Wer bin ich? Was bin ich? Und warum ich?

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Frustriert schaue ich in den Spiegel.
Eine schwarze Strähne, die einfach nicht hinter meinen etwas spitzen Ohren halten will, fällt mir ins Gesicht. Genervt puste ich die weg und werde immer wütender.
"WARUM?" schreie ich mein Spiegelbild an. "WARUM kann ich nicht einfach normal sein?" Dabei sehe ich im Spiegel mein Gegenüber an, sehe wie meine karamellbraunen Augen dunkel werden, bis sie schwarz sind, wie je nach Blickwinkel ein roter Schimmer über meiner Pupille erscheint. Ich reiße mich von diesen faszinierenden Augen los und lasse langsam meinen Blick über mein Spiegelbild wandern. Meine veränderten Lippen wirken nun dunkelrot und irgendwie gefährlich. Vorsichtig nehme ich meine Hand und halte die vors Gesicht. Nicht überraschend, ich hatte es ja gespürt, sind meine Fingernägel gewachsen und laufen nun spitz zu. Aus Erfahrung weiß ich, wie scharf die sind. Daher hebe ich mit einer dieser Klauen sanft meine Lippe an. Ich hatte es schon ertastet; meine Zähne sind schärfer geworden und die Eckzähne etwas länger.

Plötzlich, übermenschlich schnell balle ich meine Hand zur Faust und zertrümmere den Spiegel. Das Letzte, was ich dann sehe, ist dieses raubtierhafte Grinsen. "AAAAARGHHH", brülle ich wieder auf. "Warum bin ich so anders, und warum habe ich meine Wut nicht unter Kontrolle!" Meine spitzen Nägel schneiden etwas in meine Hand, dunkelrotes Blut tropft auf den Boden, doch es interessiert mich nicht wirklich, ich merke den Schmerz kaum. Ich öffnete die Hand und fast sofort schließen sich die Wunden von innen nach außen. Ein wenig bitter denke ich leise murmelnd drüber nach, dass es auch Vorteile hat. „Wenigstens bekomme ich so keine Narben, und besonders schnell und stark bin ich auch noch."

Langsam beruhige ich mich wieder. Gleichzeitig verwandele ich mich zurück. Zurück zu meiner menschlichen Form.
"Warum musste ich die Kontrolle verlieren", schluchzte ich nun nur noch, enttäuscht von mir und der Welt. "Ich hatte doch endlich zum ersten Mal eine Freundin gefunden, die sich nicht von mir distanziert wie alle anderen." Frustriert packe ich meine Sachen. Das neue Haus ist schon gefunden. Und wie immer heißt es nun untertauchen und wegziehen.

"ES GIBT ESSEN" ruft meine Mutter mich. Ich mache mich auf den Weg zur Treppe. Doch ich bin wohl zu langsam, denn von unten ertönt es" LUNA, das Essen wird nur kalt!" Um nicht nochmal meine empfindlichen Ohren belasten zu müssen, zische ich nun in unmenschlicher Geschwindigkeit nach unten vor der Küche und gehe normal hinein. "Mama, ich bin schon da" erwidere ich und setze mich auf meinen Platz. Leicht muss ich schmunzeln, als mir eine Erinnerung hochkommt. [ "LUNA" rief meine Mutter und hatte den Namen kaum ausgesprochen, da saß ich dank meiner Geschwindigkeit bereits auf meinen Platz. Als meine Mutter sich umdrehte, erschrak sie so heftig, das sie wortwörtlich einen Sprung nach hinten machte und panisch aufschrie. Ich erinnere mich an die Ohrenschmerzen durch den Schrei, der Anblick wars aber wert gewesen. Nachdem sich meine Mutter beruhigt hatte beschwerte sie sich noch: „Hör auf, mich so zu erschrecken, wenn du schon so hereingezischt kommst!" Seitdem nannte ich diese Art von Bewegung zischen. Wobei es sich für mich so anfühlt als wäre alles langsamer und alles wurde sich gegen mich drücken. Erst später hatte ich gelernt, dass es der Luftwiederstand ist , der sich dabei stark erhöht, doch dank der Kraft ging das ganz gut.] "Luna, träumst du?", holt mich meine Mutter wieder aus den Gedanken. Ich schaue mich um  und muss Leicht enttäuscht feststellen, dass sich meine Mitter wie jedes Mal den Platz ausgesucht hat,  der am weitesten von mir weg ist. Wie alle anderen scheint sie mich unbewusst zu meiden. "Du kannst von Glück reden, dass ich von überall arbeiten kann, sonst hätten wir ein riesiges Problem", werde ich wieder mal von meiner Mutter aufgeklärt.

