34 - Ein Phönix aus der Asche

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˚☾⋆

Das Mondfieber, das mich in der Nacht überkam, schickte mich beinahe zum Schnitter.

Auf schwankenden Beinen wimmelte ich Lyra ab, die mir Wadenwickel um die Unterschenkel binden wollte. Zwiebelgestank frühmorgens konnte mir den Magen in Windeseile umdrehen. Insbesondere, wenn mir eh schon so übel war.

„Es wird schon gehen! Jetzt lasst mich!"

Sie zerrte mein Bein zu sich, sodass ich fast das Gleichgewicht verlor und zu Boden fiel.

„Du hast noch immer Fieber!", zischte sie mich an.

„Das wird vergehen."

Ich entkam ihren Fingern und huschte zur Tür, doch Thorne stellte sich mit verschränkten Armen in den Weg. Auch er wies gerötete Augen auf. Dass ich den beiden eine schlaflose Nacht verpasst hatte, tat mir unendlich leid und ich wollte nicht, dass sie sich länger um mich kümmern mussten.

Es war schon schlimm genug gewesen, nach meinem Albtraum das Bewusstsein wiederzuerlangen und festzustellen, dass ich am Boden lag, während Lyra und Thorne sich mit panischer Angst in den Augen über mich beugten.

Das alles hätte nicht passieren dürfen.

Thorne schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, Goldie, aber das Risiko werde ich nicht eingehen."

„Es. Wird. Vergehen!", presste ich zähneknirschend hervor.

Das tat es schon immer. Das Fieber würde abflauen.

„Wird es nicht", hielt Thorne dagegen. „Deine Haut glüht immer noch!"

Wenn ich könnte, würde ich diesen Klotz überwältigen, um aus diesem Haus zu kommen, nur fehlte mir dafür leider die Kraft.

„Wird es doch!"

„Du hast nicht mehr geatmet!", rief Lyra so laut, dass ich mich erschrocken zu ihr umdrehte. „Erst hast du wirre Dinge gemurmelt. Dann hast du geschrien wie am Spiess und gefleht." Lyras Kinn zitterte. „Faye, du hast uns angefleht, dich nicht zu schlagen!"

Ich zuckte zusammen. Das hatte ich im Schlaf gesagt?

„Es war, als stürbest du!"

Tränen kullerten über die Wangen meiner Freundin. Völlig erschrocken darüber, zog ich sie in meine Arme. Sie schluchzte auf und presste sich zitternd an mich.

„Ich wusste nicht, wie ich dir helfen konnte! Weder die Weidenrinde noch die Wadenwickel haben was bewirkt. Du lagst einfach nur da und wurdest immer schwächer."

Oh. Dass es so schlimm gewesen war, hatte ich nicht bedacht. Mir war bewusst, dass ich schlafwandelnd einen gruseligen Eindruck machte — für jeden, der mich erwischte. Das war einer der Gründe, warum man mich Zuhause an mein Bett gekettet hatte.

„Es tut mir leid, dass du das sehen musstest", murmelte ich und drückte Lyra fester.

Sie wurde von einem heftigen Schluchzer durchgeschüttelt, doch sie klammerte sich an mich, als wäre es das letzte Mal, dass sie das konnte. Dann spürte ich plötzlich Thornes Hand auf meiner Schulter. Sie war kalt.

„Du solltest dich wirklich wieder hinlegen, bis wir dieses Fieber in den Griff bekommen haben. Lycan wird das Training ausfallen lassen, wenn er dich so sieht."

Ich löste mich aus der Umarmung mit Lyra und schüttelte den Kopf. Obwohl sich die Sache mit Lycan mit meinem Kuss nur verkompliziert hatte, wollte ich die Einheiten mit ihm nicht missen. Lange genug hatte ich darauf warten müssen. Das wollte ich jetzt bestimmt nicht wieder wegen eines lausigen Fiebers verlieren!

„So merkwürdig das auch klingen mag, aber ich kenne es nur so. Ich lebe mit diesem Zustand schon eine ganze Weile. Das Beste ist, wenn ich dem Fieber keine Beachtung schenke und den Tag in Angriff nehme, als wäre ich gesund."

Dass Eisbäder und Gürtelhiebe normalerweise auch zu diesen Tagen dazugehörten, erwähnte ich nicht. Das durfte getrost alleine Lycan wissen.

