- Prolog -

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Ich schmeckte salzige Tränen und den bitteren Nachgeschmack von Alkohol und Fehlern, die nicht mehr gutzumachen waren.
Meine Hände zitterten vor Kälte und Zorn, obwohl ich sie in den Taschen meiner Jacke versteckte und vor dem peitschenden Regen schützte.

Das Wasser schlug auf mich ein, als wüsste es, was diese Nacht geschehen war. Ich fühlte es durch den Stoff meiner Jogginghose an meinen Oberschenkeln bis hin zu meinen Fußknöcheln.
Mein Gesicht konnte ich schon längst nicht mehr spüren. Es war gefroren. Es war kalt. Mir war kalt. Ich musste hier weg.

Mein eigenes Keuchen unterbrach die laute Kombination aus Wind und Regen. Erschrocken zuckte ich durch das ungewohnte Geräusch zusammen und stolperte weiter.
Die Straße war leer und ausgestorben, genau so wie es sich Tief in meiner Brust anfühlte.
Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Zusammen mit meiner Vernunft und meinem Verstand hatte ich sie mit im Alkohol ertränkt.

Ein weiteres hilfloses Schluchzen entfuhr meinen Lippen. „Eleanor!“, hörte ich aus meinem Wimmern heraus. „Eleanor!“
Wie oft dieser Name die Nacht streifte, konnte ich nicht zusammenzählen, doch mit jedem Mal wurden meine Beine schwerer.
Ich taumelte weiter und versuchte mich auf meinen Gang zu konzentrieren. Links, rechts, links, rechts.

Doch da spürte ich urplötzlich, wie sich mein Magen zusammen zog. Ein bitterer Geschmack drang in meinen Mund. Ich presste meine Lippen zusammen, unterdrückte ein Würgen.
Mit letzter Kraft beschleunigte ich meine Geschwindigkeit und erreichte kurze Zeit später eine Mauer. Ich wusste nicht, ob es ein Haus war oder doch eine Abgrenzung zu einem Gebäude darstellte, doch war sie meine letzte Rettung.
Meine Finger drückten sich an das kalte, nasse Gestein. Die Kälte suchte mich erneut auf und hinterließ eine Gänsehaut auf meinen durchnässten Armen.

Noch immer den Mund geschlossen, lehnte ich mich an die Wand.
Die Übelkeit war unerträglich. Ich keuchte erneut und konnte nicht verhindern, wie sich mein Alkoholkonsum auf die Straße ergoss. Ohne Widerspruch, gab ich mich meinem Schicksal hin und wartete, bis es aufhörte.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis mein Würgen endlich verstummte.
Ich hielt erschöpft inne und atmete einmal tief durch.
Meine Brust fühlte sich noch immer leer und zugeschnürt an und erschwerte mir das Luftholen. Ich fühlte mich schwach und ausgelaugt. Kein Schritt mehr würde ich schaffen.

Wie auf Kommando knickten meine Beine flehend ein und erhofften sich, dass ich mich doch endlich niederließ. Langsam kam ich dieser Bitte nach. Es war nass und kalt, aber irgendwann spürte ich nur noch den Schmerz und die Wut.
Ich hasste mich für das, was ich getan hatte. Ich sollte hier bleiben, nie zurückkehren und mich für den Rest meines Lebens schämen.

Mein Hinterkopf lehnte an der Mauer und meine Augenlider wurden schwerer. Obwohl die Kapuze mir Schutz bot, ließ die Härte des Steines meine Kopfschmerzen weiter ansteigen. Für unzählige Sekunden glaubte ich, ich würde ohnmächtig werden oder einfach in einen Schlaf fallen und mich von meinem Bewusstsein verabschieden. Traumfetzen mischten sich unter die dunklen Gedanken.
Sie verschonten mich für einen Augenblick von der Realität und erlösten mich von dem erdrückenden Gefühl tief in meinem Inneren.

Ich sehnte mich danach der Erschöpfung nachzugehen, den Kopf auf die Erde sinken zu lassen und meine Beine anzuziehen, um ihnen meine Körperwärme zu gewähren.
Ich wollte mich nicht mehr rühren, sondern einfach unter dem prasselnden Regen liegen bleiben. Jeder meiner Muskeln erschlaffte und schrie nach Ruhe.
Doch ich konnte nicht hierbleiben. Entweder wurde ich von Leuten, die mich erkannten, entdeckt oder ich erfror mit meiner Schuld in der Kälte.
Ich wusste nicht, was schlimmer gewesen wäre.

„Harry“, schoss es mir wie aus dem Nichts in den Kopf. Ich spürte Hoffnung und Mut in mir aufkommen.
Mein bester Freund könnte der Ausweg aus dieser schrecklichen Situation sein. Und so tastete ich schnell nach meinem Handy.
Es kostete viel Kraft es aus meiner Hosentasche zunehmen und es vor mein Gesicht zu positionieren, sodass ich auf dem Bildschirm gucken konnte.

