.:𝚅𝚎𝚛𝚣𝚎𝚒𝚑𝚎𝚗 𝚒𝚜𝚝 𝚍𝚒𝚎 𝚜𝚌𝚑𝚠𝚎𝚛𝚜𝚝𝚎 𝙻𝚒𝚎𝚋𝚎:.

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𝙼𝚘𝚗𝚝𝚊𝚐, 𝟷𝟿.𝟷𝟸.𝟷𝟼

Ausgerechnet das monotone Piepen, das sie schlummrig gestimmt hatte, brachte sie nun wieder an die Oberfläche ihres Bewusstseins. Ihr Hals kratzte vor Trockenheit und ihre Nasenflügel blähten sich vor Ekel. Es stank nach Desinfektionsmittel und das hatte absolut nichts Heimisches an sich. Ganz im Gegensatz zu der Wärme, die ihre schmerzenden Hände einhüllte.

Harley brauchte eine Weile, um zu verstehen, dass sie aus dem Schlaf erwachte und noch einige Sekunden mehr, um die letzten Stunden Revue passieren zu lassen.

"Haven...", flüsterte sie mit all ihrer Kraft und hob dabei ihre Lider, die sich so ungewöhnlich schwer anfühlten. Die Angst kroch ihr wie Gift durch die Adern. Sie hoffte noch immer in diesem kleinen Gartenhäuschen zu sein, denn wenn nicht, dann hatte sie den Entführten erneut sich selbst überlassen. Und wer sagt nicht, dass Zach ihn schon längst wo anders hin verschleppt hat?! Dann haben wir Haven endgültig verloren.
"Haven!", hörte sie diesmal ihre eigene Stimme, die so kratzig in der Luft verging, als hätte sie seit Jahren kein Wasser mehr gesehen.

"Nein, mein Engel du bist nicht im Himmel. Du bist hier bei uns. Da, wo du sein musst. Hier bei uns", wiederholte eine von ihr geliebte Stimme. Ihre Mutter.

"Harley, Schwesterherz", rief Ruby nach ihr und verhinderte so ein erneutes Einschlafen. Die Griechin erschrak sogar. Sie hatte nur ihre Ma vernommen, aber das kurze Licht enthüllte mehrere Schatten und Ruby gehörte einer davon. Langsam blinzelte die junge Frau im Krankenbett. Harley gewöhnte sich an die Schwere ihrer Lider und das künstliche Licht, das sich so auf ihre Netzhaut brannte.

Auch Eliot, ihr Pa stand nervös direkt vor dem Bett. Seine Hände verschwanden in seiner Hosentasche, kamen wieder hervor und seine Arme verschränkten sich vor seiner breiten Brust. Er änderte noch einige Male seine Position, fand aber scheinbar keine in der er sich wohl fühlte.
Harley kannte den Grund. In seinen Augen befanden sich Tränen, die drohten auszubrechen. Noch nie zeigte ihr Vater Trauer. Ob er sich davor fürchtet? Er will nicht schwach sein.
Harley schweifte wieder ab und zuckte deshalb umso heftiger zusammen, nachdem ihr Pa sich ruckartig in Bewegung setzte.
Er schoss hervor, an ihre Seite und drückte seiner Tochter einen dicken Kuss auf die Stirn. "Ich hole uns schnell einen Kaffee." Mit diesen Worten verschwand er. Er meinte es nicht böse. Eliot musste fliehen, das wusste seine Tochter. All seine Emotionen kleben wie ein Beweis an ihrer feuchten Stirn.

"Happy birthday, Engelchen." Ihre Mutter drückte ihren Arm, sowie es auch Ruby bei dem anderen tat. Harley biss die Zähne zusammen. Die beiden hatten wohl ihre Verletzungen vergessen. Ein Anzeichen dafür wie durcheinander sie sein mussten. Harley überkam sofort das schlechte Gewissen. Den Inhalt des Gesagten übersprang sie einfach. Es spielte keine Rolle mehr.

