17: So kalt wie Eis

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Jake und ich erreichten das kleine Waldstück als Erste. Ich hatte mich bereits darauf eingestellt sofort mit Feuerbällen um mich zu werfen. Doch stattdessen lag das Waldstück verlassen vor uns. Jake ging misstrauisch voran, seine Füße hinterließen Abdrücke im feuchten Uferschlamm.

"Hallooo? Aiden?"

Jake warf mir einen bösen Blick zu, aber ich zuckte nur mit den Schultern. Einer musste schließlich damit anfangen, nach ihm zu suchen. Und tatsächlich, kurze Zeit später trat Aiden aus dem Unterholz. Seine braunen Haare standen in alle Richtungen ab und seine blauen Augen stachen fiebrig aus seinem bleichen Gesicht heraus.

"Jake! Mia! Oh... oh... das alles tut mir wirklich leid..."

Jake hielt in seiner Bewegung inne und blickte sich zu Aiden um.

"Wo ist jetzt Rose? Bitte sag mir nicht, dass ich umsonst hier heraus gekommen bin."

Aiden antwortet nicht und ich hatte mit einem Mal ein ganz, ganz schlechtes Gefühl.

"Okay, was ist hier wirklich los?", fragte ich.

Aidens Unterlippe zitterte.

"Es tut mir Leid... Ich wollte dich nicht hier her locken... es hat mich dazu gebracht..."

"Wer?"

Jake machte einige Schritte auf ihn zu. Es war beinahe, als würde die Erde sich vor seinen Füßen absichtlich glatt drücken, damit er sich gleichmäßig und elegant bewegen konnte. Aber wahrscheinlich war der Boden hier einfach nur von Natur aus ebenmäßig.

"Wer hat dich dazu gebracht was zu tun? Rose? Sie ist ein manipulatives Miststück, Aiden. Du darfst dir von ihr nichts sagen lassen!"

Ich erwiderte nichts darauf. Aiden hatte es gesagt, nicht sie. So als würde er von einem Gefühl sprechen. Oder einem Element. In diesem Moment knackte es im Unterholz. Ich spürte wie sich meine Hände automatisch zu Fäusten ballten und spürte, wie sie heiß wurden. Ich konnte das Wasser hinter mir spüren, die Erde unter meinen Füßen spüren und die Luft um mich herum, als wären sie ein Teil von mir. Was in gewisser Weise ja auch wahr war. Das alles war ein Teil von mir, ein schwierig zu beherrschender und gefährlicher Teil. Doch es war niemand gefährliches. Oder zumindest niemand, von dem ich dachte, dass er gefährlich war.

Wendy trat aus dem Schatten.

Ich ließ meine Hand sinken und entspannte mich langsam. Was auch immer hier vor sich ging, offenbar hatte es doch nichts mit Rose zu tun. Die einzigen Personen, neben Jake und mir, die sich hier befanden waren Wendy und Aiden. Und sie waren beide meine Freunde. Sie würden mit beide nichts tun.

"Was... Warum..."

Jake schien diese Situation genauso wenig zu verstehen, wie ich. Und ganz untypisch für ihn schien er auch nicht zu wissen, wie er danach fragen konnte. Doch er versuchte auch gar nicht einen vollständigen Satz zu bilden. Denn als er sich zu mir wandte weiteten sich seine dunklen Augen erschrocken.

"Mia!", rief er und es schien fast als würde er im nächsten Moment auf mich zu stürmen.

"Mia, geh von dem Wasser weg!"

Er klang panisch. Und erst da realisierte ich, dass ich bereits knöcheltief in dem kleine See stand. Ich musste mich unbewusst immer weiter darauf zubewegt haben. So unbewusst, dass ich nicht einmal bemerkt hatte, wie sich meine Schuhe und meine Socken voller Wasser gesaugt hatten.

Das alles war passiert, während ich Wendy angeguckt hatte.

Die Erkenntnis brach über mich, wie eine Flutwelle und raubte mir für ein paar Sekunden die Atemluft. Rose hatte bereits zwei Elemente beherrscht, aber es waren nicht Wasser und Feuer gewesen. Sondern Wasser und Luft. Phil, der obwohl er nicht schwimmen konnte ins Wasser gesprungen war, Wendy, die immer wieder hatte durchsickern lassen, dass sie ihn nicht besonders mochte. Luft war das Element des Geistes und der Willensstärke.

Und beides konnte sie als Luftschatten zumindest in Teile beherrschen. Kaum hatte ich diesen Gedanken zum ersten Mal in meinem Kopf vollständig formuliert, wusste ich, dass er wahr war.

Scheiße. Scheiße. Scheiße.

