21 - Auf geht's Rothosenjungs

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„In welcher Liga spielen die aktuell überhaupt?", fragte Rose seinen Jugendfreund Stefan Olbrecht, während die beiden auf der Stehtribüne des Stadions am Dallenberg standen und ein Fußballspiel verfolgten.
„Das ist doch egal! Wenn du sowas fragst, hast du Kickers nicht verstanden", entgegnete Stefan und nahm einen großen Schluck aus seinem mit Bier gefüllten Plastikbecher.
Nach der beruflichen Schlappe, die er kürzlich hatte einstecken müssen, wollte Rose den Kopf frei bekommen und hatte sich daher mit seinem Kumpel aus Schulzeiten, zu dem er noch heute hin und wieder Kontakt pflegte, verabredet. Stefan war ein großer, schlaksiger Kerl mit schütterem grauem Haar. Er hatte eine sehr entspannte Einstellung zum Leben, hatte keine großen Ambitionen, keine Frau geschweige denn Kinder und schlug sich stets mit Gelegenheitsjobs durch. Es war Rose unangenehm, als er sich selbst dabei ertappte, dass er unterbewusst den Kontakt zu Stefan gesucht hatte, da er sich in seiner Gegenwart besser fühlte. Neben Stefan wirkte jeder wie ein erfolgreicher Top-Manager. Er war ein Nichtsnutz! Aber konnte ein Mensch überhaupt nutzlos sein, wenn er einem anderen dabei half sich wieder besser zu fühlen?

Das Stadion war heute mäßig gefüllt. Ein paar kleine Trauben an Zuschauern gingen auf den Tribünenrängen fast unter. Die meisten Anhänger hatten sich hinter einer großen Zaunfahne dicht an dicht gedrängt, wo sie hüpfend, klatschend und fahnenschwenkend im Rhythmus einer Trommel lautstark „Auf geht's Rothosenjungs!" skandierten. Ob der Zuschauerandrang am schlechten Wetter oder an dem sportlichen Erfolg der Mannschaft lag, konnte Rose nur mutmaßen.

„Das freut mich, dass wir hier mal wieder zusammen ein Spiel schauen", sagte Stefan und legte seinen Arm freundschaftlich um Rose, „Erinnerst du dich noch an die Schulzeiten?"

„Ja, leider", gab Rose als Antwort und Unbehagen schwang in seiner Betonung mit.
„Oh, naja. Für dich war es damals wohl nicht besonders einfach. Die haben dich ganz schön verarscht! Kinder können ziemlich fies sein, die haben keinerlei Empathie! Nur ich hab dich immer beschützt. Vor mir hatten die Respekt, immerhin war ich ja auch mal sitzengeblieben und etwas größer als die."

„SCHIRI, DER HAT SCHON GELB", schrie ein älterer Mann, der hinter den beiden stand, als Reaktion auf ein rüdes Foulspiel lautstark in Richtung des Spielfelds und unterbrach damit das unangenehme Gesprächsthema zwischen Rose und Stefan. Das kam Rose nicht ungelegen.
„Bist du denn eigentlich noch Produktionshelfer?", fragte Rose und lenkte das Gespräch geschickt in eine andere Richtung.

„Oh, nein. Davon mach ich erstmal eine Auszeit", antwortete Stefan und gestikulierte abwehrend mit seinen Händen, „Das war dort mega anstrengend und dann haben die mich direkt gefeuert als ich nur einmal gefehlt habe."

„Hast du schon...", wollte Rose fragen, doch er wurde unterbrochen als Stefan einem würzburger Fußballer „Geh ab Junge!" zurief, als die Heimmannschaft einen schnellen Konterangriff startete. Über die Außenbahn konnte sich der Spieler durchsetzen und wurde erst am Strafraum von einem Verteidiger gestellt, sodass er es vermied diesen auszudribbeln und stattdessen eine Flanke vor das Tor schlug. Dort waren Spieler beider Teams herbeigeeilt, es entbrannte ein Kopfballduell welches ein Würzburger für sich entscheiden konnte und das Spielgerät mit dem Kopf auf das Tor zielte, doch der Torwart reagierte blitzschnell und konnte den Ball mit einer Hand über die Latte klären.

„Oh! Das gibt's doch gar nicht", kommentierte Stefan diese Spielszene und schlug verärgert mit seiner Faust auf den stählernen Wellenbrecher vor ihm, der übersäht war mit den Überresten verschiedenster Aufkleber mit Fußballmotiven.

„Und wie läuft's so bei der Kripo? Hab in der Zeitung gelesen, dass in letzter Zeit mehrere Morde passiert sind." Stefan hatte sich wieder etwas beruhigt und das Gespräch zu Rose wieder aufgenommen.

„Ehrlich gesagt, läuft es nicht so gut. Unsere Ermittlungen verliefen in eine Sackgasse und ich habe absolut keinen Schimmer, wie wir weiter machen sollen", gestand Rose ein.

