3- "Was haben Sie vor?"

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    ✥✥✥   

Iza Nacat führte uns und seine Männer bis an den Rand der Stadt, wo die Häuser höher und dichter gedrängt wurden. Vor dem mit der schönsten, aufwendigsten Fassade hielt er inne und suchte einen Schlüsselbund heraus, den er unter seinem Frack trug.

Im Licht der Mittagssonne spähte ich die breite Straße hinauf und wieder hinunter, auf der Suche nach Gemeinsamkeiten zu der Siedlung, die ich früher mein Heim genannt hatte.
Mir blieb nicht viel. Die Pflastersteine waren... ähnlich.

Wir mussten uns in einer der nördlicheren Großstädte befinden, denen der lange Winter hier oben seine Dunkelheit eingehaucht hatte. Keiner bemalte die Türen in bunten Farben, um die Irrlichter fernzuhalten, niemand stellte Blumen in die Balkonkästen. Stattdessen waren die Steine und Balken mit Tierschnitzereien und Mustern verziert. Eine Schönheit, die der Kälte trotzte.

Calean packte mich an der Hand, damit ich nicht alleine draußen zurückblieb, während sich die Männer alle durch die Tür drängten.

Es fielen nicht sonderlich viele Sonnenstrahlen durch die kleinen Fenster, aber jemand hatte sich die Mühe gemacht Kerzen im Eingangsbereich zu entzünden.
Hatte ich allerdings das Innere eines typischen Stadthauses erwartet, wurde ich überrascht.

Hinter der Haustür befand sich ein Vorzimmer inklusive Garderobe und einem Tisch, auf dem eine unbesetzte Kasse stand. Eine schmale Treppe kletterte nach oben, doch wir ließen sie links liegen und folgten Mr. Nacat zum Ende des Raums, an dem sich drei Flügeltüren aneinanderreihten.
Sie alle führten in einen Speisesaal, mit einer Tribüne am Kopfende.

„Ich kann nicht glauben, dass du mich ernsthaft in einen Zirkus geschleppt hast", flüsterte Calean mir ins Ohr, kaum die Zähne auseinanderbringend.

Gemeinsam wanden wir uns zwischen runden Tischen hindurch, die mit weißen Tüchern bedeckt worden waren. Zu unserer Linken entdeckte ich weitere Flügeltüren, durch die Männer und Frauen huschten, Servietten, Stoffe und Teller tragend.

„Ich habe dir das Leben gerettet, nichts zu danken", erwiderte ich ungerührt und erntete einen interessierten Blick von Iza Nacat, der jedoch im nächsten Moment von jemand anderem angesprochen und kurzzeitig abgelenkt wurde. Warum konnte er es mir nicht zumindest ein bisschen anrechnen? Ich hatte mich als Nützlicher erwiesen, als mir jeder bisher zugetraut hatte.

Calean schnaubte abfällig.
„Selbst, wenn dem so wäre, würde es immer noch drei zu eins stehen."

„Drei?" Nur in seinen Träumen. Ich war nicht so stark im Rückstand. „Wo nimmst du diese Zahlen her?"

„Gwinn, du kannst überhaupt nicht rechnen", Calean folgte Mr. Nacat zu einer deutlich kleineren Tür, die hinter die Tribüne führte.

Na und? Sein Rechnen hatte uns bis jetzt auch nicht gerettet. Aber das sagte ich nicht.
„Woher willst du das wissen?"

Ungeduldig gestikulierte Mr. Nacat zu der Tür, die er uns aufhielt.
„Seid ihr zwei bald fertig oder soll ich meinen Männern sagen, dass sie alleine mit der Einführung beginnen sollen?"

Mit gesenktem Kopf huschte ich an ihm vorbei. Hinter der Tür wand sich eine winzige Treppe ein Stockwerk tiefer und führte uns in einen Raum, der über die Größe des Saals darüber spottete. Mit meinem blinden Auge musste ich den Kopf hin und her drehen, um ihn vollständig zu sehen. Er war großteilig leer gefegt, abgesehen von zwei oder drei Grüppchen, deren Leute von uns nicht sonderlich Notiz nahmen.

