36: Die Wette

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“Und denk daran, keine Zettel, keine SMS...“
Ich verdrehte entnervt die Augen und ließ mich auf die Bank der Bushaltestelle fallen. Fasziniert versuchte ich möglichst viele, der an die Wände geschmierten Sprüche zu lesen. Sie schienen sich jeden Tag auf wundersame Weise zu vermehren...
“Jake, dass hast du mir schon achtundzwanzig mal gesagt. Ich darf weder über Texte, noch über andere Personen Kontakt mit ihm aufnehmen. Ich habe es verstanden“
“Achtundzwanzig? Hast du mitgezählt?“
Ich blickte provokativ in eine andere Richtung und Jake gab es auf, weiter mit mir zu reden. Ich trug eine Armbanduhr, etwas was sehr selten vorkam. Heute würde ich jedoch jede Minute zählen, die mich dem Ende meiner Wette und damit alles was es über Rose zu wissen gab näher brachte. Und wenn sogar Elizabeth es ansprach, dann war die Sache mit Rose wichtiger als bissher angenommen. Zumindest hoffte ich das.

Der Bus fuhr an und wir stiegen ein. Wie schon so oft hatte Phil mir einen Platz frei gehalten. Er winkte uns fröhlich zu, doch es war Jake, der sich zu ihm setzte. Ich fand einen freien Platz neben einem jüngeren Schüler und es dauerte keine fünf Minuten bis ich begriff, warum der Platz neben ihm frei gewesen war: Während der Hälfe der Fahrt steckte er sich einen Finger in die Nase und während der Anderen analysierte er alles, was er daraus gezogen hatte. Neidisch schielte ich zu Jake und Phil. Noch 20 Stunden. Na das fing schon einmal super an...

Die Schulstunden waren keine große Herausforderung. Phil war in der Stufe über mir, sodass ich mir keine großen Gedanken über die Wette machen musste. Die erste Pause dagegen war eine einzige Katastrophe.
Alice schob ihren Bruder beinahe zu mir rüber.
“Trau dich einfach, Phil. Sie wird dir schon nicht den Kopf abreißen“
Phil grinste schräg und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
“Das kann man nie wissen...“
“Mia, sag ihm, dass du ihm nicht den Kopf abreißen wirst, egal, was er tut“
Jake blickte interessiert zu uns herüber. Mist, ich konnte nicht einmal schummeln. Ich lächelte und versuchte Alice irgendwie telepathisch zu verstehen zu geben, dass ich ihm das nicht sagen konnte. Alice, die zwar Gefühle aber keine Gedanken lesen konnte legte fragend den Kopf schief. Phil dagegen räusperte sich.
“Also, es ist so...“
Er blickte zu seiner Schwester.
“Kannst du das nicht erledigen?“
“Du schaffst das schon“
“Kannst du mich den schlagen, wenn es zu kitschig wird?“
Das war der Moment, indem ich einfach hätte aufstehen sollen. Das absolute Desaster raste mit der Wucht eines Tsunamis auf mich zu und ich konnte nicht ausweichen. Phil räusperte sich noch einmal.

“Okay. Okay, ich kann das“
Er blickte mich an.
“Es kann sein, dass ich dich nicht nur zum Fliegen lernen geküsst habe...“
Sei still, bitte sei einfach still...
“...ich glaube, ich habe dich auch geküsst, weil es sich in diesem Moment richtig angefühlt hat. Ich weiß, wie komisch, kitschig und fremd das klingt, aber ich habe mich nie für diese Sorte von Jungen gehalten, die Sorte, die sich einfach in ein Mädchen verknallen und dann eine Beziehung mit ihr eingehen. Ich dachte immer, ich wäre dazu viel zu unabhängig und zu kindisch. Aber bei dir war es irgendwie anders. Du faszinierst mich. Vielleicht ist es sogar mehr...“
Er blickte hilfesuchend zu seiner Schwester.
“Alice, ich weiß nicht wie ich das sagen soll, ohne sie zu verschrecken“
Ich war jetzt schon verstreckt.
Nein, nein, nein. Hätte er damit nicht noch einen Tag warten können? Er bemerkte wohl, dass Alice ihm nicht weiter helfen würde und wahnte sich wieder an mich.
“Was ich sagen will, ist das ich dich mag. Und zwar mehr als nur auf die beste- Freunde- Weise. Vielleicht kann zwischen und mehr sein, als nur Freundschaft...“

Sei still, sei still, sei still...
Alice schien mein Unbehagen vollkommen falsch zu deuten.
“Er ist in dich verknallt“, half sie aus.
“und das nicht erst seit gestern. Er wollte es dir heute sagen. Aber offensichtlich ohne die Worte Liebe und zusammen sein zu benutzen“
Phil lief rot an.

