8. Türchen

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„Alles in Ordnung?", fragte Asher, der mir gleich wieder hoch half, während ich dem Eis und meinen Schlittschuhen nur stumm sämtliche Beleidigungen an den Kopf warf.

„Jetzt habe ich keinen Bock mehr", schimpfte ich und klopfte meine Hose sowie meinen Mantel ab, während Asher mich festhielt, damit ich nicht gleich noch einmal umfiel. „Scheiß Schlittschuhe", murrte ich und spürte wie meine Laune einen Fallschirmsprung in den Keller machte, nur dabei den Fallschirm vergessen hatte und ungehalten nach unten sauste.

Asher kommentierte meinen kleinen Ausbruch nur mit einem Lachen, legte ungefragt seinen Arm um meine Taille und schob mich so vorsichtig in Richtung Ausgang. Dafür war ich ihm auch mehr als nur dankbar, alleine hätte ich es niemals geschafft, aber mit meiner momentanen Laue konnte ich mich nicht bedanken. Der Groll war gerade noch zu präsent, als dass es wirklich glaubwürdig rübergekommen wäre.

Asher schien sich auch daran nicht zu stören, sondern half mir nur netterweise auch noch über die Bande hinaus auf den Gummiboden und begleitete mich mit in die Hosentaschen geschobenen Händen zu meinem Spind, wo ich meine Stiefel heraus kramte und mich mit einem angestrengten Seufzen auf die Bank fallen ließ.

„Verdammt, da bekomme ich sicher einen fetzen blauen Fleck", murmelte ich unbegeistert, als ich spürte, wie sehr meine Kehrseite beim hinsetzen schmerzte. Das würde ich noch einige Tage spüren und vor allem auch sehen können.

„Ganz sicher", stimmte Asher mir zu. „Dich hat es ganz schön hingelegt", schmunzelte er und nahm ungefragt meine Schlittschuhe entgegen, kaum hatte ich sie ausgezogen. Ich schenkte ihm einen bösen Blick, den er jedoch gar nicht mehr sah, da er mit meinen Schlittschuhen davon ging.

Ich seufzte zufrieden auf, als meine Füße wieder in normale Schuhe rutschen konnten und  ich wieder auf richtigen Sohlen stehen konnte. Das Gefühl war deutlich besser. Ich fühlte mich bei weitem sicherer und vor allem nicht mehr wie ein frisch geborenes Rehkitz, das seine Beine noch nicht im Griff hatte.

„Bereit?", fragte Asher, der plötzlich wieder neben mir erschien und ich nickte stumm.

Ich wusste, dass ich mich bedanken sollte, dass er meine Schlittschuhe zurückgebracht hatte, aber irgendwie kam mir das gar nicht erst in den Sinn.

Jetzt, wo ich die Kufen nicht mehr an meinen Füßen hatte, war ich noch ein Stück kleiner als Asher, was jedoch weder mich noch ihn zu stören schien. Er musste seinen Kopf ein Stück zu mir hinunter neigen und ich sah beim sprechen zu ihm auf, dennoch war es kein unangenehmer Größenunterschied.

Überrascht stellte ich sogar fest, dass ich knapp über seine Schultern hinausging und noch gerade so darüber hinwegsehen konnte.

„Wofür?", fragte ich, nachdem seine Frage irgendwie einen Moment gebraucht hatte, um in meinen Kopf zu sickern. Ich wollte eigentlich nur noch nach Hause. Das Eislaufen war zwar schön, aber der Sturz am Ende hatte meine Freude ziemlich schnell zunichte gemachte und dass mein Hintern auch bei einer normalen Gehbewegung schmerzte, passte mir überhaupt nicht.

„Na für Kaffee", grinste er und winkte der Dame am Schalter zur Verabschiedung zu, ehe wir das Gelände der Eisbahn verließen und uns recht schnell im Getümmel der Großstadt wiederfanden.  

„Oh, ja..., Kaffee...", wiederholte ich, als mir seine Frage von vorhin wieder in den Sinn kam. „Ich hab ehrlich gesagt gar keine Lust auf Kaffee." Ich sah kurz zu ihm auf, um seine Reaktion zu sehen und war überrascht als er einfach mit einem neutralen „Ok" antwortete und nicht verärgert oder enttäuscht wirkte.

Seltsamerweise hatte ich eine andere Reaktion erwartet und freute mich ungemein, dass Asher meine Entscheidung einfach so hingenommen hatte, anstatt zu versuchen mich umzustimmen. 

„Ich kann nach diesem Sturz echt verstehen, wenn du keine Lust mehr hast", grinste er und blieb neben mir an einer Ampel stehen. Dass der Arsch sich auch weiterhin darüber lustig machte, zog meine Laune nur noch stärker nach unten, sodass ich einfach stumm neben ihm stehen blieb und hoffte, dass die Ampel gleich umschalten würde.

„Da vorne ist ein Café. Du sagst mir, was du möchtest und ich hole es dir schnell, damit du auf dem Heimweg etwas warmes zu trinken hast. Du siehst aus als würdest du frieren", lächelte Asher plötzlich sanft und legte seine Hand für einen kurzen Moment auf meine Schulter.