"Ich wollte nicht... Ich meine, es ist nicht das, wonach es aussieht.", erklärte Harley erfolglos die Wunden, die durch dicke Verbände verborgen wurden. Irgendwie wollte ich die ganze negative Energie loswerden, aber ich wollte mich nicht umbringen, oder verletzen. Ich bin wortwörtlich geplatzt. Nicht mehr und nicht weniger, brachte sie es auf den Punkt.

"Alles okay. Wir müssen jetzt nicht darüber reden. Du bist jetzt 18. Volljährig. Sobald du dich besser fühlst, wirst du deinen Führerschein machen, auf Partys für Erwachsene gehen und Tante Ari hat dich schon auf ein Gläschen Ouzo eingeladen." Eleftheria lächelte ihre Tochter an, aber Harley fand keinen Millimeter Wahrheit in ihren Worten, nur Angst und Sorgen.

"Das ist von Margo. Sie hat mit 16 angefangen Geld und Kleinigkeiten für deinen Achtzehnten zu sammeln", sprach die jüngste Kim. Und während Harley immer noch das Gesicht ihrer Mutter betrachtete, lag bereits ein hölzernes Kästchen in ihren Armen.

'Für die Kleine, die mich zur Schwester gemacht hat', las Harley es für sich, doch auch die Blicke der anderen überflogen die eingeritzten Buchstaben. Es tat weh, die tote Schwester und älteste Tochter in dem Geschriebenen wieder zu erkennen. So höllisch weh, sie nicht bei sich zu haben. Sie fehlte in diesem Moment am meisten. Jetzt, wo die Frauen zusammen auf Harleys Krankenbett saßen.

Mit zittrigen Händen öffnete das Geburtstagskind die Kiste. Ihr strahlte eine kontrastreiche Karte entgegen. Um genau zu sein, eine ausgestreckte Zunge; das Logo der Rolling Stones. Margo liebte alte Rockmusik, erinnerte sich Harley. Sie spielte zu gerne Luftgitarre und versuchte sich kurz vor ihrem Tod auch an einer echten.

Auf der anderen Seite entdeckte die Griechin beschriebene Zeilen. Sie berührte die eingetrocknete Tinte, die Schnörkel, die nur ihre große Schwester so auf das Blatt zeichnete.
Harley stellte sich vor, wie Margo vor dieser Kiste saß, ein wunderschönes Strahlen in ihrem Gesicht.

'Nimm die Kohle, mach deinen Führerschein und bettle bei unseren Alten nach einem Auto. Es wird funktionieren.
Dann zieh dir das kürzeste Kleid an. Schmink dich wie ein Gott-verdammter Clown. Fahr nach Kolumbien und zieh zehn Lines.

Warum? Jetzt darfst du's. So einfach kann's sein.

Spaß beiseite. Alles Gute, alles Liebe. Ich hab dich lieb, kleine Klugscheißer-Kröte.'

Harley musterte den kleinen Geldbündel, einen Lippenstift und allerlei anderen Krimskrams. Doch alles woran sie dachte, war die Karte. Ein Stück Papier, das sie ihrer Schwester so nahe brachte, auch wenn diese die Erde verlassen hatte. Als könnten wir uns gegenüber sitzen. Du schreibst sie, ich lese sie. Aus Liebe geschrieben, im Herzen empfangen.
Sie drückte das Schriftstück an ihre Brust und weinte. Nicht alleine. Von links und rechts kuschelten sich ihre Ma und Ruby an ihren vibrierenden Körper. So lagen die Frauen eine Weile beieinander, vertraut wie noch nie.

"Es tut mir leid, dass ich nicht für euch da war. Das ich so schwach war und mich nur um mich selbst kümmern konnte. Ihr glaubt nicht, wie sehr ich euch liebe, alle meine Mädchen und wie unüberwindbar das Leben wird, wenn man eins verliert. Es geht einfach nicht weiter. Es tut mir so leid, meine kleinen Engel." Eleftheria weinte bitterlich und ihre Töchter mit.