„Fein. Tru zu eins. Bist du jetzt glücklicher?" Calean lief an mir und der Tribüne vorbei, die das Gebilde über uns spiegelte. Sie hatte keine Vorhänge, aber dafür schwere Seile, die sich unter der Decke des gesamten Raums spannte.

Ich blinzelte, um mich aus meiner Starre zu befreien, und stolperte ihm und dem Zirkusdirektor hinterher.
„Ein bisschen", erwiderte ich gedankenlos, was ihm ein ironisches Lachen entlockte und schloss zu ihnen auf.
„Mr. Nacat? Kann ich Sie um einen Gefallen bitten?"

„Wenn der Gefallen dich in die Gänge kommen lässt." Er drehte nicht einmal den Kopf in meine Richtung. Den Gehstock entspannt in der Hand kreisen lassend, nickte er den versammelten Leuten zu oder gab ihnen kurze Handzeichen, die sie sofort in Bewegung setzte.
Die Selbstsicherheit, mit der er sie leitete, stand im krassen Kontrast zu seinem jugendlichen Aussehen. Er war kaum mehr als acht Jahre älter als ich. Wie leistete er sich so ein riesiges Haus?

Neben ihn in einen Schritt fallend, beschloss ich, mich nicht von seinem Reichtum einschüchtern zu lassen. Er hatte die Sklaven aus der Arena freigelassen und Calean gerettet. Wenn das nicht einen kleinen Vertrauensvorschuss rechtfertigte, was dann?
„Sicher doch! Ich wäre so viel schneller, wenn Sie mich freilassen würden."

Seine Mundwinkel zuckten.
„Das glaube ich dir sofort. Ich sehe nur leider nicht den Grund, warum ich das tun sollte." Im Vorbeigehen reichte er einer Frau seinen Stock. Sie sah ihm für einen kurzen Moment träumerisch hinterher, ehe sie ihn eilig davontrug.

„Vielleicht, weil Sie kein schlechter Mensch sind und Sklaverei gegen die Würde geht?", schlug ich hoffnungsvoll vor.

„Netter Versuch, Gwinn, aber ich wäre heute nicht hier, wenn meine Würde nicht ab und zu eine Ecke verlieren könnte. Am Ende sammle ich seltene Talente. Nicht sonderlich ehrenhaft, wenn sie immer noch in ihren menschlichen Hüllen stecken." Er zwinkerte mir zu und winkte zwei Männer zu sich, die nahe einer unscheinbaren Tür herumlungerten.

Aber ich war noch nicht bereit seine einfühlsame Seite aufzugeben. Etwas sagte mir, dass er kein Unmensch war, jemand mit dem man reden konnte. Und aus diesem Grund setzte ich alles auf eine Karte.
„Außerdem habe ich eine kleine Schwester, die meine Hilfe braucht. Ich muss zu ihr zurück."

Ich hatte mich geirrt. Das sagte mir zumindest sein langgezogenes Seufzen.
„Und wer ersetzt mir, was ich für dich gezahlt habe?"

Ich kniff die Augen zusammen.
„Sie haben nichts für mich gezahlt?" Er hatte mich gestohlen. Genau wie Calean.

„Klar doch. Mindestens Tru-Hundert."

Der triefende Sarkasmus seiner Worte, ließ mich innehalten. Wie-... Dann dämmerte es.
„Tru ist keine wirkliche Zahl, nicht wahr?"
Calean du-... du-... Mir fiel kein passender Begriff ein.

„Nein", sagte Mr. Nacat trocken und wandte sich an die zwei Männer, die zu ihm herüber geschlurft waren, „Bereitet für sie eine D5- Formel vor. Ich denke wir werden sie brauchen."

Falls sie seine Anweisungen verstanden hatten, gaben sie davon keinerlei Ausdruck.