Lyra blieb untröstlich, doch ich schaffte schlussendlich, sie und den langen Wolfsmann davon zu überzeugen, dass das Beste für mich eine Tasse Kräutertee und ein reichhaltiges Frühstück von Farkas sei.

Ich musste schleunigst aus dieser Hütte, denn ich wollte nicht, dass sie mich wie ein kränkliches Fohlen behandelten. Mein Kopf wummerte zwar wie der Hohlkörper einer Trommel, aber auch das würde vergehen.

Irgendwann.

⋆☽˚。⋆

Als wir in Farkas' Hütte traten, empfing uns aufgeregtes Murmeln. Mein Herz machte einen Hüpfer.

Dort, auf dem riesigen Bett, sass Ash. Aufrecht, die Augen offen und mit Farbe im Gesicht. Keine bleiche Wachsfigur, die zwischen dem Totenreich und unserer Welt balancierte, sondern Ash. Unser Ash!

Sorrel, Wren und Faolan standen um ihn herum und redeten alle gleichzeitig auf ihn ein. Seine Wölfin lag eingerollt am Ende des Bettes. Ash drehte den Kopf in unsere Richtung und als sich unsere Blicke kreuzten, begann er zu grinsen.

„Ash!"

Ich sprang nahezu in seine Arme. Lyra tat jauchzend dasselbe. Der Zwilling liess sich von uns zerdrücken, ehe wir uns von ihm lösten und er uns aufmerksam musterte.

„Du hast dir aber Zeit gelassen!", meckerte Lyra und kniff ihm in die Wange.

„Wie fühlst du dich?", fragte ich und nahm seine Hand in meine.

Unwillkürlich sah ich uns wieder unter den Ästen der Trauerweide sitzen. Fröhlich feiernd, betrunken und unbeschwert — bis Beorns Biester kamen und die Nacht zerrissen. Ich spürte den Druck auf meinem Brustkorb, als presste mich der riesige Bär mit seinem Gewicht auf meinem Rücken wieder in die Erde. Das Atmen war mir abhandengekommen und ich wäre erstickt, wenn Ash nicht da gewesen wäre und sich geistesgegenwärtig auf den Bären geworfen hätte. Dieser furchtlose Zwilling hatte sein Leben für mich aufs Spiel gesetzt.

Keine Worte, die mir bekannt waren, keine Floskel meines Volkes würde genügend ausdrücken können, wie dankbar ich ihm war. Ich konnte es ihm nur zeigen, indem ich seine Hand hielt und für ihn da war, bis er wieder selbst auf seinen kräftigen Beinen stehen konnte.

Ashs Augen glitten zu unseren verkeilten Händen, dann entzog er sich mir und berührte mein Gesicht. Seine Handfläche legte sich erst an meine Wange, dann auf meine Stirn. Irritation zuckte über seine Gesichtszüge, doch er blieb stumm.

„Er kann noch nicht sprechen", erklärte Sorrel stellvertretend für seinen Bruder. „Seine Stimmbänder sind noch nicht verheilt."

Mein Blick fiel auf Ashs Kehle und die schreckliche Narbe, welche die Bärenklaue dort hinterlassen hatte. Die Haut war noch hellrot, aber die Wunde hatte sich gut verschlossen.

„Oh", sagte Lyra schniefend. Sie wischte sich mit dem Ärmel über das verquollene Gesicht. „Dann können wir uns ja gar nicht seine dummen Sprüche anhören. Wirklich schade..."

Wren und Faolan grunzten leise. Ashs Miene wurde frostig, aber nur für einen Herzschlag, dann grinste er wieder und wir verfielen alle in ein gelöstes Lachen.

„Das bleibt uns zum Glück noch eine Weile erspart!", sagte Sorrel, der Ash einmal zärtlich die Haare verstrubbelte.

Ashs braune Haarpracht stand ihm zu allen Seiten ab und liess ihn eher wie ein kleiner Junge aussehen, als einen erwachsenen Mann, der einen Bärenangriff überlebt hatte.

„Luna ist gnädig mit uns!", keifte Faolan, wofür er von Ash einen sanften Fausthieb in die Schulter erntete.

Da mischte sich Farkas ein und rief uns zum Frühstück: „Hört auf zu kuscheln, Kinder. Es gibt Futter!"

Ash hatte anscheinend bereits seine Portion erhalten, als er in der Früh erwacht war und so setzte sich mein Rudel um die grosse Tafel. Ash hielt mich zurück, als ich vom Bett aufstehen wollte. Sein Griff um mein Handgelenk war stark, aber nicht wie früher. Seine ursprüngliche Kraft hatte er noch lange nicht zurückerlangt.

