu einen schwarzen Pullover und eine Sonnenbrille, die vermutlich mehr wert ist als seine Existenz. „Danke", bringe ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Mir ist bewusst, dass er mich in den letzten Tagen im Übermaß gereizt hat, weil ihn stört, dass ich mit Aidan auf die Party gehe und seine Pläne somit durchkreuze. „Wie lange braucht dein Prinz denn noch, bis er endlich auftaucht? Langsam wird es peinlich für dich, hier zu warten. Ich wette, dass er nicht weiß, dass du noch nie versetzt worden bist. Oder vielleicht wird das dein erstes Mal?" Ephraim zwinkert und wirft mir ein zweideutiges Grinsen zu, das ich ihm am liebsten aus dem Gesicht schlagen würde.

„Oh, du musst nicht eifersüchtig sein. Das steht dir nicht", säusle ich mit einem giftigen Blick, der ihn hoffentlich vertreibt. Ephraim rollt mit den Augen, während er seinen Kiefer mahlen lässt. Süß. „Ich bin nicht eifersüchtig. Aber ich empfehle dir von ganzem Herzen, dass du unseren Plan nicht vernachlässigst. Ich werde die Personen aus dem Kurs unter uns aufteilen und dir die Liste auf der Party geben. Und du wirst deinen Teil abarbeiten, Birkshire. Danach kannst du mit Prinz Charming machen, was auch immer du willst. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, was er dir geben könnte – außer vielleicht eine gehörige Portion an Fremdscham - aber das ist glücklicherweise auch nicht mein Problem."

Mein Mund klappt auf und ich werfe ihm einen mahnenden Blick zu. „Aidan ist ein guter Freund von mir, Ephraim. Ich will nicht, dass du so über ihn sprichst." Egal wie ernst ich dabei klinge,  zieht Ephraim nur eine Augenbraue in die Höhe. „Selbst wenn ich recht habe?" Er geht um mein Auto herum und öffnet die Beifahrertür, ehe er sich auf den Sitz fallen lässt und die Tür hinter sich zuzieht. Ich blinzle, während ich mich frage, was zur Hölle er da tut. Dabei bin ich genau eine Sekunde zu spät, denn genau in diesem Moment gesellt sich Aidan zu uns.

„Tut mir leid, dass ich so spät komme", gesteht er. Die Fahrertür öffnet sich von innen und drückt in meinen Rücken, sodass ich automatisch ein paar Schritte nach vorne stolpere. Aidan sieht verwirrt in das Auto, wo Ephraim den Fahrersitz schon nach unten geklappt hat. „Auf der Rückbank hat es noch Platz", informiert Ephraim Aidan. Dieser sieht mich verwirrt an. „Ich dachte, dass wir allein unterwegs sind?", will er wissen, worauf ich nur seufze. Allerdings kommt mir Ephraim wieder zuvor. „Ja, aber dann warst du so spät dran und ich konnte mich noch dazwischen drücken. Außerdem schuldet Tinkerbell mir ohnehin noch eine Fahrt, weil ich sie neulich zwei Stunden lang in meinem Auto herumkutschieren musste."

Aidan sieht noch verwirrter aus, aber ich bedeute ihm, einfach einzusteigen. Wir werden Ephraim ohnehin nicht mehr los, wenn er so versessen darauf ist, sich einzumischen. Ihm ist bewusst, dass er ein Parasit ist, und ich hoffe einfach, dass er so wenige Probleme wie möglich bereitet. „Es tut mir wirklich leid, dass ich zu spät bin", wiederholt Aidan, als wir endlich alle im Auto sitzen und losfahren können. „Sollte es auch", antwortet Ephraim für mich, während er am Radio herumfummelt und einen Sender sucht, der keinen Wackelkontakt hat. Dann gibt er es auf und schließt sein Handy an, von dem er einen Indie-Song laufen lässt. „Es ist in Ordnung", sage ich an Aidan gerichtet. Ja, es nervt mich, dass er zu spät ist, aber es ist Strafe genug, dass Ephraim jetzt bei uns ist.

