Kapitel 20

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Egal wie sehr ich auch versucht habe, mich aus dem Getümmel und sozialen Aktivitäten herauszuhalten – ich wage es, am Freitagmorgen den Speisesaal zu betreten, statt Prudence wieder zu überreden, mir etwas Essbares mitzunehmen. Denn nachdem ich am Mittwochmorgen einmal mehr auf der Krankenstation aufgewacht bin und gestern die Gerüchteküche regelrecht explodiert ist, habe ich es nicht gewagt, mich irgendjemandem zu nähern, der mich mit irgendetwas von dem Gesagten konfrontieren kann kann. Prudence ist die einzige Person, mit welcher ich mich unterhalten habe, seit die Halloween-Party zum Desaster ausgebrochen ist. Blaire, Wes und Aidan versuchen nicht einmal, sich mir zu nähern. Ich bin so wütend auf die drei, aber gleichzeitig ist es auch enttäuschend, dass sie die Situation nicht kitten wollen. Was vor allem auf Wes zurückzuschließen ist. Er hätte sich wenigstens für seinen Ausbruch entschuldigen können, auch wenn es die Sache nicht besser gemacht hätte.

Ephraim nähert sich mir mittlerweile auch nicht mehr, weil er die Gerüchte gestreut hat. Er hat herumerzählt, dass Aidan und ich eine so wilde Nacht hatten, dass mein Kleid davon kaputtgegangen ist und mein Kopf ebenfalls einen schönen Schaden davongetragen hat. Was mich nicht weiter überraschen sollte, denn schon beim letzten Mal hat er seiner Freundesgruppe erzählt, was mit mir geschehen ist. Schon wieder ist es beschämend, dass diese Tatsache ein bisschen wehtut. Ich bin es mir gewohnt, dass Ephraim egoistisch und masochistisch sein kann. Nur schon geglaubt zu haben, dass er sich ändern könnte, war ein vollkommener Fehler meinerseits. Denn unser Tanz war nichts weiter als ein Fiebertraum und es ist offensichtlich, dass er nur anständig ist, wenn er selbst einen Vorteil davonträgt. Aber genau das ist es, was mich so an ihm ärgert. Ich hasse es, wenn Menschen nur nett sind, wenn es ihnen passt. Das sind nämkich nicht wirklich nette Menschen, das sind Parasiten. Egoisten. Ephraim.

Ich gehe erhobenen Hauptes zur Kaffeestation und schenke mir seelenruhig einen Latte Macchiato ein, auch wenn meine Hände zittern wie verrückt. Die letzten Tage sind nicht nur wegen meinen Freunden schwierig gewesen. Ich habe auch mit meinen eigenen Gedanken zu kämpfen gehabt. Mit einem nächsten Brief. Solche Dinge geschehen, wenn man keine Grenzen kennt. Mehr ist darin gar nicht gestanden. Aber es ist ein Hinweis gewesen, welcher mich stutzen ließ. Denn nur eine begrenzte Anzahl Menschen wissen tatsächlich, was mit Wes geschehen ist. Aidan hat es gesehen. Aber er ist nicht auf der Liste des Kochkurses gewesen. Vielleicht war er als Besucher da? Jedenfalls habe ich bei ihm noch meine Zweifel, da er mir auch die Untersuchungen seiner Eltern verschafft hat, womit er sich selbst nur geschadet hätte, wenn er tatsächlich in die Ereignisse involviert wäre. Aber man kann es auch nicht ausschließen. Denn wenn man nichts mehr zu verlieren hat, würde man nicht jeden erdenklichen Schritt gehen, um unschuldig zu sein? Dann müsste ich allerdings auch hinterfragen, ob sein Liebesgeständnis ehrlich gemeint war oder ob er mich durch eine Liebesgeschichte manipulieren wollte.