Meine eh nicht gute Stimmung sinkt weiter, denn das ist ihre Art, ihren Missmut über die Sache auszudrücken. Ich muss ihr aber zugute halten, sie hat mich noch nie direkt für meine Unfähigkeit, mich im Griff zu halten, kritisiert und dafür liebe ich sie. Trotzdem tut es immer wieder weh zu wissen, dass man selber schuld ist, dass andere nun mehr Arbeit haben. Und wieder merke ich, wie meine Augen dunkler werden. Ich habe mich aber schnell wieder im Griff und das leichte Ziehen, welches mit der Verwandlung einsetzt, verschwindet langsam.

Das weitere Essen geht schnell vorbei.  Und anschließend gehe ich schlafen, am nächsten Morgen ist schließlich schon der Umzug.

Etwas traurig beiße ich auf mein Tankstellenbrötchen, denn egal wie oft wir umziehen, ich habe mich immer noch nicht dran gewöhnt. Ich sehne mich doch nur nach einen Platz, wo ich willkommen bin. Und diesmal war es besonders schlimm. Angekommen in der neuen Kleinstadt, die für hoffentlich länger mein Zuhause ist, gehe ich die Gegend erkunden. Beim Umzug stände ich sonst eh nur im Weg.

Erfreut stelle ich fest, dass es eine wunderschöne Altstadt gibt, doch irgendwas ist komisch. Ich habe das Gefühl, beobachtet zu werden. Unauffällig schaue ich mich um  und verwandele sogar das eine Auge, welches unter meinen natürlichen schwarzen Haaren versteckt ist, um mich besser umzugucken. Ich habe schon früh festgestellt, dass meine nicht menschliche Form weit bessere Sinne hat, ich muss nur aufpassen, dass mich keiner so sieht. Ich drehe mich um, tue so, als hätte ich was Interessantes erblickt, als plötzlich ein blonder Kerl in mich reinrennt.

Komplett irritiert mustere ich ihn. Sonst halten immer alle einen natürlichen Abstand zu mir, doch meine abschreckende Aura scheint auf ihn nicht zu wirken. "Entschuldigung" stammelt er mit einer angenehmen, fast melodisch wirkenden Stimme "Ich bin Martin Hell, alle nennen mich aber Marti. Tut mir leid, ich hab nicht aufgepasst, darf ich Sie zur Entschuldigung auf einen Kaffee einladen?" Komplett überfordert erwidere ich ein sehr geistreiches "Ääähhhh ja........ Ich bin übrigens Luna." Und so führt mich Martin in das nächste Café.

Zufrieden nippe ich an meinen Espresso, nicht wissend wie ich anfangen soll. Ein Gespräch aufzubauen ist zum Glück auch nicht nötig, denn er fragt:" Ich hab dich noch nie hier gesehen, bist du neu im Ort?" Ich bejahe schnell und bevor ich mir ne Frage überlegt habe, redet er weiter, „Luna, also Mond, das ist ein schöner Name, aber eher ungewöhnlich, wie kam es dazu?" Ich weiß nicht warum, aber irgendwie scheint er eine Ausstrahlung zu haben, die andere anzieht, und ich habe plötzlich das Bedürfnis, ihm die Geschichte zu erzählen. Die Wahrheit dazu. Sonst erzähle ich immer eine Lüge, die andere mir komischerweise immer glauben, wie fast alle Lügen die ich erzähle.