„Hast du denn irgendwelche Spuren, DNS-Proben oder sonstiges krasses CSI-Zeugs?"

Rose wimmelte ab. „Du weißt, dass ich dir darüber nichts erzählen darf."

„Ja, logisch. Aus ermittlungstaktischen Gründen heißt es ja immer bei der Polizei. Aber einer unbescholtenen Seele wie mir wird man doch wohl im Vertrauen was erzählen dürfen."

„Alles andere wäre auch unprofessionell. Eine Sache kann ich dir ja aber sagen: Wir suchen nach einer Katze einer seltenen Rasse. Eine Katze! Die könnte ja sonst wo sein." Roses Stimme klang verzweifelt, so als könne er es noch immer nicht fassen eine Hauskatze finden zu müssen, um einen Mordfall zu lösen.

Jetzt gab es viel Tumult im Strafraum der Kickers. Immer wieder wurde der Ball hineingespielt, wo er wiederholt abgeblockt wurde, doch sie schafften es nicht den Ball entscheidend zu klären und sich somit zu befreien. Und so prallte das Spielgerät von einem Verteidiger ab und landete direkt vor den Füßen eines Angreifers der Gastmannschaft, der leichtes Spiel hatte es ins Tornetz zu bugsieren.
„So 'ne Scheiße! So eine verdammte Scheiße", fluchte Stefan, der sich lautstark über dieses Gegentor ärgerte. Die Spieler der Gastmannschaft jubelten und warfen ihre Arme hoch. Sie sammelten sich in einer Ecke des Spielfelds um den Torschützen mit Umarmungen zu gratulieren.

„Also ich kenne mich ja gut mit Katzen aus, das sind Raubtiere, verstehst du?", so begann Stefan seinen Monolog über das besagte Tier und nahm damit den Gesprächsfaden wieder auf. „Raubtiere kannst du nicht jagen. Die sind ja selber Jäger. Der einzige Weg ein Raubtier zu fangen ist, wenn man ihm eine Falle stellt und ködert. Da braucht man viel Geduld und eine echt gute Falle, sonst kapieren die das."

„Ja, da hast du wohl recht.", antwortete Rose kurz. Damit wollte er diesen Exkurs über Katzen sowie das ganze Thema schnell beenden.

Während der Trainer der Kickers in den Schlussminuten einen weiteren offensiv agierenden Einwechselspieler brachte und seine Mannschaft den Druck erhöhte, musste Rose über Stefans Worte nachdenken.
Ein wildes Raubtier wie beispielsweise einen Wolf konnte man in eine Falle locken.
Auch der Mörder, vermutlich weiblich, war wie ein Raubtier auf seine Beute losgegangen. Parallelen konnte man also gut ziehen. Aber wie sollte er diese Metapher nun auf seinen Kriminalfall interpretieren?

Das intensive Fußballspiel nahm nochmal ordentlich Fahrt auf, ein Ausgleichstreffer wollte jedoch nicht mehr fallen, weshalb sich die Rothosen niedergeschlagen auf den grünen Rasen sinken ließen, als der Unparteiische mit einem schrillen Pfiff die Partie beendete und somit die Niederlage offiziell machte.

„Wie kann man so ein Spiel nur verlieren?! Wir waren doch ganz klar besser als diese Gurkentruppe! Wir müssen halt die guten Torchancen auch mal nutzen", analysierte Stefan abschließend das gesehene Fußballspiel. Rose beachtete seine Ausführungen kaum, er war zu vertieft in seine Gedanken, die sich um die Jagd von Raubtieren drehten.

Erst sein klingelndes Handy riss ihn unsanft aus seinen Überlegungen.

„Rose."

„Hi, hier ist Julia. Ich hab spannende Neuigkeiten!" Es meldete sich Julia Höhn aus der Gerichtsmedizin. Sie schien ins Telefon zu flüstern.

„Hallo Julia, das ist super, dass du anrufst. Erzähl!"

„Meine Freundin im LKA hat die DNS gecheckt und sie stimmt mit der, die bei der anderen Leiche gefunden wurde überein! Leider fand auch ihre Datenbank keinen Treffer."

„Okay, damit wäre endlich bewiesen, dass es der selbe Täter war. Weißt du auch schon was über die Haare?"

„Ja, dieser Experte war ganz verwundert wieso ich ihm die Probe nochmal zuschicke. Der dachte sofort ich spinne, aber es war natürlich eine zweite Probe, der selben Katze!"

„Welcher Serienmörder nimmt sein Haustier mit wenn er an seinen Opfern herumschnippelt?", fragte Rose.

„Weiß nicht, vielleicht einer, der sein Haustier liebt?"

„Hast du noch was für mich?"

„Nein, das war alles. Es bleibt ja dabei: Das weißt du nicht von mir!"

„Na klar, ich verrate nichts. Ehrenwort!"

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