Ich starrte den desinteressiert dreinblickenden Jungen neben mir an. Wirklich stilvoll, sich über die Schwächen anderer Leute lustig zu machen.
„Ich hätte dich nicht für jemanden gehalten, der über mangelnde Fähigkeiten anderer Witze macht. Nicht nachdem du Kinder gerettet hast, die aus denselben Gründen von jedem sonst vergessen wurden."

Er nahm sich die Zeit, mich einmal von Kopf bis Fuß zu mustern, als sehe er mich zum ersten Mal.
„Ich auch nicht", antwortete er schließlich, doch seine Gedanken waren wo anders, „Ich auch nicht."

„Ich nehme deine Entschuldigung an. Auch, wenn du dich mal wieder schwertust, sie zu buchstabieren", erklärte ich brüsk, aber ein winziges Lächeln hob meine Mundwinkel.

Caleans Miene blieb unbewegt, ehe er plötzlich laut auflachte. Er lachte so lange, bis Iza Nacat uns zu der Tür führte, die eben noch die zwei Gorillas bewacht hatten und hielt sie mir sogar auf, um mir den Vortritt zu lassen.

„Gut, Gwinn, du darfst dich auf den Hocker setzen und deine Ärmel hochkrempeln", unterbrach Iza Nacat Caleans Lachen. Auf ein Zeichen wurde das Zimmer um uns herum erhellt. Hohe Schränke mit Schlössern hoben sich aus den Schatten der Wände, eine lange Arbeitsbank mit verdächtigen Flecken nahm die komplette hintere Seite ein. Davor stand besagter Hocker.

Zögerlich schlurfte ich darauf zu.
„Noch einmal wegen meiner Schwester, Mr. Nacat-..."

„Glaube mir, in nicht mal zehn Minuten wird dieses Gespräch ganz anders ablaufen. Sebassi, wo ist die L3- Spritze?" Mit einem neuen Schlüsselbund schloss er mehrere Fächer auf und suchte zwischen gläsernen Behältnissen und Schubladen nach etwas, das er im nächsten Moment in seiner Hand verbarg.

Caleans Grinsen fiel abrupt in sich zusammen.
„Was haben Sie vor?"

Sebassi- Gorilla Eins- brachte ein Tablett herein, auf dem silbrige Spritzen mit unterschiedlich gefärbten Inhalten lagen.

Sofort sprang ich wieder vom Hocker auf.

Iza Nacat bemerkte davon nichts. Stattdessen legte er eine Phiole dazu und schraubte den Verschluss von der ersten Spritze.
„Ganz ruhig. Ich kaufe diese Tränke von einem Alchemisten, der sich auf Menschen mit besonderer Begabung spezialisiert hat. Dieser hier wird deinen Kräften einen kleinen Schub verpassen, auf den wir sonst warten müssten. Vielleicht heilen sie sogar dein Auge."

Leider hatte seine ruhige Stimme keinerlei Auswirkungen auf Calean, der einen bedrohlichen Schritt auf ihn zu machte.
„Wagen Sie es ja nicht, diese Spritze in ihre Nähe zu bringen!"

Obwohl er ein Stückchen größer als Mr. Nacat war, wich dieser nicht einmal einen Fingerbreit zurück. „Bursche. Regel Nummer Eins der Drohungen: Lasse sie unausgesprochen, wenn du sie nicht erfüllen kannst." Mit einem Schulterklopfen an Calean nickte er zwei seiner Männer zu, die an der Tür gewartet hatten.

Ohne ein Wort packten sie Calean und zogen ihn Richtung Ausgang.

Mein Magen vollführte einen Salto. Was würden sie mit ihm machen? Was-...
Noch ehe ich den Gedanken zu Ende brachte, hatte ich einen Schritt nach vorne gemacht, direkt in eine clever platzierte Nadel in Iza Nacats Hand.

Ihre Spitze grub sich durch den Stoff in die Muskeln meines Bauchs und ließen mich erschrocken danach greifen.

Ein leichter Druck des Zirkusdirektors, und ihr bläulicher Inhalt presste sich in das Gewebe.

Oh nein.