Dieser war greller und unangenehmer, als ich es erwartet hatte. Reflexartig schloss ich meine Augen und gönnte meinem Kopf für kurze Zeit die Schwärze hinter meinen Augenlidern.
Dann wagte ich es erneut auf das Handy zusehen und begann mühsam das Passwort einzugeben.
Und da war er wieder. Der Name, welcher kurz zuvor meine Lippen verlassen hatte.

Die Tränen verschleierten meine Sicht und verzerrten das Foto auf dem Startbildschirm, welches mich und dem Menschen zeigte, den ich über alles liebte. Ich gab ihren Namen, Eleanor, ein und tippte schließlich auf das Telefonbuch, um Harrys Kontakt auszuwählen. Meine Augen quälten sich noch immer mit der Helligkeit des Handys.
Dann endlich gab mir das Gerät mit einem leisen Piepen die Bestätigung, dass ich es geschafft hatte.

Erleichterung suchte mich auf, doch verflog sie kurz darauf wieder.
Es tutete und tutete unangenehm laut in mein Ohr, ohne das etwas passierte.
„Harry!“, flehte ich leise und spürte heiße Tränen meine gefrorenen Wangen hinunterlaufen. „Bitte!“

„Louis? Es ist mitten in der Nacht!“, drang es plötzlich in mein Ohr. Ich zuckte zusammen und hätte beinahe das Handy in das Regenwasser fallen gelassen, welches sich aufstaute und mich umringte.
„Ich hab' Scheiße gebaut!“, keuchte ich und spürte, wie sich meine Kehle zusammen schnürte. Hustend richtete ich mich ein Stück auf und lehnte mein Kopf in den Nacken, aus Angst die Übelkeit würde zurückkommen.

„Das ist nichts Neues, Lou. Was ist es diesmal? Lustige Scheiße oder dumme Scheiße?“ Seine Stimme war laut.
Am liebsten hätte ich aufgelegt und mich zur Seite kippen lassen. Doch musste ich mich zusammenreißen.
„Ruhig Louis“, sagte ich mir im Stillen und unterdrückte ein Schluchzen, welches sich urplötzlich ankündigte. „Dieses Mal ist es anders“, flüsterte ich in die Nacht und presste das Handy fest an mein Ohr. „Ich brauche dich. Bitte komm her“ Der letzte Teil meiner Worte ging in ein Wimmern unter.

„Oh Gott, Louis. Wo bist du?“, stellte Harry die Frage, auf die ich selbst keine Antwort hatte.
Der laute Club, das Auto, das fremde Haus, die Straßen, die Mauer. Die vergangenen Stunden zogen an mir vorbei und hinterließen ein Stechen in meiner Brust und ein Pochen auf meiner Lippe.

„Ich weiß es nicht“, murmelte ich in den Hörer. Mein Herz schlug gegen meinen Brustkorb und schien ihn jeden Moment aufzubrechen. „Hilf mir!“
„Ruhig durchatmen“, befahl mir die Stimme am anderen Ende der Leitung. Ich gehorchte, doch bei dem Versuch Luft einzuatmen, musste ich erneut Keuchen und hielt mir reflexartig die Hand vor dem Mund, aus Angst mich wieder übergeben zu müssen.

„Du schickst mir jetzt deinen Standort, okay? Und dann bleibst du an Ort und Stelle und wartest auf mich“
Ich konzentrierte mich und ging ohne aufzulegen auf Whatsapp, um Harrys Bitte nachzukommen. Doch dann hielt ich völlig perplex inne. Es schien, als wäre ich auf eine Löschtaste in meinen Kopf gekommen.
Mühsam versuchte ich mich zu entsinnen, was ich tun musste.
„Was soll ich…?“, murmelte ich leise und hatte erneut das Gefühl bewusstlos zu werden.

„Standort“, half mir Harry auf die Sprünge. Seine ruhige, langsame Stimme beruhigte mich und gab mir neue Kraft. Ich schaffte es ihm die Adresse zu schicken und hoffte inständig, dass mein bester Freund bald hier sein würde. Wo auch immer hier war.

„Gut Louis, halt durch. Ich bin gleich da!“ Mit diesen Worten legte Harry auf und es ertönte erneut das laute Tuten, welches mich noch in den Wahnsinn trieb.
Ich senkte meine Hand und ließ mich mit dem Oberkörper auf den Bürgerstein sinken.

Heulend blieb ich liegen und horchte, ob ein Auto kam. Doch das einzige, das das Prasseln des Regens unterbrach, war mein eigenes Schluchzen.
Es war laut und deutlich. Und ich wusste, dass es mir galt. Ich wusste, dass es an das gerichtet war, was ich mir ewig nachhängen würde.

„Eleanor“, hauchte ich ein letztes Mal in die Nacht und flehte, dass ich bald aus diesem Alptraum erwachen würde. Doch statt zu erwachen, versank ich in einen flüchtigen Schlaf, der irgendwann von einer Hand auf meiner Schulter unterbrochen wurde.

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