Offensichtlich erwarteten beide jetzt eine Reaktion von mir. Hatte Jake davon gewusst? Hatte er eine Vision davon gehabt? Oder hatte er einfach mit seinem besten Freund telefoniert und ihm womöglich noch ein paar gute Tipps gegeben? Dieser Mistkerl!
“Ich will dich zu nichts drängen, Sternchen. Wenn du das nicht so siehst, ist das in Ordnung. Ich werde dich nie wieder damit nerven, dich nicht anfassen und erst recht nicht küssen. Wir können weiter ganz normale Freunde sein. Naja...“
Er grinste nervös.
“...soweit man nach so einem Katastrophe von einem Liebesgeständnis noch Freunde bleiben kann. Gott, ich hätte doch besser aus diesem Liebeslied zitiert“
Alice schüttelte den Kopf.
“Nein. Das hättest du auf keinen Fall tun sollen“
Beide blickten mich an. Ich wusste, dass ich etwas sagen musste und gleichzeitig wusste ich, dass ich nichts sagen durfte. Warum schlitterte ich immer wieder in so verkorkste Situationen?
Ich stand auf.
“Du kannst mir zumindest sagen, dass du mir nicht den Kopf abreißen wirst“
Ich spürte wie mein Kopf rot anlief. Scheiße.

Ich packte Jake am Arm und zog ihn hoch.
“Hey! Was soll das?“
“Du wirst mitkommen. Ich habe noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen, du Blödmann“
Wir verließen die Mensa. Ich hatte das Gefühl alleine mit einem Schritt die ganze Schule auseinander nehmen zu können, so wütend war ich.
“Hast du das gewusst?“, zischte ich und gab mir Mühe nicht zu schreien.
“Hast du gewusst, dass Phil mir das sagen würde? Warst du deshalb so überzeugt davon, dass ich diese Wette verlieren würde?“
“Zum Teil“
Ich spürte wie meine Handflächen zu glühen beganen und ich ballte die Hände zu Fäusten.
“Du Scheißkerl“
“Was für eine kreative Beleidigung...“
“Du minderbemittelter Möchtegerneinhornfurz! Hast du eine Vision davon gehabt? Ich könnte dir den Kopf abreißen. Du. Hast. Mich. Zu. Einer. Verdammten. Herzenbrecherin. Gemacht“
Jake zuckte tiefenenspannt mit den Schultern.
“Ich hatte keine Vision davon. Ich habe nur mit meinem besten Freund geschrieben und entschlossen zwei Fliegen mit einer Klatsche zu schlagen. Wenn diese Wette nicht gewesen wäre hättest du ihn ausgelacht, ihm gesagt wie lächerlich das ist, oder ihm sogar die Freundschaft gekündigt. Du hättest ihm so oder so das Herz gebrochen, so war es zumindest weitgehen harmlos. Und es besteht immer noch die Möglichkeit, dass du die Wette verlierest und ich dir nichts über Rose erzählen muss“
“Du hast mir die Wette also nicht nur vorgeschlagen, damit du dein Geheimnis mit ins Grab nehmen kannst, sondern auch damit ich Phils Herz nicht breche?“
“Ja, ganz genau“
Wow. Das kam unerwartet.
“Und wie kommst du bitte darauf, dass ich ihm das Herz gebrochen hätte?“

Für ein paar Sekunden sah Jake mich an. Zum ersten Mal seit ich ihn kannte wirkte er wirklich schuldbewusst.
“Hättest du nicht?“
“Nein!“
Tja, auch unser Mr. Ich- kenne- die- Zukunft- und- habe- sie- bis- ins- kleinste- Detail- geplant konnte sich anscheinend auch irren.
“Oh...äh...Ups?“
“Mit deinem ups kann ich jetzt auch nichts anfangen. Bring das wieder in Ordnung!“
“Und wie soll ich das deiner Meinung nach machen?“
“Dir wird schon etwas einfallen“
Ich fühlte mich plötzlich unglaublich müde, gleichzeitig ärgerte ich mich auch über mich selber.
Doch eine gute Sache konnte ich dieser Situation doch abgewinnen: Die Wette hatte ich so gut wie sicher gewonnen.

Danke fürs lesen :)

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