7- "Verschwindet aus ihrem Kopf!"

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✥✥✥ 

Die Eingangshalle existierte nicht mehr.
Die Geröllhaufen machten es nicht einfacher an den Ruinen der Rezeption vorbei zu den drei Türen der Aufführungshalle zu kommen. Nacheinander zog und ruckelte ich an ihnen, doch nur die Letzte gab einen Spaltbreit nach.

Die Hände flach auf das Holz gepresst, erlöste ich sie und alles um mich herum von den Gesetzen der Schwerkraft und schob sie Finger für Fingerbreit weiter auf.
Schweiß tropfte in meine Augen und pochende Schmerzen in meinem Fuß erinnerten mich daran, dass auch meine Kräfte Grenzen hatten.

Grenzen, die mich kurz darauf zwangen, den Bauch einzuziehen, während ich mich mühsam zurück in die Höhle des Löwen quetschte.

Das Feuer der Vorhänge hatte auf Einzelteile des ehemaligen Mobiliars übergegriffen und dutzende klene Herde geschaffen, die es unerträglich warm machten. Vielleicht der Grund, warum sich niemand zu mir umdrehte.

Soldaten hatten ihre Schwerter gezogen und fochten Kleinkriege wie Tanzpaare in einem zerstörten Saal aus.

Nur-... Ich stockte.

Im Dunst aus Staub und Rauch kniete eine Person auf der Bühne, nieder gehalten von zwei Soldaten, die ihre Köpfe nicht von ihm abwandten. Sie flankierten ihn wie ein Paar gebrochener Flügel.
War das...?

Ich schlich näher.
Nicht Maze. Das war Mr. Nacat. Er hatte den Zylinder verloren und seine hellbraunen Haare klebten ihm an der Stirn. Für den Moment sah er viel jünger aus. Seine polierte Fassade hatte Kratzer und Dellen erlitten und trotzdem starrte er stur geradeaus, als wäre er nicht anwesend in seinem eigenen Körper. Als warte er auf ein Zeichen, auch die letzten Reste in den Grund zu reißen.

„Was tust du hier?"

Ich machte einen beachtlichen Satz zur Seite, sah glücklicherweise aber von jeder Reflexattacke ab, denn Calean erweckte ohnehin nicht den Eindruck, als hätte er auch nur ein Sandkörnchen von Geduld für mich übrig.

Ruß war quer über sein Gesicht geschmiert und unterstrich seinen wütenden Ausdruck.
Hillow dagegen, die Arme voll mit unterschiedlichen Phiolen und Flaschen aus Mr. Nacats persönlichem Vorrat, grinste breit, als sie mich erkannte. Ohne ein Wort der Erklärung drückte sie mir die Hälfte ihres Diebesgutes in die Arme.

„Ich versuche, dich zu retten!", wehrte ich mich gegen Calean, der ernsthaft den Eindruck erweckte, als wolle er mich am Ohr wieder hinaus schleifen. Und Maze. Und Hillow.

„Mich zu... Bist du verrückt geworden?"

Ein bisschen.

„Zugegeben, ihre Talente sind hierfür deutlich geeigneter als deine...", nahm Hillow mir die Gelegenheit zu antworten, doch Calean war der Bruder seiner Schwester.

„Hast du ihren Fuß gesehen?" Er setzte sich in Bewegung, als die Tür zu den Treppen aufschwang.

Eine Gruppe Soldaten marschierte hinein, zwei Dutzend Genträger zwischen sich. Die traurige Bilanz eines unfairen Kampfes, wie mir wenige Sekunden später bewusst wurde.

Genauso lange benötigten sie auch, uns zu sehen. Der Erste von ihnen schoss, bevor er Fragen stellte. Hillow riss so abrupt die Arme in die Luft, dass alle Glasbehälter geräuschvoll am Boden zersprangen. „Iss ein Kissen!"

Der Bolzen bohrte sich direkt vor mir in das verstaubte Holz und blieb dort vibrierend stecken.

