Pflichten

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L: Nicht wundern, das hier ist eine etwas ältere Geschichte, die ich neulich gefunden habe.


"Omega."

Ich stockte, als ich das Wort durch das undeutliche Rauschen des Funkgerätes hörte. Ich hatte es schon hundertmal gehört, beim Training war es uns schließlich wochenlang eingetrichtert worden, und ich wusste genau, was es bedeutete. Jahrelang hatte ich schon im Geheimdienst gekämpft, doch nie hätte ich gedacht, dass er ausgerechnet während diesem Einsatz ausgesprochen würde. "Das... das können Sie nicht machen", flüsterte ich in das Funkgerät, sinnlos, die Leitung war längst abgebrochen. Ich zwang meine zitternde Hand, die die Waffe umklammerte, still zu bleiben. Vorsichtig schaute ich mich um. Laut dem Plan, den ich mir zuvor eingeprägt hatte, befand sich rechts von mir der Lagerraum, links der Ausgang. Wie unglaublich einfach es klang, aufzustehen und hinauszulaufen, nach Hause zu fahren und meinen mehr oder weniger normalen Alltag fortzuführen.

Und wie unglaublich unmöglich es war.

Ich spürte irgendwie, dass die Entscheidung, wegzulaufen oder zu bleiben, mein ganzes Leben beeinflussen würde. In meinen Händen lag das Leben von Menschen, von meinem eigenen Bruder. Ich dachte daran, wie er gefesselt und geknebelt in der Ecke lag, wie der Lauf einer Waffe auf ihn zielte, wie er schrie, man solle ihn loslassen. Ich durfte ihn nicht zurücklassen. Und doch wurde mir befohlen, die Geiseln aufzugeben. Vorsichtig spähte ich nach rechts, nach links, machte unsicher ein paar Schritte. Ich atmete tief ein.

Dann lief ich los.


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