Kapitel 14

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Ich war ein wenig geschockt von mir selbst. Hatte ich das gerade wirklich getan? Hatte ich gerade wirklich Snow verhöhnt, im öffentlichen Fernsehen, wo mich jeder aus ganz Panem sehen und hören konnte? Was hatte ich nur getan? Was wenn man mich jetzt- Ja, was wollten sie mir eigentlich antun? Ich hatte keine Familie mehr. Das einzige was ich hatte, waren Freunde, die allerdings von ganz Panem geliebt wurden. Wenn man also Finnick umbringen würde, um mich zu verletzen, hätte die Regierung wütende Distrikte am Hals. Ich realisierte, dass man mich kaum für mein Verhalten bestrafen konnte und das war gut so.

Das Blatt in meiner Hand, welches ich als Schale für das Wasser benutzte, war schon übergelaufen und kaltes Nass floss über meine etwas zittrigen Hände. Ob sie nun vor Angst oder Wut zitterten, wusste ich selbst nicht. Ich drehte den Zapfen zu und wandte mich vom Baum ab. Schnell brachte ich das Blatt mit dem Wasser den anderen. Danach durchkämmte ich den Wald nach Katniss Pfeilen, die sie in ihrer Panik an die Spotttölpel verschwendet hatte. Vor mir auf dem Boden lag einer der toten Vögel und ich zog den Pfeil heraus. So tat ich es ungefähr fünfmal.

Es war keine schöne Arbeit, doch ich wusste, dass wir Katniss Talent zum Bogenschießen noch brauchen würden, schließlich drehte sich die ganze Operation um sie. Ich hatte zwar irgendwie Angst, dass sie mit Peeta abhauen würde und Finnick, Beetee und mich umbringen würde, allerdings war diese Vorstellung, von einem ihrer Pfeile durchbohrt zu werden, zu absurd, sodass ich den Gedanke schnell wieder verwarf. Zu viel Misstrauen war nicht gut. Auch wenn ich Katniss hasste.

Mit den Pfeilen in der einen und dem Zapfen in der anderen Hand ging ich hinunter zum Strand. Da ertönte eine Kanone und unsere Gruppe rannte aus dem Gebüsch zum Strand. Am Ufer des vermutlichen 6-7 Sektors sahen wir ein riesiges, wildes Tier, welches gerade sein Abendessen verspeiste. Dieses Mahl bestand aber nicht aus wilden Tieren oder Beeren, sondern aus einem der Tribute. Obwohl sein Körper zerfledert aussah, als das Hovercraft ihn hinaufzog, konnte man erkennen, dass es sich um einen männlichen Körper handeln musste. Da er zu schmächtig schien, um zu Brutus oder Chaff zu gehören, musste es sich um Jackson Spidell aus Distrikt 10 handeln. Ich kannte ihn kaum, er hatte damals die 71. Hungerspiele gewonnen, aber sein einziges Jahr als Mentor hat er sich von allen anderen abgegrenzt. Er hat mit niemanden geredet und hat stets einen Mantel getragen, in dessen Kragen er sein Gesicht versteckt hat. Als Farid Hulster aus seinem Distrikt im nächsten Jahr gewann, wurde er von ihm als Mentor abgelöst und ward darauf nie mehr gesehen.

Peeta hatte inzwischen seine neue Karte weitergezeichnet und fügte nun „Bestie" in eins der Tortenstücke hinzu.
Wenig später saßen wir gemeinsam am Lagerfeuer und verzehrten einen Fisch, den Finnick geangelt hatte. Da erklang die Hymne und die Gesichter von Cashmere, Gloss, Wiress, Mags, Ivette, Megan, Blight und Jackson erschienen am Himmel. Sie alle hatten mir nie viel bedeutet, doch es fühlte sich trotzdem so an, als würde man mir eine schwere Last aufladen.

Ich fühlte mich schuldig. Schuldig, dass ich Wiress für ihre Kinderlieder verhöhnt hatte. Schuldig, dass ich Blight nicht beschützen konnte. Schuldig, dass ich Cashmere, eine Frau, die ihr halbes Leben noch vor sich hatte, getötet habe. Sogar für Jackson empfand ich Trauer. Warum war ich noch am Leben, aber sie alle nicht mehr? Warum war der Preis für mein Leben so unfassbar hoch? Sie alle waren Menschen mit Herz gewesen, hatten Gefühle, Träume und Glück in sich getragen, doch all das war ihnen geraubt worden. Ich hatte das nicht verdient. Ich war gemein und egoistisch. Ich hatte nicht mal jemanden, für den es sich zu Leben lohnte. Warum war ich also noch hier?

‚Weil du dich rächen willst', ertönte eine optimistische Stimme in meinem Kopf, ‚Weil du sie alle rächen wirst und weil du es verdient hast zu leben, nachdem was dir schon alles zugestoßen ist.' Die Last fiel langsam von mir ab. Sie alle waren schließlich nicht grundlos gestorben. Sie haben uns einen Vorsprung verschafft. Wir konnten es schaffen. Wir würden fliehen. Raus aus der Arena.

Innerhalb von 2 Tagen waren zwei Drittel von uns tot. So schnell war das in der Geschichte der Hungerspiele noch nie passiert, aber es sorgte dafür, dass das Kapitol keinen Verdacht schöpfte.
„Die verheizen uns ja regelrecht", bemerkte ich also trocken.
„Es sind nur noch wir fünf, nur die beiden aus Distrikt 2 und Chaff sind übrig",  meinte Peeta.
In diesem Moment hörte ich ein leises Piepsen und auch die anderen sahen sich um. Ein Fallschirmchen mit einem Brotkorb landete im Sand. „Die sind aus deinem Distrikt, Beetee", stellte Katniss fest, „Es sind genau 24. Wie teilen wir die auf fünf Personen auf?"
„Jeder bekommt 3 und wer bis zum Morgengrauen noch lebt, darf über den Rest entscheiden", sagte ich grinsend. Katniss lachte. Erstaunt blicke ich sie an und lächle zaghaft. Ich hätte nicht gedacht, dass so jemand wie sie so etwas wie Humor besitzen könnte. Eher hätte ich damit gerechnet, dass sie mir wegen dieser Bemerkungen an den Kragen geht.

Wir warteten ab, bis die Riesenwelle den Zehn-bis-elf-Sektor überrollte und liefen anschließend zu dessen Strand. Dort dürften wir die nächsten zwölf Stunden sicher sein. Peeta und Katniss übernahmen die erste Wache. Ich war froh ein wenig Schlaf zu bekommen, in den Spielen hatte ich bisher vielleicht eine Stunde geschlafen.

Kurz bevor ich einschlief, schnappte ich einige Wortfetzen auf, die der Wind von den beiden Turteltäubchen zu mir hinüber trug. „Katniss...keinen Sinn...was der andere vorhat", hörte ich Peeta. Aus den nachfolgenden Sätzen konnte ich entschlüsseln, dass die beiden versuchten, den jeweils anderen zu retten. Sie wussten ja noch nicht, dass es ganz andere Pläne gab. Indirekt bedeutete das aber, dass sie Finnick, Beetee und mich umbringen würden, wenn die Gelegenheit käme, da sie davon ausgingen, dass es nur einen Sieger geben konnte. Unglaublich. Wir mussten das schleunigst beenden. Wir mussten hier raus bevor einer der beiden auf dumme Gedanken kam.

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