Ich nehme noch einen kleinen Schluck, schaue ihn an, und berichte: „Ich habe meinen Vater nie kennengelernt. Der Name ist das einzige was ich von ihm habe.
Mein Vater hatte, so wurde mir das erzählt, einen wichtigen Job unter Tage, bei dem er selten raus kam. Doch wenn er mal rauskam, war ihn die Sonne immer zu hell und so blieb er immer die Nächte wach, und beobachtete ständig den Mond. Es soll das gewesen sein, was er am meisten vermisste, und so hat er mich nach dem benannt, was ihm zusammen mit meiner Mutter am liebsten war."

Martin hörte gespannt zu und runzelte ab und zu die Stirn. Er murmelt leise etwas zu sich selbst. Mit einen normalen Gehör ist es unmöglich, da was zu verstehen, zum Glück (in diesen Fall) bin ich aber nicht normal und ich höre ihn. "Kann es sein, dass sie ... nee ... aber auch das Alter könnte passen, ist sie die, nach der wir schon so lange suchen? Ich weiß nicht, ich sollte das berichten"

Ohne zu überlegen antworte ich: "Wen sucht ihr denn so lange?" Erschrocken schaut er mich an. Dann blickt er mir tief in die Augen, als suche er was dort. Etwas eingeschüchtert merke ich, wie ich drohe, mich zum Schutz zu verwandeln, kann es aber unterbinden. Doch wohl nicht schnell genug.
Er stand auf und sagt kurz: "Komm mit." Normalerweise wäre ich nicht mitgekommen, doch seine Augen färben sich kurz weiß, aber so ein angenehmes warmes Weiß.
In der Hoffnung mehr Leute wie ihn zu finden, folge ich ihn vorsichtig, jederzeit bereit zu fliehen.

In einer verwinkelten Seitengasse halten wir an, dann fängt er an zu erklären. Und wieder hat er diese ruhige Ausstrahlung, die mich diesmal zuhören lässt.

„Du hast bestimmt mal von Himmel und Hölle gehört oder?" Ich nicke und er fährt fort. "In Wahrheit ist es ganz anders.
Luzifer, er ist der stärkste von uns, hat den Himmel nie betrogen. Im Gegenteil. Er opferte sich für uns, damit kein anderer die Hölle regieren muss. Denn es muss immer ein Engel den Platz dort einnehmen. Ohne einen Engel als Ausgleich würde die Hölle von ihrer eigenen negativen Macht zerschlagen und zerstört werden. Doch der Engel, der dort herrscht, zahlt einen hohen Preis. Seine helle Macht wird von der Hölle komplett aufgenommen, und da selbst das als Gleichgewicht nicht reicht, wird den Engel alle dunkle Energie eingeflößt. Alle Engel vor Luzifer waren aber zu schwach und verbrannten innerlich nach wenigen Jahren. Da Luzifer das aber nicht mehr mit ansehen wollte, meldete er sich als erster freiwillig. Und vielleicht, da er so viel helle Energie in die Hölle mitgebracht hatte, oder er eh schon der stärkste war oder beides, ist er der erste, der dieser gewaltigen Macht standhalten kann. Mit dieser Macht ist es ihm auch ein Leichtes, all das Negative in der Hölle in Schach zu halten. Da er aber seine Energie als Ausgleich immer an die Hölle abgeben muss, kann er nur ganz selten auf die Erde gehen. Und gar nicht mehr in den Himmel kommen.

Aber vor etwa 23 Jahren konnte er mal wieder auf die Erde, und hatte uns Engel  beauftragt seine Tochter zu beschützen. Doch sie ist irgendwie untergetaucht."

Verständnislos schaue ich ihn an. "Warum sagst du mir das?"

"Weil du die Tochter von Luzifer, dem Herrscher der Hölle bist", offenbarte er mir dann.

Völlig geschockt und neben der Spur starre ich ihn an. Doch es macht irgendwie vieles nun Sinn.

Wir tauschen noch Adresse und Telefonnummer aus und ich gehe nach Hause, mit dem ermutigenden Gefühl, dass ich hier in dieser Stadt mit anderen übernatürlichen Wesen endlich ein Zuhause gefunden habe. Einen Ort, wo ich bleiben kann. Und lernen kann, meine Kräfte zu nutzen. Und vielleicht, so habe ich Hoffnung, vielleicht kann ich ja mal meinen Vater besuchen.

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