"Mum, du bist eine Kämpferin. Das hast du uns beigebracht. Zu lieben und zu kämpfen. Du bist die Beste", schwärmte Ruby und Harley nickte zustimmend. "Und ihr seid perfekt. Lasst euch von niemandem etwas anderes sagen. Ihr seid genau richtig, dort wo ihr euch befindet. Lasst euch von der Welt niemals ein anderes Gefühl geben", bat Eleftheria ihre Töchter mit Nachdruck und sie schwiegen erneut im Genuss der Harmonie einer Familie.

"Ma... Könntest du Ruby und mich kurz alleine lassen?" Ihre Mutter blickte verwirrt zwischen den Geschwistern hin und her. "Wir haben uns in letzter Zeit nur gestritten und auseinander gelebt. Ich muss Dinge loswerden, die nur für sie bestimmt sind." Eleftheria verstand es. Sie drückte wie ihr Mann zuvor, ihren Kindern einen Kuss auf die Stirn und verließ anschließend das Zimmer.

Kaum war sie verschwunden, widmete sich Harley der Jüngsten zu.
"Darf ich dir die Haare flechten?" Ein letztes Mal, fügte sie in Gedanken hinzu. Als sie noch kleiner waren, hatte Harley ihrer kleinen Schwester des öfteren die pechschwarzen Haare geflochten.

Die junge Frau zog ihre Beine in den Schneidersitz und Ruby nahm wortlos vor ihr Platz. Zentimeter für Zentimeter streiften die dicken Strähnen zwischen ihren Fingern hindurch. "Du hattest schon immer das schönste Haar von uns", lobte sie Ruby. "Harley... Ich suche nach Lösungen, wie ich es besser hätte machen können, aber mir fällt nichts ein. Dich zu hintergehen hätte aber auch niemals eine Lösung werden dürfen. Vielleicht verzeihst du mir irgendwann, aber ich wusste und weiß auch jetzt keinen Ausweg. Pat hat mir wirklich Angst eingejagt. Panische Angst und ja, vielleicht hätte ich es dir sagen sollen, aber du hättest mir nicht geholfen. Da steht etwas zwischen uns und es hat mit ihnen zu tun. Du wirst dieses Geheimnis mit ins Grab nehmen. Das spüre ich. Es ist wichtiger als mir zu helfen..."
"Nein!", unterbrach Harley sie harsch und zog dabei ein wenig an ihren gewellten Strähnen.

"Nichts ist mir wichtiger als du, Ruby. Du bist meine einzige Schwester. Meine Kleine. Und ich werde dich schützen, glaub mir. Es hört von dieser Sekunde an auf, versprochen", schwor sie ihrem Schwesterherz.
"Aber du hast recht. Ich werde dir niemals persönlich sagen können, was passiert ist. Das kann ich dir und mir nicht antun", gab Harley zu, während ihre Hand sanft über Rubys Kopf glitt.

Sie war stolz darauf, was aus dem kleinen Wirbelwind geworden war. Eine Jugendliche, die sich nicht davor fürchtete ihre Gefühle und Gedanken mitzuteilen. "Versprich mir, dass du so bleibst, wie du bist. Mutig, mitfühlend, clever und wunderschön."

"Wieso hört sich das an wie ein Abschied, Harley?", fragte Ruby und drehte sich ruckartig zu ihr um.
Harley umging die Frage.

"Versprich mir, dass du für Ma und Pa da sein wirst. Immer, genau in der Sekunde, in der sie dich brauchen", verlangte Harley Weiteres.

"Du machst mir Angst, Harley." Doch diese schüttelte nur lächelnd ihren Kopf. "Ich brauche deine Hilfe jetzt mehr als jemals zuvor. Darf ich dein Handy kurz haben?", sprach Harley leise und bedacht. Die Jüngere legte es ohne Widerworte in ihre Hand und beobachtete dann ihre große Schwester. Harley tippte eine Nachricht an eine ungespeicherte Nummer. Ruby schien aus den gesendeten Wortfetzen nicht schlau zu werden und ehe sie nachhaken konnte, kam Harley ihr zuvor.