„Was ist?", fragte ich.

Seine Augen pendelten zwischen meinen hin und her und ich sah darin eine dringende Frage. Abermals legte er seine Hand an meine Stirn und dann formte er mit den Lippen die Worte, die er nicht laut aussprechen konnte.

„Dein Wolf?"

Das Fieber war wohl wirklich so einfach zu erfühlen. Wem machte ich hier eigentlich etwas vor? Ich sass in einer Hütte voller Wolfsmenschen mit ausgeprägten Sinnen. Einer würde es hören, riechen, schmecken, sehen oder fühlen, wie es mir ging.

Ich presste die Lippen fest aufeinander und schüttelte den Kopf.

„Immer noch nicht. Hatte wieder Mondfieber diese Nacht. Anscheinend sehr hohes Fieber."

Meine Worte waren nur ein Flüstern. Ashs Blick füllte sich mit Kummer und ich bereute sofort, es ihm erzählt zu haben. Er brauchte Ruhe. Mein miserabler Zustand durfte ihn nicht zusätzlich belasten.

Ash blickte mir tief in die Augen und ich meinte, Entschlossenheit darin zu sehen. „Du wirst ihn finden", artikulierte er mit den Lippen. „Glaube daran."

Das wollte ich. Mit ganzem Herzen. Nur neigte sich meine Geduld allmählich ihrem Ende zu. Wie lange sollte ich denn noch auf ihn warten? Waren fünf Sommer nicht genug?

„Ich hoffe es", flüsterte ich.

In dem Moment erhob sich Ashs Wölfin Raha und streckte sich. Sie schenkte mir kleine, zärtliche Küsschen, als sie bemerkte, dass ich am Krankenbett ihres Gefährten sass. Das lockte ein Kichern aus mir heraus.

Wolfsküsse gehörten definitiv zu meinen Favoriten.

Ich kraulte ihren schönen weiss-grauen Pelz am Hals, bis sie genug hatte und zum Esstisch trottete, um die Essensreste, die auf den Boden fielen, zu erwischen. Lächelnd sah ich ihr nach.

Ash schob mich von der Bettkante und deutete mir an, dass ich mich zu den Chaoten am Esstisch gesellen solle. Er wirkte plötzlich wieder müde und brauchte wahrscheinlich mehr Schlaf. Ich liess ihn sein und setzte mich an den vollen Tisch.

Farkas hatte gebratenen Speck mit Eiern, Brot, Butter, Honig und frische Milch bereitgestellt. Mein Rudel machte sich darüber her wie gefrässige Ratten. Ich bat den Riesen darum, mir etwas Tee aufzukochen. Er bedachte mich eines prüfenden Blickes, doch dann tat er wie geheissen, ohne weitere Fragen zu stellen.

Lyra kroch Thorne auf den Schoss und rührte nichts an. Ihr war nach dieser Nacht wohl nicht nach Frühstücken zumute.

Wren und Faolan schien es besser zu gehen. Die beiden kicherten miteinander, fast wieder wie vor dem Angriff und auch Sorrel wirkte viel unbeschwerter, nun, da sein Zwillingsbruder wie ein Phönix aus der Asche wiederauferstanden war.

Farkas' bauchiges Lachen hallte durch den Raum und hätte mich beinahe angesteckt, wenn da nicht Lycan gewesen wäre, der in dem Moment in die Stube trat.

Eisblaue Augen fanden mich im vollen Raum, als sässe ich hier ganz alleine. Das reichte ihm, um zu merken, dass etwas mit mir nicht stimmte. Seine Nasenflügel weiteten sich. Vermutlich roch er gerade, wie verschwitzt ich war.

Mist! Hätte ich mich doch bloss kurz abgeschrubbt, dann wäre mein Geruch nicht so verräterisch.

Thorne schob Lyra zur Seite und sprang von seinem Stuhl, um Lycan abzufangen, bevor er sich seinen Weg zu mir hätte bahnen können.

Ich machte mich vorsichtshalber bereits kleiner am Tisch.

Lycan legte den Kopf schief, um Thornes Geflüster zu horchen, die Augen hielt er unaufhörlich auf mich gerichtet. In mir wuchs das Bedürfnis an, mich aus seinem fesselnden Blick winden zu wollen, doch es gab kein Entkommen.

