Dich mag ich, dich behalt ich.

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Erste Regel: Introvertierte machen keine Freunde. Sie werden von Extrovertierten gefunden, gemocht und adoptiert.

Generell gibt es nur zwei mögliche Varianten, in die unser Introvertierte stolpern kann:

Variante eins: Ein Introvertierter trifft auf einen Introvertierten. Wie ist das denn möglich? - mag sich der ein oder andere von euch jetzt fragen. Schließlich sitzen Introvertierte doch am liebsten zu Hause rum. Das ist ja auch richtig, aber zum Verlassen des Schutzraumes können ebenfalls mehrere Szenarien führen:

Szenario eins: Der Introvertierte muss seinen Hamsterball verlassen, um zu hamstern. Die Vorräte sind aufgebraucht und er würde keinen Tag länger überleben, wenn er sie nicht wieder aufstockt. Gezwungenermaßen geht er daher vor die Tür und sucht den nächsten Supermarkt seines Vertrauens.

Hier kann es jetzt passieren, dass er zufällig [weil er die Augen konsequent auf den Boden gerichtet hat, um seiner Paranoia zu entkommen] in einen anderen Introvertierten [der den Boden auch sehr interessant findet] hineinläuft. Die Höflichkeitsverpflichtung beider zwingt sie nun zum kurzen Gespräch. Da Introvertierte jedoch denkbar schlecht in Small Talk sind, kommt es dabei recht schnell zu hoch philosophischen Diskussionen. Wenn einem dann die Meinung des anderen gefällt, kann es vorkommen, dass man sich demnächst öfter im Supermarkt über den Weg läuft. Das nennt sich dann eine gute Bekanntschaft, die für den Introvertierten trotz des Energieprinzips wichtig ist. [Denn ja - Introvertierte sprechen sehr wohl. Viel und gern. Nur eben nicht Small Talk.]

Szenario zwei: Der Introvertierte muss das Haus verlassen, weil ihn das Höflichkeitsgesetz der Gesellschaft dazu zwingt. Beispielsweise ist er auf die Geburtstagsparty eines Menschen eingeladen, den er nur aus flüchtigen Begegnungen kennt. Dann muss er [aus Mangel an glaubhaften Ausreden] zu diesem Fest gehen. Hier kann es jetzt also passieren, dass er, nachdem er sich in eine stille Ecke zurückgezogen hat, um dem Wahnsinn des Energieverlustes zu entkommen, auf einen anderen Introvertierten trifft. Womöglich blockiert er sogar die Ecke, die sich unser Introvertierte ausgesucht hatte. Man leidet gemeinsam vor sich hin und begegnet sich demnächst eventuell zufällig im Supermarkt und führt hoch philosophische Gespräche.

Jetzt sind gute Bekanntschaften natürlich nicht unbedingt das, was man unter Freundschaft versteht. Sicherlich kann bei starker Hybridenausbildung von einem der Introvertierten auch eine solche Bekanntschaft entstehen, wie es sie zum Klingelspiel mit Anrufern braucht, doch ist dies eher unwahrscheinlich. Der Introvertierte braucht also wohl oder übel auch einen Extrovertiertenfreund. Und wie Eingangs bereits gesagt, liegt es in seiner Natur, nicht selbst die Freundschaft zu eröffnen.

Kommen wir also zu Variante zwei: Ein Introvertierter trifft auf einen Extrovertierten. Das kann aus ähnlichen Gründen passieren wie das Zusammentreffen mit einem Introvertierten und spielt an sich für diesen Prozess keine Rolle.

Nun passiert es also dazu, dass unser Introvertierter mehrmals mit dem gleichen Extrovertierten zusammentrifft. Einmal hat er ihn auf Arbeit gesehen, dann beim Einkaufen, auf der Party einer unbekannten Bekanntschaft und jetzt auch noch im Buchladen [sie sind überall]. Irgendwann entscheidet sich der Extrovertierte dazu, mit Small Talk zu beginnen. Auch hier gibt es nun wieder mehrere mögliche Ausgänge der Situation.

Möglichkeit eins: Der Extrovertierte beschränkt sich ausschließlich auf Small Talk, schneidet keine wichtigen Themen an und wirkt auf den Introvertierten auch nicht so, als könnte man mit ihm tiefgründigere Unterhaltungen [denn darauf kommt es ihm eigentlich an] führen. Unser Introvertierter kämpft sich also durch das Kurzgespräch und wird von nun an nur noch den nötigsten Kontakt mit dieser Person haben. Denn sie kostet Energie. Es entsteht folgerichtig keine Freundschaft.

Möglichkeit zwei: Der Extrovertierte merkt schnell, dass etwas an seinem Gegenüber anders ist und leitet weiterführende Diskussionen ein. Diese haben hoch philosophische oder zumindest philosophische Inhalte. Das weckt das Interesse des Introvertierten, was auch dem Extrovertierten nicht verborgen bleibt. Beide beschließen, die Bekanntschaft zu vertiefen. Da der Extrovertierte auch durchaus einmal bereit ist, sein Haus freiwillig zu verlassen und den Introvertierten zu besuchen, handelt es sich hierbei um eine weit tiefer gehende Beziehung und man spricht von Freundschaft. Der Introvertierte wurde offiziell vom Extrovertierten adoptiert. Das bedeutet wiederum, dass er sich manchmal um Dinge kümmert, die ersterem unangenehm sind, denn er begreift das Wesen seines Freundes. [Beispiele im vorangegangenen Kapitel gegeben] Die Beziehung ist daher zum gegenseitigen Vorteil und man spricht im biologischen Fachjargon von einer Symbiose.

Worin diese Symbiose besteht, wenn der Introvertierte doch Energie verbraucht, um mit dem Extrovertierten zu sprechen?

Erstens: Der Extrovertierte schirmt viele energiezehrende Dinge von seinem Introvertierten ab. Daher kann letzterer ihm durchaus auch einmal Energie abgeben.

Zweitens: Der Introvertierte möchte zwar nicht gern Energie verlieren, das bedeutet allerdings nicht, dass er für immer alleine sein will. Auch er hat Gefühle und freut sich, wenn er seine Energie sinnvoll ausgeben kann.

Generell gilt, dass Introvertierte oft wenige dafür aber gute Freunde besitzen und sich im Allgemeinen ein solches Gespann aus einem Extrovertierten und einem Introvertierten zusammensetzt. An dieser Stelle sei aber auch noch einmal richtigzustellen, dass auch zwei Introvertierte eine solche Freundschaft entwickeln können. [Allerdings dauert es meist länger und läuft unter der Voraussetzung, dass einer der beiden ein Hybrid ist.]

Freundschaft bringt aber auch Pflichten für den Introvertierten mit sich, die er zwar eingeht, weil er seinen Freund mag, die ihn aber stark unter Druck setzen können.

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