7 - Schweineschlachtung

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

„SCHWEINE KRIEGEN WAS SIE VERDIENEN!"

Nahe Effeldorf bog der Porsche auf die Zufahrt zu einem längst verlassenen Einsiedlerhof ab, wo er von einem Polizeibeamten angehalten und überprüft wurde. Nach dem Vorzeigen ihrer Dienstausweise durften die Ermittler passieren. Am Horizont über den endlos scheinenden Feldern thronte das weithin sichtbare Ei aus dem Mainfrankenpark, über welchem die Sonne langsam unterging und die gesamte Szenerie in ein herrliches Abendrot tauchte. In der Ferne hörte man einen Zug vorbeiziehen. Ansonsten war es still.

Es herrschte schon reges Treiben als Rose und Böhm eintrafen. Die Kollegen des Erkennungsdienstes gingen emsig ihren routinierten Aufgaben nach und sicherten mögliche Spuren. Der Wagen hielt im Hof und die beiden Kripobeamten stiegen aus. Eine schwarze Katze beobachtete die beiden neuen Kollegen interessiert, huschte anschließend über den Hof, hielt nochmals kurz inne um zurückzublicken, ehe sie in einem angrenzenden Gebüsch verschwand.

„Gut, dass Sie da sind", begrüßte sie Ewald Popp, ein Mitarbeiter der Spurensicherung, gekleidet in einen weißen Overall, das Haar verdeckt von einer Haube.
„Wer ist denn das neue Gesicht?"

„Jan Böhm, sehr erfreut!", entgegnete Böhm und streckte Popp die Hand entgegen, doch dieser machte keinerlei Anstalten diese zu schütteln.

„Dann schauen wir doch mal rein", schlug Popp vor und bedeutete den beiden ihm in das baufällige Gebäude zu folgen. Während sie ein paar Schritte gingen verschaffte sich Rose einen Eindruck vom früheren Bauernhof.

Der Hof, der schon ein paar Jahre verlassen gewesen sein musste, bestand aus drei Gebäuden: Ein mehrstöckiges Wohnhaus, eine Scheune und ein Viehstall. Das Wohnhaus, dessen Dachstuhl eingestürzt war und nur noch über bröckelnde Außenmauern verfügte, war gefüllt mit Schutt und Ziegeln. Dazwischen wuchsen einige Pflanzen und verhaften der Natur dabei, das Grundstück zurückzuerobern.

Die Scheune war zwar noch intakt, aber hier drohte die Decke einzustürzen. Die Wände bestanden aus Holzlatten, von denen einige gebrochen waren, während andere ganz und gar fehlten. Darin
stand einiges an Schrott. Besonders hervor stach ein rostiger Traktor, der fahruntüchtig aussah und auch sicher nie mehr laufen würde, zu beschädigt wirkte er.

Der Stall war ein langgezogenes Gebäude, welches zwar auch einen baufälligen Eindruck machte aber im Vergleich zum Haus und der Scheune noch intakt war. Es war übersäht mit Graffitis und die Scheiben waren eingeworfen worden. Neben dem Stall standen noch zwei Silos, in denen vermutlich einmal Futtermittel eingelagert waren.

„Dieser Gutshof gehörte früher der Familie Haberer", informierte Popp die beiden Ermittler, „Die gaben ihn vor sechs Jahren auf, nachdem ein Feuer ausgebrochen war. Bei dem Brand ist das Wohnhaus komplett ausgebrannt und war fortan unbewohnbar. Die Haberers zogen dann nach Lohr um in einer Fabrik zu arbeiten. Heute kommen hier manchmal Jugendliche her um allerlei Unfug zu treiben. So wie die beiden Jungs, die die Leiche entdeckt haben. Wollten sich den verlassenen Ort mal genauer ansehen und ein paar Fotos machen. Lost Place, haben sie es genannt."

„Tja, das ist Hausfriedensbruch aber das machen die wohl kein zweites Mal", scherzte Rose sarkastisch.
„Haben wir die Fotos?", fragte Böhm.

„Ja, aber die sind nichts Besonderes. Nichts, was wir hier nicht gerade selbst dokumentieren würden mit deutlich besserem Equipment", entgegnete Popp, der kurz vor dem Eingang zum Stall innehielt und einladend auf die Tür zeigte. Die drei Männer gingen hinein.

