sechs

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,,..und dann, Abgang!", rief sie mit einem euphorischen Lächeln, ein kleines Wölkchen aus Glitzer explodierte um sie herum. In der nächsten Sekunde stand sie nicht länger in der Mitte der Bühne.

,,Das war ziemlich gut für die Generalprobe vor der Generalprobe", stellte Hoseok mit einem konzentrierten Blick in seine Bildschirme fest. Auf keiner der Aufnahmen war zu erkennen, wie die junge Illusionistin sich ihren Weg unter der Tribüne bis hin zu ihrem Assistenten gebahnt hatte.

Sie hat den aufgeweckten Typen auf eine ganz witzige Weise kennen gelernt; Sie hat ihn gerettet, bevor er sich vor einem kleinen Mädchen blamieren konnte. Damals war sie zufällig durch das Jammern eines Kindes auf ihn aufmerksam geworden, als er versuchte die halbe Portion vor sich zu beruhigen. Ein Plüschhasen hat er ihr zaubern wollen, das endete dann allerdings in einer Katastrophe aus Stoff und Füllmaterial. Sie war dann eingesprungen und hat das Mädchen stattdessen ein echtes Kaninchen aus seinem Rucksack ziehen lassen. Die großen Augen der Kleinen waren Belohnung genug gewesen, doch sie bereute es bis heute, kein Foto von dem verdutzten Gesichtsausdruck Hoseoks gemacht zu haben. Dieses hätte sich bestimmt gut in einem Bilderrahmen gemacht.

Die Beiden befanden sich in einer riesengroßen, verlassenen Lagerhalle in einem vernachlässigten Ortsteil der Stadt. Keine Menschenseele weit und breit - die besten Bedingungen, um eine Show vorzubereiten. Seit einigen Tagen nun schon, bauten sie gemeinsam alles hier auf. Der Standort wechselte mit jeder Show, die sie gaben. Und der Ort für die Performance wurde den Fans immer erst in letzter Minute online mitgeteilt. Trotz dessen, platzten die Säle seit einigen Wochen beinahe, da sich immer mehr Menschen für die junge Darstellerin begeisterten.

,,Ziemlich gut ist mir nicht genug, wie du weißt", bemerkte sie mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck und schnappte sich die Wasserflasche vom Schreibtisch, an welchem ihr Kollege saß und sich jede Perspektive ein weiteres Mal vornahm. Es musste perfekt sein, so wie in jeder der bisherigen Vorstellungen. Ein Fehler durfte nicht passieren, nicht in diesem Business.

,,Du machst dir echt zu viele Gedanken darüber, Sunny. Dir werden eh 50% der Besucher auf deinen Hintern starren, der in deinem Bühnenoutfit viel zu deutlich präsentiert wird. Niemand wird wirklich auf das Drumherum achten."

Sie lies sich in den Sitzsack neben dem Tisch fallen, überschlug die Beine und trank die halbe Flasche in einem Zug leer, ehe sie leise seufzte und schief grinste: ,,Selbst wenn dem so sein würde, die anderen, weiblichen 50% werden es nicht tun."

Sie drehte die Wasserflasche in ihren Händen herum, wie die Flüssigkeit in ihr hin und her schwappte. Lautlos, kein Geräusch von sich gebend, fließend und je nach Ausgangssituation in einer anderen Position. So musste auch sie sich verhalten. Sie musste sich bei jeder ihrer Shows darum bemühen, die pure Perfektion abzuliefern. Dabei durfte sie nicht außer Acht lassen, dass die perfekte Performance von ihr und das Wahr werden lassen von Träumen zwei Dinge sind, die unterschiedlich zu betrachten waren. Das Publikum erwartete nur Letzteres. Eine hervorragende Künstlerin gehörte mit vollster Sicherheit dazu, keine Frage.

,,Aber du bist mehr als nur verdammt gut", beharrte Hoseok weiterhin auf seiner Aussage.

,,Ich hab schon unzählige Male Möchtegern-Magiern unter die Arme gegriffen und auch ganz großen Namen, als rechte Hand irgendwie ausgeholfen. Jedes mal konnte ich direkt den gesamten Trick durchschauen, die Akteure waren für mich nur jämmerliche Versager, die vergeblich versuchten ihren Dreck als Zauberei an den Markt zu bringen-"

,,Ich denke du gehst jetzt ein kleines Bisschen zu weit", unterbrach sie ihn und sah ihn verwirrt an, ihre Augenbrauen waren überrascht in die Höhe gezogen. Doch Hoseok machte seine Meinung weiterhin in Form von leidenschaftlichen Formulierungen deutlich.