Wo blieben Phil, Alice und Nady? War ihnen etwas zugestoßen? Warum war Phil nicht hier?  Ich wollte aus dem Wasser herauskommen. Ich wollte es wirklich, versuchte es immer wieder, aber es war unmöglich. Beinahe als hielte mich eine unsichtbare Macht fest. Und als würde eine kleine fiese Stimme in meinem Kopf immer wieder das Gleiche murmeln. Dass ich es doch auch wollte. Dass ich doch wusste, dass es so kommen musste. Verdammt! Ich fühlte mich wie in einem schlechten Film. Und was tun Protagonisten in schlechten Filmen? Richtig. Mit ihrer Superprotagonistenhaftigkeit den Tag retten. Und genau das hatte ich auch vor. Ich atmete tief ein und aus und versuchte mich auf die Luft um mich herum zu konzentrieren. Das Wasser, wasmeine Beine umschloss begann zu blubbern. Super- genau deshalb war ich nicht der Protagonist eines Filmes. Ich musste dringend lernen, die Elemente noch besser zu beherrschen, besonders wenn ich unter Stress stand. Andererseits, wenn ich das Wasser jetzt so oder so schon einmal in meiner Gewalt hatte, konnte ich es auch nutzen: Innerhalb weniger Sekunden traf Wendy ein Wasserstrahl im Gesicht. Gut, das war nicht geplant gewesen. Aber es hatte den richtigen Effekt: Die seltsame Kraft schien gebrochen und ich konnte aus dem kalten Wasser herauskommen.

"Tja! Leg dich nicht mit Sternchen an!", rief ich während Wendy blinzelte und offensichtlich versuchte wieder die Kontrolle zu erlangen.  Dann sah ich mich nach Jake um. Dieser war gerade mit seinem ganz persönlichen Problem beschäftigt: Aiden. Er sah aus, als wollte er ihm eine Ohrfeige verpassen (aus Erfahrung wusste ich, dass Jake so etwas tat), aber schließlich passierte gar nichts. Jake drehte sich nur von ihm weg. Und Aiden? Der sah aus, als würde er jeden Moment in im Tränen ausbrechen. Auf jeden Fall wirkte er nicht, als hätte er uns freiwillig und aus böser Absicht heraus in eine Falle gelockte. Abgesehen davon war es eine lächerliche Falle, wenn alles was Wendy hatte ihr Überraschungsmoment war.

Leider war das nicht der Fall.

Die Luft auf der Lichtung schien mit einem Mal um einige Grad kälter zu werden. Ich spürte, wie das Wasser zitterte, als warte es nur darauf zu Eis zu erstarren.

"Ich dachte mir schon, dass du dem nicht alleine gewachsen bist. Luft ist eben doch ein eher mäßiges Element", drang Elizabeths Stimme aus den engen Baumreihen. Sie musste sich bis jetzt zurückgehalten haben, vielleicht damit Wendy sich beweisen konnte, vielleicht weil ihr das Zuschauen Spaß machte. Jetzt jedenfalls schien sie der Meinung zu sein, Wendy brauche Unterstützung. Sie sah immer noch aus, wie Schneewittchen, die Betonung liegt dabei wohl auf Schnee, alles an ihr strahlte Kälte aus, eine Kälte, die mir einen Schauer über den Rücken jagte. Und sie trug hohe Schuhe. Wie kann jemand auf diesen Dingern durch den Wald laufen? Und dabei noch elegant aussehen? 

"Witzig, dass gerade du das sagst. Wem warst du noch einmal genau gewachsen, Eisprinzessin?"

Wahrscheinlich hatte Elizabeth allein dafür vor mich umzubringen. Zum Glück kam sie nicht dazu, denn wie ein Tornado aus Feuer und Flammen, stürzte sich die nächste Person ins Getümmel. Und sofort waren alle Augen auf sie gerichtet. Natürlich waren alle Augen auf sie gerichtet. Nady hätte auch im Badmantel und mit einem Rattennest aus roten Haaren erscheinen können und trotzdem hätten sie alle voller Bewunderung und Ehrfurcht angestarrt, wie sie da stand, gehüllt in den Geruch von Rauch und Asche.

"Nett, dass ihr auf mich gewartet habt. Und jetzt lasst uns ein paar Parasiten verbrennen"

Sie wandte sich zu Elizabeth, der Blick von Augen, so kalt und klar wie Eis traf den von Augen, die in einem grünen Feuer zu brennen schienen.

"Das werden wir ja noch sehen. Was tut ihr denn, wenn wir euch vorher euren kleinen Stern wegnehmen?"

"Hey! Ich hab auch einen Namen!"

Das war das letzte, was ich sagen konnte, bevor mich starke Arme von hinten packten. Für ein paar Sekunden hatte ich die Hoffnung, dass das Phil war. Das er endlich gekommen war, um zu helfen. Oder Jake, der mich davon abhalten wollte eine Dummheit zu begehen, von der ich noch nicht einmal wusste, dass ich sie begehen wollte. Aber es war Aidens Stimme, die ich hinter mir hörtet.

"Du musste mir glauben... das wollte ich nicht..."

"Was wolltest du nicht?"

Mein eigenes Spiegelbild blickte mich von dem Wasser aus an.
Ich erhielt keine Antwort. Stattdessen holte Aiden tief Luft. Und stieß mich in den See.

Ich war zu überrascht um mich zu wehren und wahrscheinlich ging es Nady und Jake genauso. Ich wollte einen Schwimmzug nach oben machen, einfach durch die Wasseroberfläche brechen, aber es hing nicht. Denn diese war komplett mit einer dicken Eisschicht überzogen, die das Wasser mitten im Sommer eiskalt machte. Und so konnte ich nicht weiter tun, als zu versuchen, dass Eis zu durchbrechen, während die Luft aus meinen Lungen wich und die Kälte in meine Kleidung drang.

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