Ich ließ die Fläschchen fallen, im Glauben, dass meine Kräfte sie auffangen würden und wurde bitter daran erinnert, dass ich sie vollkommen ausgeschöpft hatte für diesen Tag. Ich wollte den Soldaten ausweichen und zurück zu der Eingangshalle, aber ein ausgestreckter Arm am Boden brachte mich zu Fall.

Für einen kurzen Augenblick verlor ich den Fokus. Ich hatte Sebassi nicht dort liegen gesehen, so dicht war der Rauch im Zimmer. Doch in seine leeren Augen zu starren gab mir den Rest.
Blut lief aus seinem Ohr und der Nase. Dort wo vorher sein Kehlkopf gewesen war, bohrte sich eine Pfeilspitze durch die dünne Haut. Oh nein.

Panisch strampelnd versuchte ich, von ihm fortzukommen, schnitt mir die Hand an den herumliegenden Scherben auf und griff als Nächstes in eine Pfütze fremden Bluts, das warm seine Schlieren zog.

Ich wollte schreien, wenn ich nur einen Laut herausgebracht hätte. Auf allen vieren kroch ich rückwärts fort, bis mich jemand im Nacken packte und nach oben riss.

Wie Tiere zusammengetrieben, drängten sich die überlebenden Genträger dicht an dicht, umringt von den schwarzgewandeten Soldaten des Königs, von denen mich einer grob zu ihnen zurückstieß.

Hillow fing mich von einem weiteren Sturz ab. Sie flüsterte beruhigende Dinge und weniger beruhigende Flüche in mein Ohr, während Calean jedem Anderen tödliche Blicke zuwarf, die von den matten Brustpanzern abprallten wie Kieselsteine.

Hinter ihnen kletterte Nyam schwungvoll auf die Bühne. Mit der Gelassenheit eines Siegers schlenderte er auf Iza Nacat zu, die Hände wie immer in den Taschen. Doch selbst auf unsere Distanz spürte ich den brodelnden Ärger unter seiner Vorstellung. Die geballten Fäuste, verdeckt vom Stoff der Hose.
Er war nicht zufrieden. Überhaupt nicht.

Aber das hielt Mr. Nacat nicht davon ab, das Kinn in einem letzten Aufbäumen des Widerstands zu heben.
„Ich bin ein Bürger dieses Königreiches. Ich verlange zu erfahren, auf welcher Basis König Kaelchon mein Heim zerstört und meine Leute tötet."

Vor einigen Tagen, hätte ich mir an dieser Stelle Sorgen, um den Zirkusdirektor gemacht.

Nyam lächelte nur. Und das war niemals ein gutes Zeichen. Mit einem Wink öffnet er die mittlere Tür zum Eingangsbereich, als würde nicht ein Berg Schutt direkt davor liegen.
Hindurch traten zwei weitere Soldaten, die einen humpelnden Maze in ihre Mitte genommen hatten.

Oh nein.
Ich traute mich nicht einmal, in Caleans Richtung zu sehen.

Nyam sprach weiter.
„Zugegeben, ich habe nie verstanden, warum du Genträger sammelst. Es hat mich auch nie interessiert. Aber deine Suche nach den Nebelflüsterern steht leider in Konkurrenz zu meinen eigenen Interessen." Bedächtig zog er eine Hand aus der Hosentasche und kontrollierte seine Fingernägel.

Die Soldaten schleppten Maze bis zu der Tribüne, ihn zwischen ihren Schultern eingeklemmt. Er wehrte sich, kämpfte mit seinem ganzen Körper, doch am Ende wussten wir alle, dass er keine Chance hatte.

„Du warst so nahe dran", erklärte Nyam, „Möchtest du eine Demonstration?"

Ich wollte ‚nein' schreien, doch die auf mich gerichteten Schwertspitzen erstickten jeden Laut in meiner Kehle. Mein Fuß pulsierte vor Schmerzen und ohne die Hilfe von Hillow, wäre ich sicher zu Boden gesackt. Das konnten sie ihm nicht antun.

Nyam setzte sich in Bewegung.
„Es ist nur ein Funken der alten Magie", murmelte er mehr zu sich selbst, doch laut genug, dass in der Stille ihn jeder hörte. Nachdenklich betrachtete er Maze, der in seiner Nähe komplett still geworden war. „Du hast ein paar Mal an der Oberfläche gekratzt. Beeindruckend für einen Sucher. Wirklich. Deine Demonstration in der Arena hätte mich eigentlich auf dich bringen sollen."