"Wer hat mich her gebracht, oder wurde ein Rettungswagen gerufen?", wollte sie wissen. "Ehhhm nein.. Ich schätze der Polizist, der vorhin noch vor deinem Zimmer saß. Keine Ahnung, ob er jetzt auch noch da ist", erzählte Ruby. "Kannst du schauen und ihn rein bitten, wenn er noch da sein sollte?", bat Harley.
Ruby sprang vom Bett und kümmerte sich sogleich um Harleys Wunsch, doch vor der Tür stoppte sie. "Mach nichts Dummes mehr. Ich brauche dich, Schwesterherz", mahnte Ruby und in ihren noch kindlichen Augen spiegelte sich pure Ernsthaftigkeit.

"Sir, Harley würde sie gerne sehen."
Es folgten Schritte. Zach kam rein, aber nicht auf sie zu. Er schloss die Tür und lehnte sich gegen das Holz. Seine Augen schimmerten farblos bis rot, wie ein blutiger Tod. Und der Polizist wirkte so erschöpft, als sei er diesen hunderte von Malen gestorben.

Sie konnte seinen Anblick nicht ertragen, rutschte an den Rand ihres Bettes und klopfte gleichzeitig auf die freie Stelle. Zach folgte ihrer stummen Aufforderung und legte sich zögerlich in das weiße Nest. Harley bedeckte ihn wie selbstverständlich mit ihrem halben Körper. "Du hasst mich also immer noch nicht", stellte er fest und sie vergrub ihr Gesicht noch mehr in seiner Brust. "Ich fühle mich nirgends sicherer und wohler als bei dir. Verrückt, oder?" Sie lachte über ihre eigenen Worte, ganz im Gegensatz zu dem Mann an ihrer Seite.

"Garry ist tot. Das hast du mir nochmal bewusst gemacht, als du so darauf bestanden hast, Haven bei seinem Namen zu nennen. Ich war so wütend auf dich, Harley. Es war als hättest du mir Garry nochmal genommen und dann wollte ich dir auch was nehmen.... Aber dann habe ich dich in deinem Blut schwimmen sehen und ich wusste, dass es noch eine Sache gibt, die ich noch mehr will, als Garry zurück zu holen."

"Und die wäre?", wollte sie wissen.

"Dass du bei mir bleibst."

Er griff sanft nach ihrem Handgelenk und legte ein schlichtes Armband aus Holzperlen darum. "Der Knoten hält das Glück zusammen", zitierte er sie.
Harley erinnerte sich, wie sie gemeinsam in Griechenland vor diesem Souvenirladen standen und sie ihm die Bedeutung dieser Kettchen erklärt hatte. "Happy Birthday", gratulierte auch er zu ihrem Geburtstag.

Zach brauchte sie so sehr und sie ihn. Harley wickelte ihre Arme um seinen Rumpf und drückte zu, wie eine Python. Sie wollte seinem schlagenden Herzen so nahe sein. Niemand würde ihn so verletzen, wie sie ihn verletzte. Niemand würde ihn so lieben, wie sie es tat.

"Lass uns verschwinden. So, wie wir es geplant haben. Zu dritt. Heute noch! Schaffst du es, alles vorzubereiten?" Harley hatte es eilig. Es war kaum zu überhören, genauso wenig wie Zachs Herz, das wie ein rhythmischer Bass gegen Harleys Trommelfell klopfte. Er freute sich. Seine Gefährtin hatte sich dafür entschieden, die Zukunft mit ihm zu verbringen.
"Ich denke... Nein, ich weiß... Ja, ja ich schaffe es!", gab er euphorisch von sich.

Wie ein kleines Kind, sprang er mit allen Vieren auf die Matratze. "Es wird ein Neuanfang", schrie er und lachte, so dass es auch um Harleys Mundwinkel zuckte. Kurz vor ihrem Gesicht schwebte seines. Ihre Nasenspitzen berührten sich fast, da flüsterte er:

"Du und ich."
Und sie antwortete.

"Ich und du."

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