Mein Blick fiel sofort auf seine Hand und als er meinen unerfreuten Gesichtsausdruck sah, zog er sie gleich wieder weg. Das war eigentlich nicht meine Intention, aber das würde ich ihm nicht sagen.

„Einen Karamellkaffee mit Hafermilch und Kakaopulver oben drauf", orderte ich dann jedoch, denn mir war wirklich kalt und zu einem Karamellkaffee würde ich niemals nein sagen.

Asher begann auf meine Bestellung hin zu lachen und schüttelte dabei amüsiert den Kopf.

„Was?", platzte es etwas zu unfreundlich dafür, dass er mir einen Kaffee spendieren wollte, aus mir heraus, während ich mit säuerlichem Blick zu ihm aufsah.

Ok, doch. Jetzt störte mich der Größenunterschied doch.

„Du siehst nicht aus wie jemand, der Karamellkaffee und Hafermilch trinkt", schmunzelte Asher und schob seine Hände schulterzuckend in seine Hosentaschen. Die Ampel schaltete in diesem Moment auf grün, sodass sich die Völkerwanderung mitsamt Asher und mir über die Straße hinwegbegab.

„Ahja, wie sieht denn ein Karamellkaffee mit Hafermilch trinkender Mensch deiner Meinung nach aus?", murrte ich und zog provokant eine Augenbraue nach oben.

Ja, ich stand auf süße, warme Getränke. War das verwerflich?

Wenn ich jetzt so darüber nachdachte, war es gar kein Wunder, dass Harvey mich mit seiner heißen Schokolade so begeistert hatte, immerhin war ich schon immer eine Naschkatze, auch, wenn ich dabei manche Sachen wie Plätzchen ausschloss.

„So", antwortete Asher daraufhin stumpf und deutete unauffällig auf eine junge Dame, nicht weit von uns entfernt.

Sie trug einen hellgrauen Plüschmantel, der sie aussehen ließ, wie ein Schaf, mit einem pinken Schal, der beinahe ihre gesamte Existenz einhüllte, und einem unordentlichen, wahrscheinlich dennoch sehr aufwendigen Dutt, der sich überraschend bequem aussehend in den dicken Schal bettete. Ihre Ohren schützte sie mit weißen Ohrenwärmern und auch ihre Hände waren in weiße Handschuhe gehüllt.
Außerdem hielt sie in einen Kaffeebecher in ihren Fäusten, der offenbar warm war, sonst würde sie sich nicht derart daran festklammern.

Man hätte sie, so wie sie gerade dort stand und offenbar auf jemanden wartete, einfach nehmen und in einen Winterwonderkatalog stecken können und es hätte perfekt gepasst.

Leider musste ich Asher zustimmen und zugeben, dass er höchstwahrscheinlich Recht hatte und sie mit hoher Wahrscheinlichkeit ein pappsüßes Getränk, wenn nicht sogar das selbe wie ich bestellt hatte, in ihrem Becher hatte.

Ich schmiss Asher einen eindeutigen Blick zu, der meinen Schlittschuhlehrer nur zum grinsen brachte, ehe er mich plötzlich einfach stehen ließ. Kurz war ich verwirrt, warum er sich einfach ohne einem weiteren Wort wegdrehte, bevor ich jedoch beobachtete, wie er das kleine Café betrat.

Hoffentlich würde er sich beeilen, denn mir war mittlerweile wirklich kalt und obwohl meine Hände in Handschuhe gepackt waren, fühlte ich wie meine Fingerspitzen langsam ungut kühl wurden.

Ich wollte nur nach Hause und obwohl ich mich jetzt wirklich auf mein Heißgetränk freute, wünschte ich nicht hier draußen auf Asher warten zu müssen.

Ein kleines Lächeln schlich sich jedoch auf meine Lippen, als der groß gewachsene Mann wenige Momente später aus dem Laden trat, und mir mit einem breiten Grinsen durch die Menschenmengen auf mich zu kam. In den Händen hielt er zwei große Becher von denen er mir einen reichte, als er mich erreicht hatte.

„Ich dachte kurz schon, du gehst", beichtete Asher grinsend und schlang seine Hände fest um den warmen Becher. Seine Hände waren vorhin wahrscheinlich schon so ausgekühlt, dass selbst die Handschuhe, die er sich dann übergezogen hatte, nichts mehr halfen.

„Ich hab auch kurz überlegt", antwortete ich ehrlich und stapfte neben Asher durch den platt getretenen Schnee. Ich trat einfach einen Nachhauseweg an und der Eisbahnmitarbeiter störte sich offenbar nicht daran, denn er lief einfach stumm neben mir her.

„Aber der Karamellkaffee war doch zu verlockend", hing ich leise an, was Asher ein Lächeln auf die Lippen trieb.