Maze knurrte etwas und versetzte einem der Soldaten einen Tritt, doch nichts passierte.

Nacat starrte die Zwei an, doch was auch immer ihm durch den Kopf ging, blieb genauso stumm, wie alles um uns herum.

„Ich weiß nicht, was so verdammt überraschend ist", flüsterte Hillow, die Augen ebenfalls auf die Tribüne gerichtet, auf der sich bis jetzt ihr schrecklichstes Theater vollziehen würde, „Sucher sind am engsten mit der Magie um uns herum verknüpft. Sie werden von Magie angezogen."

Keiner antwortete ihr. Stattdessen schritt Nyam auf Maze zu und legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter. Sofort warf Maze seinen Kopf in den Nacken, ein erstickter Schrei auf den Lippen.

Erinnerungen, wie sich diese Berührungen anfühlten, schlugen mir in den Magen und krümmten sich zusammen. Nein! Ich hatte ihn retten wollen.

Ein bläuliches Licht sammelte sich um die Fingerspitzen des Halbelfen, blass und zu hell, um direkt hinein zu sehen. Es pulsierte wie ein Herzschlag und breitete sich über Mazes Haut wie ein Feuer aus, während sich seine Muskeln schüttelten. Immer heftiger wurden die Zuckungen, bis seine Körperteile so stark hin und her schleuderten, dass erst die Soldaten und dann Nyam ihn loslassen mussten.

Doch das Leuchten erlosch nicht. Es wurde weißer, farbloser und heller.
Mit schmerzenden Augen zwang ich mich, nicht wegzusehen. Ich wollte zu Maze rennen, wollte ihn abschirmen von was-auch-immer sie ihm angetan hatten.
Doch als ich den Mut gefunden hatte, ertönte ein lauter Knall, der uns alle erschütterte und das Licht erlosch genauso plötzlich, wie es gekommen war.

Und ohne einen weiteren Atemzug klappte Maze zusammen. Kaum mehr als ein Haufen dunkler Kleidung, starrten wir ihn an. Getrocknete Tränen auf den Wangen und ein wild galoppierendes Herz.

Mein erster Atemzug schmerzte, als drücke jemand meine Lunge zusammen. Hillow und Calean sahen aus, als wären sie versteinert. Als hätte jemand die Zeit um uns herum eingefroren. Und ein einziger Gedanke formte sich in meinem Kopf. War Maze tot?

Nyams Räuspern klang falsch und außerhalb der Situation, als er sich wie eine nasse Katze schüttelte und den Fluch auf dem Raum brach.
„Ich präsentiere... Den Zweigesichtigen. Bist du beeindruckt, Iza?"

Ich schluckte.

Mr. Nacat hatte sich noch nicht von den Folgen der Demonstration erholt. Das Nicken kam zu langsam, sein Blick auf Mazes sich wehrender Gestalt ruhend. Er setzte eins und eins zusammen und ein dumpfes Licht erhellte seine Augen.
„Und wie hätte ich deiner Meinung nach, den Nebelflüsterer zuerst finden sollen?"

Nyams Gesicht wurde zu einer süffisanten Maske.
„Ich hatte dieselben Quellen, wie du. Ich habe sie nur nicht auf meiner Nase tanzen lassen."

Der Zirkusdirektor nickte, den Blick das erste Mal zu uns gewandt.
„Du hast recht. Ich habe zu lange gewartet, wenn ein einfacher Halbelf glaubt, mich in meinem eigenen Heim festnehmen zu können." Eine Welle des Zorns ging von ihm aus, die mich an seine Wut erinnerte, als ich das Kind getötet hatte.

Er flüsterte etwas, undeutlich, aber laut genug für Nyam, der einen Schritt zurücktrat und sich misstrauisch im Zimmer umsah. Erst zu Maze, dann... zu den Leuten? Auf den Fußboden?

Was war passiert?
Zwischen all dem Rauch entdeckte ich es eine Spur später als alle anderen.

Nebel.

