16 - Erhärtet

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Als Jan Böhm zurück ins Präsidium kam, erwartete Rose ihn bereits. Er saß locker in seinem Schreibtischstuhl und trank genüsslich eine Tasse Kaffee. Selbstzufrieden blickte er zur Tür, in der sein junger Kollege stand. Er hatte den geheimnisvollen Hintergrund dieses Möchtegern-Superbullen aufgedeckt und es war herausgekommen, dass alles nur Fassade war. Dahinter war absolut nichts, außer ein einflussreicher Vater. Dieser Böhm hatte nicht viel drauf, war er sich sicher, da konnte er noch so viel vorgeben zu sein. Was er angestellt haben musste um hier nach Würzburg strafversetzt zu werden, das würde er schon auch noch herausfinden. Die erste Neugierde war gesättigt.

„Schon zurück?", grüßte Rose leicht verächtlich. Er überlegte, ob und wie er seine neuen Erkenntnisse über ihn am besten aufs Brot schmieren sollte, doch er entschied sich, diese Info besser erstmal für sich zu behalten.

„Ohja, nette Frau, ihre Cousine. Sehr gesprächig, vielleicht ein bisschen zu sehr... Ich soll Sie lieb grüßen." Böhm legte einen spöttischen Ton in seine Worte und grinste schelmisch.

„Haben Sie etwas Verwertbares herausgefunden?"

„Das hab ich tatsächlich!", sagte Böhm euphorisch.

Damit hatte Rose nicht gerechnet. Er machte große Augen und lehnte sich gespannt nach vorne um dem Bericht seines Kollegen zu lauschen.

„Es gibt deutschlandweit nur einen Züchter dieser American Curl Katzen. Der ist noch nicht einmal so weit weg von hier. Gerade einmal eine Stunde Fahrt."

„Verstehe. Dann könnten wir da ja mal vorbeischauen." Enttäuscht lehnte Rose sich wieder zurück. So begeistert, wie Böhm anfangs geklungen hatte, hätte er mehr erwartet als nur die Anschrift eines Züchters, aber was sollte man auch sonst für nützliche Spuren in einem Tierheim sammeln? Ein Glück, hatte er nicht auch noch seine Zeit dort vergeudet.

„Ich hab aber noch was!" Triumphierend lächelte Böhm Rose entgegen.

„Jetzt sagen Sie doch schon und spannen Sie mich nicht lange auf die Folter!", forderte dieser.

„In den letzten Jahren gab es genau eine Katze dieser Rasse im würzburger Tierheim und die wurde an Finja Trump vermittelt!"

„Was?!" Rose staunte nicht schlecht über diese neuen Erkenntnisse. Sie überführten ihre Hauptverdächtige noch nicht zu einhundert Prozent, aber sie festigten ein Bild, das er sich von der Lehramtsstudentin gemacht hatte. Es war das Indiz, das sie noch gebraucht hatten. Das fehlende Puzzleteil.

„So habe ich auch geschaut, als ich es erfahren habe." Mit stolz geschwellter Brust stand Böhm im Raum und ärgerte sich, dass er diese Info nicht noch dramatischer überbracht hatte.

„Ich rufe sofort die Staatsanwaltschaft an und kläre ab, was wir da machen können. Dieses Unschuldslamm wird uns diesmal nicht einfach abwimmeln können. Die kommt mit aufs Präsidium - mindestens!"

*🐈*

Es war mittlerweile schon Abend geworden, als die beiden Polizisten erneut in der Heinestraße aufschlugen. Dort, wo sie schon am Morgen gewesen waren. Der Tag hatte viel Bewegung in den Fall gebracht. Ein wunderbarer Tag! Der Mordfall könnte vielleicht sogar noch heute aufgeklärt werden, sollten sie der Studentin ein Geständnis entlocken können. Sie hatten diesmal einen Streifenwagen genommen, denn Roses Privatfahrzeug verfügte nicht über ausreichend Sitzplätze. Sie würden zu dritt zurück ins Präsidium fahren, denn die Staatsanwaltschaft hatte einer Untersuchungshaft zugestimmt.

Von der Straße aus konnten sie durch das Fenster deutlich erkennen, dass im Zimmer von Finja Trump Licht brannte - offensichtlich war sie zuhause. Eine gewisse Nervosität und Spannung herrschte in Jan Böhm, als er die Klingel der WG betätigte. Aufregung, Unruhe und hohe Erwartungen machten sich in ihm breit. Würde eine erfolgreiche Festnahme und eine abgeschlossene Mordermittlung schon ausreichen, damit er aus dieser Provinz verschwinden konnte?

„Ja, hallo?", kam aus aus der Sprechanlage. Es war die zarte Stimme der Verdächtigen.
„Guten Abend, Frau Trump! Hier sind nochmal Rose und Böhm von der Kripo. Wir möchten Sie bitten mit uns zu kommen. Die Staatsanwaltschaft hat einen Haftbefehl gegen Sie ausgesprochen." Böhms Stimme klang stolz und ernst, vielleicht auch ein wenig von oben herab. Das hatte sich diese Studentin aber auch verdient, nachdem sie heute morgen so unkooperativ gewesen war.

„Was?! Ich sagte Ihnen doch schon alles. Ich bin unschuldig!" Ihre Stimme klang schockiert und verängstigt.

„Das klären Sie dann bitte mit der Staatsanwaltschaft. Öffnen Sie jetzt bitte die Tür, oder kommen Sie runter zu uns."

„Oh... okay. Ich komme gleich. Ich packe nur ein paar Sachen zusammen."

Die Sprechanlage knackte und verstummte dann.
Rose und Böhm warteten vor der verschlossenen Haustür.

„Ich hätte mehr Widerstand erwartet", merkte Böhm an, „so widerspenstig wie die heute Früh war."

Rose schenkte ihm dafür nur ein müdes Lächeln.

„Das dauert aber lange. Soll ich nochmal klingeln?"

„Ich denke, die geht uns stiften!" Rose überlegte angestrengt wohin er aus diesem Mietshaus fliehen würde, wenn er an der Stelle der Tatverdächtigen wäre. Die Straße war eigentlich der einzige mögliche Fluchtweg, welchen er ausmachen konnte.

„Haben Sie beobachtet, ob es im Treppenhaus noch eine weitere Tür gab?", fragte er seinen Kollegen.

„Ja, ich glaube mich erinnern zu können. Da war eine Tür, die führt wahrscheinlich zum Hinterhof!" Er hatte seine Worte gerade ausgesprochen, da sprintete er auch schon los. Rose ließ er einfach stehen. Der Hof war von der Straße aus nicht erreichbar, das Nachbarhaus verfügte jedoch über einen Torbogen, der in dessen Hinterhof  führte. Hier wollte er sein Glück versuchen. Er rannte hindurch und gelangte in besagten Hinterhof. Dort war er umringt von mannshohen Betonmauern. Hier waren zwei Autos der Bewohner abgestellt. Außerdem standen hier noch drei große und gut befüllte Mülltonnen, die sehnsüchtig auf die nächste Leerung warteten. Böhm nahm Anlauf und rannte auf die Mauer zu seiner Rechten zu. Er stieß sich fest mit beiden Füßen vom Boden ab und sprang an der Betonbegrenzung hoch. Gerade so bekam er die Kante zu fassen! Er stöhnte vor Anstrengung als er sich nach oben zog, während sein Körpergewicht ihn nach unten zog, doch er schaffte es sich nach oben zu hieven und von seiner neuen Position aus, konnte er sehen, wie Finja Trump sich gerade im benachbarten Hof ebenfalls abmühte eine Mauer zu erklimmen.

„Bleiben Sie sofort stehen!", forderte Böhm, als er sich vorsichtig hinabließ.

Erschrocken blickte Finja kurz zu ihm rüber und setze einen weiteren Versuch an. Diesmal gelang es ihr und sie konnte das Hindernis überwinden.

Na toll, noch eine Mauer, dachte sich Böhm und machte sich auf zur gegenüberliegenden Grundstücksgrenze, wohin die Tatverdächtige eben verschwunden war.
Zu seiner Erleichterung war diese Mauer nun niedriger und er konnte sie schneller und mit deutlich geringerem Kraftaufwand überwinden.

Dahinter erwartete ihn eine schmale Rasenfläche, die links und rechts von Hauswänden begrenzt wurde. Er konnte Finja noch gerade so um die Ecke eines der Gebäude huschen sehen. So schnell er konnte, nahm er die Verfolgung wieder auf und folgte ihr.
Als er die Ecke passierte, kletterte sie gerade über einen hölzernen Sichtschutz. Böhm hastete hinterher und warf sich mit seinem gesamten Körpergewicht gegen das Holz. Es brach! Nun befand er sich in einem gepflasterten Hof. Er erblickte Finja sofort. Sie schien sich bei der Landung auf den harten Pflastersteinen verletzt zu haben, denn sie humpelte in Richtung eines Garagenhofs. Mit letzter Kraft, warf sie sich in eine offenstehende Garage, in der Hoffnung sich dort verstecken zu können, aber Böhm hatte dies beobachtet. Breitbeinig und keuchend stellte er sich vor die Garage.

„Kommen Sie raus... Sie sind verhaftet." Da er völlig aus der Puste war und nach Atem rang, brachte er die Worte kaum verständlich heraus.
Sich der Ausweglosigkeit ihrer Lage bewusst, beugte sie sich ihrem Schicksal und humpelte Böhm entgegen.
„Ich habe Ihnen doch gesagt, es wird nicht spaßig, wenn wir uns wiedersehen", sagte er triumphal und legte ihr Handschellen an.

Er führte Sie ab und brachte sie zu Rose, der am Streifenwagen wartete. Neugierig streckten die Bewohner der Heinestraße die Köpfe aus ihren Fenstern. Eine Verhaftung war eine Sensation, die sie nicht verpassen wollten. Rose öffnete die Tür und Böhm platzierte die Verhaftete auf dem Rücksitz. Dann stiegen auch die beiden Polizisten ein und Rose setzte das Polizeiauto in Bewegung.

„Ich bin unschuldig, wirklich!", sagte die aufgebrachte Finja vom Rücksitz aus.

„Und wieso sind Sie dann weggerannt? Sie müssen zugeben, dass ein Fluchtversuch äußerst verdächtig wirkt."

„Ich bin doch nur abgehauen, weil ich Angst hatte. Mein Gott, Sie wollen mich ins Gefängnis sperren!"

„Das wird ein Richter entscheiden, wenn er überzeugt ist, dass Sie Dennis Steiner ermordet haben. Wir haben einige Indizien, die dafür sprechen."

„Aber das habe ich nicht, verdammt nochmal! Wir haben ein wenig rumgemacht und er hat mir ein Getränk ausgegeben. Er wurde mir dann aber viel zu touchy und konnte seine Hände nicht mehr bei sich behalten. Dann hab ich ihn stehen gelassen und bin gegangen, wirklich!"

Keiner der beiden Kommissare ging auf ihre Darstellung der Geschehnisse ein.

„Ich fasse es nicht, Sie glauben mir nicht!" Finja vergrub verzweifelt ihr Gesicht in den Händen.

„Sie haben eine Katze aus dem Tierheim geholt, nicht wahr?"

„Ja, aber was spielt das jetzt für eine Rolle?", fragte sie verwundert.

„Wir haben interessante Spuren auf der Leiche gefunden. Katzenhaare einer seltenen Rasse. American Curl. Und ausgerechnet Sie haben so eine Katze aus dem Tierheim. Ein merkwürdiger Zufall, nicht wahr?"

„Und deswegen haben Sie mich ernsthaft verhaftet? Luna ist eine American Curl, aber sie ist nicht hier. Ich habe sie schon vor Monaten zu meinen Eltern gebracht."

„Wir werden das überprüfen."

Resignierend ließ sich Finja in den Sitz sinken. Sie konnte jetzt nichts mehr tun.

Finja Trump war stark belastet und kam erstmal in Untersuchungshaft. Einige Indizien sprachen gegen sie. Noch heute würden sie eine DNS-Probe von ihr nehmen. Die Überprüfung der Probe mit der DNS vom Fundort würde etwas dauern, in der Zeit würden die Polizei in Heidelberg nach der Katze bei ihren Eltern schauen. Rose war zufrieden. Er stellte sich auf ein paar ruhige Tage ein. Doch es sollte anders kommen...

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