Er wusste nichts von meinem Fieber, denn Thorne und Lyra hatten ihn in der Nacht nicht geholt, als sie mich vor Schmerzen und Fieber schreiend am Boden gefunden hatten. Warum sie das nicht getan hatten, musste ich nicht wissen — vermutlich, weil sie ihn mit solchen belanglosen Dingen nicht belasten wollten.

An dem Entsetzen, das sich nach und nach über Lycans Gesicht legte, erkannte ich, dass sein Freund ihm von den Ereignissen in der Nacht berichtete. Ich hoffte doch sehr, dass Thorne die schlimmen Details ausliess. Mir zuliebe. Allerdings wurde ich bitter enttäuscht.

Lycan sah geradezu erschüttert aus.

Meine Kehle wurde trocken. Sola würde mir beistehen müssen.

„Faye?" Lycans Stimme hatte etwas Dringliches. „Du kommst mit mir raus. Jetzt sofort!"

Da es keinerlei Platz für Widerspruch in seiner Forderung gab, erhob ich mich wortlos, stopfte mir noch ein Ei in den Mund und schlürfte ein paar Mal an meiner Teetasse. Lyra setzte zum Protest an, doch ihr Bruder hörte nicht hin. Er marschierte einfach nach draussen und ich folgte ihm.

Vermutlich würde er mich gleich persönlich ins Grab eskortieren, denn er sah tatsächlich so aus, als wollte er mich ermorden.

⋆☽˚。⋆

Die Tür fiel zu und das fröhliche Geschnatter ging drinnen weiter.

Ich wollte mit einer Erklärung ansetzen, da nahm mich Lycan an der Hand und schleppte mich hinter Farkas' Hütte. Zischend liess er mich los, als hätte er sich an mir verbrannt.

„Wie kannst du noch stehen?"

Ich kam gar nicht dazu, zu antworten, da zog er mich bereits an seinen Körper. Seine Hände tasteten über meine Stirn und meine Wangen. Sie fühlten sich angenehm kühl an, doch es kam mir so vor, als würden sie beben. Aber vielleicht täuschten mich auch einfach meine Sinne, denn draussen an der frischen Luft spürte ich das Pochen des Fiebers plötzlich viel deutlicher an meinen Schläfen.

Meine Haut, meine Muskeln, meine Knochen schienen Feuer zu fangen. Ich merkte es erst jetzt.

„Faye, du brennst."

Ich schob mich von ihm weg, denn in seiner Nähe traute ich mir selbst nicht mehr, doch er schien mich nicht loslassen zu wollen.

„Is' nur bisschen Fieber."

Meine Zunge war plötzlich lahm geworden.

„Nich' so tragisch."

Die Kerbe zwischen Lycans Augenbrauen wurde tiefer. Er nahm mir keine einzige Silbe ab.

„Mach es nicht kleiner, als es ist. Thorne meinte, du wärst dem Tode nahe gewesen. Hattest du die ganze Nacht Fieber und jetzt ist es noch immer nicht verklungen?"

Ein dumpfes Klopfen in meinem Schädel raubte mir die Fähigkeit, Lycan zu antworten. Stattdessen schaffte es nur ein leises Brummen über meine Lippen und ich musste mich an diesen starken Körper lehnen, der mich umschlossen hielt.

„Hmm."

„Faye?" Er tätschelte meine Wange. Erst vorsichtig, dann etwas kräftiger. „Faye!"

Oh, ich hatte die Lider geschlossen. War mir gar nicht aufgefallen.

Ich blinzelte zu ihm hoch und starrte in ein frostblaues Meer, in das ich am liebsten eingetaucht wäre. Er war noch schöner, wenn er so streng schaute. Diese Intensität trat in seine Züge, die förmlich schneiden konnte.

„Was kann ich tun?", fragte er.

Mein Blick glitt auf seine Lippen. Diese weichen, fordernden Lippen, die ich gestern geküsst hatte, aber nie wieder durfte. Ich seufzte.

„Wenn mich mein Wolf nich' will, dann werd' ich wohl am Fieber sterben müss'n."

Lycans Augenbrauen zogen sich zusammen. „Das wird nicht passieren."

Der Schutz seiner Arme löste sich von mir und dann wurde ich an der Hand davongezerrt. Meine Sicht verschwamm zu einer Mischung aus dunklen Farben, als sässe ich in einer Kristallkugel und blickte durch das milchige Glas nach draussen. Braun, grün, schwarz. Die erdigen Töne des Waldes.