Er quoll zwischen den Dielen hervor, unter den Türritzen hindurch, bis er mir bis zu den Knöcheln ging.

Instinktiv versuchte ich auszuweichen, doch innerhalb von wenigen Herzschlägen hatte er den gesamten Boden eingenommen.

Er schlängelte sich um die Beine der Soldaten und dräng in ihre Münder, Augen und Nasen.

Was bei allen-?

Neben mir fuhr Hillow zu Calean herum, doch dieser schloss die Augen, als ertrüge er den Anblick nicht.

Im Hintergrund fielen die ersten Waffen scheppernd zu Boden. Ein derart lautes Geräusch, das erst verdeutlichte wie still es zuvor geworden war. Der Nebel verschluckte alles um uns herum, bis die Soldaten nicht mehr als lebensgroße Puppen waren, bewegungslos und steif.

Eine bösartige Vorahnung nistete sich in meinem Herzen ein und ich drehte mich zu Hillow um.
„Ist er... ist er..."

Sie nickt. „Er ist bereits ein Nebelflüsterer."

Das hieß, wir hatten zwei hier?

Der Nebel erinnerte mich auf eine absurde Weise an ein lebendiges Wesen. Er war nicht wolkig oder schleierhaft, wie der Nebel am frühen Morgen vor dem Stallgebäude, wenn er sich um die Bäume räkelte. Er war auch nicht wie der dunkle Nebel aus Mazes Kräften gewesen. Er spannte sich von einem Soldaten zum anderen wie zerrissene, weiße Haut.

„Richte dem König aus, ich werde gerne mit ihm verhandeln, sobald ich die Waffe habe." Die Stimme des Zirkusdirektors klang hohl. Als hätte sie seinen Körper verlassen. „Das war eine nette Vorstellung. Aber sei gewarnt. Niemand wird sich an jene erinnern, die gegen mich arbeiten."
Und damit drehte er den Kopf in Caleans und meine Richtung.

Er wusste, dass wir ihn verraten hatten.
Zipfel des Nebels folgten einem Kommando, aber sie streckten sich nach Hillow aus. Sie versuchte, sie fort zu schlagen, doch niemand konnte gegen Nebel kämpfen.

Ich wollte ihr helfen, zuckte aber zurück, kaum da ich mit ihr in Berührung kam.
Ihre sonst so warmen, blauen Augen wurden von weißem Schleier erfüllt.

„Nein!" Caleans Brüllen ließ mich zusammenfahren, doch es war zu spät. Er stürzte nach vorne, eine helle Bugwelle vor sich herschiebend, doch als er sie erreichte, wurde Hillow von dem Nebel erfasst. Ihr Bruder packte sie an den Schultern, schüttelte sie, doch jede Reaktion blieb aus.
„Verschwindet aus ihrem Kopf!" Er schrie sie an- vergebens.

Mitleid flackerte in Nyams Blick auf, doch er unternahm nichts. Sehr langsam drehte er sich zu Nacat um. „Beeindruckend. Nette Tarnung mit dem Alchemisten. Ich habe sie dir tatsächlich abgenommen."

Neben mir ging Calean in die Knie, den leblosen Körper seiner Schwester hin und her wiegend.
Ich wollte ihn berühren, wollte ihm sagen, dass ich da war, doch er schlug meine Hand fort. Verbannte mich aus seinem eigenen Weltuntergang.

„Lass uns einen Handel machen. Ich lasse den verbleibenden Rest deiner Genträgertruppe am Leben und du und der Sucher folgen mir zum König. Danach trennen sich unsere Wege und wir sehen einander nie wieder."
Nyam sah nicht halb so selbstsicher aus, wie sein Vorschlag anmuten wollte.

„Du wirst gehen, weil ich dich gehen lasse. Nimm deine Soldaten mit und kehre nie zurück." Nacats Stimme war zu seinem Körper zurückgekehrt. Trotzdem zuckte Nyam unmerklich zusammen, als der Zirkusdirektor die Augen aufschlug und sich bedächtig von den Knien erhob. Etwas Fremdes haftetet ihm an. Es war, als hätte jemand eine zerbrochene Vase falsch wieder zusammengesetzt und Schreckliches erschaffen.