„Wieso gehst du nicht mit deinen eigenen Freunden shoppen?", möchte Aidan mit einem scharfen Unterton wissen, worauf Ephraim ihm einen genervten Blick durch den Rückspiegel zuwirft. „Mache ich doch. Aber die kommen erst später. Ich habe vorher noch etwas Persönliches in der Stadt zu erledigen." Dann zwinkert mir Ephraim bedeutungsvoll zu. Ich schlucke tief und versuche, meine Atmung unter Kontrolle zu kriegen. Wenn ich dieses Auto nicht so lieben würde, würde ich es wohl absichtlich auf seiner Seite gegen einen Baum knallen lassen, um ihn zum Schweigen zu bringen.

„Habt ihr schon eine Idee für euer Kostüm?", möchte Ephraim vermeintlich interessiert wissen, während er die Musik ein wenig leiser dreht. Die Autofahrt zu ruinieren, scheint ihm mehr Spaß zu machen, als es eigentlich tun sollte. Aidan sagt im gleichen Moment Ja, in dem ich die Frage verneine. Meine Hände verkrampfen sich um das Lenkrad, während ich jeglichen Verstand, den Aidan besitzt, hinterfrage. Ist ihm denn nicht klar, dass es Informationen gibt, die nicht zu Ephraims Ohren gelangen sollten? Dieser pfeift leise sieht einige Male zwischen mir und Aidan, der hinter mir sitzt, hin und her. „Verdammt, wer hätte geahnt, dass es Stress im Paradies gibt", bringt er grinsend hervor. Ich atme entnervt aus. Noch zehn Minuten, dann haben wir es geschafft. Er hat meine Genervtheit nicht verdient, genauso wenig wie die von Aidan. Er will uns nur den Tag verderben.

Aidan hat gesagt, dass es ein Teil des Gefallens ist, dass er die Kostüme wählt, wobei ich ein Veto für die Outfits einlegen darf, die für mich ein Tabu sind. Er hat mir schon gesagt, dass er gerne als Engel-Paar gehen würde, weil wir damit aus der Menge herausstechen. Grundsätzlich habe ich nichts dagegen, weil ich dann eine Entschuldigung habe, eine ganze Menge an Diamanten zu tragen, aber es ist noch lange nichts, was Ephraim nicht kritisieren wird, wenn er die Gelegenheit dazu erhält. „Wir werden als Engel gehen, Ephraim. Da du es so dringend wissen willst", verrät Aidan. Seine Empörung, als Ephraim in schallendes Gelächter ausbricht, ist beinahe schon lächerlich.

„Meinst du das ernst?", will Ephraim etwas außer Atem wissen, als hätte er gerade den Witz des Jahrhunderts gehört. „Dir muss es nicht gefallen", verweise ich ihn mit einem scharfen Unterton in seine Grenzen. Aidan hat sich auf den Abend gefreut. Selbst wenn ich dieses Gefühl nicht teile, werde ich nicht dabei zusehen, wie Ephraim das alles zunichtemacht. „Außerdem sind wir da." Ich unterbreche die Verbindung zwischen seinem Mobiltelefon und meinem Lautsprechersystem, ehe ich ihm einen auffordernden Blick zuwerfe. Die Schadenfreude weicht plötzlich aus Ephraims Gesicht und er presst die Zähne zusammen. „Wirfst du mich gerade ernsthaft heraus?", will er wissen. „Du wolltest doch nur hierhergefahren werden, oder habe ich das falsch verstanden?" Er scheint hin- und hergerissen zu sein, ehe er langsam nickt. „Ja, genau das wollte ich", sagt er. Dabei klingt er, als wäre es das Letzte, was er will und ich verstehe die Welt nicht mehr, als er mir einen langen Blick zuwirft und dann aussteigt, ohne sich zu verabschieden oder sich zu bedanken.



Was war da wohl bei Ephraim los?

Und wie wird Helenas und Aidans Date wohl ablaufen?

Hat euch das Kapitel gefallen?

Bleibt gesund und wir lesen uns bald wieder 💜

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