,,Ich denke nicht. Denn ich denke, dass du immer noch die Erste und Einzige bist, die das Zeug dazu hat, die Leute auf eine schöne Weise zu täuschen. Das, was du und zeigst, ist nicht immer was Neues, das gebe ich zu, aber wie du es uns präsentierst... ich meine, du gibst einem das Gefühl, das genau in diesem Moment alles möglich ist. Wirklich alles, egal wie tief man gesunken war oder ist. Das bist einfach du. Du bist geboren dafür, Sunny. Du kannst das. Ich glaube an dich."

,,Danke, Hoseok. Dankeschön", flüsterte sie. Er lächelte zufrieden und schaute erneut zielstrebig nach irgendwelchen Hinweisen in den Aufnahmen, die ihren Abgang für das menschliche Auge begrifflich machen könnten. Aber der Glitzer, das Konfetti hat ganze Arbeit geleistet. Es war nichts zu erkennen. Er war zufrieden, dies fest zu stellen. So froh darüber, dass ihm nicht auffiel, wie sie in diesem Moment über sich dachte.

Er hatte ihr geschmeichelt, von ihr geprahlt. Sie sollte sich besonders fühlen, irgendwie anders, stärker, besser. Sie sollte IRGENDETWAS Positives verspüren, doch stattdessen waren es wieder diese Gedanken, die an ihr nagten. Gedanken, die einen ab und an verzweifeln ließen. Sie gab den Menschen das Gefühl, das Unmögliche möglich zu machen. Doch durfte sie das überhaupt? War es ihr gestattet, sich so großartig aufzuspielen, wo doch eigentlich alles was sie tat, darin bestand, eine Lüge mit ein bisschen Konfetti und Hintergrundmusik so darzustellen, dass sie wie etwas ganz und gar Zauberhaftes wirkte. Sollte sie deswegen stolz auf sich sein?

Sie räusperte sich und stand dann schwungvoll auf, stellte die Wasserflasche zurück auf den Schreibtisch. Ja, das sollte sie. Ja, das durfte sie. Das musste sie, für Alles, was ihr noch bevorstand. Und sie würde ihre Ziele erreichen, komme was wolle.

,,Du gehst schon?", fragte der Dunkelhaarige, der sich nebenbei an einem ganzen Haufen Süßkram erfreute. Sie nickte nur einmal und nahm sich ihr Jacke, ihre Tasche. Als sie an ihm vorbei ging, fuhr sie ihm kräftig durch das Haar, brachte ihn zum Fluchen. Eigentlich hasste er es. Eigentlich musste er dies schon kennen, denn sie tat es jedes Mal, bevor sie ging. Eigentlich. Aber es war zu einem Ritual geworden, dass er danach genervt sein Haar wieder richtete und sich bei ihr ein warmes Bauchgefühl breit machte.

,,Warte!", rief er ihr hinterher, während sie nicht innehielt und entspannt weiterhin den Ausgang der großen Lagerhalle anvisierte.

,,Wann treffen wir uns, um di-"

Er verstummte. Sie verließ grinsend die Halle, machte sich auf den Weg nach Hause. Hoseok hat fragen wollen, wann genau sie sich denn jetzt für die Generalprobe treffen wollen, am Tag der Show. Und sie hatte ganz beiläufig eine Jokerkarte mit der auf der Rückseite stehenden Uhrzeit in die Mitte von einem seiner Bildschirme gepinnt. Er hat es dann auch bemerkt, war daraufhin verstummt.

Oh ja, sie war gut, sehr gut. Beherrschte die Täuschung besser als sie ihre Realität im Griff hatte. Auch wenn es gefährlich war, so zu leben, ihr war es das wert. Denn die Beste zu sein, forderte einige Opfer.


Jung Hoseok

Sunnys Assistent und angehender Lehrling im Gebiet der Täuschung und Magie. Er sieht sie wie ein Idol, unterstützt sie in jeder Sache vollkommen. Es gibt kaum etwas, dass er nicht für sie tun würde.

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