Mein Blut wurde eisig in meinen Adern und ich wich unwillkürlich einen Schritt zurück.

Um uns herum lichtete sich der Nebel und das volle Ausmaß der Zerstörung und des Todes kam ans Licht. Das Haus war nicht mehr. Alles, wofür Mr. Nacat gearbeitet hatte, war eine qualmende Ruine, die sich auf den Leichen seiner Artgenossen stapelte.

In Caleans Armen regte Hillow sich, als wache sie aus einem langen Traum auf.

„Die Menschen werden den heutigen Tag bereuen", gefährlich ruhig klopfte Mr. Nacat sein Jackett aus, „Du wirst in die Geschichte eingehen, als der, der die Genträger befreite, indem er Unschuldige abschlachten ließ."

Und ich glaubte ihm. Glaubte ihm mit jedem Wort und jedem Atemzug, den ich in die folgende Stille tat.

Neben mir richtete Hillow sich auf, löste sich von ihrem Bruder und sah sich verwirrt in der Halle um. Als ihr Blick auf Calean fiel, der dicht neben mir stand und die Hände wrang, zuckte sie zurück.
„Wer bei allen Todessängerinnen bist du?"

✥✥✥

Ich fand Calean bei den leeren Behausungen der Zirkustiere. Natürlich. Die Halle hatte den Angriff am besten überstanden, aber über uns gab es nicht mehr viel, das Widerstand gegen das Wetter leistete.

Er hatte sich zwischen den zerstörten Käfig eines Mamepu und den eines Kaoba-Pärchens gequetscht, die Schultern zusammengesunken. Im Zwielicht des Geheges war er so klein, wie ich ihn nie zuvor gesehen hatte. Sein Gesicht in den Händen vergraben, bemerkte er mich erst, als ich mir den Fuß an einem herausgebrochenen Stein stieß und hinfiel.

„Verschwinde, Gwinn." Er klang hohl.

Hillow war fort. Kein Betteln und kein Flehen hatte sie aufgehalten. Sie hatte sich nicht an ihn erinnert. Dass sie dabei wieder vollkommen sie selbst gewesen waren, hatte alles schlimmer gemacht. Nyam war ebenfalls fort. Und mit ihm die Soldaten des Königs. Wir waren alleine und verlassen.

Maze hatten sie eingesperrt, ohne, dass er zu sich gekommen war. Ich hatte versucht, das Schloss seiner Zelle zu knacken, doch einer von Nacats Handlangern hatte mich gefunden.
Ich hatte geschrien und geflucht. Hatte mit Hillow sprechen wollen, doch sie schien felsenfest entschlossen zu den Rebellen der Hand des Lichts zurückzukehren. Sie wusste nicht einmal, warum sie ihre Leute verlassen hatte. Sah durch Calean hindurch, als wäre er selbst nur Nebel.

Barfuß rappelte ich mich hoch und tappte auf ihn zu. Mein Fuß hatte ein Heiler wieder zusammengesetzt. Aber ich hoppelte immer noch unsicher.
Wie sagte man jemandem, dass man seinen Schmerz spürte? Dass man ihn fortnehmen wollte, wenn man es einfach nur könnte?
Ich wusste es nicht. Deshalb blieb ich stumm.

Mit dem Handrücken fuhr er über sein Gesicht.
„Hörst du mich nicht? Ver-schwin-de."

Wenn er etwas zur Hand gehabt hätte, er hätte es nach mir geworfen.
„Ich will dich nicht hier. Ich- Ich wünschte, ich wäre nie mit dir gekommen."

Jedes Wort traf sein Ziel. Ich setzte mich einige Schritte vor ihm in den Schneidersitz. Ein kalter Windzug ließ mich in den dünnen Kleidern schaudern, die von der heutigen Nacht mehr Löcher als Stoff aufwiesen.
„Ich auch."

Ein Moment der Überraschung huschte durch sein Gesicht und wurde sofort wieder von dieser abwehrenden Maske des Zorns abgelöst.
„Wir wären ohne einander besser dran."