Ich war froh, dass er kein zwanghaftes Gespräch anfangen wollte und stattdessen einfach nur ein angenehmer Wegbegleiter war, der mich mit seinem großen Körper ein wenig vom kalten Wind abschottete.
Jetzt fand ich seine Körpergröße doch wieder ganz in Ordnung.

Nur wenige Blocks von meiner Wohnung entfernt, begann es plötzlich extrem stark zu schneien, sodass man kaum noch die nächsten Meter vor einem sah. Ein tiefgenervtes, beinahe wütendes Knurren entkam mir, als ich mich von Asher unter einen Dachvorsprung ziehen ließ, um ein wenig Schutz zu finden. Auch die restlichen Menschen, die auf der Straße unterwegs waren, versuchten so schnell wie möglich sich unterstellen oder in Häuser zu können.

„Boa, ich hasse den Winter", zischte ich von Flocke zu Flocke wütender werdend und presste meinen Rücken gegen die kühle Hauswand, um ja nicht zu viel Schnee abzubekommen. Meinen warmen Becher hielt ich dabei fest in meinen Händen, da dieser momentan meine einzige Rettung war, um nicht vollends auszuflippen.

Asher neben mir lachte leise, wodurch die Wolke, die dabei entstand direkt in mein Gesicht flog.

Der Geruch von Karamell, der mir dabei in die Nase stieg, ließ mich für einen kurzen Moment sogar meinen Groll gegen den Winter vergessen und ohne weiter darüber nachzudenken, griff ich nach seinem Becher und nippte ganz selbstverständlich daran. Asher protestierte leise, machte jedoch keine Anstellten mir seinen Becher wirklich wegnehmen zu wollen, und als ich einen Schluck genommen hatte, sah er mir sogar fast abwartend entgegen.

„Und sich über mich lustig machen", murrte ich, jedoch halb lachend und gab Asher seinen Karamellkaffee mit Hafermilch wieder zurück.

Der große Mann zuckte grinsend mit den Schultern, während er seine Hände wieder um den Becher legte. „Ich musste es ja mal probieren, damit ich weiß, wie du dazu kommst, so etwas zu trinken", erklärte er und lehnte sich dabei weiter in meine Richtung, um sich mit der Schulter ebenfalls gegen die Mauer lehnen zu können.

„Und? Lecker, oder?", schmunzelte ich und grinste zu ihm hinauf.

„Mhm", brummte mein Gegenüber. „Etwas sehr süß, aber geschmacklich gut. Eine solide sieben von zehn", bewertete er mein Lieblingsgetränk und brachte mich damit zum Lachen.

Von meiner vorherigen schlechten Laune war plötzlich nichts mehr zu spüren.

„Sieben von zehn? Da geht noch mehr. Das ist Minimum eine acht von zehn, aber viel eher eine deutliche zehn von zehn." Ich warf ihm einen herausfordernden Blick zu, woraufhin sich Asher wieder aufrichtete und mit hochgezogenen Augenbrauen auf mich hinunter sah.

„Zehn von zehn? Niemals. In zehn von zehn Sachen kann man sich reinlegen. Wenn ich mich hier reinlege, gehe ich wahrscheinlich auf wie ein Marshmallow." Seine Stimme war völlig ernst und diese Ernsthaftigkeit ließ mich überrascht zusammenzucken.

Was?

„So definierst du zehn von zehn Sachen?", murmelte ich irritiert und schüttelte verständnislos den Kopf. „Ich habe noch nie darüber nachgedacht, mich in Lebensmittel zu legen." Ich schüttelte erneut den Kopf. „Außerdem kann es nicht nur eine sieben von zehn sein, sonst wäre den Becher nicht jetzt schon so leer. Das muss bedeuten, dass es dir schmeckt", stichelte ich grinsend und stieß ihm neckisch in die Seite.

Asher grinste daraufhin nur schulterzuckend vor sich hin und wand seinen Blick hinaus in den Schneesturm, der von Sekunde zu Sekunde stärker zu werden schien. Vereinzelte Menschen kämpften sich durch die größer werdenden Schneemaßen auf den Gehwegen und die verringerte Sicht ließ sogar die Autofahrer zur Abwechslung mal im Schneckentempo vorbeifahren.

„Du wohnst im Wohnhaus von Harvey?", fragte Asher plötzlich, dessen Augen skeptisch über die dicken Flocken fuhren.

„Ja, noch zwei Blocks von hier", murmelte ich und klammerte mich wieder fester an meinen Becher. Kurzzeitig hatte ich unsere missliche Lage und den Fakt, dass Harvey mich einfach zurückgelassen hatte, dank Asher, sogar vergessen.

„Ich würde sagen, wir trinken hier noch aus und riskieren es und rennen einfach durch den Schnee."

Von seinen Worten fielen mir beinahe die Augen aus dem Kopf, ehe ich fast panisch von den Schneemaßen zu dem offenbar komplett irren Asher hinauf sah.

„Da willst du durchrennen? Das überleben wir nicht!", stieß ich erschrocken aus und schüttelte sofort den Kopf.

Nicht mit mir. Da würde ich lieber meinen Lebtag lang hier unter dem Dachvorsprung stehen bleiben.

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