Im Inneren befanden sich zahlreiche Zäune, die mehrere Gehege bildeten. Rose schlussfolgerte aus der niedrigen Höhe der Zäune, dass hier früher einmal Schweine gehalten wurden. Von der Tür aus führte geradlinig ein Gang durch den schlauchförmigen Bau. Der Boden bestand aus Holzdielen mit kleinen Spalten. Am anderen Ende des Stalles lag die Leiche eines jungen Mannes in einer alten Futterkrippe. Sie war nackt und zeigte einige Schnittwunden. Direkt darüber hatte der oder die Täter eine Botschaft mit Blut – vermutlich das des Opfers – an der Wand hinterlassen: SCHWEINE KRIEGEN WAS SIE VERDIENEN! Ein Mitarbeiter des Erkennungsdienstes, der so wie Popp Schutzkleidung trug, schoss gerade einige Fotos vom Opfer und der Botschaft.

„Na sieh mal einer an! Die Botschaft ist passend zum Fundort." So lautete Roses erste, trockene Reaktion nachdem er den Ort einen Moment auf sich hatte wirken lassen. Er sah zu Böhm herüber, welcher starr dastand und auf den toten Körper blickte. „Das wird doch nicht der erste Tote sein, den Sie sehen, oder?", fragte Rose. „Nein, nein. Aber die Gesamtsituation macht schon betroffen."

„Reißen Sie sich doch zusammen, oder gehen Sie bitte wieder raus! Popp, fahren Sie bitte fort."

„Okay, der Tote passt zur Beschreibung eines vermisst gemeldeten Mannes aus Berlin. Dennis Steiner, aber die Identifizierung durch einen Freund, bei dem er wohnte, steht noch aus. So wie es aussieht wurde er ziemlich übel zugerichtet. Sieht nach Folter aus, würde ich sagen. Sein Körper weist mehrere tiefe Schnitte auf und sein bestes Stück wurde abgetrennt. Wir haben es hier nicht gefunden. Er wurde wohl nach der Tötung in diese Futterkrippe gelegt, denn wir haben darin nur sehr wenig Blut gefunden. Die Nachricht an den Wänden nimmt Bezug auf den früheren Nutzzweck dieses Gebäudes und wurde vermeintlich mit dem Blut des Opfers geschrieben, aber das überprüfen wir noch. Was sagen Sie dazu Kommissar Rose?"

„Die Botschaft nimmt vermutlich auch Bezug auf das Opfer. Die Verstümmelung der Genitalien spricht für etwas Persönliches. Der Täter muss das Opfer gekannt haben. Durch die Folterung könnte der Täter die Herausgabe einer Information erzwungen oder Rache genommen haben. Was meinen Sie, Böhm?", deduzierte Rose und zog seinen neuen Zögling hinzu.

„Vielleicht eine betrogene Freundin. Oder ein Kannibale? Das würde Bezug zum Begriff Schwein in der Botschaft nehmen und den fehlenden Penis erklären. Das sogenannte Entmannungsritual ist in solchen Kreisen eine häufige Fantasie."

„Nicht schlecht, gut aus der Hüfte geschossen!", lobte Rose seinen neuen Kollegen, „Aber die Freundin hätte ihn erstmal überwältigen müssen und wie ein Langschwein sieht mir der junge Mann auch nicht aus. Ein Kannibale hätte den Toten doch niemals hier abgelegt. Dann würde er jetzt stückchenweise in irgendeiner Gefriertruhe ruhen."

„Glauben Sie, die Leiche wurde anderswo ermordet und hier abgelegt?"

„Exakt, hier gibt es einfach viel zu wenig Blut und wieso sollte ein junger Mann aus Berlin an so einen Ort kommen? Ich bin mir sicher, wir suchen einen oder mehrere Täter, die körperlich in der Lage sind, die Leiche eines kräftigen Mannes hierher zu transportieren. Zudem ist anzunehmen, dass der oder die Täter über Ortskenntnis verfügen. Die Art und Weise wie die Leiche hier drapiert wurde in Verbindung mit der Nachricht weisen darauf hin, dass man offenbar wollte, dass das Opfer hier gefunden wird um uns etwas mitzuteilen."

„Und was will er uns sagen?"

„Dass dieser Kerl hier etwas getan hat, was den Mörder ziemlich wütend gemacht hat."

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro