Katniss Sicht

Heute ist der erste Trainingstag und alle sind aufgeregt. Besonders Elena die beim Frühstück nichts anrührt. Justinus dagegen stopft soviel in sich rein das man meinen könnte er habe seit Tagen nichts gegessen. "Justinus, Elena ihr müsst los" sagt Effie und kommt an unseren Tisch. Die beiden stehen sofort auf und folgen ihr zum Aufzug während ich und Peeta noch eine Weile sitzen bleiben bis wir zu Plutarch gehen. Er wird uns die Anweisungen für das Interview überreichen. Ich bin immer noch nicht dazu gekommen mit ihm mal ein Gespräch zu führen obwohl ich es mir fest vorgenommen hatte. Anders als uns fällt es ihm leicht wieder in seine alte Rolle als Spielermacher zu schlüpfen. Vielleicht lockt ihn auch irgendwas. Etwa das Gefühl nach Macht? In den Spielen hat er die Kontrolle. Die Kontrolle darüber ob Elena überlebt oder stirbt und ich hasse es das ich nicht das geringste dagegen tun kann. Enobaria, Johanna und Beete laufen an unserem Tisch vorbei und reden über irgendetwas. Dabei fällt mir etwas auf. "Sag mal warum hat Enobaria einen Verband um ihren Arm? Hat sie sich mit irgendjemanden angelegt?" frage ich niemanden bestimmten. "Ja sie hat sich mit mir angelegt!" Verwundert schaue ich Peeta an. "Das warst du? " "Naja eher ein Glas. Es wurde nur von mir geworfen" antwortet er. Seine Miene ist undurchdringlich. "Wegen mir oder? Sie hat mich beleidigt und dich auch. " Sein Schweigen bestätigt meine Vermutung.

"Hier sind die Anweisungen für die Interviews. Bitte gebt sie euren Tributen" sagt Plutarch und wir nicken. "Katniss darf ich mit dir kurz unter vier Augen reden" "Ja klar" sage ich und gebe Peeta noch schnell einen Kuss bevor er aus dem Zimmer geht, danach setze mich neben Plutarch. Wieso möchte der oberste Spielemacher mit mir reden? Andererseits ist es Plutarch der mich gerade darum gebeten hat. Er ist kein gewöhnlicher Spielemacher den man einfach so zu den anderen dazu zählen kann. Er war mit in 13 und hat die Rebellion unterstützt. Eigentlich müsste ich ihm vertrauen, aber ein winziger Teil von mir wehrt sich dagegen. "Wie geht es dir? " "Ganz gut" Das entspricht sogar der Wahrheit. "Und ihnen?" "Auch gut. Wieder der oberste Spielemacher zu sein lässt alte Erinnerungen wieder hoch kommen die man verdrängt hat. Glaube mir bitte: Sie sind nicht alle schlecht." Das sagt derjenige der jedes Jahr zugeschaut hat wie sich 24 Kinder umbringen. Gibt es da gute Erinnerungen an die man sich erinnern möchte? "Ich habe nur ein Problem Katniss" Ich ziehe fragend die Augenbrauen hoch. "Problem? Was denn für ein Problem?" frage ich. "Du und Elena..." Er stockt. "Was meinen sie damit? " Er holt tief Luft und ich sehe ihm an das er Angst hat wie ich darauf reagiere. Wie ich darauf reagieren werde was er mir erzählt. "Ihr steht euch zu nah. Wie würdest du reagieren wenn sie sterben würde?" "Es würde mich kalt lassen" Ich weiß selbst das das nicht der Wahrheit entspricht. Wie als hätte er meine Gedanken gelesen fährt er fort. "Wir wissen beide das das nicht die Wahrheit ist. Hör mir zu: Du darfst sie nicht so nah an dich heran lassen. Oder ihr Schicksal. Katniss sie ist nicht die stärkste Kämpferin. Es gibt bessere die eine viel größere Chance haben zu gewinnen. Wieso bist du dir so sicher das sie gewinnen wird?" Wut steigt in mir hoch. "Vielleicht weil ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben habe. Und wenn sie aus der Arena rauskommt wird sie eine meiner Brautjungfern!" Der Einfall ist mir gerade eben erst gekommen doch ich weiß das Peeta nichts dagegen haben wird. Ich spüre das sie dazu gehört zu den Menschen die ich an meinem großen Tag dabei haben möchte. "Das tragische Liebespaar heiratet? Das freut mich, aber bitte befolge meinen Rat. Hab nicht so ein nahes Verhältnis zu Elena. Es wird dich endgültig brechen" "Danke, aber das ist immer noch meine Sache" sage ich wütend stehe auf und schlage die Tür hinter mir zu.

Die nächsten Tage versuche ich Plutarchs Worte zu verdrängen. Das gelingt mir leider aber nicht so gut, denn Elena wächst mir mit jedem Tag mehr ans Herz. Mittlerweile ist sie schon wie eine kleine Schwester für mich geworden und nimmt den Platz von Prim ein die ich jeden einzelnen Tag vermisse. Die beiden würden sich gut verstehen da bin ich mir ganz sicher, aber das wird nie möglich sein. Zu den Treffen mit Plutarch geht Peeta von nun an alleine und ich bin froh darüber das er nicht nachfragt was zwischen uns vorgefallen ist.

Heute ist der letzte Trainingstag. Das heißt morgen wird die Einzelstunde stattfinden wo die Tribute ihre Leistungen den Spielermachern vorführen müssen und darauf Punkte erhalten. Eine hohe Punktzahl ist sehr gut. Sie schindet Eindruck bei den anderen Tributen und lockt Sponsoren an, aber eine niedrige hat genau den umgekehrten Effekt und ich weiß das ich der Wahrheit ins Auge sehen muss. Elena wird keine hohe Punktzahl erhalten. Unsere sonst so leichten Gespräche geraten ins stocken wenn wir zum Thema Training kommen. Ich merke ihr an das sie sich schwach und hilflos fühlt. Leider bestätigen sich meine Vermutungen, als ich am Nachmittag mit Justinus rede. Es hat zwar eine Weile gedauert aber mittlerweile haben wir schon ein näheres Verhältnis als noch vor ein paar Tagen. Er erzählt mir wie das Training gelaufen ist sowohl für ihn als auch für Elena. "Sie kommt nicht so gut mit Waffen klar. Mit einem Schwert kann sie ja noch einigermaßen umgehen aber der Rest steht in den Sternen. Allerdings ist sie unglaublich geschickt und schlau!" sagt er. Wenigstens ein Hoffnungsschimmer an den ich mich festhalten kann.

"Hast du schon eine Idee was du den Spielemachern zeigen möchtest?" frage ich Elena die mich traurig anschaut. "Nein nicht die geringste" sagt sie. "Hör mir zu" Ich nehme ihre Hände in meine. "Mach einfach das von dem du denkst das es in diesem entscheidenden Moment-" ich stocke und halte mir die Hand vor den Mund. "Katniss?" Elena sieht mich besorgt an. "Geht es dir gut?" Ich nicke leicht doch plötzlich zieht sich mein gesamter Bauch zusammen. Ich stehe auf und renne ins nächste Badezimmer. Im nächsten Moment hänge ich auch schon über der Kloschüssel und kotze mir die Seele aus dem Leib. Elena ist mir gefolgt und hält meine Haare aus meinem Gesicht. "Mach das was du für richtig hälst" sage ich während einer Pause bevor sich mein Bauch wieder zusammenzieht und einen neuen Brechreiz hochschickt. Sie nickt und streicht mir beruhigend über den Rücken. Als nichts mehr meinen Körper verlässt spüle ich mir den Mund aus und will gehen aber sie hält mich auf. "Du musst zu einem Arzt sofort!" Ich will protestieren aber sie unterbricht mich und zieht mich zur Krankenstation. Ich bin zu kraftlos um mich zu wehren und liege im nächsten Moment auf einem Krankenbett während Elena der Ärztin meine Symptome schildert. Die Ärzte führen mehrere Untersuchungen durch. Ich muss die ganze Zeit nur stillhalten und darf mich nicht bewegen. "Miss Everdeen?" Ich schaue hoch zu der Ärztin die meinen Namen gesagt hat. "Miss Everdeen wussten sie das sie ein Kind erwarten?" Ich brauche einen Moment bis ich ihre Worte realisiert habe. Elena neben mir kreischt auf und umarmt mich. "Nein das wusste ich nicht." sage ich. Ich bin schwanger.

Da bin ich mal wieder und habe euch ein neues Kapitel mitgebracht. Ich hoffe es gefällt euch :-) Eure starline20002