Ich setze mich mit einem Croissant an einen freien Tisch, während ich mir die nächsten Leute durch den Kopf gehen lasse. Wes hat es offensichtlich selbst mitgekriegt. Und er hat sich seit Mathildas Tod am meisten verändert. Wenn er sie getötet hätte, dann wäre sein Motiv vermutlich gewesen, dass er sie los ist und in Ruhe mit Blaire zusammen sein kann. Was aber auch bedeuten würde, dass sein Plan nicht wirklich funktioniert hat, weil er noch immer nicht in Ruhe mit Blaire zusammen ist. Gleichzeitig hätten er oder Aidan Blaire von der Gelegenheit erzählen können, wobei sie dann dieselben Motive gehabt hätte wie Wes. Denn sie hat sich auch von mit distanziert, auch wenn das davon rühren könnte, dass sie selbst mit ihrer Trauer zu kämpfen hat.

Und dann ist Ephraim natürlich auch noch als möglicher Schriftsteller des Briefes erdenklich. Ich kann nämlich fast nicht glauben, dass er nicht verstanden hat, was da vor sich gegangen ist. Die Details unseres Gespräches sind mir nicht geblieben, aber Ephraim ist klug. Und er verwendet das immer für sich selbst. Er hat die Gerüchte nicht gestreut, weil er ahnungslos ist, sondern weil er sie so für seinen eigenen Zweck brauchen kann. Weil er das Geschehen steuern kann, wenn er steuert, was die Menschen denken. Manipulative Geschicklichkeit ist sein zweiter Vorname. Aber was für ein Motiv hätte er? Ephraim kriegt schon so alles, was er will. Dafür muss er niemanden umbringen.

Natürlich gibt es bei der Sache noch weitere Verfasser, welche möglich wären, aber ich kann davon niemanden beim Namen nennen, weil ich davon nichts mehr mitbekommen habe. Ephraim setzt sich zu mir, als hätte er gespürt, dass ich vor wenigen Sekunden noch an ihn gedacht habe. Sein Timing kennt wohl keinen Fehlschlag. Ich ziehe meine Augenbraue in die Höhe, während seine Präsenz jeden einzelnen Blick auf sich zieht. Manchmal vergesse ich, wie gerne die Menschen hier Ephraim ansehen. Tatsächlich verstehe ich den Punkt sogar...nur verfliegt sein ganzer Charme, sobald er den Mund aufmacht oder man sich an die Dinge erinnert, für welche er verantwortlich ist.

„Birkshire", begrüßt er mich. Ich spare es mir, ihm darauf zu antworten. Gerüchte sind nämlich seine Spezialität und er ist dafür verantwortlich, dass alle glauben, ich würde mit Aidan ins Bett gehen. Und mich dabei beschämen, während ich sogar am Kopf Schaden von dem Erlebnis davontragen muss. Manchmal frage ich mich, wie man so etwas glauben kann, wenn man selbst nur schon ein Fünkchen gesunden Menschenverstand in sich besitzt. „Wie ich sehe bist du nicht in der Stimmung zum Reden", stellt er etwas säuerlich fest und sticht seinen Strohhalm mit mehr Gewalt als nötig wäre in sein Apfelsaft Tetra Pak. Wieder warte ich darauf, dass er fortfährt. Ich habe mir vielleicht viel zu den Ereignissen überlegt, aber ich sehe auch ein, inwiefern Ephraim meine Mission stört. Denn was hat er bisher Nützliches gemacht? Er hat und vielleicht einen Weg ins Archiv gefunden, aber genau genommen haben wir dort gar nicht Mathildas Sachen gefunden, welche uns weitergebracht haben, sondern meine eigenen. Was wieder darauf hinweist, dass ich die eigentlichen Verdienste in diesem Team bringe. Und wozu brauche ich dann jemanden, welcher mir nur Steine in den Weg legt?

„Ich nehme an, dass wir austauschen wollen, was wir bei der Halloween-Party herausgefunden haben?", schlägt er sich räuspernd vor. Ich seufze und nicke langsam. So wie das klingt will er eher wissen, was ich herausgefunden habe. Er kann froh sein, dass ich ihm noch nicht die Hölle heiß gemacht habe, denn ich bin echt wütend auf ihn. „Du kannst beginnen." Ephraim sieht überrascht aus, dass ich überhaupt etwas zu ihm gesagt habe. Dass ich mich auf seine Spielchen einlasse. Nun, er muss eben noch herausfinden, dass alle ihre eigenen Spielchen haben. Es ist am einfachsten jemandem ein Schachmatt zu setzen, wenn der Gegenspieler das Gefühl hat, dass er gewinnt und nicht mehr vorsichtig ist. „Oh jetzt willst du doch mit mir reden? Das ist echt unhöflich von dir, Birkshire. Hat dir schonmal jemand gesagt, dass man andere Menschen nicht nur für die eigenen Zwecke brauchen soll?", umgeht er meinen Vorschlag, was meinen Punkt nur noch weiter bestätigt.