„GWINN!" Ich hörte Caleans Brüllen über das Rauschen meines eigenen Pulses. Vergeblich kämpfte er gegen den Klammergriff der zwei Typen, die langsam ihre Geduld mit ihm verloren.

Mit einem Ruck zog ich die Nadel wieder aus und wäre dabei beinahe vornübergefallen. Eine Hand gegen meinen Bauch gedrückt, lief ein feines Rinnsal Blut darüber, aber davon abgesehen-...
„Schon gut, schon gut. Ich... ich spüre nichts."

Mein Blick fand Caleans graue Augen und er hielt inne. Seine braunen Haare waren durcheinandergeraten und fielen ihm wirr in die Stirn. Ein Aussehen, mit dem er prima in eines dieser Irrenhäuser vor der Stadt gepasst hätte.

Iza Nacat lächelte wieder und legte die leere Spritze weg.
„Enttäuschend, ich weiß. Sebassi, die D5, bitte."

„Noch eine?" Caleans Gesicht war genauso weiß, wie an dem Tag, an dem sie ihn als Vogelfänger eingesperrt hatten.

„Ja, ich befürchte, diese hier wird ebenfalls notwendig. Versuche, es ihr nicht übel zu nehmen, wenn deine holde Jungfrau sich gleich nicht an deinen Namen erinnern kann, Hecel." Die Schärfe, die Nacats Stimme begleitete, rang ungewohnt in meinen Ohren.

„Wir sind nicht-...", probierte ich seine Implikation abzuwehren, doch Calean hatte besser zugehört.

„Sie wollen ihr die Erinnerungen nehmen?"

Nein. Oder? Ich hatte mir hier einiges gefallen lassen, weil ich es mir großteilig selbst eingebrockt hatte, aber ich würde niemals Garcy vergessen. Egal wie die Gedanken an sie schmerzten. Etwas wackelig trat ich von den Männern fort.
„Gut, ich denke, das waren genug Nadeln für mich, vielen Dank!"

Calean begann sich wieder zu wehren und Iza Nacat verdrehte die Augen.
„Wenn ihr euch dadurch besser fühlt, prügeln wir uns gerne wie eine Gruppe eifersüchtiger Liebhaber. Aber seien wir ehrlich, entweder ich gebe sie ihr jetzt oder, wenn sie schläft. In jeden Fall habe ich nicht sonderlich Lust darauf, dass meine Investitionen andauernd versuchen abzuhauen, weil sie zu ihren Familien zurückwollen."

Ich war ein Idiot. Ich hätte ihm niemals von ihr erzählen sollen. Bilder meiner kleinen Schwester sammelten sich vor meinem inneren Auge, als wollten sie mir vorführen, was ich zu verlieren hatte.
„Das können Sie nicht machen! Garcy ist alles, was ich habe!"

Der Zirkusdirektor griff nach meinem Arm, doch ich wich von ihm zurück, immer die anderen zwei Typen im Auge behaltend (sofern das für mich möglich war).

„Wenn du einen Moment stillhalten würdest... und vielleicht deinen Kopf benutzt, wird dir gleich klar, dass es für dich nur Vorteile hat: Mit meiner Hilfe kannst du vergessen, dass du deine Schwester nie wiedersehen wirst."
Er griff noch einmal nach mir und dieses Mal war er schneller. Mit sanfter Gewalt zog er mich zurück zum Schemel, meinen Schlägen und Tritten geschickt ausweichend.

Mit einem Ploppen zog er den Deckel der zweiten Spritze ab, deren Inhalt wie flüssige Kohle im Behälter hin und her schwappte.

„War- Warten Sie!", Calean versetzte Sebassi eine Kopfnuss und rang seinen linken Arm frei, „Gwinn kann herausfinden, wer der neue Nebelflüsterer ist!"

Alle hielten im Raum inne.

Wie bitte?

Der Zirkusdirektor sandte ihm einen nüchternen Blick.
„Wie nützlich- gerade wo ich alles von ihr fortwaschen-..."