Er hatte mich falsch verstanden.
„Ich wünschte, ich wäre alleine entführt worden, damit Garcy jemanden wie dich bei sich hätte, der auf sie achten würde."

Er starrte mich einen Herzschlag länger an, dann zog er die Knie zum Körper und sah fort.
„Was interessiert mich deine Schwester? Lass mich einfach in Ruhe." Seine Stimme wurde mit jedem Wort leiser.

Über uns rieselte Schnee herunter. Es war eisig hier unten, doch seine Worte ließen mich noch heftiger zittern.
Ich wollte ihn in die Arme nehmen. Wollte seine zerbrochenen Teile so fest aneinanderdrücken, bis sie von alleine wieder ganz würden.
Schaudernd holte ich Luft, doch meine Stimme wollte nicht kommen.
„Bitte schließ mich nicht aus."

Er hob den Kopf und eine Flut an Emotionen breitete sich in seinen grauen Augen aus. Verzweiflung kämpfte darin mit dem Bedürfnis, jede Wand zwischen uns hochzuziehen, die er in sich finden konnte. Oder alles niederzureißen, was ihm zu nahe kam. Aber er tat es nicht.
„Du solltest Angst haben."

War es eine Drohung oder eine Warnung?
Ich widerstand dem Bedürfnis sein Gesicht in meine Hände zu nehmen.
„Ich weiß. Ich fürchte um dich."

Er schnaubte.
„Ich will ihn tot sehen. Ich will sie alle tot sehen. Sag mir-..."

Behutsam griff ich seine Hand. Er meinte keines dieser Worte. Vielleicht jetzt und morgen. Vielleicht noch in einem Jahr. Aber irgendwann...
„Ich würde genauso handeln, wenn mir jemand Garcy wegnehmen würde."

Humorlos lachte er auf.
„Nein. Jeder, aber nicht du. Wie kannst du weiter machen wollen? Sie haben sie dir weggenommen. Du bist hier und sie ist..."

„Woanders. Aber das heißt nicht, dass ich sie nicht zurückbekommen werde. Genau wie deine Schwester." Das plötzliche Verlangen, Garcy in die Arme zu schließen, erstickte meine Worte. Sie war meine Heimat. Meine Familie. Und alles in mir sehnte sich danach, endlich heimzukehren.

Doch anstatt mich in einen Ball zu rollen und mir mit geschlossenen Augen vorzustellen, wie sie sich an mich kuschelte, wischte ich eine Träne aus den Wimpern und fuhr fort.
„Nacat hat Hillow vergessen lassen, aber es gibt noch zwei weitere Nebelflüsterer dort draußen. Ich weiß, dass du nicht aufgeben wirst. Ganz gleich wie du dich gerade fühlst. Du wirst weitermachen, für die kleine Möglichkeit, dass wir sie retten können."

Vor meinen Augen wurde Caleans Blick unleserlich. Er suchte etwas in meinem Gesicht, als verstünde er nicht. Oder verstünde er mehr? Eine fremde Emotion übernahm die Kontrolle und umständlich zog er seine langen Beine unter seinen Körper. Er zögerte für einen kurzen Augenblick, gerade lange genug, dass ich erahnen konnte, was er vorhatte.

Mein Herzschlag setzte aus, noch bevor sein Daumen mein Kinn zu seinem Gesicht führte. Sein warmer Atem stich über mein Gesicht und sandte jeden Gedanken in meinem Kopf durcheinander.
Dann-...

„Zeit, dass wir unsere Vereinbarung durchführen. Ich will den dritten Nebelflüsterer. Jetzt."
Nacats kalte Stimme holte mich mit einem Ruck zurück zwischen die Käfige. In einem schmerzhaften Satz zuckte ich weg und stieß mir den Kopf.

Er stand vor uns, reglos, als hätte ihn seine eigene Kraft im Griff. Wie ein fleischgewordener Geist. Kühl und unberechenbar.

Meine Wangen flammten sofort rot auf.
Er wollte doch nicht Garcy nutzen, oder?

✥✥✥ 

#Abspannmusik :D

https://youtu.be/i-y076eSHIg

Hust. Wir könnten heute fertig werden. Hust. 

Mal schauen wie weit ich komme :D 

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