„Ich kopiere dein Verhalten doch nur. Kein Grund, die Nerven zu verlieren." „Ich dachte, dass wir normal reden könnten. Wie als wir gemeinsam in die Stadt gefahren sind." Wieso ist ihm das so wichtig? Natürlich möchte er nur einen Punkt unter Beweis stellen, aber was erreicht er damit denn bitte? Er hat seine Meinung über mich bereits deutlich gemacht, da muss ich nicht um ein normales Verhältnis oder einen Waffenstillstand zwischen uns betteln. „Hast du überhaupt gesucht, Ephraim? Oder wäre das an mir hängengeblieben? Wäre es meine Aufgabe gewesen, die Dinge zusammenzusetzen? Herauszufinden?", frage ich und lenke wieder auf das Thema hin, welches mich interessiert. Es ist so unendlich anstrengend, dass ich wir schon wieder aneinander vorbeireden. Es ist so anstrengend, dass ich schon wieder hier bin und ich alles hinterfrage, was ich gemacht habe. Was ich beschlossen habe, um mich nicht allein zu fühlen.

Vielleicht ist das ein weiterer Grund, wieso ich nicht mehr mit Ephraim zusammenarbeiten kann. Er hat mir das Gefühl gegeben, nicht allein zu sein. Er hat mir das Gefühl gegeben, dass ich meinen Verstand noch nicht vollends verloren habe. Auch wenn wir uns nicht unbedingt gut verstanden haben, es hat sich für einige Momente gut angefühlt. In seinen Armen zu tanzen hat sich verdammt nochmal hervorragend angefühlt, aber jetzt fühle ich mich so naiv, weil dieser Moment überhaupt noch in meinen Gedanken schwebt. Denn er hat offensichtlich kein Problem darin gesehen, eine Geschichte aus meinem schrecklichen Abend zu weben und mich zu einer Lachnummer zu machen, nachdem ich mich so lange aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit herausgehalten habe. Wesley hat immer dort hingehört. Und ich wurde nun in diese Position gezwungen. Von der einzigen Person, welche angedeutet hat, mich und meinen Schmerz auch nur annähernd zu verstehen.

„Du hast recht. Ich habe nichts Nützliches gefunden, weil sich niemand von meiner Befragungsliste mehr an die Ereignisse erinnern konnte. Aber inwiefern ist das meine Schuld? Manchmal führen Wege nicht dorthin, wo man es gerne hätte. Ich kann nicht steuern, was geschehen ist oder wer sich wieweit daran erinnert. Deshalb möchte ich gerne wissen, ob du mehr Erfolg hattest." Ephraim ist so angespannt, dass mich sein neutraler Tonfall noch überrascht. Er merkt langsam, dass ich nicht zum Spaßen aufgesetzt bin, und diese Realisation steht ihm gut. Anders als alles, was er bisher an den Tag gelegt hat. „Nein", lüge ich. Gott, die Angst, dass Wes oder Blaire in die Sache verwickelt sein könnten, treibt mich in den Wahnsinn. Trotz allem beschütze ich meinen Bruder nämlich noch. Nur weil er das Wort Loyalität nicht kennt, bedeutet das nicht, dass ich es ihm gleichtun muss. „Eine Sackgasse also", stelle ich fest. Ephraim würde mich vermutlich umbringen, wenn er erfährt, was ich für ein Spiel treibe. Aber er lacht nur bitter auf und fährt sich durch seine dunklen, dichten Haare.