„Ich meine es ernst!", unterbrach Calean ihn, mit Sebassi rangelnd, „Wissen Sie wie wir gefangen genommen wurden?"

Oh, ich wusste, was er vorhatte. Aber das konnte er nicht machen. Das war ein dummer Plan, den er sich nie verzeihen würde!
„Calean-..."

Mit einer Bewegung der Spritze forderte Nacat ihn auf weiterzusprechen. Und obwohl ich immer vehementer den Kopf schüttelte, tat Calean wie geheißen.

„Die Vogelfänger hatten aufgeschnappt, dass die Hand des Lichts einen Nebelflüsterer auf unsere Schule eingependelt hat. Gwinns Schwester kann in die Köpfe anderer sehen und herausfinden, wer von den Kindern es ist. Aber sie wird nur mit Gwinn reden."

Warum redete er weiter? Wollte er etwa, dass dieser Kerl seine Männer zu uns nach Hause schickte und Garcy holen würden?

„Nette Geschichte, aber mir fehlen leider die Beweise."

„Er hat keine...", warf ich hastig ein, doch Calean ignorierte mich.

„Befragen Sie die Vogelfänger. Befragen Sie jeden, der Ihnen einfällt. Aber lassen Sie ihr die Erinnerungen."

Es entstand eine kurze atemlose Pause, in der der Zirkusdirektor seine Gedanken sammelte. Sogar Sebassi beendete seine Versuche, Calean wieder unter Kontrolle zu bekommen.
„Ich könnte diese Garcy auch einfach hierher..."

„Garcy hat Zugang in jeden Kopf. Sie wollen ein kleines Mädchen mit so viel Macht doch nicht zu etwas zwingen, oder? Wer weiß, wozu sie fähig ist, wenn sie herausfindet, was Sie ihrer Schwester angetan haben. Aber wenn Sie uns zu ihr lassen, bringen wir ihnen den ersten Nebelflüsterer."

Noch eine Pause, in der ich am liebsten meine Haare ausgerissen hätte. Garcy war keine Waffe. Und ich wollte sie nicht einmal in derselben Stadt wissen wie Mr. Nacat und seine Spritzen.

„Einverstanden."

Nein, nein, nein.

„Ich werde meine eigenen Vorkehrungen treffen, um diese Absprache... bindend zu machen. Aber in ein oder zwei Wochen sollten alle Zutaten da sein." Und damit legte er die Spritze weg.

✥✥✥

Man brachte uns noch ein Stockwerk tiefer, wo sich neben den zwei Lagerhallen die Zellen für die (noch nicht gespritzten) Neuankömmlinge befanden. Alle anderen in diesem Zirkus hatten sich ihre Betten im oberen Bereich des Gebäudes verdient. Wir waren alleine hier unten, mit nichts als einer Kerze und der Versicherung, dass wir ein Abendessen erhalten würden.

Durch die Gitterstäbe beobachtete ich, wie Calean es sich gemütlich machte.
„Das war ein schrecklicher Plan! Denkst du ernsthaft, dass ich meine Schwester hierher ausliefern werde? Für was für eine Art Monster hältst du mich eigentlich?"

Unbeeindruckt setzte er sich hin und streckte die langen Beine aus. Aber ich kannte ihn inzwischen besser. Er kontrollierte seine Züge wie eine Maske, unwillig ehrlich mit mir zu sein.
„Die analphabetische Art. wäre es dir lieber gewesen, wenn du dich nicht an deine Schwester erinnern würdest?"

Wenn sie dadurch sicher wäre... Mit beiden Fäusten umklammerte ich die Gitter. Das war nicht der Punkt und das wusste er.
„Was ist, wenn Garcy der Nebelflüsterer ist? Würdest du deine Schwestern eintauschen, wenn eine von ihnen der Nebelflüsterer wäre?"

Er gähnte einmal.
„Sie sind es aber nicht. Und Garcy auch nicht."

„Woher willst du das wissen?"

Demonstrativ schloss er die Augen. „Ich habe so ein Gefühl."