Ich vernahm noch aus der Ferne, wie Lycan eine Tür aufstiess, mich allerdings nicht hineinzog, sondern allein in einem dunklen Loch verschwand. Ich schwankte und suchte Halt.

Dann waren da plötzlich wieder seine Hände. Ich kannte mittlerweile das Gefühl von ihnen auf meiner Haut. Behutsam und so, so fähig.

„Hm", seufzte ich.

Er wollte mir etwas zwischen die Lippen schieben, aber ich drehte den Kopf weg. Mir war nicht nach Essen.

„Faye, ich flehe dich an. Bitte iss die Weidenrinde."

Warum klang er so verzweifelt? Ich blinzelte und das Bild von ihm setzte sich wieder zusammen. Er stand vor mir und hielt mir ein Stück der fiebersenkenden Arznei hin.

„Bitte. Ich kann dich nicht nochmal—"

„Was ist hier los?"

Die tiefe, dominante Stimme des Chiefs liess Lycan zu Stein erstarren.

Seine Hände liessen augenblicklich von mir ab und ich suchte vergebens nach Stabilität. Er rückte weg, weshalb ich mich an dem festhalten musste, was mir seiner statt zwischen die Finger kam: Einen Ast oder einen Baum. Ich wusste es nicht genau, aber ich klammerte mich daran fest.

Dumpfe Schritte erklangen und dann trat das tote Auge des Chiefs in mein Blickfeld.

„Was ist mit ihr?"

Lycan zögerte, als wäre es ihm unangenehm, vor seinem Vater zu sprechen.

„Sprich schon, Sohn! Ich weiss, dass sie noch ohne Wolf ist. Sie hatte den Mut, mir die Wahrheit selbst zu sagen."

Es entstand eine Pause. Dann: „Sie hat Mondfieber." Lycans Stimme klang gepresst.

Ich fühlte die eisigen Stiche, welche die Augen des Chiefs auf meiner Haut hinterliessen.

„Die herkömmlichen Mittel haben nicht geholfen?"

„Nein."

„Dann muss sie in den Fluss."

Lycan sog scharf die Luft ein. „Das könnte sie töten."

Ein weiterer Schlag hallte durch meinen Kopf, als hätte jemand mit einem Hammer auf einen Amboss gehauen.

Finger legten sich an mein Kinn. „Sie ist dem Tod schon viel zu nahe. Es ist der einzige Weg, den es gibt."

„Es wäre ein zu grosser Schock für ihren Körper!", wandte Lycan ein.

Ich drehte mich in die Richtung, aus welcher ich seine Stimme gehört hatte.

„Ein kaltes Bad könnte sie aber auch retten", erwiderte der Chief. „So haben wir es früher gemacht. Die alten Bräuche haben ihre Daseinsberechtigung."

„Nein!"

Der Chief bewegte sich und Stoffe raschelten, Leder knirschte. „Dann flehe Luna um Gnade, wenn du tatenlos bleiben willst."

Es folgte Stille, in welcher ich mit meinem Gleichgewicht kämpfte, denn nun konnte ich nicht mehr vernehmen, wo sich die Männer befanden. Auf einmal lagen zwei schwere Hände auf meinen Schultern und ich glaubte, das zerkratzte Gesicht des Chiefs vor mir zu erkennen.

„Richte den Blick nach innen und du wirst deinen Wolf finden."

Mit diesen Worten liess er von mir ab und marschierte davon. Schwindel packte mich und zerrte an meinem Oberkörper. Ich konnte spüren, wie mein Bewusstsein langsam losliess.

„Lycan?", hauchte ich.

Ich suchte mit ausgestreckten Händen nach ihm. Seine Finger streiften mich und verkeilten sich in meine. „Ich bin hier."

„Bring... mich zum Fluss. Es wird... helf... helfen. Ver...sproch'n."

Mehr ging nicht, denn meine Beine gaben nach und ich fiel ins Feuer.

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Author's notes: 

Es wird akut. Faye muss jetzt wirklich ihren Wolf finden, sonst überlebt sie das nicht länger... Vielleicht taucht er ja im nächsten Kapitel auf? Wärt ihr dafür? 

Und wer freut sich über Ashs Wiederauferstehung? Zum Glück haben ihn die Göttinnen nicht geholt... phu!

Habt eine tolle Restwoche!

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