„Das ist es also? Du bist frustriert, dass diese Sache nicht funktioniert hat, und gibst mir die Schuld dafür?" Er lacht wieder bitter auf und saugt dann so lange an seinem Apfelsaft, dass er bestimmt schon längst leergetrunken ist. „Nein, das ist es nicht. Ich sehe nur nicht ein, wohin diese Kollaboration führen soll, wenn du mir Steine in den Weg legst." Ich falte die Serviette, auf welcher mein Croissant gewesen ist, und trinke meinen Kaffee leer. Lasse ihm Zeit, darauf zu antworten. „Du hast also nur nach Gründen gesucht, um diese Sache abzubrechen", stellt er fest, als wäre ich das schlechte Teammitglied. Als hätte ich eine Grenze überschritten. Als hätte ich Gerüchte über ihn in die Welt gesetzt. „Nein, aber die Gründe sind mittlerweile so offensichtlich, dass ich sie nicht mehr ignorieren kann. Ich kann nicht mit jemandem zusammenarbeiten, wenn keinerlei Verlass auf diese Person ist."

Ephraim schluckt einige Male, während er auf die Tischplatte sieht und seinen Kiefer anspannt. Die Panik ist so deutlich an ihm abzulesen, dass es beinahe lächerlich ist. „Die Gerüchte waren doch nur ein Spaß, Birkshire. Wie hätte ich denn erklären sollen, dass ich dich mitten in der Nacht durch die Schule getragen habe?" Ich schnaube. Er findet einfach immer eine Entschuldigung für sein Ver-... „Wem hättest du das denn erklären sollen?", unterbreche ich meine eigenen Gedanken. Das könnte für mich alles verändern. Das könnte die Information sein, welche ich nicht habe, weil ich mein Bewusstsein verloren habe.

„Ist doch nicht so wichtig – aber wenn du's unbedingt wissen willst: Meine ganze Freundesgruppe bis auf Geoffrey hat sich in den Gängen aufgehalten und wurde genau wie wir auch auf den Gängen erwischt und vor Mrs. Abbot gebracht. Du kannst dir ja vorstellen, wie das ausgesehen hat. Meine...Abdrücke waren auf deinem ganzen Körper." „Und du hast dich selbst gerettet. Herzlichen Glückwunsch. Du bist ein wundervoller Partner-Detektiv, Thornbury. Es ist unendlich kreativ von dir gewesen, mich den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen, um selbst nicht in die Klemme zu kommen. Ist dir denn nicht klar, dass ich genau deswegen nicht mit dir zusammenarbeiten kann?"

Wieder spannt er sich am ganzen Körper an, während ich mir meine Freude nicht anmerken lasse, denn er hat mir gerade wichtige Informationen weitergegeben, ohne es zu realisieren. Also weiß ich jetzt, dass es rein theoretisch noch weitere Personen gibt, welche mir die Briefchen schicken könnten. Aber ich stürze mich nicht so schnell in die Hoffnung – zuerst muss ich herausfinden, ob Blaire und Wes dafür verantwortlich sind. Denn wenn ja, dann werde ich mit diesem Fall in einer neuen Art von Klemme festsitzen. „Das ist es also? Du gibst den Fall auf, weil du wütend auf mich bist?", reißt mich Ephraim aus meinen Gedanken. Ich rolle nur mit den Augen und erhebe mich dann. „Nein, ich gebe die Zusammenarbeit mit dir auf, weil ich es satt bin, dass du ständig Dinge tust, um mir zu schaden. Du bist dabei zwar unendlich kreativ und überzeugend, aber sowas kann ich nicht brauchen. Wir werden am Ende sehen, wer sich allein besser geschlagen hat."

Ephraim verzieht das Gesicht, welches mittlerweile vor Zorn ganz rot ist. „Möge der oder die Bessere die Wahrheit zuerst finden", kündigt er mir an, ehe er selbst aufsteht. Ich nicke ihm zu, drehe mich um und verschwinde. Wenn er glaubt, dass ich ihm die Möglichkeit überlasse, als erster zu gehen, dann hat er sich mächtig geschnitten. Also steht es nun offiziell 1:0 für mich. Das wird ein wundervoller Tag.

Uiii damit wird es wieder angespannt zwischen den beiden...

Hat Helena überreagiert?

Und wieso hat Ephraims das wohl getan?

Hat euch das Kapitel gefallen?

Habt ein schönes Wochenende und bis bald 💓

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