Ach so natürlich. Er hatte so ein Gefühl. Es war egal, ob meine Schwester oder ein anderes Kind in Primwood Hall der Nebelflüsterer war. Ich würde niemanden hierherschleppen, nur damit ich frei war. Niemanden.

Aber etwas anderes nagte an meiner Aufmerksamkeit. Einen Vorwurf, den er mir vor nicht allzu langer Zeit gemacht hatte.
„Wenn deine Gabe so stark ist, warum hast du nie Sir Kenrik davon erzählt? Oder irgendjemandem? Du hättest bequem im Haus leben können- Unterricht nehmen."

Seine Lider hoben sich einen Spaltbreit, doch er schaffte es, mich dadurch anzufunkeln, als wolle er ein Loch in meinen Kopf brennen. Volltreffer.
„Wie hat du noch so schön gesagt? Du bist keine Waffe? Für sie wäre ich ein Werkzeug gewesen, nur meinen Nutzen wert. Und weißt du was? Solche Leute haben meine Hilfe nicht verdient."

„Solche Leute, wie ich?" Seine Demonstration im Wald hatte gezeigt, dass er problemlos den Helfer der Vogelfänger in unserem Lager gefunden hätte. Stattdessen waren alle Kinder weiter in Gefahr. „Oder Leute, wie Genträger allgemein?"

Er gab mir keine Antwort, die Augen wieder fest geschlossen. Doch eine kleine Ader an seinem Adamsapfel hob sich heraus und pulsierte getrieben von seinem wütenden Herzschlag.

Das war nicht alles gewesen. Es gab noch einen anderen Grund, warum er an der Schule nicht sein volles Potential gezeigt hatte. Irgendetwas war vor meiner Zeit vorgefallen. Aber was?

„Du bist ziemlich gut darin, einen Groll zu hegen", fuhr ich fort, weil ich wusste, dass er mir zuhörte, „Aber am Ende macht es dich nicht glücklicher. Im Gegenteil. Es macht dich genau wie sie."

Er war schneller auf den Beinen, als ich blinzelte. In einer einzigen Bewegung war er an meinen Gitterstäben und packte sie wenige Fingerbreit oberhalb meiner Hände, bis er so nahe war, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spürte.
„Halte keine Reden über mein Glück, wenn du genauso bist, wie ich. Du riskierst lieber anderer Leute Leben, als deine Kräfte auch nur zu erlernen. So war es mit Maze und so wird es auch mit Garcy sei-..."

Ich wusste, dass er kein einziges Wort meinte. Irgendwo tief in mir drinnen wusste ich das. Ich hatte einen Nerv getroffen und er wollte es mir heimzahlen.
Aber leider traf er auch meinen.

Tränen vernebelten meine Sicht. Ich übersprang das bekannte Stadium, in dem ich versuchte, meine Kräfte in einem sinnvollen Zaum zu halten, und zerrte die Tore der magischen Verbindung wie eine Staudammschleuse auf.

In einer Wucht, die mich zurücktaumeln ließ, riss es Calean von den Füßen und gegen die niedrige Zellendecke. Erschrocken entließen wir beide gleichzeitig unseren Atem.
Ich versuchte, ihn loszulassen, doch da, wo vorher nichts als die Abwesenheit meiner Kraft gewesen war, befand sich ein neuer Gegenspieler. Ein unbekannter Muskel, der Calean zu Boden schmetterte und dort hielt, selbst als er probierte, sich aufzurappeln.

Das einzig Positive: Der gefährliche Rand meiner Kräfte erstreckte sich weit aus unseren Zellen hinaus.

Tränen liefen mir über die Wangen, während ich nach Atem rang.
Nur langsam erlangte ich die Gewalt über die Magie zurück, die mich zitternd und ausgehöhlt zurückließ. Ich hatte das nicht gewollt. Wirklich nicht. Aber die Vorstellung wie sehr er mich jetzt hassen würde, trieb mich weiter.
„Ich würde für Garcy über Leichen gehen. Auch über deine."

    ✥✥✥   

Nur noch 12 Tage bis Weihnachteeen! 

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